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Ein ungewöhnlich offenes, eloquentes und sehr persönliches Buch: Renate Künast, die Grüne Verbraucherschutzministerin und eine der beliebtesten Spitzenpolitikerinnen in Deutschland, gibt Einblick in ihre politische Tätigkeit und in ein Themengebiet, das unser aller Lebensqualität betrifft, bislang aber weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit bearbeitet wurde. Der Leser versteht die Zusammenhänge zwischen deutscher, europäischer und internationaler Agrarpolitik und wird animiert, selbst mit dem Einkaufskorb auf die Entwicklungen einzuwirken.

Produktbeschreibung
Ein ungewöhnlich offenes, eloquentes und sehr persönliches Buch: Renate Künast, die Grüne Verbraucherschutzministerin und eine der beliebtesten Spitzenpolitikerinnen in Deutschland, gibt Einblick in ihre politische Tätigkeit und in ein Themengebiet, das unser aller Lebensqualität betrifft, bislang aber weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit bearbeitet wurde. Der Leser versteht die Zusammenhänge zwischen deutscher, europäischer und internationaler Agrarpolitik und wird animiert, selbst mit dem Einkaufskorb auf die Entwicklungen einzuwirken.
Autorenporträt
Renate Künast wurde 1955 in Recklinghausen geboren. Sie studierte Sozialarbeit an der Fachhochschule in Düsseldorf. Von 1977 bis 1979 arbeitete sie als Sozialarbeiterin in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel, speziell mit Drogenabhängigen. Später studierte sie Jura und schloss das Studium 1985 mit dem zweiten Staatsexamen ab. Sie ist Rechtsanwältin. Der Westberliner Alternativen Liste trat sie 1979 bei und hat seitdem in verschiedenen Funktionen für die Partei gearbeitet, u.a. als Fraktionsvorsitzende und rechtspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Senat. Vom 24. Juni 2000 bis zum 9. März 2001 war sie Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Seit dem 12. Januar 2001 ist sie Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2002

Die Jeanne d’Arc der deutschen Schlachthöfe
Selbstbewusst bilanziert Verbraucherministerin Renate Künast ihren Einsatz für die angekündigte Agrarwende
RENATE KÜNAST: Klasse statt Masse. Die Erde schätzen, den Verbraucher schützen, Econ-Verlag, München 2002. 255 Seiten, 20 Euro.
Erhard Eppler, Altvater der mittlerweile versprengten Grundsatz- Ökologen in der SPD, hat mal gesagt, das einzig Revolutionäre an dieser rot- grünen Regierung sei Renate Künast. Da ist viel dran, weil an der Spitze des Landwirtschaftsministeriums bisher nur Männer wirkten, Persönlichkeiten zudem, die allesamt aus demselben Stall zu kommen schienen. Insofern mag es revolutionär sein (und für viele Bauern immer noch höchst irritierend), wenn da auf einmal eine Frau zum Zug kommt – und nicht nur das: eine Juristin und Grüne.
Wer nicht dem Konglomerat von Bauernverband, Futtermittelherstellern, Lebensmittelindustrie und Handel angehört, für den ist das Ganze nur ein Stück nachgeholter Normalität. Gleichwohl: Die Umstände der Inthronisierung und der Amtszeit Renate Künasts seit Januar 2001 sind der Stoff, aus dem politische Heldensagen werden. Der Versuchung gibt die Autorin in der ersten Hälfte ihres Buchs bereitwillig nach. Man erfährt da, wie entschlossen sie zur Nachfolge Karl-Heinz Funkes bereit war („Am Willen zur Verantwortung mangelt es mir nicht”); wie sie lebend der Grünen Woche und der Höhle des Löwen, dem Deutschen Bauerntag, entkam; und wie viel Kraft ein solcher Intensivkurs in Zeiten von BSE-Krise und Maul-und Klauenseuche kostet.
Unermüdlich
Nicht dass das unspannend wäre – manchmal sind sie sogar amüsant, die Rituale des Europäischen Agrarrats, Saunagänge mit der schwedischen Kollegin und der Tee mit Prinz Charles. Hie und da ist die Mischung aber reichlich dick aufgetragen, eine Melange aus Rührseligkeit und Jeanne-d’Arc-Pose. Da präsentiert sich die Ministerin als eine Frau, die „so schnell nichts aus den Schuhen haut” und als treu sorgende Adoptivmutter des Ferkels Berta sowie des Lamms Renate – Peinlichkeiten im zentralen Bildteil inklusive.
Vielleicht hatte sie keine Zeit mehr, die Bildtexte zu überprüfen? Man sieht da eine überaus ernst in den Computer schauende Renate Künast und liest voller Ehrfurcht: „Unermüdlich im Kampf gegen BSE, die Maul- und Klauenseuche und die Agrarlobby ...”
Wem das zu wenig und zu selbstreferentiell ist als Bilanz der amtierenden Ministerin für Verbraucherschutz, der bekommt, überwiegend in der zweiten Hälfte, anderes Futter. Hier wird es zunehmend informativer und politischer. Hilfreich sind verschiedentlich eingestreute Graphiken und Kästen, in denen über die Grundzüge der europäischen Agrarpolitik, über die Einkommensentwicklung der Landwirte oder den Internationalen Fischfang informiert wird. Nicht neu, aber trotzdem immer wieder aufschlussreich ist die Auflistung all der Ämter, die Gerd Sonnleitner innehat, der Präsident des Deutschen Bauernverbands; sein Vize steht ihm kaum nach.
„Die Königin der Legehennen”, so eine Kapitelüberschrift, vergisst natürlich nicht, ihren siegreichen Kampf gegen die Käfighaltung zu feiern. Positiv anzumerken ist, dass die Autorin es nicht bei der nationalen Sicht belässt, sondern viele Zeilen auf die Ernährungssituation der Weltbevölkerung verwendet. Renate Künast gelingt es aber auch, darzustellen, dass eine Agrarwende „ein langes, steiniges Tal” ist, wie sie in ihrer Regierungserklärung einen Monat nach Amtsantritt festgestellt hat.
Vor allem wird deutlich, was der neue Ansatzpunkt im Gefolge der BSE- Krise sein muss – jenes Desasters, an dem die SPD-Agrarminister denselben Anteil hatten wie ihre Kollegen von der Union: Landwirtschaftspolitik kann in Deutschland und Europa nicht mehr allein von der bäuerlichen Existenz her angelegt werden. Ob der ökologische Landbau an Boden gewinnt, ob die Standards für konventionelle Bewirtschaftungsformen verbessert werden können, hängt maßgeblich von der Kooperationsbereitschaft der Konsumenten ab.
Stolz präsentiert Renate Künast die Begründung jenes Satzes, der in ihrer ersten Regierungserklärung einen rhetorischen Höhepunkt darstellte: „In unsere Kühe kommt nur Wasser, Getreide und Gras.” Leider hat sie sich verleiten lassen, einen anderen Slogan zum Buchtitel zu machen: „Klasse statt Masse” ist nicht nur irreführend, weil es gerade das erklärte Ziel dieser Regierung war, dass mehr Klasse in Masse produziert wird. Fatalerweise ist nach Erscheinen des Buches auch der Nitrofen-Skandal hochgekocht, der den Nerv des Problems trifft: Wenn die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt, ziehen die Lieferwege für Saatgut und Futtermittel immer weitere, schlechter überschaubare Kreise.
Ein Buch für den Wahlkampf? Was sonst. Geflissentlich vermeidet Renate Künast die Niederlagen, zum Beispiel das gescheiterte Verbraucherinformations- Gesetz. Allerdings wird auch deutlich, was dem Land fehlen könnte, wenn dieses Buch ein Abgesang auf Künasts kurze Amtszeit würde: eine erfrischend frei denkende, von Lobby-Interessen unabhängige Ministerin.
WOLFGANG
ROTH
Jubel beim grünen Parteitag mit Ministerin Renate Künast und Parteichef Fritz Kuhn. Für die Zeit nach der Wahl sind die Aussichten eher trübe.
Foto: Regina Schmeken
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ein Buch zur Agrarwende von der zuständigen Ministerin persönlich. Kann das gut gehen? Nach einigen Seiten Eigenlobs und trotz der Vermeidung unbequemer Themen und einiger Wahlkampfmanöver, die Manfred Kriener nicht entgangen sind, geht es durchaus. Das Buch sei "gar nicht mal so schlecht", erklärt er, ab der Mitte werde es immer besser, sobald Fakten, etwa über Welthunger und Fischereikrise, dominieren, manchmal sogar "richtig leidenschaftlich". Fakten und leidenschaftlich? Sei's drum, das Buch, so Kriener, sei durchaus eine agrarische Faktensammlung und - was eigentlich ganz wunderbar ist - mit Künasts Bekenntnis für "eine andere Art von Landwirtschaft" kann man die Ministerin künftig beim Wort nehmen, "falls sie nach dem 22. September noch im Amt sein sollte", versteht sich. Apropos beim Wort nehmen: So unkritisch, wie Künast hier noch die Biobewegung feiert, meint der Rezensent, würde es heute nicht mehr gehen. Nach Nitrofen.

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