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Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen der US-Republik und der preußischen Monarchie in einem Zeitraum, in dem sich die internationale Stellung und die innere Struktur beider Länder deutlich veränderten. Ausgangspunkt der Untersuchung sind durchgängig archivalische Quellen aus Deutschland und den USA. Die Darstellung des preußisch-amerikanischen Beziehungsgeflechtes gruppiert sich um Schwerpunkte, die für die Geschichte von Diplomatie, Gesellschaft und Wirtschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein von zentraler Bedeutung sind. So geht es beispielsweise um die transatlantische…mehr

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Produktbeschreibung
Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen der US-Republik und der preußischen Monarchie in einem Zeitraum, in dem sich die internationale Stellung und die innere Struktur beider Länder deutlich veränderten. Ausgangspunkt der Untersuchung sind durchgängig archivalische Quellen aus Deutschland und den USA. Die Darstellung des preußisch-amerikanischen Beziehungsgeflechtes gruppiert sich um Schwerpunkte, die für die Geschichte von Diplomatie, Gesellschaft und Wirtschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein von zentraler Bedeutung sind. So geht es beispielsweise um die transatlantische Migration und um den Handel zwischen den Partnerländern, die beide an der Schwelle zur Industrialisierung standen. Die eingehende Analyse der auswärtigen Beziehungen der beiden so unterschiedlich strukturierten Staaten macht erstaunliche Interessenparallelitäten sichtbar. Von den Persönlichkeiten, die die Beziehungen zwischen beiden Ländern entscheidend beeinflussten, steht vor allem Friedrichvon Gerolt im Blickfeld, der Preußen in Washington von 1844 bis 1871 vertrat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2005

Bei Bismarck machen wir einmal eine Ausnahme
Enno Eimers schreibt ein Pionierwerk über das Beziehungstheater zwischen Preußen und Amerika

Die Berliner "Kreuzzeitung", das Organ der preußischen Konservativen, veröffentlichte im Dezember 1851, auf dem ersten Höhepunkt der nachrevolutionären Reaktionszeit, einen nicht gerade als diplomatisch zu bezeichnenden Leitartikel über das deutsch-amerikanische Verhältnis. Anlaß war die Aufnahme von Emigranten, von "Rebellen" und "Verschwörern" der Jahre 1848/49 in die große, immer noch als Hort der Freiheit geltende Republik jenseits des Atlantiks: Die Vereinigten Staaten, nach Auffassung des Blattes eine "gigantische und fortwährend von brennendem Vergrößerungseifer getriebene Republik", widmeten "ihre materiellen Hilfsquellen dem Anstiften einer republicanischen und democratischen Propaganda gegen die gesamte ,alte Welt'" - und dies in einer Weise, daß man nur zu dem Schluß gelangen könne, "das monarchische und das quasi- oder halbmonarchische Europa liegt im Krieg mit den Vereinigten Staaten". Das Blatt mahnte eine enge Zusammenarbeit der deutschen Höfe an mit dem Ziel einer "strengen Überwachung aller direct oder indirect aus Amerika einpassirenden Reisenden", dazu forderte es strengste Kontrollen amerikanischer "Consular-Agenten" und gegebenenfalls sogar die Ausweisung aller amerikanischen Bevollmächtigten.

Doch sieht man genauer hin, dann befanden sich die preußisch-amerikanischen Beziehungen auch nach der deutschen Revolution (die in den USA begreiflicherweise mit großer Sympathie verfolgt worden war) keineswegs in einer Krise. Das Gegenteil war der Fall: Gerade seit 1850 fand eine immer deutlicher sich ausprägende Intensivierung der Beziehungen zwischen der nordamerikanischen Republik und dem größten deutschen Königreich statt, und 1853 wurde sogar - wenngleich nach längeren komplizierten Verhandlungen und nach Beseitigung mancher amerikanischer Bedenken - ein Auslieferungsabkommen zwischen beiden Mächten geschlossen. Dies und vieles andere mehr ist einer neuen, sehr umfassenden, fast vollständig aus ungedruckten Akten gearbeiteten Gesamtdarstellung von Enno Eimers zu entnehmen, die eine spannende, unruhige Periode sowohl der deutsch-europäischen wie auch der nordamerikanischen Geschichte in den Blick nimmt: die Epoche des Krimkrieges und der deutschen Einigungskriege ebenso wie die Jahre schwerer Bürgerkriege auf dem nordamerikanischen Kontinent, zuerst auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten, bald darauf auch in Mexiko.

Warum entwickelten sich die preußisch-amerikanischen Beziehungen gerade in dieser Zeit derart positiv und weitgehend problemlos, daß Bismarck, dessen enge Zusammenarbeit mit dem Gesandten Amerikas George Bancroft seit den späten 1860er Jahren geradezu legendär werden sollte, unmittelbar hieran anknüpfen konnte? Eimers nennt eine Reihe von Gründen. Zuerst ist die Persönlichkeit des langjährigen preußischen Geschäftsträgers in Washington zu nennen, Friedrich von Gerolt, der das Königreich mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1844 und 1871 in den Vereinigten Staaten überaus geschickt vertreten hat. Gerolt, gefördert von Alexander von Humboldt, kam nicht aus dem diplomatischen Dienst, sondern aus der Wirtschaft; er war ein vermögender Selfmademan, der die Diplomatie als Seiteneinsteiger betrieb, und zwar schon bald höchst erfolgreich.

Ihm gelang nach geschickten Verhandlungen mit Präsident Fillmore nicht nur der erfolgreiche Abschluß des schwierigen Auslieferungsabkommens, sondern er arbeitete besonders eingehend und unablässig an der Verbesserung und Intensivierung der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen. Ebenfalls nahm er die Interessen der in Nordamerika ansässig gewordenen deutschen Auswanderer wahr. 1854 erreichte er nach langjährigen Bemühungen endlich die Erhebung der Königlichen Mission in Washington zur Gesandtschaft des Königreichs Preußen. Der in Berlin amtierende Ministerpräsident Otto von Manteuffel, in Personalunion auch Außenminister, genehmigte diese diplomatische Rangerhöhung nicht zufällig auf dem Höhepunkt des Krimkrieges - als sich das neutrale Preußen in gefährlicher Isolation zwischen den übrigen europäischen Mächten befand - mit der Feststellung, daß die "preußischen und allgemeinen deutschen Interessen, welche einer wirksamen Vertretung in den Vereinigten Staaten bedürfen, so großartiger Natur und ihre Bedeutung so in fortwährender Zunahme begriffen" seien. Die Amerikaner besaßen übrigens schon länger eine Gesandtschaft in Berlin, doch kein amerikanischer Vertreter bis zur Berufung Bancrofts 1867 "schrieb Deutsch und sprach es hinreichend oder versuchte zumindest, sich die europäische Diplomatensprache angemessen anzueignen".

Seit dem preußisch-amerikanischen Freundschafts- und Handelsvertrag von 1785, den noch Friedrich der Große abgeschlossen hatte, besaßen die wechselseitigen Wirtschaftsbeziehungen einen besonders hohen Stellenwert. Daran änderte sich auch nach der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nichts, und dies vor allem deshalb, weil es keine fundamentalen Interessengegensätze zwischen beiden Mächten gab. Überaus problematisch waren um und nach 1860 dagegen vor allem die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten einerseits und Frankreich sowie Großbritannien andererseits; beide europäischen Großmächte sympathisierten, wenigstens zu Anfang des Sezessionskrieges, recht unverhüllt mit den konföderierten Südstaaten. Preußen dagegen stand, übrigens zusammen mit Rußland, fest auf der Seite der Nordstaaten, freilich weniger aus besonderer Sympathie für Washington, sondern vornehmlich aus innereuropäischem Machtkalkül und nicht zuletzt aus wohlverstandenem Wirtschaftsinteresse. Dieses letztendlich kluge Verhalten zahlte sich sehr bald schon aus, denn Washington verfolgte, wie Eimers feststellt, "die preußische Einigungspolitik seit 1864 mit wachsender Sympathie". Der Gesandte Bancroft schließlich "unterstützte Bismarck in einem Maße, das mit der traditionellen Neutralitätspolitik der USA gegenüber Europa nicht vereinbar war".

Die Darstellung, die mit ihrer Begrenzung auf die Jahre zwischen 1850 und 1867 zugleich "Höhepunkt und Ende der eigenständigen Außenpolitik Preußens" beschreibt, ist über weite Strecken hinweg tatsächlich eine gediegene diplomatiegeschichtliche Spezialdarstellung mit allen Vorzügen, indes leider auch dem einen oder anderen Nachteil dieses Genres. Manche Passagen sind schlichtweg zu detailliert, einfach viel zu umfangreich geraten. Gleichwohl stellt das Buch ein eindrucksvolles Pionierwerk zum Thema dar. Und in wenigstens einer Hinsicht erscheint das Thema erstaunlich gegenwartsbezogen: Denn es wird deutlich, in wie starkem Maße bereits im neunzehnten Jahrhundert die Qualität der Beziehungen, die einzelne europäische Mächte zu den Vereinigten Staaten unterhielten, durchaus auch die jeweiligen innereuropäischen Rivalitäten und Interessenkonflikte widerspiegelte. Die Ereignisse der letzten Jahre zeigen deutlich genug, daß sich hieran seit den 1850er Jahren tatsächlich nicht allzuviel geändert hat.

HANS-CHRISTOF KRAUS

Enno Eimers: "Preußen und die USA 1850 bis 1867". Transatlantische Wechselwirkungen. Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Band 28. Duncker & Humblot Verlag, Berlin 2004. 678 S., 6 Abb., br., 86,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "eindrucksvolles Pionierwerk" würdigt Hans-Christof Kraus diese Arbeit von Enno Eimers über die preußisch-amerikanischen Beziehungen von 1850 bis 1867, die sich gerade in dieser Zeit ausnehmend positiv und weitgehend unproblematisch entwickelten. Ausführlich geht Kraus auf die Gründe für die guten transatlantischen Beziehungen ein. In Eimers "sehr umfassenden" und "fast vollständig" aus ungedruckten Akten gearbeiteten Darstellung sieht er im wesentlichen eine "gediegene diplomatiegeschichtliche Spezialdarstellung". Ein Genre, das auch den einen oder anderen Nachteil aufweist: So sind Kraus manche Passagen schlicht "zu detailliert" und "einfach viel zu umfangreich geraten", was den positiven Gesamteindruck allerdings nicht wirklich trübt. In einer Hinsicht hält er das Thema für "erstaunlich gegenwartsbezogen". Deutlich werde nämlich, "in wie starkem Maße bereits im neunzehnten Jahrhundert die Qualität der Beziehungen, die einzelne europäische Mächte zu den Vereinigten Staaten unterhielten, durchaus auch die jeweiligen innereuropäischen Rivalitäten und Interessenkonflikte widerspiegelte."

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