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Amerika galt lange als Hort der Freiheit und der Demokratie. Tatsächlich aber haben die Vereinigten Staaten bis in die 40er Jahre hinein mit dem Dritten Reich paktiert. Ein paar Beispiele: Die restriktive Einwanderungspolitik der US-Regierung kostete Zehntausende jüdischer Flüchtlinge das Leben. Die Union Banking Corporation von George W. Bushs Großvater finanzierte die Aufrüstung der Wehrmacht, zudem war er Mitinhaber einer Fabrik, die in Auschwitz Stahl produzierte. Ford, General Motors und die Standard Oil der Rockefellers verkauften Fahrzeuge und Flugbenzin an die Wehrmacht. Ein erschütternder Report aus der dunklen Vergangenheit der USA.…mehr

Produktbeschreibung
Amerika galt lange als Hort der Freiheit und der Demokratie. Tatsächlich aber haben die Vereinigten Staaten bis in die 40er Jahre hinein mit dem Dritten Reich paktiert. Ein paar Beispiele: Die restriktive Einwanderungspolitik der US-Regierung kostete Zehntausende jüdischer Flüchtlinge das Leben. Die Union Banking Corporation von George W. Bushs Großvater finanzierte die Aufrüstung der Wehrmacht, zudem war er Mitinhaber einer Fabrik, die in Auschwitz Stahl produzierte. Ford, General Motors und die Standard Oil der Rockefellers verkauften Fahrzeuge und Flugbenzin an die Wehrmacht. Ein erschütternder Report aus der dunklen Vergangenheit der USA.
Autorenporträt
Eva C. Schweitzer ist promovierte Amerikanistin; ihre Dissertation New York City, Times Square. Stadtentwicklung, Politik und Medien erschien 2003, eine US-Ausgabe ist in Vorbereitung. Die frühere Tagesspiegel-Redakteurin wuchs in Deutschland und den USA auf, studierte in München und Berlin und lebt seit 1998 in New York, wo sie als politische und kulturelle Korrespondentin für Die Zeit, die Berliner Zeitung, die Financial Times Deutschland und die Frankfurter Rundschau schreibt. Ihr bislang bekanntestes Buch, Großbaustelle Berlin (Nicolai), ist in vier Auflagen erschienen, zuletzt als Tb. bei Ullstein. Der Film zum Buch: http://www.youtube.com/watch?v=TuVyGv0dOw4
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2005

Immer neue Fallen
Tragen die Alliierten eine Mitschuld an der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden?

Eva Schweitzer: Amerika und der Holocaust. Die verschwiegene Geschichte. Knaur Taschenbuch, München 2004. 400 Seiten, 12,90 [Euro].

Schlomo Aronson: Hitler, the Allies and the Jews. Cambridge University Press, Cambridge 2004. 382 Seiten, 48,- Pfund.

"Frühlingserwachen in Hitler-Deutschland, Wintereinbruch in Polen und Frankreich. Achtung, Europa, die Nazis gehen auf Tour!" Jeden Abend stimmen schmucke SS-Männer den Titelsong "Frühlingserwachen" in Mel Brooks' Musical "The Producers" auf Bühnen in New York und London an. Anders als in Roberto Benignis Film "Das Leben ist schön" gibt es in dieser Satire keine sadistischen Lagerleiter und Gewehrsalven aus dem Off - der Holocaust findet in Mel Brooks' Welt nicht statt. Ein Grund hierfür ist, daß die ursprüngliche Fassung der "Producers" 1968 entstand, zu einer Zeit, als der Holocaust in der amerikanischen Gesellschaft noch ein Tabuthema war. Peter Novick hat in seinem Buch "Nach dem Holocaust. Der Umgang mit dem Massenmord" gezeigt, wie und warum der Holocaust erst Ende der sechziger Jahre langsam in das öffentliche Bewußtsein Amerikas rückte und in jeder Dekade immer neu und anders an ihn erinnert wird - je nachdem, wie es die "politischen und moralischen Gegenwartsbedürfnisse" zulassen.

Wie sehr die Schuld der Amerikaner hierbei in Vergessenheit gerät, glaubt Eva Schweitzer entdeckt zu haben. In "Amerika und der Holocaust" zeigt sie die Kollaboration der amerikanischen Wirtschaft mit dem nationalsozialistischen Regime auf. General Motors, IBM und die Banken der Wall Street machten gute Geschäfte mit den Nationalsozialisten. Die Vermittlerrolle des Bankiers Prescott Bush, des Großvaters des jetzigen Präsidenten, ist einer an Michael Moore geschulten Generation bereits bekannt. Frau Schweitzer überhebt sich jedoch bei ihrem Rundumschlag, wenn sie zu dem Schluß kommt, ohne amerikanische Finanzierung hätte es keinen Hitler gegeben. Auch der amerikanische Antisemitismus mit dem unvermeidlichen Henry Ford an der Spitze war sicher nicht Hauptideengeber der Rassenpolitik des "Dritten Reiches".

Ein wichtiges Kapitel in Schweitzers Buch ist der rigiden amerikanischen Einwanderungspolitik gewidmet, die es Juden erschwerte, in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Die Autorin stellt Präsident Roosevelt als den Verantwortlichen hin und unterschätzt die Willkür des State Department und der amerikanischen Konsulate. Die deutsche Einwanderungsquote wurde während der Zeit des "Dritten Reiches" nie ausgeschöpft, und amerikanische Beamte legten auch besonders strenge Maßstäbe an, wenn sie der Meinung waren, daß es sich um jüdische Auswanderer handelte.

Für Eva Schweitzer haben die Amerikaner durch unterlassene Hilfeleistung eindeutig eine Mitschuld an der Vernichtung der Juden. Wie komplex die Schuldverkettungen tatsächlich waren, zeigt hingegen Schlomo Aronsons "Hitler, the Allies and the Jews". Das Buch basiert auf neuem Geheimdienstmaterial und vergleicht die Lage der europäischen Juden mit einer "Catch 22"-Situation. "Catch 22" - ein durch Joseph Hellers gleichnamigen Roman berühmt gewordener Ausdruck - stammt aus dem Jargon der Militärs. Demnach gibt es für jede Regel eine mysteriöse, bis dahin völlig unbekannte Ausnahmeregel, die es den Autoritäten am Ende erlaubt, ihre Macht zu erhalten. Mit anderen Worten: Wie auch immer der einzelne sich verhält, er sitzt in einer Falle, das System wird gegen ihn gewinnen.

Aronson zeigt jene Fallen, die für die europäischen Juden immer wieder an unerwarteten Stellen auftauchten und zuschnappten, detailliert auf. Sein Ziel ist es, den Holocaust in den Kontext der internationalen Politik zu stellen, zu verstehen, welche innenpolitischen und geheimdienstlichen Interessenlagen die Alliierten in ihren Entscheidungsprozessen leiteten. Wie auf einem Schachbrett zeichnet er die Züge der Achsenmächte und die Gegenzüge der Westmächte nach, deren Reaktionen - ungewollt - die Lage der Juden verschlimmerten. Aronson sieht die nationalsozialistische Vernichtungspolitik als eine Mischung aus "kumulativer Radikalisierung" und einer Art Zickzackkurs, der auf die verändernde Kriegssituation immer neu reagierte. Seiner Meinung nach waren auch Rettungsaktionen ziemlich ineffektiv, weil sie neue Fallen für die jüdische Bevölkerung schufen. Rettungs-"Geschäfte" mit den Nationalsozialisten schadeten zum Beispiel dem Ansehen der Zionisten bei den Alliierten und wurden am Ende zur selbstgestellten Falle.

George L. Mosse hat vor langer Zeit einmal Holocaust-Forscher als überflüssige Leichenzähler abgetan. Erst die Arbeiten der letzten Jahre haben gezeigt, auf welch dünnen empirischen Grundlagen tatsächlich über Jahrzehnte argumentiert wurde.

KARINA URBACH

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Als Spekulation auf eine große Leserschaft sei diese Studie gewiss gelungen, meint süffisant der Rezensent Ralf Hanselle. Holocaust plus Amerika-Kritik, das müsse ja in der derzeitigen Stimmung verfangen. Viel Neues aber habe die Autorin nicht mitzuteilen. Wie rigide die Einwanderungsgesetze Anfang der Dreißiger Jahre von den USA gehandhabt wurden, das ist, so Hanselle, nun wirklich schon länger bekannt. Nicht uninteressant findet der Rezensent immerhin das Kapitel zur Verquickung von Nazi-Konzernen und Bush-Clan, insgesamt aber scheint ihm der Band vor allem bedenklich, weil er eines immer wieder aus den Augen verliert: "Das Copyright an der industriellen Vernichtung von Menschen wird noch immer hier gehalten."

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