Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 1,75 €
  • Broschiertes Buch

Die Biografie der »Großen Seele«: Mahatma Gandhi (1869-1948) gehört zu den charismatischsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
Mahatma Gandhi (1869-1948) gehört zu den charismatischsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er vertrat eine asketische Lebensweise und war von tiefer Religiosität geprägt. Auf dieser Grundlage entwickelte er sein Konzept des gewaltfreien zivilen Widerstandes. Er setzte sich für die Rechte der Inder in Südafrika ein, wurde 1914 Führer des indischen Nationalkongresses und kämpfte für die Unabhängigkeit des Landes. 1948 wurde die »Große Seele« von einem fanatisierten Hindu ermordet. …mehr

Produktbeschreibung
Die Biografie der »Großen Seele«: Mahatma Gandhi (1869-1948) gehört zu den charismatischsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
Mahatma Gandhi (1869-1948) gehört zu den charismatischsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er vertrat eine asketische Lebensweise und war von tiefer Religiosität geprägt. Auf dieser Grundlage entwickelte er sein Konzept des gewaltfreien zivilen Widerstandes. Er setzte sich für die Rechte der Inder in Südafrika ein, wurde 1914 Führer des indischen Nationalkongresses und kämpfte für die Unabhängigkeit des Landes. 1948 wurde die »Große Seele« von einem fanatisierten Hindu ermordet.
Autorenporträt
Hagemann, Albrecht
Albrecht Hagemann, promovierter Zeithistoriker, lebt als freier Autor in Detmold. Veröffentlichungen u.a.: 'Nelson Mandela' (1995), 'Kleine Geschichte Südafrikas' (2001).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2008

Macht durch Friedfertigkeit
Ein Gandhi-Porträt, das Fragen offenlässt
Sechzig Jahre nach seiner Ermordung scheint Mahatma Gandhis Botschaft von Gewaltlosigkeit und Wahrheit in der Politik, rücksichtsvollem Umgang auch mit den nichtmenschlichen Lebewesen und bescheidenem Lebensstil kaum mehr jemanden zu interessieren. Vor zwanzig Jahren glaubten nicht wenige an eine ökosoziale Zukunft – auch unter Berufung auf Gandhi, heute glauben das nicht mal mehr die Grünen. Ein weltweit hemmungslos operierender Kapitalismus, eine nie dagewesene Gier nach materiellen Glücksgütern rund um den Globus ist die Realität – bescheiden will sich niemand. Und was Gandhis Gewaltlosigkeit betrifft, so lässt sich damit gegen totalitäre Regime nichts ausrichten, denkt man – Gandhi hatte doch mit seinen Aktionen nur Erfolg, weil die Engländer einigermaßen faire Gegner waren. Dieser Eindruck drängt sich einem jetzt wieder auf bei der Lektüre von Albrecht Hagemanns Gandhi-Buch.
„Mein Leben ist meine Botschaft” – dieser Satz Gandhis meint, dass wir von seinen Experimenten lernen sollen, das Niveau der menschlichen Religion, Moral und Politik über das egoistische, gewaltbestimmte Niveau emporzuentwickeln. Eine solche Moralstufe ist aber wohl nur mit einem geistig-spirituellen Training zu erreichen. Wie das bei Gandhi ausgesehen hat, schildert Hagemann: Beschränkung der Besitztümer auf das Notwendigste, Vegetarismus, Keuschheit, körperliche Arbeit, Gebet und Meditation, Dienst an der Gesellschaft – auch in Form politischer Aktionen.
Sein Lebensprogramm umreißt Gandhi so: „Was ich erreichen möchte (. . .) ist Selbsterkenntnis, Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen. In der Verfolgung dieses Zieles lebe ich, bewege ich mich und bin ich. Alles was ich tue (. . .) ist auf dieses Ziel ausgerichtet.” An anderer Stelle sagt er: „Die meisten religiösen Männer, denen ich begegnet bin, sind verkleidete Politiker, aber ich, der ich die Maske eines Politikers trage, bin in Wirklichkeit ein Mann der Religion.”
Vermengung von Religion mit Politik macht uns heute misstrauisch. Die unheilvolle Verbindung voller Gewaltsamkeit sehen wir fast täglich auf dem Bildschirm. Warum aber ging dann von dem tiefreligiösen Gandhi keine Gewalt aus, kein Missionierungseifer – nur Friedfertigkeit, Toleranz und allumfassende Liebe? Weil seine Religiosität universalistisch und undogmatisch war. Gandhis Religiosität war verankert in der Tiefe der Seinswahrheit, an der festzuhalten er seine gewaltlosen Mitkämpfer stets ermahnte (satyagraha). Die Seinswahrheit (sat) war für Gandhi das gemeinsame Selbst aller Wesen. Es gab für Gandhi, der aus diesem Einheitsbewusstsein lebte, keine Trennung in Freund und Feind, Mensch und Tier usw. Dieses Bewusstsein war die Quelle seines gewaltfreien moralischen und politischen Handelns.
Hagemanns Buch bietet keine Tiefensicht auf Gandhis Spiritualität – was ein Mangel ist, weil sich das „Phänomen Gandhi” nur so verstehen lässt. Wir wissen das spätestens seit Michael Blumes bahnbrechender Untersuchung von 1987 über Politik und Yoga bei Gandhi. Hagemann lobt die Arbeit im bibliographischen Anhang sogar, aber er wollte wohl nur einen kompakten historischen Abriss vorlegen – das ist so weit gelungen. Doch wie uns das Material im Buch entgegenkommt – Mosaiksplitter aus Gandhis Leben – fügt es sich kaum zu einem schlüssigen Persönlichkeitsbild, da eben die spirituelle Tiefendimension fehlt.
Leser, die sich mit Gandhi und indischer Geistigkeit nie näher beschäftigt haben, werden nicht erkennen, warum dieser „halbnackte Fakir” (Winston Churchill) ein Visionär sein soll, der modernen Menschen etwas von Belang mitzuteilen hat. Doch Gandhi verstand seine Experimente mit Wahrheit und Gewaltlosigkeit als sein Vermächtnis, aus dem wir lernen sollten, eine Lebensweise zu entwickeln, die statt von himsa (Gewalt) von a-himsa (Nicht-Gewalt) geprägt ist und allen fühlenden Wesen, Menschen wie Tieren, zugutekommt. Eine Utopie? Eine Illusion?
Hagemann erzählt eine Anekdote: Als Gandhi vorgehalten wurde, seine Rede von der Gewaltfreiheit sei vergeblich, auch Christus habe schon die Gewaltfreiheit gepredigt, und die Geschichte habe ihn widerlegt, antwortete Gandhi: „Nun, glauben Sie, 2000 Jahre sind eine lange Zeit, um so etwas Schwieriges zu lernen, wie Schlechtes mit Gutem zu vergelten?” NIKOLAUS GERMAN
ALBRECHT HAGEMANN: Mahatma Gandhi. dtv, München 2008. 192 Seiten, 10 Euro.
Gewaltloses Vorbild im Blumenkranz: ein Denkmal für Mahatma Gandhi. Er selbst sah sich als „Mann der Religion, der die Maske eines Politikers trägt”. AP
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Nikolaus German zieht ein gemischtes Fazit aus seiner Lektüre dieser Biografie . Seiner Ansicht nach lässt der Autor Albrecht Hagemann in seiner Darstellung Mahatma Gandhis etwas Wesentliches aus, nämlich eine "Tiefensicht auf Gandhis Spiritualität". Die ist seiner Meinung nach essenziell, wenn man das Phänomen Ghandi wirklich ergründen wolle. So bleiben die Eindrücke "Mosaiksplitter" und entwickeln sich nicht zu einem "schlüssigen Persönlichkeitsbild". Als "kompakter historischer Abriss" funktioniert die Arbeit nach Meinung des Rezensenten allerdings gut. Sie liefert auch einen Einblick, wie die "Vermengung von Religion mit Politik" in einem Sinn funktionierte, den man sich unter heutigen politischen Prämissen kaum noch vorstellen kann - und dass Ghandis Form der Gewaltlosigkeit heute fast keine Sendungskraft mehr hat.

© Perlentaucher Medien GmbH