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»Ich habe noch nie einen Schuh verloren, jedenfalls nicht auf der Straße. Erst als du neben mir gestanden hast in der U-Bahn.«
'Nachtschwimmen im Rhein' ist eine kleine Sammlung von Liebesgeschichten. Im Mittelpunkt stehen meist junge Frauen, die aus China nach Deutschland gekommen sind, um ihren Träumen ein wenig näher zu kommen und womöglich ihr Glück zu machen, vielleicht auch mit Hilfe der Männer, die ihnen begegnen. Es geht um ihre Sehnsucht nach Liebe in einer fremden Kultur, um die Integration in ein zunächst fremdes und kaltes Land, aber auch um Erotik, Vertrauen, Freiheit und Lust.…mehr

Produktbeschreibung
»Ich habe noch nie einen Schuh verloren, jedenfalls nicht auf der Straße. Erst als du neben mir gestanden hast in der U-Bahn.«

'Nachtschwimmen im Rhein' ist eine kleine Sammlung von Liebesgeschichten. Im Mittelpunkt stehen meist junge Frauen, die aus China nach Deutschland gekommen sind, um ihren Träumen ein wenig näher zu kommen und womöglich ihr Glück zu machen, vielleicht auch mit Hilfe der Männer, die ihnen begegnen. Es geht um ihre Sehnsucht nach Liebe in einer fremden Kultur, um die Integration in ein zunächst fremdes und kaltes Land, aber auch um Erotik, Vertrauen, Freiheit und Lust. Die Konflikte sind heftig und manchmal gewaltsam, aber der Glaube an die Möglichkeit des Glücks wird nie aufgegeben.
Autorenporträt
Luo, Lingyuan
Lingyuan Luo wurde 1963 in der Volksrepublik China geboren, studierte Computerwissenschaften und Journalismus und lebt seit 1990 in Berlin. Seit 1992 Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien in China. 2000 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin; 2001 Literatur-Arbeitsstipendium des Berliner Senats; 2002 Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin; 2003 Literatur-Aufenthaltsstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen. 2007 wurde sie für ihren Erzählband 'Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock!' mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2008

Zum Himmel mit Konfuzius
Luo Lingyuan bedauert Chinesinnen in Berlin

Die im Jahre 1963 in China geborene und seit 1990 in Berlin lebende Autorin Luo Lingyuan machte sich einen Namen mit "Die chinesische Delegation" (2007), einer auf Deutsch geschriebenen Romansatire über eine Europa-Reise chinesischer Funktionäre. Auch die in ihrem neuen Buch versammelten, kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland auf Chinesisch verfassten Liebesgeschichten beleuchten mit großer Beobachtungsgabe lakonisch und tiefenscharf interkulturelle Begegnungen. "Die Frauen tragen auf ihren Schultern die Hälfte des Himmels, und sie müssen sie erobern", so lautet ein geflügeltes Wort Mao Tsetungs. Auch in Luo Lingyuans Erzählfokus stehen junge Chinesinnen, die sich in Deutschland als Himmelsstürmerinnen versuchen. Doch der Himmel über Berlin, speziell über Neukölln oder Wedding, ist vor allem grau.

Luos zwischen Ost und West vermittelnde, aber auch Konfliktlinien präzise nachzeichnende Literatur - etwa deutsche Flirtkultur kontra chinesisches "Abstandhalten zwischen Mann und Frau" - sinnt nach über das "Joint Venture" der Ehe, über kulturelle Werte und Lebensvollzüge. Ihre Figuren, die Selbstverwirklichung anstreben, stoßen immer wieder an die Grenzen der Assimilierungsfähigkeit. Raffiniert spielt Luo mit Erotik, Exotik und Klischees. Vordergründig sehnen sich die "rosenblätterzarten" Chinesinnen danach, das konfuzianische Tugendkorsett abzulegen. Andererseits irritieren sie der Hedonismus und die mangelnde Hierarchiegläubigkeit der Deutschen ebenso wie die schrille Kreuzberger Party- und Protestkultur.

Surreale Traummotive illustrieren die Szenen einer Ehe zwischen einem deutschen Akademiker und der Schanghaier Reedereiangestellten Xinyi in "Der Liebesbaum". Dem westlich-rationalen "männlichen" Universum stehen östlich-natürliche, emotionale Frauengestalten gegenüber. Doch die anfangs euphorischen Affären - angedeutet in Xinyis Halluzination des gespaltenen Stamms des Liebesbaums - sind ephemer. Seismographisch rekonstruiert Luo Momente der Weltbilderschütterung und Dissonanzen im ost-westlichen Liebesreigen. Luos ego- und eurozentrische Männerfiguren, die Chinesinnen als schmückendes Beiwerk auf reproduktive oder repräsentative Funktionen reduzieren, kontrastieren mit deren Unselbständigkeit. Trotz der Konzentration auf Alltagsinteraktionen - die stillen interkulturellen Missverständnisse sind kontrapunktisch angelegt zur unterschwelligen Erotik und Gewalt - spürt der Leser die Sogkraft eines subtil in die Katastrophe gesteigerten Spannungsbogens.

Die Möglichkeit von Zukunft, die am Horizont kurz aufscheint, wird in "Drei Nächte einer Frau" anhand dreier Lebensabschnittspartner Danyues, die für eheliche, karrieristische und romantische Bindungsarten stehen, exemplarisch durchdekliniert. Geschlechterkampf und Kulturgegensätze - in "Ein deutsches Kopfkissen" versinnbildlicht im emanzipatorischen Akt der Zerstörung desselben - sind zwei Seiten einer Medaille. Auch in der unterkühlten Titelerzählung "Nachtschwimmen im Rhein", in der Meizhi, die Gattin eines Vorstandsvorsitzenden der Rheinbau-AG, nach Maos Vorbild zum Flussschwimmen aufbricht, um in der Stille der Mondnacht eine Erleuchtung über das Wesen der Liebe zu erlangen, kommt es bestenfalls zur Scheinkatharsis: Meizhis Versuch, mit einem schweren Kamm den Badezimmerspiegel zu zerschlagen, vermag die Antagonismen nicht aufzulösen. Der erhofften Einnahme des Himmels, so Luos Grundtenor, stehen auch und gerade in der Fremdkultur unsichtbare Schranken im Wege.

STEFFEN GNAM

Luo Lingyuan: "Nachtschwimmen im Rhein". Fünf Erzählungen. Aus dem Chinesischen übersetzt von Axel Klassing. Mit einem Nachwort der

Autorin. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 180 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eingenommen zeigt sich Steffen Gnam von diesem Band mit Erzählungen der in China geborenen und seit 1990 in Berlin lebenden Autorin Luo Lingyuan. Wie ihr Roman "Die chinesische Delegation" (2007) kreist auch "Nachtschwimmen im Rhein" für ihn um das Thema "interkulturelle Begegnungen", das Luo "lakonisch und tiefenscharf" beleuchte. Im Mittelpunkt der Liebesgeschichten sieht er junge Chinesinnen, die versuchen, sich in Deutschland selbst zu verwirklichen, dabei aber immer wieder an die Grenzen der Assimilierungsfähigkeit stoßen. Gnam attestiert der Autorin ein gekonntes Spiel mit Erotik, Exotik und Klischees und hebt hervor, sie vermittle zwischen Ost und West, stelle aber auch die Konfliktlinien treffend dar.

© Perlentaucher Medien GmbH