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Die Natur im Norden Galiläas ist wild und großartig, das kleine Reservat, in dem eine Handvoll Menschen zusammen lebt und arbeitet, eine entlegene, zeitferne Idylle, die jedoch plötzlich bricht: Eines Morgens erscheint die junge Soldatin Ruthi nicht zum Dienst. Die Suche nach ihr bleibt erfolglos, das sich mehr und mehr verwirrende Rätsel um ihr Verschwinden versetzt die Bewohner der Enklave in eine schier unerträgliche Spannung. Was verbirgt Daniel, Biologe und Chef der Siedlung, der jede Frau, die im Laufe der Zeit zu der Gruppe stieß, zu seiner Geliebten gemacht hat? Und warum beharrt Nati,…mehr

Produktbeschreibung
Die Natur im Norden Galiläas ist wild und großartig, das kleine Reservat, in dem eine Handvoll Menschen zusammen lebt und arbeitet, eine entlegene, zeitferne Idylle, die jedoch plötzlich bricht: Eines Morgens erscheint die junge Soldatin Ruthi nicht zum Dienst. Die Suche nach ihr bleibt erfolglos, das sich mehr und mehr verwirrende Rätsel um ihr Verschwinden versetzt die Bewohner der Enklave in eine schier unerträgliche Spannung. Was verbirgt Daniel, Biologe und Chef der Siedlung, der jede Frau, die im Laufe der Zeit zu der Gruppe stieß, zu seiner Geliebten gemacht hat? Und warum beharrt Nati, der wegen seiner Homosexualität aus der Armee entlassen worden war, plötzlich darauf, im Reservat zu bleiben? Und war der vor einem Jahr verschwundene amerikanische Volontär tatsächlich ein Opfer der "Huta" geworden - der Höhlen in den Schluchten der Umgebung, in denen sich bei Regen gewaltige unterirdische Ströme bilden, die jeden, der hineingerät, rettungslos in die Tiefe ziehen?
Autorenporträt
Israel Hameiri wurde 1948 im Kibbuz Givat Chaim geboren. Während des Militärdienstes begann er zu schreiben. Er studierte Literatur- und Theaterwissenschaft an der Universität Tel Aviv, heute lehrt er Drama und Literatur. Seine Erzählungen und Stücke wurden bisher ins Englische und Arabische übersetzt, 'Symbiose' ist sein erster Roman und wurde hoch gelobt. Hameiri lebt mit seiner Familie in einem kleinen Dorf im Norden Israels.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einen verdorbenen Ort der Unschuld wurde Jakob Hessing von Israel Hameiris Debütroman versetzt: ein Naturschutzgebiet im Norden Israels, das als "Metapher für die historischen Prozesse" im Land fungiert, geleitet vom Ich-Erzähler Daniel, der sich in der vermeintlichen Idylle eingerichtet hat wie das Alphatier in "Freuds Urhorde". Ironisch und mit "dem schwarzen Humor israelischer Maskenspiele" entfalte der Autor eine "hintergründige" Kriminalgeschichte und inszeniert durch das Schweigen des Ich-Erzählers hindurch die Enthüllung eines Mordes, berichtet der Rezensent. Hinter dieser Handlung jedoch und hinter den Beschreibungen einer überschaubaren Menschengruppe und ihrer Verhältnisse in einem überschaubaren Raum lasse Hameiris "die Mechanismen einer ganzen Gesellschaftsordnung" aufscheinen, in der das Recht das Stärkeren herrscht, lobt Hessing - und dies ausgerechnet durch die Stimme des Stärksten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.2004

Leben und lieben wie bei Freud
Biotop: Israel Hame'iri verlegt sein Land in ein Naturschutzgebiet

Die israelische Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten unübersehbar verändert. In politischer Hinsicht muß man das als einen Rechtsruck, in soziologischer als eine Ablösung alter Eliten bezeichnen. Ein Beispiel ist die neue Führungsschicht der Armee: Dort dienen heute weitaus mehr Offiziere aus religiösen Kreisen, als es früher der Fall war.

Ein Symptom dieses Wandels ist der Niedergang der Kibbuzbewegung. In der Pionierphase Israels hat sie die leitenden Kräfte eines sozialistisch orientierten Landes gestellt; heute aber, unter erschwerten ökonomischen Bedingungen, kann sie einer überalterten Bevölkerung oft kaum noch das Existenzminimum sichern.

Israel Hame'iri, Jahrgang 1948, ist im Kibbuz Givat Chaim aufgewachsen, der zwischen Tel Aviv und Haifa liegt. Im Jahr der Staatsgründung geboren, absolvierte er den Militärdienst im Sechstagekrieg und der Folgezeit. Er erkannte bald, daß Israel einen Pyrrhussieg errungen hatte, und heute ist er Mitglied der Frieden-jetzt-Bewegung. An der Universität Haifa lehrt er als Literaturwissenschaftler und lebt mit seiner Familie in einem kleinen Dorf im Norden des Landes. Man könnte in dieser Lebensweise einen Rückzug aus den politischen und kapitalistischen Zentren Israels vermuten, eine Flucht in die Idylle. Aber Hame'iris Debütroman, der jetzt auch auf deutsch vorliegt, macht deutlich, daß dies ein Fehlschluß wäre. "Symbiose" ist ein hintergründiges Buch, das die Verhältnisse innerhalb einer kleinen Menschengruppe zu beschreiben scheint; in Wirklichkeit jedoch enthält er radikale Aussagen über eine ganze Gesellschaft, und diese Aussagen sind bedrückend.

Der Ort der Handlung ist ein nicht näher bezeichnetes Naturschutzreservat, das offensichtlich im Norden des Landes liegt, in einer Gegend, die dem Autor aus eigener Anschauung bekannt ist. Damit stellt sich Hame'iri in eine Tradition, die in der israelischen Literatur seit Jahrzehnten zu beobachten ist: Immer wieder verwenden ihre Schriftsteller - Ishar und Tammus, Jehoschua und Schalev, Grossman und Mira Magén - die israelische Naturlandschaft und ihre Veränderungen als Metaphern für die historischen Prozesse, die sie in ihrer Prosa aufzudecken suchen.

Zu den Ironien dieser Landesgeschichte gehört es, daß auch Ariel Scharon sich als Landwirt bezeichnet. Zuweilen liebt er es, davon zu sprechen, daß er der Politik müde sei und zu seinen Schafen in den Negev zurückkehren wolle. Dort besitzt er eine Farm, die freilich ein kapitalistisches Großunternehmen ist und mit den sozialistischen Idealen der frühen Kibbuzbewegung nichts mehr zu tun hat. Aber zur Taktik neuer Eliten gehört es von jeher, sich die Insignien der alten Autoritäten anzueignen, wenn sie sich an ihre Stelle setzen.

Dem schwarzen Humor israelischer Maskenspiele verdankt auch Hame'iris Roman einen Teil seiner nicht unbeträchtlichen Wirkung. Daniel, ein Biologe, ist Leiter des Naturschutzreservats und Icherzähler; aus dieser Verschränkung von Perspektive und Handlung gewinnt der Roman seine Doppeldeutigkeit. Daniel ist ein Autokrat mit einer hohen Meinung von sich, aber was er zu erzählen hat, gereicht ihm nicht gerade zur Ehre.

Er ist verheiratet, doch schon zu Beginn wird klar, daß er seiner Frau nicht treu ist. Im Reservat lebt noch ein zweites Ehepaar. Sie ist eine ehemalige Soldatin, die hier früher gedient hat und damals seine Geliebte war, ihr Mann ist ein etwas älterer Maler, der sie in zweiter Ehe geheiratet hat. Trotz der langen Zeit ihrer Bekanntschaft ist die Beziehung zwischen Daniel und der jungen Frau nie ganz abgebrochen. Eine andere Soldatin, die hier jetzt ihren Militärdienst versieht, hätte an diesem einen Tag eine Gruppe von Touristen durch das Reservat führen sollen, doch sie erscheint nicht zur Arbeit. Daniel trägt seiner Nachbarin auf, für sie einzuspringen: ",Klar, daß dir diese Führung zusätzlich angerechnet wird', sage ich zu ihr. Sie antwortet nicht, dreht nur den Kopf kaum merklich nach rechts, als wollte sie ihn einen Moment lang ausruhen lassen, während die Hände auf der nassen Windel liegen, die ihre roten Finger zwischen zwei Wäscheklammern, einer gelben und einer blauen, gespannt haben. So steht sie, Hanni, und ich hinter ihr, mein rechter Ellbogen angewinkelt im Ärmel des Battledress, meiner Kampfjacke mit den umgedrehten Rangabzeichen eines Oberstleutnants auf den Schulterklappen, die ich im Reservedienst selbstverständlich richtig herumdrehe."

Wie in einer Ouvertüre klingen hier bereits viele Themen der Textkomposition an. Daniel ist ein hoher Offizier im Reservedienst, der seine Rangabzeichen zwar immer trägt, aber sie nicht offen zeigt. In seiner bürgerlichen Existenz tritt er mit verdecktem Visier auf: Hinter der Fassade der zivilen Gesellschaft ist eine Machtstruktur verborgen, in der das Gesetz des Stärkeren herrscht. Da der Herr dieser Welt aber zugleich ihr betrachtender Erzähler ist, werden wir, wie oft in Tragödien, zu Zeugen seiner Selbstenthüllung. Das Leben im Naturschutzreservat wird nach Regeln geführt wie in Sigmund Freuds Urhorde: Ein starkes Männchen nimmt alle Weibchen in Beschlag, es fällt auch alle Entscheidungen, selbst über Leben und Tod. Allmählich tritt bei dieser Konstellation zutage, daß Daniel unter anderem von einem Mord erzählt.

Oder genauer: schweigt. Man kann Hame'iris Werk als Variante eines Kriminalromans lesen, und deshalb sei von den Pointen der Handlung nichts verraten. Deren Hintergründigkeit erschöpft sich allerdings nicht im Verbergen und Aufdecken eines Verbrechens. Vielmehr geht es um die Mechanismen einer ganzen Gesellschaftsordnung, die, nolens volens, ausgerechnet von dem Mann entlarvt werden, der an ihrer Spitze steht. Hame'iri entwickelt dabei ein nicht geringes Maß an Ironie. Das Naturschutzreservat soll eine Reinheit bewahren, eine Ursprünglichkeit und Unschuld, die durch die Korruption menschlicher Gesellschaft gefährdet sind. In Daniels Erzählung aber scheint das genaue Gegenteil durch: Er ist es, der die Ordnung im Reservat bestimmt, und deshalb ist sie unmoralisch wie er selbst.

Wie die Vertreibung aus dem Paradies hat Israel Hame'iris Roman einen universalen Aspekt, er ist aber auch ganz israelisch. Ein Verbrechen ist geschehen, und jemand muß die Verantwortung übernehmen. Im Reservat arbeitet ein Druse, der einen geistig zurückgebliebenen Sohn hat, und alle Netze sind bereits gelegt: Am Ende, das ist unschwer vorauszusehen, wird dieser kranke Mensch als der Schuldige dastehen.

JAKOB HESSING

Israel Hame'iri: "Symbiose". Roman. Aus dem Hebräischen übersetzt von Markus Lemke. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003. 199 S, br., 15,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Roman löst das wie durch den Schleier der Natur nur angedeutete Geschehen nicht auf. Im Mittelpunkt steht ein Ich-Erzähler mit allen Attributen des erfolgreichen Machos. Trotzdem erringt er unsere Sympathie. Der Roman entfaltet einen eigenen Zauber, und die virtuosen Paarungs-Versuche der Gallwespe, die Daniel dort untersucht, sind eine schöne Metapher für all das, was sich Menschen ausdenken, um zueinander zu gelangen." Saarbrücker Zeitung

"List und Tücke, Lug und Trug. Das ist in gewisser Weise auch Thema eines Romans von Israel Hame'iri....Bisschen happig, der Preis, aber man kann dieses Buch lesen als Lehrstück. Die Moral von der Geschicht: Selbstbetrug funktioniert auf Dauer nicht, und die Flucht vor der Verantwortung für die eigenen bösen Taten kann nur scheitern." Evangeliums-Rundfunk

"Israel Hame'iri ist mit 'Symbiose' ein ebenso verrätselter wie spannender, man könnte auch sagen 'gespenstisch-kluger' Roman gelungen, der bestürzende Einblicke in die Abgründe menschlicher Seelenlandschaften gewährt." Bayerischer Rundfunk

"Eines der interessantesten Bücher der letzten Zeit. Obsession und wachsende Spannung in verhaltenem Rhythmus." Daniel Banai in 'Ha'aretz'

"Hame'iris Roman lebt von einer schwebenden Rätselhaftigkeit, die sich aus seiner metaphernreichen, aber zugleich nüchternen Sprache ebenso speist wie aus der allegorisch aufgeladenen Handlung." www.hannover.stadtmagazine.de

"Dieser ungewöhnliche Roman spielt in einem Naturreservat im Norden Galiläas, in dem eine kleine überschaubare Gruppe Menschen zusammenleben und arbeiten. Der Ich-Erzähler Daniel war einst Berufssoldat und leitet nun als Biologe dieses Reservat. Seine Ehe ist nicht sonderlich harmonisch, sehr befremdlich sind ihm die Ballettversuche seines Sohnes und das Verhältnis zu seiner Mutter ist von gegenseitigen Vorwürfen geprägt. Dass er es schafft, jede Frau im Reservat zu seiner Geliebten zu machen, ist vielleicht bewundernswert, macht ihn aber nicht unbedingt sympathischer...Hame'iris erster Roman ist sehr außergewöhnlich, wobei Elemente des Thrillers nicht im Vordergrund stehen. Der Roman besticht eher durch seinen spielerischen Umgang mit sprachlichen Stilmitteln. Schnörkellose, knappe Sätze wechseln mit verschachtelten langen Gedankenausführungen des Ich-Erzählers ab. Dem Autor gelingt es dadurch, das Innenleben des Protagonisten hautnah abzubilden, ohne dass der Roman seine Rätselhaftigkeit einbüßt." www.x-zine.de…mehr
" 'Symbiose' ist ein hintergründiges Buch, das die Verhältnisse innerhalb einer kleinen Menschengruppe zu beschreiben scheint; in Wirklichkeit jedoch enthält er radikale Aussagen über eine ganze Gesellschaft, und diese Aussagen sind bedrückend." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)