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Manchmal ist Glücklichsein so schön, dass es fast weh tut
Die Schüchternheit von Helen Brindle täuscht - dahinter verbirgt sich ein reiches Seelenleben. Gott ist ihr einziger Vertrauter, mit seiner Hilfe erträgt sie die Ehehölle mit dem gewalttätigen Mr. Brindle. Doch dann macht sie eines Abends im Fernsehen Bekanntschaft mit einem Kybernetiker des Glücks, Professor Edward E. Gluck. Von ihm erhofft sie sich Erlösung von Fantasien, Liebessehnen und Alltagstristesse. Gluck gibt sich als weit gereister Spezialist in Sachen Lebensglück. Doch seine professionelle Kühle ist nur Fassade. Zwei Menschen, zwei Herzen, zwei Seelen begegnen sich. …mehr

Produktbeschreibung
Manchmal ist Glücklichsein so schön, dass es fast weh tut

Die Schüchternheit von Helen Brindle täuscht - dahinter verbirgt sich ein reiches Seelenleben. Gott ist ihr einziger Vertrauter, mit seiner Hilfe erträgt sie die Ehehölle mit dem gewalttätigen Mr. Brindle. Doch dann macht sie eines Abends im Fernsehen Bekanntschaft mit einem Kybernetiker des Glücks, Professor Edward E. Gluck. Von ihm erhofft sie sich Erlösung von Fantasien, Liebessehnen und Alltagstristesse. Gluck gibt sich als weit gereister Spezialist in Sachen Lebensglück. Doch seine professionelle Kühle ist nur Fassade. Zwei Menschen, zwei Herzen, zwei Seelen begegnen sich.
Autorenporträt
A.L. Kennedy, 1965 im schottischen Dundee geboren, wurde bereits mit ihrem ersten Roman ¿Einladung zum Tanz¿ (2001) berühmt und zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen englischen Autorinnen. Sie wurde mit zahlreichen wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Kennedy lebt in Glasgow. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der University of Warwick. 
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2016

NEUE TASCHENBÜCHER
Glück, das ist
immer woanders
Was Mrs. Bridle sucht, kann sie nicht so genau sagen. Am ehesten so etwas, das man Glück nennen könnte. Aber sicher ist sie da selbst nicht. Sicher ist nur: Glück, das sind die anderen. Die Menschen, mit denen man zusammenlebt, mit denen man sich unterhält, die man kurz berührt, mit denen man vielleicht ins Bett geht und die man oft wieder verliert. Einen dieser anderen, keinen geringeren als Gott, hat Mrs. Bridle bereits verloren. Die Beziehung ist vorbei und an einer Wiederaufnahme besteht kein Interesse.Ähnlich steht es um ihre Ehe.Seit Kurzem interessiert sich Mrs. Bridle nämlich für Professor Edward E. Gluck, den sie aus dem Fernsehen kennt und dann in Stuttgart trifft. Aber auch das Glück mit Gluck ist frustrierend kurz und hält nicht, was es verspricht.
  A. L. Kennedys Roman, der zuerst 1997 in einer Kurzgeschichtensammlung erschienen ist, trägt in der ansonsten sehr guten deutschen Übersetzung einen etwas verunglückten Titel. Im englischen „Original Bliss“ schwingen schon der feine Zynismus und die selbstironische Verzweiflung mit, die diese Suche nach Glück, Liebe und Sex begleiten, von der dieser Roman erzählt.  NICOLAS FREUND
  
A.L. Kennedy: Gleißendes Glück. Roman.
Aus dem Englischen von
Ingo Herzke. München,
dtv 2016. 202 Seiten,
9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Meisterin im Verfassen menschlicher Dramen. Rolf Hürzeler kulturtipp 20161126

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2000

Kommt ein Symptombündel gelaufen
A. L. Kennedys Roman vom gleißenden Glück / Von Christoph Bartmann

Mrs. Brindle, die Hauptperson in A. L. Kennedys kleinem, aber merkwürdigem Roman "Gleißendes Glück", haben wir uns als eines jener weiblichen Wesen vorzustellen, hinter derem einförmigen Ehefrauenalltag mit lauter einförmigen Verrichtungen, wie etwa dem Anrühren eines Fleischpastetenteigs, sich unermeßliche Weiten des Tagträumens auftun. Aber gibt es sie denn überhaupt noch, könnte man sogleich einwenden, gibt es noch solche inständig den eigenen kleinen Irrsinn bewirtschaftenden Mittelstandsexistenzen wie Mrs. Brindle, gibt es sie vielleicht besonders dort, wo Mrs. Brindle und A. L. (das ist Alison Louise) Kennedy zu Hause sind, im regnerischen und puritanischen Schottland? Wir wissen nicht, ob Mrs. Brindle einen halbwegs repräsentativen schottischen Frauentypus verkörpert. Wir wissen aber, daß A. L. Kennedy in Mrs. Brindle eine Romanfigur geschaffen hat, die mit all ihrer sanften Abwegigkeit geeignet ist, im Leser ein bleibendes Andenken zu hinterlassen.

Um Mrs. Brindle und ihre wahrlich idiosynkratische Beziehung zu drei Männern geht es in diesem Roman. Die Namen der drei Herren sind Gott, Gluck und Mr. Brindle. Mit dem letzteren, einem tumben Tyrannen, kohabitiert Mrs. Brindle, bis der Tod sie scheidet, in einer durchschnittlich kleinbürgerlichen Ehehölle. Eine Linderung ihrer Leiden hatte ihr lange Jahre die Kommunikation mit Gott verschafft: "Unendlich zugänglich, ein Trost ihres Fleisches. Er war ihre schönste Liebe. Er war ihr gern ein Gefährte, ein Vater, ein Freund gewesen und Er hatte ihr etwas geschenkt, das sie bei anderen Menschen nur selten entdeckte: eine Seele voller Vertrauen." Im Gespräch mit Gott und nur in ihm hatte Mrs. Brindle "ihr natürliches, gleißendes Glück" (oder, schöner noch, im Englischen: "the original bliss") gefunden, eine permanente Adresse der Zuflucht und des Freispruchs von den Zumutungen des Lebens. Aber das wird sich mit Beginn des Romans ändern, denn hier macht Mrs. Brindle vor dem Fernseher die Bekanntschaft mit einem Kybernetiker des Glücks, mit Professor Edward E. Gluck. Und fortan wird sie der Gluckschen Lehre zu folgen trachten, ein jeder Mensch sei "das Wunder, das sich selbst erschafft".

Man könnte leicht denken, die Autorin mache sich über das reich möblierte Innenleben ihrer Heldin lustig, sie beute die Seelenqualen von Mrs. Brindle auf eigene Rechnung aus. Aber A. L. Kennedy hat den Verrat an ihren arg zerrütteten Figuren wunderbarerweise vermieden; sie will nichts und niemanden karikieren, auch nicht den eitlen Therapieguru Edward E. Gluck, hinter dessen kybernetischen Parolen sich, wie bald zu sehen ist, das heulende Elend verbirgt. Zum einen verfügt sie zwar über einen wachen Sinn für das abgrundtief Komische in Mrs. Brindles Kampf um Gluck und Glück, zum anderen läßt sie den Ernst gelten, mit dem ihre Protagonistin diesen Kampf führt. Man zögert, Kennedy eine "Erzählerin" ihrer Geschichte zu nennen. Sie arrangiert nichts, malt nichts aus, kommentiert nicht viel, sondern sie läßt einfach die Symptome ihrer Figuren sprechen. Wir könnten weder sagen, wie Mrs. Brindle aussieht, noch wo sie wohnt, und kommen ihr doch im Lauf des Romans fast unheimlich nahe. Eben darin, in dieser verhaltenen, aber signifikanten Art des Aussprechens, liegt wohl A. L. Kennedys Kunst.

Mrs. Brindle also "lag in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden und blickte an die Decke, auf der die kalten Farben und Schatten der BBC-Beleuchtung wogten und umherzogen. Ein wahrscheinlich lehrreiches Gespräch rauschte an ihr vorbei, sie war viel zu müde, um einzuschlafen oder zuzuhören, aber das war nicht schlimm, das war wirklich ganz und gar in Ordnung." Ein Bildungsprogramm, die Fernsehuniversität, auf dem Bildschirm ein Mann, der mit sanfter Stimme über Selbstbefriedigung, intime Kontakte und die seismische Wirkung des Innern auf die äußere Welt referiert: Edward E. Gluck. Am nächsten Morgen ist er wieder da, diesmal im Radio. Mrs. Brindle eilt in die nächste Buchhandlung, sich sein Buch "Gluck - Die neue Kybernetik" zu besorgen. Die neue Kybernetik ist eine Art Theologie, nur besser, denn ihr Gott soll Mrs. Brindles Geliebter werden. Sie reist Gluck zu einer Tagung nach Stuttgart hinterher, wo er, der Ingenieur der menschlichen Seele, wieder einmal seine Lehren verkündet. "Ich bin der Glaube", läßt er Mrs. Brindle wissen, nachdem sie für ihn schon Helen heißt, "der Berge versetzt, ich bin ein Höhenflug. Um die Sprache der Physik zu benutzen: Ich bin eine permanente Singularität - ein ständiger Prozeß massiver Veränderungen. Du natürlich genauso." Professor Gluck ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, und für Helen Brindle ist er noch viel mehr, der geliebte Mann, den Gott ihr in schlaflosen Nächten verheißen hatte. Wie aber soll denn die Liebe zwischen dem kybernetischen Genie und dem dahergelaufenen Symptombündel funktionieren? Sie funktioniert, und zwar deshalb, weil sich binnen kurzem das Seelenleben von Edward E. Gluck als mindestens ebenso bizarr erweist wie das seiner Verehrerin.

Was sich zwischen den beiden in der Folge abspielt, ist ein Pas de deux der Anziehungen und Abstoßungen, der Ungelenkigkeiten und Unbeholfenheiten, der in einem der zeitraubendsten und erfolglosesten Kußversuche der Literaturgeschichte einen vorläufigen Höhepunkt findet. Überdies wird der Guru, wie dann ans Licht kommt, von ebenden Furien gehetzt, deren Steuermann er doch zu sein behauptet. Edward E. Gluck ist nämlich ein Sklave der Pornographie, und ausgerechnet Mrs. Brindle soll ihn nun erlösen - was ihr leichter fiele, wenn da nicht noch Mr. Brindle wäre, mit seiner wachsenden Verwunderung über die häufigen Abwesenheiten seiner Frau und seinem hochentwickelten Sinn fürs Überwachen und Strafen.

Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto grauenvoller wird sie, Sex, Gewalt und Wahn, die anfangs noch unter dem Polster der Spleens schliefen, erheben brüllend ihre Häupter - um zuallerletzt, in einer Coda, sehr überraschend einer fast noch unheimlicheren Windstille zu weichen, in der die Liebenden einander gefunden zu haben scheinen. "Und sie sind dann", heißt es am Ende von Kennedys verwirrendem und glänzendem Roman, "eine gemeinsame und vollständige Bewegung vor Gott, dem Geduldigen, Eifernden Liebhaber: der Eifernden, Geduldigen Liebe."

A. L. Kennedy: "Gleißendes Glück". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2000. 192 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Helen Brindle führt ein wenig beneidenswertes Leben im schottischen Glasgow. Kochrezepte, Putzsucht und Fernseheinerlei wechseln sich ab mit den Schlägen ihres brutalen Ehemanns. Gott, früher allgegenwärtiger Seelentröster, scheint Wichtigeres zu tun zu haben, als sich um Helen Brindle zu kümmern. Also muss sie selbst etwas tun. Keineswegs bereit, sich in ihr Schicksal zu fügen, projiziert sie ihre Wünsche und Sehnsüchte auf den Psychologieprofessor Edward E. Gluck, den sie in einer Fernsehsendung sieht. Sie belässt es aber nicht bei der Schwärmerei aus der Ferne, sondern reist dem Psychoguru auf einen Kongress nach. Der ist von seinem liebeshungrigen Groupie zunächst mehr geschmeichelt als beeindruckt und stellt sich zudem leider auch als wenig sanfter Liebhaber heraus. Durch Helens Hartnäckigkeit entwickelt sich dennoch allmählich eine ernsthafte Beziehung mit einer Art Rollentausch: Der Therapeut wird zum Patienten, der seine sexuellen Obsessionen offenbart und eine erstaunliche Wandlung erfährt. A. L. Kennedy beschreibt schonungslos offen und zärtlich zugleich eine Liebesgeschichte, die auf der ewigen Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Wesen der Liebe basiert. (www.parship.de)

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Thomas David geht in seinem ausführlichen Porträt der schottischen Schriftstellerin auch kurz auf ihren Roman ein, der ihr erstes auf deutsch erschienene Buch ist. Ein längst "überfälliges Debüt", findet der Rezensent, der vom Sprachrhythmus und der Tiefe der "sonderbaren Geschichte" begeistert ist. Der Autorin gehe es vorrangig um die Schilderung der zwiespältigen Gefühle ihrer Protagonisten, dabei lenke sie ihr Augenmerk auf die "Tiefensphären" der Figuren. Der Text entwickelt einen Sog, der den Leser in die Geschichte hineinzieht, schwärmt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH