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Eine poetische Suche nach der verlorenen Zeit
Im schicksalhaften Jahr 1917 verliebt sich der halbwüchsige Kolja in die bezaubernde Claire. Noch ahnt er nicht, dass das Russland seiner Kindheit vor dem Untergang steht. Für den verträumten Jungen wird die drei Jahre ältere, verheiratete Claire mit den schwarzen Strümpfen zum Inbegriff seines Begehrens. Als sie ihn eines Abends zu sich einlädt, nimmt er dennoch nicht an: Sein Fantasiebild von Claire ist viel wirklicher als die Realität. Noch lange wird er dieses Versäumnis bereuen, denn bald darauf überschlagen sich die Ereignisse: Die…mehr

Produktbeschreibung
Eine poetische Suche nach der verlorenen Zeit

Im schicksalhaften Jahr 1917 verliebt sich der halbwüchsige Kolja in die bezaubernde Claire. Noch ahnt er nicht, dass das Russland seiner Kindheit vor dem Untergang steht. Für den verträumten Jungen wird die drei Jahre ältere, verheiratete Claire mit den schwarzen Strümpfen zum Inbegriff seines Begehrens. Als sie ihn eines Abends zu sich einlädt, nimmt er dennoch nicht an: Sein Fantasiebild von Claire ist viel wirklicher als die Realität. Noch lange wird er dieses Versäumnis bereuen, denn bald darauf überschlagen sich die Ereignisse: Die Oktoberrevolution erschüttert das Land, Claire geht nach Paris und Kolja schließt sich bei Ausbruch des Bürgerkriegs voller Euphorie der Freiwilligenarmee an. Erst nach der letzten verlorenen Schlacht erkennt er die Ausweglosigkeit der Lage - und denkt an Claire, die er im Pariser Exil wiederzufinden hofft.
Autorenporträt
Gaito Gasdanow wurde 1903 in St. Petersburg geboren und wuchs in Sibirien und der Ukraine auf. Nach der russischen Revolution nahm er in General Wrangels Weißer Armee am Bürgerkrieg teil und gelangte schließlich 1923 nach Paris, wo er zunächst unter anderem in den Renault-Werken und als Taxifahrer arbeitete. Dort begann er auch regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Wegen der existentialistischen Prägung seines Werks wurde Gasdanow wiederholt als der 'russische Camus' bezeichnet. Sein Werk umfasst neun Romane und fünfzig Erzählungen, er gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren. Von 1953 bis zu seinem Tod 1971 lebte und arbeitete er in München.   
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Absolut hingerissen ist Andreas Isenschmid von diesem jetzt in deutscher Übersetzung wiederzuentdeckendem kleinen Roman des fast vergessenen russischen Autors Gaito Gasdanow, der 1926 erstmals im Pariser Exil erschien. Der Ich-Erzähler Kolja erzählt darin sein von seinem Leben, von seiner schmerzvoll erlebten Distanz seines Inneren zur Außenwelt und von einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung, die über den Hauptteil des Romans aus der Erinnerung rekapituliert wird. Besonders intensives Glück bei der Lektüre empfindet der Rezensent bei den Passagen, in denen Kolja diese Trennung von innen und außen erlebt, die auch die erfahrungsgesättigsten sind, wie Isenschmid betont. Aber ebenfalls einen großen Reiz üben die Erzählungen aus dem vorrevolutionären Russland auf ihn aus, und mitunter will dem begeisterten Rezensenten dieser Roman in seiner kaleidoskopartigen Darstellungsweise scheinen wie ein "kubistisches Gemälde".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2014

Der andere Schlaf
Gasdanows betörend schöner Debütroman „Ein Abend bei Claire“ war ein verlorenes Stück Weltliteratur – jetzt erscheint er erstmals auf Deutsch
„Claire war krank“, mit diesem lapidaren Satz beginnt Gaito Gasdanows erster Roman „Ein Abend bei Claire“, dessen Erscheinen 1930 in Paris den 26-jährigen Autor schlagartig berühmt machte. Es ist ein Anfang, der an Albert Camus’ „Der Fremde“ erinnert. „Heute ist Mama gestorben“, lautet dort der erste Satz. Mit Camus ist Gasdanow oft verglichen worden, wobei die Hingabe des Russen an die zärtliche Gleichgültigkeit der Welt lebensgeschichtlich beglaubigt war, durch die Emigrationserfahrung nach der Oktoberrevolution.
  Zugleich erzeugt die fiebrige Atmosphäre im Krankenzimmer jenes flimmernde Mikroklima des Romans, das Wirklichkeit und Traum ineinander übergehen lässt. Abend für Abend wacht Kolja am Bett seiner Jugendliebe Claire, während ihr Ehemann auf Reisen ist. Wie er hat Claire Russland in den Wirren der Revolution verlassen, in Paris haben sie sich wiedergefunden und zum ersten Mal körperlich vereint – ein Ereignis, das den Ich-Erzähler auf seine Vergangenheit zurückwirft. Als Claire an seiner Seite eingeschlafen ist, gleitet Kolja auf der Trägerwelle der Erinnerung zurück in die Kindheit. Doch was ist hier erlebte und was nur heraufbeschworene und herbeiphantasierte Realität?
  Gasdanows osmotische Konstruktion ist in beide Richtungen offen, denn ebenso gut könnte es sein, dass „Der Abend bei Claire“ nie stattgefunden hat, dass er vielmehr nur Treibgut eines Bewusstseinsstroms ist, der nicht in Paris entspringt, sondern auf dem Schiff, mit dem Kolja Russland verlässt, weit jenseits der weißen Wellenberge des Liebeslagers, in denen des Schwarzen Meeres – so schließt Gasdanow Anfang und Ende, Eros und Thanatos in einem ambivalenten Bild zusammen. „Wer weiß, ob nicht die eine Hälfte des Lebens, in der wir wach zu sein wähnen, ein anderer, von jenem nur um ein Geringes unterschiedener Schlaf ist, aus dem wir, wenn wir zu träumen meinen, erwachen“, heißt es einmal bei Julien Green.
  Suggestiv gemacht wird die erzählerische Doppelbelichtung, dieses Vexierbild, in dem je nach Lichteinfall mal die Herzdame, mal Gevatter Tod aufblitzt, durch Gasdanows geschmeidige, impressionistisch-kaskadenhafte Sprache. Meisterhaft beherrscht dieser Autor den melancholischen Schmelz einer Verführungsprosa, von deren Dünung man sich willig aus dem Pariser Boudoir hinaustragen lässt in die russischen Weiten.
  Die biografischen Stationen, die Gasdanow schildert, folgen dabei weitgehend seinem eigenen Lebensweg, der geprägt war von Brüchen und Verlusten wie dem frühen Tod des Vaters. Die Familie zieht häufig um, lebt mal in Sibirien, dann wieder in St. Petersburg, wo Kolja die junge, selbstbewusste Claire kennenlernt, die aus einem liberalen Elternhaus stammt und in die er sich sofort unglücklich verliebt.
  Der autobiografische Charakter des Romans dürfte ein Grund sein, weshalb das Buch über keine strenge Handlungslogik verfügt. Flaneurhaft schweifend erzählt Gasdanow, wobei das Nomadische, die Wurzellosigkeit als Grunderfahrung ein Leitmotiv bildet, das in den gesellschaftlichen Auflösungserscheinungen der Revolutionsjahre eine überpersönliche Entsprechungen findet. Folgerichtig handelt es sich bei den meisten der auftretenden Personen um rasch hingeworfene Figurenskizzen von Verwandten, Nachbarn, Lehrern, Mitschülern; heraus sticht das liebevolle Porträt des Vaters, eines so virilen wie sanftmütigen Mannes mit wilden Leidenschaften, der seine freie Zeit der Familie und der Wolfsjagd widmet.
  Einmal zerstört der kleine Kolja aus Versehen eine Reliefkarte des Kaukasus aus Gips, an welcher der Vater ein ganzes Jahr lang gearbeitet hatte; doch statt zu schimpfen, beginnt dieser einfach von Neuem. Die Mutter dagegen ist eine beherrschte, nur scheinbar kühle Frau, die nach dem Tod ihres Mannes förmlich implodiert.
  Nicht aus Überzeugung, sondern aus Erfahrungshunger und getrieben von der romantischen Todestrunkenheit des unerhörten Liebeswerbers, auch als Mittel gegen die stumpfe Indifferenz seines „lautlosen Innenlebens“, den Mangel an „seelischem Tastsinn“, meldet sich Kolja von der Schulbank weg zur Weißen Armee. Im Bürgerkrieg erlebt er, wie zufällig die Fronten zwischen Nationalisten und Kommunisten verlaufen. Ständig wechseln die Allianzen, laufen die einen zu den anderen über und umgekehrt, was diesem unübersichtlichen Krieg noch stärker den Charakter eines kollektiven Selbstmordes gibt. Gasdanow ergeht sich nicht in Schlachtbeschreibungen, statt dessen evoziert er die Anomie und apokalyptische Bukolik des Soldatenlebens. Abgesehen davon, dass die Frauen und Männer, die das Schicksal zusammengewürfelt hat, nicht wissen, wofür oder wogegen sie kämpfen, können sie sich untereinander kaum verständigen. Es gibt keine gemeinsame Identität.
  Wie Gasdanow selbst irrt Kolja auf einem Panzerzug kreuz und quer durch Russland. Der Zug ist eine Zeitkapsel, in der die zaristische Ordnung inmitten des Chaos überdauert, und er ist ein plombierter Sarg, der im Kapillarnetz der Schienenstränge zirkuliert, ohne eine Ruhestätte zu finden. Auch in dem 2012 auf Deutsch erschienenen Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“ war ein Kriegserlebnis Auslöser für den Versuch, die unerledigte Vergangenheit retrospektiv einzuholen. Neben „Maschenka“, dem drei Jahre zuvor erschienenen Erstling von Vladimir Nabokov, galt „Ein Abend bei Claire“ als wichtigster russischer Exil-Roman der Dreißigerjahre. Und obwohl beide Autoren zu Dioskuren der Exilliteratur stilisiert wurden und zur selben Zeit Teil der russischen Kolonie in Paris waren, sind sie sich persönlich nie begegnet, wie Rosemarie Tietze in ihrem Nachwort anmerkt.
  Tietze hat dieser Proustschen Recherche à la russe ein elegant fließendes deutsches Sprachgewand geschneidert, das gleichwohl die Distanz zur Entstehungszeit nicht kaschiert. Am Ende landet Kolja in Sewastopol. In einer halluzinatorisch übersteigerten Schlussszene schildert Gasdanow, wie sein Alter Ego das Festland verlässt, im Ohr die Schläge der Schiffsglocke, die nicht ohne Grund an ein Totengeläut gemahnen. Denn wie so viele Exilanten seiner Generation hat Gasdanow seine Heimat niemals wiedergesehen. „Dieser Ton, der uns ständig begleitete, nur dieser Glockenton verband dank seiner langsamen, gläsernen Durchsichtigkeit die Feuergefilde und das Wasser, die mich von Russland trennten, mit dem stammelnden und sich verhaspelnden, mit dem wunderbaren Traum von Claire“, lautet der letzte Satz des Romans.
CHRISTOPHER SCHMIDT
Neben Vladimir Nabokov galt
Gasdanow als wichtigste Stimme
der russischen Exilliteratur
        
  
  
Gaito Gasdanow: Ein Abend bei Claire. Roman. Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. Carl Hanser Verlag,
München 2014. 192 Seiten, 17,90 Euro, E-Book 13,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2014

Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Große Liebe, spät erhört: Mit "Ein Abend bei Claire" wird die Wiederentdeckung des russischen Schriftstellers Gaito Gasdanow fortgesetzt.

Eigentlich ist die Geschichte bereits nach wenigen Seiten an ihr Ende gekommen: Der junge Kostja, ein Russe im französischen Exil, trifft in Paris die nur wenig ältere Claire. Seit der ersten Begegnung der beiden zehn Jahre zuvor im Russland der Revolutionszeit ist Kostja in Claire verliebt. Nun umarmt ihn die junge Frau unvermittelt, Kostja landet endlich in ihrem Bett, und während er später die Schlafende betrachtet, murmelt Claire zwischen zwei Träumen, Kostja solle nun endlich einschlafen, sonst werde er am nächsten Tag noch müde sein.

Kostja schläft aber nicht. Stattdessen holen ihn die Erinnerungen ein: an die in Russland verbrachte Kindheit und frühe Jugend, an den Bürgerkrieg, den er auf der Seite der Weißen mitgemacht hat, und an die Flucht nach Konstantinopel. Kostjas Geschichte ist geprägt vom Verlust der liebsten Angehörigen, bis von der einst fünfköpfigen Familie nur noch der Junge und seine Mutter übrig bleiben, deren Trauer um den Mann und die beiden Töchter sie geradezu versteinern lässt. Und von einer ganz eigenen Reaktion, die der Junge wach an sich beobachtet und später sezierend beschreibt: Kostja erweist sich buchstäblich als fortwährend aus der Zeit gefallen und führt eine Art asynchrones Leben.

"Bis ich den Sinn eines Ereignisses begriff, verging manchmal viel Zeit, und erst, wenn es meine Sinneswahrnehmung überhaupt nicht mehr beeinflusste, erlangte es die Bedeutung, die es hätte haben müssen, als es eintrat." Diese Verfasstheit, sagt Kostja aus der Rückschau, "war zuletzt der Grund für mein großes Unglück, die seelische Katastrophe, die sich bald nach meiner ersten Begegnung mit Claire ereignen sollte". Die nämlich lebt in jenen Jahren mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Russland, heiratet dort sogar einen reichen Kaufmann und macht Kostja dennoch Avancen, die er nicht zu deuten weiß - jedenfalls nicht in dem Moment, in dem Claire ihre Signale gibt. Man geht kaum fehl, wenn man nahezu alles, was Kostja im Verlauf dieses Romans unternimmt, als Versuch wertet, diesen Zwiespalt von innerer und äußerer Existenz aufzulösen. Und sei es, indem er sehr jung und ohne eine große Neigung zu einer der beiden Parteien in den russischen Bürgerkrieg zieht.

Als vor eineinhalb Jahren bei Hanser der Roman "Das Phantom des Alexander Wolf" von Gaito Gasdanow erschien, war das eine Sensation. Der zuvor in Deutschland völlig unbekannte Autor erntete mit dem 1947 erstmals erschienenen raffinierten Erinnerungsroman begeisterte Kritiken, und die Tatsache, dass Gasdanow, der 1971 in München starb, insgesamt neun Romane und zahlreiche Novellen geschrieben hat, weckte hohe Erwartungen auf weitere Übersetzungen - vor allem hinsichtlich seines 1927 verfassten, 1930 erstmals publizierten Romans "Ein Abend bei Claire", der den literarischen Durchbruch des im französischen Exil lebenden Autors bedeutete.

Dieser Tage nun ist das Buch erstmals auf Deutsch erschienen. Wer sich einen zweiten Roman mit derart abgründiger äußerer Handlung wie "Das Phantom des Alexander Wolf" erhoffte, wird sich enttäuscht sehen. Wer aber der besonderen Erzählkunst des Autors und seiner Ergründung von Erinnerungen und Perspektiven verfallen ist, der findet auch in dem frühen Roman des damals vierundzwanzigjährigen Autors genügend Gründe, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Denn wie Gasdanow hier mit autobiographischen Elementen einen dezidiert realismusfernen Text schafft, in dem sich Erlebnis und Gedankenwelt aufs schönste gegenseitig durchdringen, ist meisterlich - etwa, wenn er im Fiebertraum seines diphtheriekranken Erzählers Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit ebenso aufscheinen lässt wie surreale Momente, die das Erlebte verfremden.

Formal ist Gaito Gasdanow ganz der Perspektive seines Erzählers verpflichtet, wir sehen die Welt einzig aus Kostjas Augen, dies allerdings gebrochen in der Reflexion des mittlerweile um zehn Jahre älter gewordenen Exilanten. Es geht ihm um die Vermittlung zweier Zeitebenen, um die Frage, was sich zwischen der letzten Begegnung mit Claire in Russland und der ersten Wiederbegegnung in Paris verändert hat und wie sich der Abgrund zwischen den Zeiten überbrücken ließe. Lassen sich Vorzeichen aus der Vergangenheit gewinnen, worin besteht die Ursache für das asynchrone Erleben, und ist die unerwartete Liebesnacht mit Claire ein Korrektiv für die damals versäumte oder ist umgekehrt das eine die notwendige Folge des anderen?

Kostja also überlässt sich alldem, während Claire neben ihm schläft, erlebt aufs Neue die Zeit als Kadett und als Gymnasiast, den Tod des Vaters und die Scham, wenn er den Ansprüchen der Mutter nicht genügt. Er vergräbt sich wieder in seiner Lektüre, legt sich eine Maske für Mitschüler und Lehrer zu und hadert mit der "Unzuverlässigkeit meines eigenen Phantoms", weil er sich selbst zu verlieren droht.

In Gaitanows Novelle "Schwarze Schwäne" aus dem Jahr 1930, die im Dezemberheft der Zeitschrift "Sinn und Form" erstmals auf Deutsch erschienen ist, findet ein Protagonist für das umfassende Gefühl der Sinnlosigkeit nur den Ausweg des angekündigten Selbstmordes - das Einzige, was ihm etwas bedeutet, sind die australischen schwarzen Schwäne, sagt er dem Erzähler kurz vor seinem Tod. Und dass er "eigentlich nach Australien" reise.

In "Ein Abend bei Claire" tauchen die Sehnsuchtstiere ebenfalls auf, im Atelier eines schüchternen Malers und auf einem Aquarell in Claires Zimmer, Todessymbole auch hier. Kostja aber glaubt unerschütterlich an ein glückliches Ende seiner Hinwendung zu Claire, im Krieg, auf der Flucht, im Exil. Und so könnte der Roman für Kostja zu keinem besseren Punkt abbrechen als äußerlich neben der schlafenden Claire, innerlich auf dem Schiff, das ihn nach Westen trägt, Richtung Paris. Beides fällt in eins. In diesem Moment, so stellt man sich vor, kann der Schlaf kommen.

TILMAN SPRECKELSEN

Gaito Gasdanow: "Ein Abend bei Claire". Roman.

Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. Carl Hanser Verlag, München 2014. 192 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Große Liebe, spät erhört: Mit 'Ein Abend bei Claire' wird die Wiederentdeckung des russischen Schriftstellers Gaito Gasdanow fortgesetzt." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.14

"Dank der großartigen Übersetzerin Rosemarie Tietze spürt man auch auf Deutsch Gasdanows Talent, den richtigen Ton zu treffen." Carmen Eller, Literaturen, März 2014