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Der neueste, sehr erfolgreiche Erzählband.
Ob es der Flug mit der erfolgreichen Fotografin und die Erinnerung an ein gemeinsames folgenschweres Abendessen ist; die kurze Reise einer jungen Frau nach Wales, die ihr die Augen öffnet über ihre neue Beziehung; der Tag mit dem Computerfreak und Taubenmörder aus Hamburg; die aberwitzige Sache mit dem Schließfach im Münchner Hauptbahnhof; die Geschichte des Wehrdienstverweigerers, der unwissentlich zum Waffenschieber wird; oder das eindringliche Erlebnis der alten Pelznäherin mit militanten Tierschützern: Uwe Timm erzählt aus scheinbar…mehr

Produktbeschreibung
Der neueste, sehr erfolgreiche Erzählband.

Ob es der Flug mit der erfolgreichen Fotografin und die Erinnerung an ein gemeinsames folgenschweres Abendessen ist; die kurze Reise einer jungen Frau nach Wales, die ihr die Augen öffnet über ihre neue Beziehung; der Tag mit dem Computerfreak und Taubenmörder aus Hamburg; die aberwitzige Sache mit dem Schließfach im Münchner Hauptbahnhof; die Geschichte des Wehrdienstverweigerers, der unwissentlich zum Waffenschieber wird; oder das eindringliche Erlebnis der alten Pelznäherin mit militanten Tierschützern: Uwe Timm erzählt aus scheinbar gewöhnlichen Alltagssituationen heraus von überraschenden Wendungen im Leben seiner Figuren.

Entstanden sind sechs »schöne, ernste, komische und traurige Geschichten ... Timm versteht es, mit wenigen Strichen einen ganzen Lebenslauf sichtbar zu machen« (Martin Lüdke in der 'Zeit').

Inhalt:

- Das Abendessen
- Nicht morgen, nicht gestern
- Screen
- Der Mantel
- Das Schliessfach
- Eine Wendegeschichte
Autorenporträt
Timm, UweUwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte dem »Seemannsgarn« seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus. Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre.Den Aufbruch Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein gesamtes Werk. Der Vater von vier Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm

zahlreiche Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München, 2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012 die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das Bundesverdienstkreuz.Uwe Timm lebt in München und Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.1999

Die Kunst des Kürschners
Uwe Timms erster Erzählband "Nicht morgen, nicht gestern"

Im Sommer ist auch hier nicht viel los. Jedenfalls scheint es manchmal so. In Wirklichkeit ist wohl selbst die Ereignislosigkeit erdacht und jene Langeweile eine Erfindung, nach der die Ungeduld des Herzens verlangt. Immerhin passieren den andern die tollsten Dinge: "Ich lebe wochen-, ja monatelang in dieser Stadt", heißt es in Uwe Timms Erzählung "Das Schließfach", "und nichts Erzählenswertes passiert. Steiner hingegen steigt in München aus und wird sofort in eine Geschichte verwickelt. Er erlebt das, was ich mir nur am Schreibtisch ausdenke." Wieder einmal scheinen Literatur und Leben, dieses seltsame Zwillingspärchen, einfach nicht zusammenkommen zu wollen.

"Nicht morgen, nicht gestern" nennt der Romanautor Timm seinen ersten Band mit Erzählungen und lässt, dem Titel entsprechend, seine Geschichten mit zufälligen und plötzlichen Momenten beginnen, die ganz in die Gegenwart weisen: Ein Telephon durchdringt die Stille und kündigt unerwartet Besuch an oder übertönt den Hip-Hop-Sound aus dem Wohnzimmer und ruft den Computerfreak zur Arbeit; an den Gates des Kennedy - Airport kommt es unverhofft zur Begegnung mit einer alten Bekannten; wie aus dem Nichts richtet ein Fremder im Zug plötzlich das Wort an seinen Nachbarn. Jedesmal bestimmt die Störung einer vertrauten Ordnung den Ort des Erzählens.

Was dann folgt, sind unerhörte Begebenheiten: Nichtigkeiten manchmal, gewöhnliche Alltagshürden, die - hochgespielt - jedoch die gesamte Existenz in Frage stellen. Zu Recht hat die Kritik in Uwe Timms Romanen die Eindringlichkeit der Alltagsbeschreibungen hervorgehoben. Auch hier treibt er sie wieder in die Höhe, jongliert erzählerisch mit dem, was eben noch Lappalie schien. Dabei haben eigentlich nur die andern etwas zu sagen, nicht der Erzähler. Er ist nur der Lauscher, ein Protokollant der Figuren: "Aber das dicke Ende kommt noch", prahlt Gumbi in der "Wendegeschichte", und einen Moment lang zögert der Mitreisende, ob er den Speisewagen wirklich verlassen oder nicht einfach bis Göttingen weiterfahren soll. Das Abenteuer mit Waffenhandel, Zollvergehen und Fahndern des Militärischen Abschirmdienstes beginnt ihn gerade zu interessieren.

Am Bahnhof in Kassel ärgert er sich schon beim großen Anblick des Schriftplakats "Politics and Poetics. Documenta X", dass er nicht mehr als Zuhörer im Zug sitzt.

Die Literatur als Lauschangriff? Timm gelingt es, mit der altbekannten Figur des akustischen Parasiten die unterschiedlichsten Stimmen einzufangen. Den zotigen Atem des Stammtischs in der "Wendegeschichte" genauso wie den Jugendslang in "Screen", wo alle "die Krise kriegen" und die "Jugos und Lesben nebenan die größten Spießer" sind. In der Titelerzählung ist es die verhaltene Stimme einer jungen Frau; ein für allemal hat sie genug von den dozierenden Ergüssen des Liebhabers, der (fatalerweise) seine Doktorarbeit zur privaten Obsession erklärt. Die protokollierten Szenen verwandeln das Akustische in ein Bild, werden zu Porträts.

Man hat den Prozess literarischen Schreibens einmal mit der Arbeit einer Spinne verglichen, die den Faden des Gewebes aus ihrem Körper hervorbringt und im transparenten Gespinst des eigenen Sekrets auf geheimnisvolle Weise wieder verschwindet. In seiner Erzählung "Der Mantel" greift Timm auf ein anderes, benachbartes Bild zurück.

Er beschreibt die Technik desKürschners als Kunst und macht sie dabei zum poetologischen Modell. "Das ist doch das Wunderbare an dem Beruf", heißt es, "dass kein Fell wie das andere ist. Es gab Unterschiede in der Farbe, der Haarlänge, oft nur winzige Unterschiede, die man berücksichtigen musste. Und die Felle, stammten sie denn von Tieren aus der freien Wildbahn, hatten kleine Schäden. Dort, wo sich die Tiere gebissen oder an Dornen oder Felsen verletzt hatten, blieben Narben, kahle Stellen, Kahlauer, solche Stellen mussten dann vorsichtig ausgebessert werden. Es war eine Kunst."

"Der Mantel" ist die Geschichte einer alten Pelznäherin. Sechsundvierzig Jahre verbringt sie damit, Mäntel mit Seide zu füttern und an Pelznähmaschinen Felle zusammenzunähen: Persianer, Seehund, Nerz, Ozelot, Nutria und Biber. Noch bevor sie in Rente geht, befindet sich eines Morgens eine aufgeregte Menschenmenge vor dem Geschäft, darunter zwei Polizisten, die die weinende Besitzerin zu beruhigen versuchen. "Mörder" steht in weißer Farbe über die Scheiben geschrieben. Es hatte Vorwarnungen gegeben. Das Geschäft mit Pelzen war tot.

Natürlich ist eine solche Erzählung vor allem Schicksalsgeschichte. Beiläufig aber durchwebt sie der Autor mit Passagen, die zugleich die Geschichte einer Metapher entstehen lassen: das Bild vom Text als ein aus Fellstücken zusammengesetztes Ganzes, als Komposition aus Einzelbeobachtungen und Wortfetzen, die durch die Zackennaht der Schrift verbunden sind.

Der gelernte Kürschner Uwe Timm beherrscht diese Kunst in seinen Fallgeschichten des Alltags und maßgeschneiderten Porträts. Er rechnet, zeichnet, schneidet Auslassschnitte. Am Ende möchte man selbst gern so einen Mantel tragen, kunstvoll und filigran gearbeitet und gefüttert mit dunkelroter Seide.

JULIA ENCKE

Uwe Timm: "Nicht morgen, nicht gestern". Erzählungen. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999. 158 S., geb., 29,80 DM.

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"Mit seinem ersten Erzählband 'Nicht morgen, nicht gestern' unterstreicht der in München lebende Schriftsteller Uwe Timm, dass er in allen Genres belletristischer Prosa zur Elite deutscher Autoren zählt." Manfred Loimeier im 'Hamburger Morgen'

"Sechs ebenso komische wie skurrile Texte ... Akkorde eines ganz normal verrückten Alltags." Detlef Grumbach in der 'Hannoverschen Allgemeinen Zeitung'

"Unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich." Dunja Welke in der Deutschen Welle

"Mal groteske, mal melancholische und immer hintersinnige Miniaturen über Menschliches, Allzumenschliches." Hendrik Werner in der 'Berliner Zeitung'

"Diese Geschichten, die untereinander durch kleine Details raffiniert verknüpft sind, liefern nicht nur 'Soziologie zum Anfassen', sondern überzeugen auch durch die lebendige Fabulierkunst eines Autors, der keine Scheu hat, gegen den Mainstream zu schwimmen." Alexander Altmann in der Münchner 'AZ'

"Wenn auch die Tagespolitik nirgendwo direkt eine Rolle spielt, gelingt es Timm in den zahlreichen Anekdoten mühelos, rund 25 Jahre Bundesrepublik einzufangen." Heribert Hoven in der 'Süddeutschen Zeitung'

"Mit großer Genauigkeit verleiht Uwe Timm jenen Sprache, die gewöhnlich ohne Stimme sind." Focus

"Ein Glücksfall: Deutschsprachige Autoren mit Sinn für Ironie sind rar. Timm richtet den entlarvenden Blick auf Unspektakuläres und zeichnet hintersinnige Psychogramme von Figuren, die er kennt und mag." Claudia Ihlefeld in der 'Heilbronner Stimme'

"Uwe Timm zeigt sich als wahrer Könner der kurzen Form." Marianne Kolarik im 'Kölner Stadt-Anzeiger'
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Timms Erzählungen sind "schöne, ernste, komische und traurige Geschichten", meint Martin Lüdtke, schön und nicht sehr verkaufsträchtig, denn Erzählungen verkauften sich nicht gut. Das lassen wir mal dahingestellt. Bei Timm jedenfalls, so Lüdtke, passieren Schicksalsschläge oder Zufallsbegegnungen, schlagen unvorhersehbar ein und beleuchten in diesem Moment ein ganzes Leben - das Vorher und Nachher, Hin und Her, Kreuz und Quer eines Lebensweges wird mit einem Mal einleuchtend. Dafür bediene sich der Autor einer raffinierten Technik des Vorgreifens und Rückblickens, schreibt der Rezensent, "eine verschachtelte Schreibweise", die nicht auf Pointen aus sei, sondern einem Lebensgeschichten nahebringe und die Leser den eigenen Spielraum überdenken lasse.

© Perlentaucher Medien GmbH