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Studie über das Ideal "Arte et Marte" - Kriegskunst und Kunstliebe - als bestimmendes und gestaltendes Prinzip im Verhältnis Herrschaftsanspruch und Kunst im 15. Und 16. Jahrhundert in Italien.

Produktbeschreibung
Studie über das Ideal "Arte et Marte" - Kriegskunst und Kunstliebe - als bestimmendes und gestaltendes Prinzip im Verhältnis Herrschaftsanspruch und Kunst im 15. Und 16. Jahrhundert in Italien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Geteilter Meinung zeigt sich Andreas Strobl über diesen Band. So lobt er den Beweis der Autorin, dass es keineswegs lange Zeit für Monarchen selbstverständlich war, "ihren weltlichen Ruhm durch bildende Künste zu verewigen" und dass sie aufzeigt, wie sehr die Förderung der Wissenschaften bzw. Künste zunehmend für den Erfolg von Monarchen als Kriterium angesehen wurde. Als "abgeschlossene ikonographische Studie" findet Strobl diesen Band durchaus gelungen, doch stellt er gleichzeitig die Frage, ob die Ikonographie der Komplexität des Themas wirklich gerecht werden kann. Strobl hätte es vielmehr begrüßt, wenn auch andere Quellen, "Texte des Alltagslebens zum Beispiel" ergänzend hinzugezogen worden wären.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2001

Mars und Minerva machen mobil
In Italien malte man nicht nur für Arbeit und Spiel: Eine ikonographische Studie über Krieg und Kunst in der frühen Neuzeit

Heute wird heftig darüber debattiert, welche Rolle der Staat in der Kunstförderung einnehmen soll. Dabei beschwört man gerne die alten Zeiten, als es den Monarchen eine Selbstverständlichkeit war, ihren weltlichen Ruhm durch bildende Künste zu verewigen, ja, ihren Ruhm erst in der Förderung der Künste vollendet zu sehen. Daß dies nicht immer so war, belegt die Studie von Claudia Brink, die sich mit der Entwicklung der Ikonographie des Herrscherlobs, das sich mit der Kunstliebe verbindet, beschäftigt. Es geht dabei auch um ein Kapitel in der Emanzipationsgeschichte der bildenden Künstler von der Rolle des Handwerkers am Beginn der Neuzeit.

"Sapientia et fortitudo" sollten seit der Antike die Fundamente eines blühenden Staatswesens bilden. Aus dieser Vorstellung heraus entwickelten im vierzehnten Jahrhundert zuerst Juristen die Idee, daß nur ein gebildeter oder zumindest gut beratener Herrscher erfolgreich sein könne. Mitgedacht wurde, den eigenen Berufsstand gegenüber der ritterlichen Kriegerkaste aufzuwerten und sich als Ratgeber dem Adel gleichzustellen. Aus der Theorie der Verbindung von "arma et leges" wurde bald das allgemeinere Ideal "arma et litterae" geformt. Herrscherlicher Erfolg spiegelte sich nicht mehr allein in gewonnenen Schlachten, sondern ebensosehr in der Förderung der Wissenschaften, der Artes Liberales.

Claudia Brink führt die künstlerische Umsetzung dieser Debatten vor allem an zwei gut erforschten Beispielen aus: der Ausstattung des Palazzo Duccale in Urbino unter Federico da Montefeltro in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts und der des Florentiner Palazzo Vecchio unter Cosimo I. de Medici zur Mitte des sechzehnten. Beide Fürsten konnten sich nicht auf den Lorbeeren einer rein genealogischen Herleitung ihres Machtanspruchs ausruhen und fanden in der Ausgestaltung eines neuen Herrscherideals einen adäquaten Ausgleich. Mußten sich die bildenden Künstler bei Federico noch mit der Ehre zufriedengeben, die Ausschmückung des Ideals von "arma et litterae" zu bewerkstelligen, konnten sie sich unter Cosimo I. schon unter die staatstragenden Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einreihen.

Vor der Folie der juristisch-humanistischen Debatte kann Claudia Brink die beiden bekannten Ausstattungssysteme der Paläste neu lesen. Sie arbeitet dabei heraus, wie in Florenz Kunst und Kriegshandwerk in einen unterschwelligen Dialog treten und so auf gleiche Ebene gebracht werden. Minerva als Schirmherrin der Künste tritt neben den Kriegsgott Mars: "Arte et Marte", reimt der Emblematiker.

Brink gelingt eine in sich abgeschlossene ikonographische Studie, die überzeugend entwickelt wird. Letztlich steht sie mit dem Thema der künstlerischen Emanzipation in den Fußstapfen ihres Lehrers Martin Warnke, der in seiner epochalen Studie über den Hofkünstler den Schritt vom mittelalterlichen, zunftgebundenen Handwerker zum modernen Künstlerindividuum untersucht hat; die Arbeit entstand an dessen Hamburger Graduiertenkolleg "Politische Ikonographie". Doch sei die Frage gestattet, ob mit der Ikonographie, diesem genuin kunstwissenschaftlichen Instrument, die Komplexität einer letztlich sozialen Entwicklung angemessen beschrieben werden kann. Sind nicht die jüngsten Untersuchungen über die künstlerische Entwicklung in den italienischen Stadtrepubliken und das bürgerliche Selbstverständnis ein Beispiel dafür, daß es vergleichbare Entwicklungen auch unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen gegeben hat? Wäre es also nicht an der Zeit, auch andere Quellen heranzuziehen, Texte des Alltagslebens zum Beispiel, die seit hundert Jahren kaum noch jemand selbst zur Hand genommen hat und die nur noch in einem gemeinsamen Kraftakt gehoben werden könnten?

ANDREAS STROBL

Claudia Brink: "Arte et Marte". Kriegskunst und Kunstliebe im Herrscherbild des 15. und 16. Jahrhunderts in Italien. Kunstwissenschaftliche Studien, Band 91. Deutscher Kunstverlag, München 2000. 224 S., 63 S/W-Abb., br., 78,- DM.

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