Marktplatzangebote
10 Angebote ab € 1,88 €
  • Gebundenes Buch

Die alten Fragen"Woher kommen wir?","Wohin gehen wir?"haben in der modernen Kosmologie eine interessante Antwort erhalten. Wir sind Teil einer langen Kette von Entwicklungen in einem Kosmos, in dem kein Atom verlorengeht und in dem unser Leben sogar mit der Entwicklung der Sterne verknüpft ist. Die frappierenden Erkenntnisse der Physiker über die komplexe Struktur des Universums, in dem unsere solide Alltagswelt offenbar getragen wird von einem Untergrund aus Teilchen und immateriellen Feldern, führen zu einem Verzicht auf eine umfassende Weltdeutung. Sie öffnen aber den Blick für die…mehr

Produktbeschreibung
Die alten Fragen"Woher kommen wir?","Wohin gehen wir?"haben in der modernen Kosmologie eine interessante Antwort erhalten. Wir sind Teil einer langen Kette von Entwicklungen in einem Kosmos, in dem kein Atom verlorengeht und in dem unser Leben sogar mit der Entwicklung der Sterne verknüpft ist. Die frappierenden Erkenntnisse der Physiker über die komplexe Struktur des Universums, in dem unsere solide Alltagswelt offenbar getragen wird von einem Untergrund aus Teilchen und immateriellen Feldern, führen zu einem Verzicht auf eine umfassende Weltdeutung. Sie öffnen aber den Blick für die Bedeutung von Glaubensaussagen. Gerhard Börner erkundet die Grenzen der naturwissenschaftlichen Weltbeschreibung und liefert einen spannenden Beitrag zur Diskussion zwischen naturwissenschaftlichen und religiösen Weltsichten.
Autorenporträt
Gerhard Börner ist Professor für Physik an der Universität München und Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching.Zahlreiche Veröffentlichungen zur Relativistischen Astrophysik und Kosmologie.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2007

Der Geist im Urgrund
Vernunft und Glauben: Wie der Schöpfer selbstverständlich wird
Mathematiker können sich beliebig komplexe Universen vorstellen, Theologen sich die Welt als Schöpfung in Bildern ausmalen. Kosmologen versuchen herauszufinden, wie die Welt ist und welche Bilder zusammenpassen. „Schöpfung ohne Schöpfer?” fragt Gerhard Börner, der am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei München forscht.
Börner geht von dem Befund der Naturwissenschaftler aus, dass Raum und Zeit in einem Urknall entstanden sind, und dass sie am Endpunkt des Kollapses großer Massen in den Schwarzen Löchern vergehen. Deshalb könne die in Raum und Zeit geordnete Welt nicht alles sein. Wir seien zwar so beschaffen, dass wir gar nicht anders könnten, als unsere Erfahrungen nach den Kategorien von Raum und Zeit zu ordnen. Aber diese Kategorien, so Börner, verlieren ihren absoluten Charakter. „Wenn die Raumzeit selbst vor 14 Milliarden Jahren entstanden ist, dann hat sie eben keinen ewigen Bestand, und damit sind auch die Kategorien unserer Anschauung nichts absolut Gegebenes. Wenn auch Raum und Zeit entstehen, dann kann es auch Strukturen außerhalb von Raum und Zeit geben.”
Die Naturwissenschaft sei „nicht im Besitz der absoluten Wahrheit, aber in ihrem Bereich beansprucht sie absolute Gültigkeit”, betont der Kosmologe. Der Prozess der wissenschaftlichen Erkundung der Welt führe zu immer grundlegenderen Begriffen. Dies könne ein Prozess sein, der auch in religiösen Vorstellungen ständig weiterführe. „Allerdings geschieht das nicht, wenn sich eine Religion im Besitz der unveränderlichen Wahrheit über die Beschaffenheit der Welt glaubt.”
Auch die Vorstellung einer scharfen Trennung von Glauben und Wissen lehnt Gerhard Börner ab: „denn wenn Gott schon den Menschen mit Bewusstsein und Verstand ausgestattet hat, dann doch wohl, damit wir davon Gebrauch machen und nicht, um den Verstand in entscheidenden Punkten abzuschalten.”
Dabei können selbst die katholischen Theologen mit der folgenden Beschreibung Börners durchaus zufrieden sein: „Ein Schöpfungsakt, der Raum und Zeit vorausgeht, kann die gesamte Raumzeit auf einmal entstehen lassen, so dass der historische Ablauf nur unserer in Raum und Zeit eingebundenen Sicht der Dinge entspricht. Für den zeitlosen Schöpfer ist sozusagen die komplette Geschichte gegenwärtig.”
Im Raum der Möglichkeiten
Gerhard Börner beschreibt das gegenwärtige Wissen über Entstehen und Vergehen im Universum, aber auch den „Urgrund aller Dinge”, die Quantenwelt, und das daraus abgeleitete Verständnis von Realität. Dem zu folgen, erfordert natürlich intensives Mitdenken und ein gewisses Grundverständnis der Physik.
Bedeutung erhalte das physikalische Geschehen nur durch die Interpretation des Beobachters. Allerdings müssen wir Erkenntnisse interpretieren, die unsere Vorstellungskraft oft überfordern. Man kann sich zum Beispiel schwerlich vorstellen, dass unser Universum zu einem benennbaren Zeitpunkt erst erbsengroß war, oder dass die schweren Elemente in unserem Körper wie Kohlenstoff und Eisen sämtlich zunächst im Inneren massereicher Sterne entstanden und dann durch deren Explosion in unsere Welt gekommen sind. Wir sind nämlich alle „Kinder der Supernovae”, die darüber aber jedenfalls staunen können.
Skeptisch sieht Börner die jüngsten mathematischen Beschreibungen, die nicht nur unser Universum sondern zahlreiche parallele Universen, ein „Multiversum”, denkbar erscheinen lassen. Niemand wisse nämlich, ob „unser Universum wirklich unter diesen mathematischen Lösungen eine Entsprechung findet.” Freilich ähnelten die Bausteine des Universums eher mathematischen Strukturen oder Ideen als materiellen Gebilden. „Vielleicht kann man sogar sagen, dass im Urgrund aller Dinge ein geistiges Prinzip erkennbar ist und weniger eine materielle Basis.”
„Innerhalb der Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis” hat Gerhard Börner den Gedanken eines „physikalisch motivierten Schöpfungsprinzips” skizziert, wobei er sich auch auf Überlegungen seines verstorbenen Kollegen Peter Kafka bezieht. Börner verallgemeinert die Gesetze der Evolution sowie der Selbstorganisation der Materie und verbindet sie mit den Gesetzen der Quantenmechanik. In der Quantenmechanik ist die Entwicklung in der Zeit nicht festgelegt, wie in der klassischen Physik, sondern nur in einem statistischen Sinne. Ein quantenmechanisches System besitzt also einen „Raum von Möglichkeiten”. Börner will nun das ganze Universum als ein derartiges System ansehen, dass sich „im Raum der Möglichkeiten vorwärtstastet”. Und zwar nach dem auch in der Biologie geltenden Prinzip: Wahrscheinlich geschieht das Wahrscheinliche. Schöpfung werde „zu einer logischen Selbstverständlichkeit”.
Das ist, wie Börner selbst sagt, sehr spekulativ, aber intellektuell reizvoll. Wenn er daraus eine Theorie entwickeln könnte, die andernfalls nicht mögliche Voraussagen erlaubte über etwas, das dann auch zu beobachten wäre, würde Börner damit in unerhörter Weise zum Fortschritt seiner Wissenschaft beitragen. MARTIN URBAN
GERHARD BÖRNER: Schöpfung ohne Schöpfer? Das Wunder des Universums. Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2006. 216 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Kosmologe Gerhard Börner versucht sich an einem neuen spekulativen und reizvollen Ansatz schöpferischer Weltordnung, berichtet Martin Urban. Weder die Religion, noch die Naturwissenschaft sei im Besitz der absoluten Wahrheit oder Begriffe. Vielmehr gehe es darum Kategorien zu schaffen, die außerhalb des klassischen Raum- und Zeitdenkens der klassischen Physik liegen, so wie es in der modernen Quantenmechanik der Fall sei, die Entwicklung nicht in der Zeit festlege, "sondern nur in einem statistischen Sinn" und so einen "Raum von Möglichkeiten" eröffne. Übertragen auf das Universum lasse sich die Schöpfung dann als eine "logische Selbstverständlichkeit" begreifen, wie es der biologische Grundsatz "Wahrscheinlich geschieht das Wahrscheinliche" ausdrückt.

© Perlentaucher Medien GmbH