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Ein literarisches Kleinod: eine bisher unbekannte erotische Erzählung von André Gide
Am 28. Juli 1907 besucht André Gide das Fest seines Freundes Eugène Rouart. Man amüsiert sich, der Wein fließt in Strömen. Gide entdeckt den jungen Ferdinand Pouzac und ist von dessen erotischer Ausstrahlung fasziniert. Er beobachtet ihn und sucht seine Nähe, bis Ferdinand ihn schließlich spät in der Nacht nach Hause begleitet. Dort geben sie sich der Liebe hin. Ferdinand, der bei der Liebe gurrt wie eine Taube, trägt fortan den Spitznamen "die Ringeltaube". André Gide hält dieses Erlebnis sofort in einer…mehr

Produktbeschreibung
Ein literarisches Kleinod: eine bisher unbekannte erotische Erzählung von André Gide

Am 28. Juli 1907 besucht André Gide das Fest seines Freundes Eugène Rouart. Man amüsiert sich, der Wein fließt in Strömen. Gide entdeckt den jungen Ferdinand Pouzac und ist von dessen erotischer Ausstrahlung fasziniert. Er beobachtet ihn und sucht seine Nähe, bis Ferdinand ihn schließlich spät in der Nacht nach Hause begleitet. Dort geben sie sich der Liebe hin. Ferdinand, der bei der Liebe gurrt wie eine Taube, trägt fortan den Spitznamen "die Ringeltaube".
André Gide hält dieses Erlebnis sofort in einer Erzählung fest. Doch er wird sie nie publizieren. War sie ihm zu persönlich? Eine sensationelle späte Entdeckung von Gides Tochter - nun erstmals veröffentlicht.

Autorenporträt
André Gide (1869-1951) wurde streng puritanisch erzogen und setzte sich später rückhaltlos für die Freiheit des Individuums gegenüber Kirche, Konvention und Moral ein. Das Gesamtwerk des Nobelpreisträgers von 1947 steht neben dem der großen literarischen Innovatoren des 20.Jahrhunderts wie Proust, Musil und Joyce.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2006

Der Gurrer
André Gide erinnert sich an seinen jungen Geliebten Ferdinand

Viel Apparat, wenig Literatur: Je ein Vor-, Geleit- und Nachwort, eine Danksagung und fünf Seiten Anmerkungen mußten her, um aus einer kurzen Erzählung von André Gide ein Büchlein von achtzig locker bedruckten Seiten zu machen. Vor vier Jahren erschien es in Paris, jetzt kommt es in deutscher Übersetzung heraus. Gides Tochter Catherine hatte das Manuskript per Zufall gefunden. Es handelt von einem homoerotischen Abenteuer des fast vierzigjährigen Dichters im Jahre 1907.

Weil Ferdinand bei der Liebe zärtlich gurrte, bekam er den Namen "Die Ringeltaube". Dies ist auch der Titel der Erzählung. Gide schreibt in der ersten Person, sinnlich und prüde zugleich. Sein minderjähriger Liebhaber einer Nacht ist der Sohn des Knechts eines befreundeten Politikers in der Provinz, der seinen Wahlsieg mit einem Volksfest feiert. Schon eine Woche zuvor, im Auto, hatte der Dichter den Knaben "ein wenig bedrängt". Doch Ferdinand ist weder verstimmt noch abgeneigt. "O ja, wir werden uns einen blasen!" sagt er "mit doch etwas zitternder Stimme" zu Gide: "Ich hielt ihn zurück, da ich selbst nicht sehr lasterhaft bin und es mir widerstrebte, durch irgendeinen häßlichen Exzeß die Erinnerung zu verderben, die uns beiden von dieser Nacht bleiben würde."

Was immer dann auch geschah - es kann für den Dichter vor den höchsten Vergleichen bestehen und hat die Erinnerung nicht zu trüben vermocht: Ferdinand aus dem französischen Südwesten hat noch mehr Anmut und zugleich soviel Kraft wie Luigi in Rom und Mohammed in Algier: "Es kommt selten vor, daß ich, befriedigt, das Zusammensein noch verlängern will. Hier konnte ich mich nicht zum Abschied entschließen." Doch Ferdinand muß früh zur Arbeit. Er stirbt drei Jahre später an Tuberkulose.

Subtil, kenntnisreich sucht David H. Walker von der Universität Sheffield im Nachwort nach den zwei, drei Spuren Ferdinands in Gides Werk und findet nichts wirklich Wichtiges. "Doch es ist offensichtlich, daß der ,Roman von der Ringeltaube' dazu beigetragen hat, einen Gefährten, dessen Erinnerung Gide wachhalten wollte, vor dem Vergessen zu bewahren." Jedenfalls hat Ferdinand aus dem französischen Südwesten hundert Jahre nach seiner Nacht mit dem späteren Nobelpreisträger Einzug in die Literaturgeschichte gehalten: im Kapitel "Dichtung und Homosexualität", das reich ist an vagen Andeutungen, enthüllenden Verschleierungen und literarischen Verdichtungen.

André Gide hatte "Die Ringeltaube" in einem verschlossenen Briefumschlag versteckt, wo sie ein Jahrhundert lang unentdeckt blieb. Aufschlußreich ist die Erzählung für die Spezialisten der Sittengeschichte, denen die zeitgenössische Literatur zum Kapitel Homosexualität ganz andere Beiträge zumutet. Die Biographie des Dichters ergänzt "Die Ringeltaube" um eine nicht ganz unwesentliche Episode; sie illustriert sein schönstes erotisches Erlebnis. "Ich machte Freudensprünge und hätte meilenweit gehen können; ich fühlte mich zehn Jahre jünger", lauten die letzten Sätze. Sie sind Ausdruck einer Lebensfreude und Lebenslust, wie man sie beim protestantischen Gide in dieser euphorischen Stärke selten findet. Aber keine Literatur.

JÜRG ALTWEGG

André Gide: "Die Ringeltaube". Erzählung. Mit einem Vorwort von Catherine Gide, einem Geleitwort von Jean-Claude Perrier und einem Nachwort von David H. Walker. Aus dem Französischen übersetzt von Andrea Spingler. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006. 80 S., geb., 9,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Ton dieser Erzählung ist so frisch, so zärtlich, man könnte fast sagen rührend." - Le Figaro

"Eine gefühlvolle Erzählung." - The Times

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die Vorurteile, gegen die Andre Gide früher hatte ankämpfen müssen, sind zwar verschwunden, schreibt Rezensent Martin Lüdke, trotzdem sei aber besonders eine Geschichte aus dem Erzählband "heute noch lesenswert". In "Die Ringeltaube" beschreibt Gide, der sich wegen seiner Homosexualität so manchen Vorwurf anhören musste, eines der ersten homoerotischen Erlebnisse, das er mit einem jungen Mann hatte. Im Gegensatz zu derbem Sex stehe hier die Zurückhaltung im Vordergrund: "Durchaus dezent" beschreibe Gide die disziplinierten Zärtlichkeiten in der zwölfseitigen Geschichte. "Nicht immer frei von Kitsch" sei die Erzählung und sie wird, so orakelt der Kritiker, Gide nicht wieder ins Bewusstsein der Leser zurückholen. Eine "rührende" Geschichte sei "Die Ringeltaube" allemal, gerade weil Gide darin sowohl auf Exzess als auch auf Reue verzichtet.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine sehr kurze, zärtlich-anrührende Geschichte einer Liebesnacht. [...] auch heute noch lesenwert." Die Zeit