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Mai 1945. Irgendwo in Deutschland. Wenige Tage vor der Kapitulation. Sieben kurzerhand in Wehrmachtsuniformen gesteckte Hitler-Jungen sollen mit ein paar Karabinern und Panzerfäusten eine strategisch bedeutungslose Brücke verteidigen. Von ihrem Vorgesetzten verlassen, hilflos zwischen Abenteuerlust und wirren Glauben an die Rettung des Vaterlandes schwankend, nehmen sie den aussichtslosen Kampf auf, als plötzlich amerikanische Panzer anrollen.
"Die Brücke", erst als Buch, dann in der Verfilmung von Bernhard Wicki ein Welterfolg, ist das Mahnmal einer verführten und mißbrauchten Generation,
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Produktbeschreibung
Mai 1945. Irgendwo in Deutschland. Wenige Tage vor der Kapitulation. Sieben kurzerhand in Wehrmachtsuniformen gesteckte Hitler-Jungen sollen mit ein paar Karabinern und Panzerfäusten eine strategisch bedeutungslose Brücke verteidigen. Von ihrem Vorgesetzten verlassen, hilflos zwischen Abenteuerlust und wirren Glauben an die Rettung des Vaterlandes schwankend, nehmen sie den aussichtslosen Kampf auf, als plötzlich amerikanische Panzer anrollen.

"Die Brücke", erst als Buch, dann in der Verfilmung von Bernhard Wicki ein Welterfolg, ist das Mahnmal einer verführten und mißbrauchten Generation, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs als Kanonenfutter sinnlos verheizt wurde.
Autorenporträt
Als Gregor Dorfmeister wurde Manfred Gregor am 7. März 1929 in Tailfingen/Württemberg geboren und wuchs in Bad Tölz auf. Später studierte er Journalistik und war als Redaktionschef für verschiedene Lokalausgaben des «Münchner Merkur» tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2005

Der Mensch ist nicht aus Stahl
Manfred Gregors Antikriegsroman "Die Brücke", neu aufgelegt

Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" entstand erst 1929, mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges - geschrieben auch als Reaktion darauf, wie in der Zwischenzeit mit diesem Krieg umgegangen worden war: Für jemanden wie Ernst Jünger, so imaginieren es jedenfalls dessen schnell nach Kriegsende erschienene Bücher, war diese Generation als "gestählte" aus diesem Kriege gekommen; für Remarque hingegen war es eine "zerstörte" Generation, deren Schicksal er nun erzählen konnte.

Als der im Erscheinungsjahr von "Im Westen nichts Neues" geborene Gregor Dorfmeister unter dem nom de plume Manfred Gregor 1958 seinen Roman "Die Brücke" veröffentlichte, lag der Zweite Weltkrieg ebenfalls mehr als ein Jahrzehnt zurück, und kein vernünftiger Deutscher erinnerte sich dieses Krieges als einer heroischen, "stählenden" Zeit. Im Gegenteil: Man hatte sich von der Niederlage, wenigstens materiell, einigermaßen erholt. Und in der Literatur setzte eine kritische Rückbesinnung ein, auch eine Reflexion der Tatsache, daß bis dahin das ganze Grauen der nationalsozialistischen deutschen Epoche mitnichten thematisiert und schon gar nicht verarbeitet worden war.

Gregors Roman "Die Brücke" wurde ein großer Erfolg, zumal ihn Bernhard Wicki ein Jahr nach Erscheinen verfilmte und seiner Wirkung einen medialen Schub gab. Nun ist das Buch neu aufgelegt worden - und erstaunlicherweise liest es sich, fast ein halbes Jahrhundert später, gar nicht so fern und veraltet, wie man meinen könnte; wo doch der Realismus der Nachkriegszeit, wie ihn etwa die Autoren in der frühen Gruppe 47 pflegten, tatsächlich längst obsolet geworden ist.

Natürlich hat auch diese Prosa ihre Patina angesetzt, trägt in Passagen den 1958 noch nachklingenden, mit vielen Ausrufezeichen versetzten expressiven Wolfgang-Borchert-Sound - so an jener Stelle, da den sieben Knaben, deren Schicksal Gregor erzählt, befohlen wird, eine Brücke vor den anrückenden Amerikanern zu sichern: ",Unteroffizier Heilmann mit sieben Mann auf Brückenwache', meldete er. Etwas Vernünftigeres fiel ihm beim besten Willen nicht ein. - Aber der General legte offenbar nur noch geringen Wert auf Formen. Er übersah die sieben heranstolpernden Buben mit ihren umgehängten Zeltplanen geflissentlich und sprach leise, eindringlich auf Heilmann ein. - Die Jungen hörten bloß ihren Unteroffizier. - ,Jawoll, Herr General!' - ,Nein, Herr General!' - ,Zu Befehl, Herr General!' - Und dann sprach der General lauter, so daß ihn auch die sieben verstanden. ,Ich erwarte, daß die Brücke unter allen Umständen gehalten wird. Verstanden? Unter allen Umständen! Sie bekommen noch Unterstützung!' - Und dann war der General weg, genauso schnell, wie er gekommen war."

Die sieben halten die Brücke, vertreiben einen Spähtrupp der Amerikaner, und dabei wird einer nach dem anderen getötet. Dann wird ihnen befohlen, die Brücke zu sprengen, wogegen die beiden letzten überlebenden Jungen sich wehren - denn wofür haben sie gekämpft, wofür sind ihre Kameraden gefallen? Der letzte Kampf findet zwischen den beiden und dem deutschen Sprengkommando statt. Der eine fällt, der einzige Überlebende erzählt uns die ganze Geschichte.

In einem kleinen Nachwort hat Gregor den Hintergrund seines Romans geschildert - es ist eine im Kern autobiographische Geschichte um den 1. und 2. Mai 1945: "Ich war in den Abendstunden des 1. Mai, nachdem die Feldgendarmen endlich verschwunden waren, die meine beiden letzten Kameraden und mich auf der Flucht vor den heranrückenden US-Panzern aufgehalten und in eine Verteidigungsstellung an der Brücke eingewiesen hatten, auf Schleichwegen nach Hause gegangen. Daß es mir vorher nicht gelungen war, meine Schicksalsgefährten von der Sinnlosigkeit ihres verzweifelten Durchhaltens zu überzeugen, hatte mich aufgewühlt und mit schlimmen Ahnungen erfüllt. Ich empfand meine mangelnde Überredungskunst als Niederlage." Am anderen Tag sind die beiden tot, Gregor findet sie erschossen an der Brücke, die nun von einem GI bewacht wird.

Schreibend, so Gregor Dorfmeister, habe er versucht, sich von seinen "Albträumen zu befreien" - auch weil er "das meinen Kameraden schuldig war". 1954 war das immer wieder bearbeitete Manuskript fertig. Vier Jahre lang fand sich dafür kein Verleger. Dann kam, sehr schnell nach der Veröffentlichung, der große Erfolg.

Warum liest sich das Buch heute noch ziemlich frisch? Gregor Dorfmeister war, als er es schrieb, in journalistischer Ausbildung. Aber die Form des Tatsachenberichts genügte ihm nicht, außerdem gab es solche Berichte zahllos. Doch das einmal aufgearbeitete Tatsachenmaterial bremste wohl das Pathos, das ein primär literarischer und solch expressiver Impuls oft hervorbringt. Die Zeit heilt zwar nicht die Wunden, hat aber doch auf den Schreiber ernüchternd gewirkt.

Und so kann er seine aktuelle Brückengeschichte auf dem Grunde von sieben Biographien erzählen, die alle zusammengeführt werden durch den Wahnsinn einer Ideologie, die diesen Krieg möglich gemacht und zu solchem Ende geführt hat (und der makabre strategische Sinn militärischen Denkens wird da gleichsam nebenher, auf nur anderthalb Seiten, im Kapitel "Ein General und sein Befehl", sehr anschaulich vermittelt). In den sieben Biographien der sieben Jungen erzählt Gregor nämlich die Geschichte der deutschen Gesellschaft in dieser Zeit - auf ihre Weise auch eindrucksvolle Erzählungen von "Furcht und Elend des Dritten Reichs", die noch immer gelten: Einblicke in Familien und Anschauungsmaterial für Verhaltensweisen, die das alles möglich machten oder aber nicht zu verhindern vermochten, was damals geschah.

In diesen Tagen wird in allen Medien viel vom Ende des Zweiten Weltkriegs vor sechzig Jahren geschrieben und gesendet. Auch Wickis Film "Die Brücke" wird gezeigt. Dabei sollte seine wichtige Vorlage nicht vergessen werden. Denn sie ist noch stärker als ihre gute Verfilmung - und übrigens auch ein sehr gutes Jugendbuch.

HEINZ LUDWIG ARNOLD

Manfred Gregor: "Die Brücke". Roman. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2005. 214 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gar nicht verstaubt fand Heinz Ludwig Arnold Manfred Gregors wieder aufgelegten Antikriegsroman "Die Brücke", trotz einiger Wolfgang-Borchert-Manierismen. Besser noch als die Verfilmung von Bernhard Wicki sei das Buch, urteilt der Rezensent. Mehr als zehn Jahre nach Kriegsende erst, 1958, erschien dieser auf autobiografischen Umständen basierende Roman, eine Geschichte aus den allerletzten Kriegstagen. Unter Pseudonym hatte Gregor Dorfmeister ihn damals geschrieben, um sich von einem Trauma zu befreien. Es geht um sieben Jungen, die eine Brücke erst gegen die heranrückenden Amerikaner verteidigen, dann sprengen sollen. Sie wollen die Brücke aber auch gegen die eigenen Sprengtrupps verteidigen. Denn welchen Sinn hätte ihr Kampf gegen die Amerikaner sonst gehabt? Nur einer, der Erzähler, überlebt. En passant erhält der Leser, so Arnold, auch Einblicke in deutsche Familiensrukturen während der NS-Zeit. Der Rezensent empfiehlt "Die Brücke" auch als Jugendbuch.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Pflichtlektüre." Süddeutsche Zeitung