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Erwin Wickert ist Schriftsteller von Rang und war Botschafter auf wichtigen Posten - eine in Deutschland seltene Verbindung. Der Kreis der Menschen, mit denen er, oft über viele Jahre, Briefe austauschte, ist ungewöhnlich weit: Schriftsteller und Politiker, Wissenschaftler, Philosophen und Publizisten. Dieser Band vereint 348 Briefe von und an Erwin Wickert. Briefpartner sind Alfred Andersch, Carl Zuckmayer, Günter Grass, Golo Mann, Karl Jaspers, Dolf Sternberger, Friedrich Sieburg, Johannes Gross, Joachim Fest, Marcel Reich-Ranicki und viele mehr.
Wickerts erstes Buch "Fata Morgana" über
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Produktbeschreibung
Erwin Wickert ist Schriftsteller von Rang und war Botschafter auf wichtigen Posten - eine in Deutschland seltene Verbindung. Der Kreis der Menschen, mit denen er, oft über viele Jahre, Briefe austauschte, ist ungewöhnlich weit: Schriftsteller und Politiker, Wissenschaftler, Philosophen und Publizisten. Dieser Band vereint 348 Briefe von und an Erwin Wickert. Briefpartner sind Alfred Andersch, Carl Zuckmayer, Günter Grass, Golo Mann, Karl Jaspers, Dolf Sternberger, Friedrich Sieburg, Johannes Gross, Joachim Fest, Marcel Reich-Ranicki und viele mehr.

Wickerts erstes Buch "Fata Morgana" über den Straßen erschien 1938, sein Roman "Du mußt dein Leben ändern" 1949 bei DVA. Die Erinnerungsbände "Mut und Übermut" und "Die glücklichen Augen" zählt Eckart Kleßmann "zu den großen Werken der deutschen Memoirenliteratur".
Autorenporträt
Erwin Wickert, geboren 1915 in Bralitz (Mark Brandenburg), hat in Berlin und Heidelberg Kunstgeschichte und Philosophie, in den USA Volkswirtschaft und Politische Wissenschaften studiert. Während des Zweiten Weltkrieges war Wickert im Auswärtigen Dienst (Schanghai und Tokio). Dann lebte er in Heidelberg als Schriftsteller, bis er 1955 wieder in die Diplomatie zurückkehrte.
Neben seinen literarischen Erfolgen gewann Wickert eine zahlreiche Lesergemeinde mit seinem großen Landesportrait "China von innen gesehen" (1982), "Der fremde Osten" (1988) und mit dem ersten Band seiner Erinnerungen "Mut und Übermut" (1991).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2004

Ernst nehmen und Ernst nennen
Aus den Korrespondenzen des Diplomaten und Literaten Erwin Wickert

Erwin Wickert: Das muß ich Ihnen schreiben. Beim Blättern in unvergessenen Briefen. Herausgegeben von Ulrich Lappenküper. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005. 400 Seiten, 32,- [Euro].

Am 7. Januar 2005 wird Erwin Wickert neunzig Jahre alt. Mit weit über dreihundert ausgewählten Briefen ehrt "sein" Verlag den erfolgreichen Verfasser von Hörspielen, Sachbüchern, Romanen und Memoiren. Schriftsteller wie Alfred Andersch, Günter Grass und Carl Zuckmayer, Althistoriker wie Heinz Bellen, Karl Christ und Lothar Wickert, Publizisten wie Johannes Groß, Joachim Fest, Friedrich Sieburg und Peter Wapnewski, Künstler wie Elisabeth Bergner, Herbert von Karajan und Laurence Olivier, Politiker wie Karl Carstens, Horst Ehmke, Helmut Kohl, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Schmidt und Walter Scheel finden sich unter den Absendern und Empfängern. Es wird gratuliert und kondoliert, Respekt gezollt und Bewunderung bezeugt. Wickerts eigene Veröffentlichungen und seine Reaktionen auf ihm zugesandte Publikationen nehmen einen breiten Raum ein - eine faszinierende Lektüre für diejenigen, die mit seinem Leben und Werk vertraut sind. Laut Vorwort des Herausgebers ist der Band, der Briefe "bisweilen in gekürzter Form" präsentiert, "nicht als wissenschaftlich-kritische Edition" zu verstehen, zumal "Auslassungen der besseren Lesbarkeit halber nicht immer durch Punkte kenntlich gemacht werden". Hier windet sich der professionelle Historiker Lappenküper etwas, oder scherzt er vielleicht nur?

Sicherlich in voller Länge wiedergegeben, wenn auch im Folgenden nur teilweise und mit "Punkten" zitiert ist jenes Schreiben, mit dem Erwin Wickert, der von 1955 bis 1980 dem Auswärtigen Dienst - zuletzt als Botschafter in Bukarest und Peking - angehörte, die Einladung zur Fünfzig-Jahres-Feier des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik zurückwies. Die Exzellenz im Unruhestand schrieb Bundesaußenminister Fischer Anfang März 2001, er teile die Sorge von alten Kollegen, "daß der bisher untadelige Ruf des Auswärtigen Amtes neuerdings in Zweifel gezogen" werde. Einen konkreten Fall, der "diese Zweifel" bestätige, führte er an: "Sie haben in dem Planungsstab des Auswärtigen Amtes einen Referenten als Angestellten eingesetzt, Herrn Schmierer, der bis 1983 dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW) angehörte, jener stalinistisch ausgerichteten Vereinigung, der Breschnews Kommunismus nicht radikal genug war. Er war in dieser Organisation nicht irgendwer, sondern Sekretär des Zentralkomitees, nahm also eine führende Stellung ein. In dieser Eigenschaft hat er im Jahr 1980 dem ,Genossen Pol Pot', also dem letzten in der Reihe der Genozidmörder des vorigen Jahrhunderts, der an die zwei Millionen seiner Landsleute hat umbringen lassen, ein Grußtelegramm gesandt und ihn seiner ,festen Solidarität' versichert . . . Für mich als einem Deutschen, dessen nationale Geschichte durch die Genozid- und Kriegspolitik Hitlers schwer belastet bleibt, ist der Gedanke schier unerträglich, daß unsere Außenpolitik heute unter anderem von einem Mann entworfen wird, der sich zu einem Massenmörder wie Pol Pot bekannt hat. Wenn Ihre Partei Herrn Schmierer haben will, so ist das ihre, wenn er einen unpolitischen Beruf ergreift, seine Sache. In unserem Auswärtigen Amt aber hat ein solcher Mann nichts zu suchen." Fischer erwiderte Mitte März, daß "eine Solidarisierung mit Pol Pot und seinem verbrecherischen Regime" durch nichts zu rechtfertigen sei: "Etwas völlig anderes aber ist es, einem Angestellten des Auswärtigen Amtes zu unterstellen, seine Abkehr von Positionen und Erklärungen, die 20 Jahre zurückliegen, sei aus Opportunismus erfolgt und nicht aus Einsicht und einer glaubhaften Wandlung zum Demokraten. Ich bin sicher, daß das Recht, politische Auffassung zu ändern, auch grundsätzlich zu ändern, gerade auch in Ihrer Generation in Anspruch genommen wurde. Herr Schmierer ist vor seiner Einstellung den in der Bundesregierung üblichen Verfahren und Regeln unterworfen gewesen, einschließlich einer Sicherheitsüberprüfung. Offenheit und Toleranz auch gegenüber Quereinsteigern stehen dem Auswärtigen Dienst gut zu Gesicht." Der offensichtlich verärgerte Minister fügte hinzu, daß er es nicht als Ausweis von Souveränität empfinde, "die Teilnahme an der Festveranstaltung einer Institution, durch die in 50 Jahren Zehntausende von Mitarbeitern gegangen sind und die - wie Sie zu Recht sagen - Großes zu Aufbau und Ansehen der deutschen Demokratie beigetragen hat, von früheren Auffassungen eines einzelnen Mitarbeiters abhängig zu machen". Ob Joschka Fischer nach diesem Schlagabtausch den Ehrentag des großen Diplomaten und Literaten, dieser Ausnahmeerscheinung im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik, einfach übergehen wird, bleibt nun abzuwarten.

Der köstlichste Brief der Auswahl bezieht sich auf einen Artikel in dieser Zeitung vom August 1981 und ist an Marcel Reich-Ranicki gerichtet: "Es freut mich, daß die Tiefdruckbeilage mich so ernst nimmt; aber es ist nicht nötig, daß sie mich deshalb auch Ernst nennt. Der Name Ernst ist zwar schön, sicherlich schöner als Erwin, ich fürchte nur, wenn ich nicht auf meinem richtigen Vornamen bestehe, kommen die Leser womöglich auf den Gedanken, ich hätte Die Majorin geschrieben. Und diesen Verdacht möchte ich nicht gerne aufkommen lassen - Semper aliquid haeret." Dem Hinweis auf einen Roman von Ernst Wiechert ließ der Literaturkenner Wickert noch eine eigene Variation auf ein Stück von Oscar Wilde folgen: "Demnächst schreibe ich vielleicht etwas für das Theater. Den Titel weiß ich schon: The Importance of Being Erwin." Wer sich so elegant und geistreich beschweren kann, ist wahrlich zu beneiden.

RAINER BLASIUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2005

Vier Stunden mit Ceaucescu
Briefe des Diplomaten und Schriftstellers Erwin Wickert
Der Diplomat, Romanschreiber und Hörspiel-Autor Erwin Wickert ist neulich 90 Jahre alt geworden (siehe SZ vom 7. Januar), und die Deutsche Verlags-Anstalt hat ihm ein schönes Geburtstagsgeschenk auf den Gabentisch gelegt: eine Sammlung eigener Briefe aus den Jahren 1937 bis 2001. In ihnen sind die Stationen einer reichen Biografie gespiegelt: Wickerts Studienjahre in Heidelberg, wo er 1939 im Fach Kunstgeschichte mit einer Arbeit über „Das Tier in der neueren deutschen Kunst” promoviert, die Zeit als Rundfunkattaché der deutschen Botschaft in Shanghai, von wo Wickert 1941 nach Tokio strafversetzt wird. Zurück in Deutschland arbeitet er bis 1955 als freier Autor für den Hörfunk, wird wieder Diplomat, ist Nato-Referent in Paris, Redenschreiber für Gerhard Schröder (den CDU-Außenminister), schließlich deutscher Botschafter in London, Bukarest und Peking.
Der Untertitel „Beim Blättern in unvergessenen Briefen” fasst den Charakter der Sammlung gut zusammen: es sind Erinnerungszeichen. Wer manchmal in alten Sachen stöbert weiß, dass die lebendige Erinnerung sich an die unscheinbarsten Dinge heften kann: an Notizzettel, Eintrittskarten oder entwertete Fahrscheine. Jeder Fetzen Papier kann zur Eintrittskarte in die eigene Vergangenheit werden. So mag es Wickert, einem leidenschaftlichen Briefschreiber, bei der Durchsicht seiner Korrespondenz ergangen sein. Vielleicht enthält der Band deshalb manche Briefe, auf deren Abdruck ein skrupulös-uneitler Geist wohl verzichtet hätte: einen Telegramm-Zweizeiler der Schauspielerin Elisabeth Bergner, die holprig gereimte Absage einer Faschings-Einladung, Widmungstexte, Leserbriefe und Dankesschreiben . . .
Einer der ersten Briefe ist im Januar 1941 in Shanghai geschrieben, er handelt von den Gefahren der Stadt, an deren Rand sich Japaner und Guerillas Kämpfe liefern, von den vielen Morden und Diebstählen, der korrupten Polizei. Und doch geben Wickerts Briefe aus dem Fernen Osten überraschend wenig Atmosphärisches, kaum Lokalkolorit. Alltägliches überwiegt: „Ulli aß wieder ein O-Motschi”, heißt es in einem Brief aus Kawaguchi, wo die Wickerts 1947 auf die Heimreise nach Deutschland warten. Dass O-Motschi ein klebriger Reiskuchen ist, erfährt der Leser, nichts aber über die Epochenzäsur 1945, denn zwischen 1941 und 1947 klafft in dieser Briefsammlung eine große Lücke.
Launig und weltüberlegen
Die Hoffnung auf Zeitzeugenschaft erfüllt sich also nicht immer. Dass Adressaten und Schreiber der Gegenbriefe so häufig wechseln, gibt dieser Sammlung unvermeidlicherweise etwas Bruchstückhaftes. Kontinuität stiftet der Wickertsche Lebenslauf: Im Nachkriegsdeutschland gerät er ins „Rundfunkfahrwasser”, schreibt preisgekrönte Hörspiele und Dokumentarstücke. Es sind Arbeiten, für die er sich fast ein wenig geniert. Aber auch Goethe habe ja einen „Großkophta” und Schiller den „Geisterseher” geschrieben. Solcherart sind die Vergleiche des selbstbewusst-quecksilbrigen Mannes, der zu allem eine pointierte Meinung hat. Bei seinem alten Lehrer Karl Jaspers protestiert er 1967 wegen dessen Kritik am ehemaligen NSDAP-Mitglied Kiesinger.
Von der Arbeit als Diplomat lässt sich Wickert gelegentlich beurlauben, um Romane zu schreiben. Mit dem Wechsel Schröders ins Verteidigungsministerium sinkt jedoch sein Stern im Auswärtigen Amt. Wickert wird Gesandter in London. Die Ost-Politik der neuen Brandt-Regierung betrachtet er mit Skepsis, weil sie nicht überparteilich angelegt ist und in den Sog der tagespolitischen Auseinandersetzung gerät.
Stets sucht der diplomatische Homme de lettres den Kontakt zu Literaten, lädt Vortragsredner ein und tauscht so Briefe mit Golo Mann, Carl Zuckmayer, Walter Jens und vielen anderen Größen der alten Bundesrepublik. In Bukarest, wo er von 1971 bis 1975 Botschafter ist, sitzt er einmal „vier Stunden zur Linken von Ceaucescu” und beobachtet mit hellsichtigem Misstrauen den Führerkult um den Gewaltigen.
An Persönlichem geben die Briefe wenig preis. Der Verfasser wird bei aller Vertrautheit, die sich beim Lesen einstellt, kaum kenntlich. Immer ist ein unernster und launiger, humorig-weltüberlegener Tonfall gewahrt. Nur einmal verliert Wickert die Contenance: 1982 verreißt der „Spiegel” eines seiner Bücher. Gegenüber Peter Wapnewski macht der Autor sich Luft über die „Wichte” und „bissigen Köter” der Kritik. Es ist der temperamentvollste Brief.
Auch im Ruhestand hat sich der meinungsstarke Diplomat oft eingemischt: 1989 vergleicht er in einem Brief an Petra Kelly die Mahnwachen vor der chinesischen Botschaft mit dem Judenboykott der SA. Aus dem „Bund freier Bürger” Manfred Brunners tritt er wieder aus, als der mit Jörg Haider flirtet. Er legt sich mit Ralph Giordano an und protestiert bei Joschka Fischer, weil im Auswärtigen Amt ein Referent arbeitet, der früher mit Pol Pot sympathisierte. Auch in der aktuellen Debatte um die Nachruf-Praxis des Amtes zählt er zu den Kritikern des Ministers. Die Sammlung ist ein unbedingtes Muss - für hartnäckige Wickert-Fans.
RALF BERHORST
ERWIN WICKERT: Das muss ich Ihnen schreiben. Beim Blättern in unvergessenen Briefen. Hrsg. von Ulrich Lappenküper. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005. 400 Seiten, 32 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rainer Blasius gibt sich in seiner Besprechung der Korrespondenzen des Diplomaten und Literaten Erwin Wickert diplomatisch. Aus Anlass seines 90. Geburtstages im Januar 2005 ehrt ihn sein Verlag mit diesem Band, der weit über dreihundert ausgewählte Briefe enthält. Wickert, der Verfasser von Hörspielen, Sachbüchern und Romanen, hat mit einem äußerst illustren Kreis kommunziert: Andersch, Zuckmayer, Grass, Herbert von Karajan, Laurence Olivier, aber auch Helmut Kohl und Schmidt finden sich unter den Sendern und Empfängern seiner Korrespondenz. Der als Herausgeber fungierende Historiker Ulrich Lappenküper betone ausdrücklich, dass es sich bei dem Band keinesfalls um eine "wissenschaftlich-kritische Edition" handele - Blasius weiß nicht so recht, ob diese Aussage ernst gemeint oder als Scherz zu verstehen sei. Als leise Kritik kann man auch Blasius' Einschätzung verstehen, dass dies alles eine "faszinierende Lektüre" für diejenigen sei, die mit Wickerts "Leben und Werk vertraut sind". Doch abschließend lobt er wieder: An einem "köstlichen" Brief von Wickert an Reich-Ranicki demonstriert der Rezensent, wie "elegant und geistreich" der Literat Briefe schreiben kann.

© Perlentaucher Medien GmbH