Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 14,23 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Entscheidungen, die Geschichte machten
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die Regierungschefs der Welt vor lebenswichtige Entscheidungen. In London, Berlin, Washington, Rom, Moskau und Tokio mussten Politiker und Generäle weitreichende Beschlüsse fassen. Ian Kershaw nimmt zehn Entscheidungen, die für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs von zentraler Bedeutung waren, in den Blick und macht deutlich, dass in diesem Kampf nichts vorherbestimmt war.
Die Ereignisse, die den Beginn des Zweiten Weltkriegs markierten, versetzten weite Teile der Welt in eine Art Schockzustand. Plötzlich
…mehr

Produktbeschreibung
Entscheidungen, die Geschichte machten

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte die Regierungschefs der Welt vor lebenswichtige Entscheidungen. In London, Berlin, Washington, Rom, Moskau und Tokio mussten Politiker und Generäle weitreichende Beschlüsse fassen. Ian Kershaw nimmt zehn Entscheidungen, die für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs von zentraler Bedeutung waren, in den Blick und macht deutlich, dass in diesem Kampf nichts vorherbestimmt war.

Die Ereignisse, die den Beginn des Zweiten Weltkriegs markierten, versetzten weite Teile der Welt in eine Art Schockzustand. Plötzlich schien es keine Regeln mehr zu geben. Die Aggressoren kannten für ihr Tun keine Grenzen, für ihre Opfer aber zogen dunkle Zeiten herauf. Im Strudel dieser Ereignisse sah sich eine kleine Gruppe von Politikern mit zentralen Entscheidungen konfrontiert, die in dieser Auseinandersetzung Triumph oder Untergang bedeuten konnten.

In seinem glänzend geschriebenen Buch "Wendepunkte" vermittelt der Historiker Ian Kershaw dem Leser einen einzigartigen Eindruck davon, wie groß der Entscheidungsspielraum der einzelnen Politiker tatsächlich war und welche Rolle ihre ganz individuelle Persönlichkeit spielte: Warum entschloss sich Churchill, nach der französischen Kapitulation weiterzukämpfen? Warum vertraute Stalin darauf, dass Hitler die UdSSR nicht überfallen würde? Und warum griffen die Japaner Pearl Harbor an? Diese und weitere Entscheidungen veränderten den Lauf der Welt.

Die zehn wichtigsten Entscheidungen des Zweiten Weltkriegs und die Männer, die sie trafen.
Autorenporträt
Dr.phil.Ian Kershaw, geboren 1943, studierte in Liverpool und Oxford. Er lehrte von 1968 bis 1989 an den Universitäten Manchester und Nottingham. Seit 1989 ist er Professor für neuere Geschichte und Direktor des historischen Institus der Universität Sheffield.
Kershaws Forschungen über Hitler und das Dritte Reich führten ihn nach London, New York, Moskau und in viele Archive in Deutschland, Österreich und Frankreich.
Er war Berater der ZDF-Serie "Hitler: eine Bilanz" und der BBC-Dokumentarreihe "The Nazis. Warning from history". 1984 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Ian Kershaw hat mehrere Bücher über das Dritte Reich geschrieben, darunter "Der Hitler-Mythos" (1980), "Der NS-Staat" (1988) und "Hitlers Macht" (1992).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2008

Eine ganz andere Welt
Ian Kershaw schildert packend Entscheidungen von 1940/41

Es hätte alles auch anders kommen können. Unter dieses Motto stellt der britische Historiker Ian Kershaw seine Analysen von zehn Entscheidungen aus den Jahren 1940/41, die weitreichende Konsequenzen für die Welt hatten. Behandelt werden unter anderem der Entschluss Churchills vom Frühjahr 1940, trotz der französischen Kapitulation weiterzukämpfen; die Entscheidung Hitlers vom Herbst 1940, die Sowjetunion anzugreifen; das Beharren Stalins vom Frühjahr 1941 auf seiner Fehleinschätzung, dass es frühestens 1942 zu einem Krieg mit dem "Dritten Reich" kommen würde und dass er daher trotz aller Warnungen die sowjetische Verteidigung nicht mobilisieren lassen müsste; der Wille Roosevelts im Sommer und Herbst 1941, trotz der isolationistischen öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten in einem unerklärten Krieg gegen Hitler-Deutschland nicht nur Churchill, sondern auch Stalin zu unterstützen; die Entscheidung der japanischen Führung im Herbst 1941, mit der Bombardierung von Pearl Harbor und Operationen gegen die Malaiische Halbinsel und gegen die Philippinen die Vereinigten Staaten herauszufordern; der "Wunsch" Hitlers von Ende 1941, sämtliche Juden Europas auszulöschen. Von den untersuchten Entscheidungen sei "die zur Ermordung der Juden diejenige, für die sich am schwersten Alternativen ausmachen lassen. Wäre der Feldzug gegen die Sowjetunion glatt verlaufen, wie es die deutsche Führung gehofft hatte, hätte die der Geschichte bekannte ,Endlösung' vielleicht eine andere Form angenommen. Aber solange das NS-Regime an der Macht gewesen wäre und Krieg geführt hätte, wären die Juden auf die eine oder andere Weise zu Tode gekommen. Nur die Methode und der Zeitpunkt wären andere gewesen."

In der Schlussbetrachtung der brillanten Darstellung über die Mächtigen der Anti-Hitler-Koalition in London, Moskau und Washington sowie der Hitler-Koalition in Berlin, Rom und Tokio überrascht die Beobachtung zu Japan: Dort sei es "unmöglich" gewesen, "dass ein Einzelner willkürliche Entscheidungen traf. Tatsächlich war das japanische von den hier untersuchten Systemen in vieler Hinsicht die am deutlichsten kollektive Regierungsform." Der Kaiser habe keine diktatorische Macht besessen, Heer und Marine hätten ein hohes Maß an Autonomie genossen et cetera. In Großbritannien und in den Vereinigten Staaten seien - ganz im Gegensatz zu Stalins Vabanquespiel - "irrationale Entscheidungen kaum möglich" gewesen, wenn auch das Londoner Kriegskabinett ein kollektives Organ gewesen sei, Roosevelts Kabinett hingegen ein reines Beratergremium, so dass der Präsident die Entscheidungen allein getroffen habe: "Die von der Verfassung vorgesehene Kontrolle geschah nicht in der Exekutive, sondern in der Legislative. Roosevelt wurde durch den Kongress in einem Ausmaß eingeschränkt, wie es Churchill im britischen Parlament nie erlebte."

Die größte politische Autonomie besaßen die Diktatoren in Deutschland, Italien und der Sowjetunion. Andere politische Führer an ihrer Stelle hätten möglicherweise andere Entscheidungen getroffen und Fehleinschätzungen vermieden, bei denen ideologische fixe Ideen oft eine wichtige Rolle spielten. Was Großbritannien betreffe, so sei Churchill für das Land ein "außergewöhnlicher Glücksfall" gewesen. England und sein Empire hätten einen unentbehrlichen Beitrag zum Sieg über den deutschen Nationalsozialismus, den italienischen Faschismus und japanischen Militarismus geleistet: "Aber es war der letzte Auftritt eines ramponierten und bankrotten Großbritannien als Weltmacht. Es folgte - schrittweise zwar, doch unaufhaltsam - die Auflösung des britischen Empires." Der Zweite Weltkrieg habe eine Welt hervorgebracht, die das diametrale Gegenteil dessen war, was Deutschland und Japan anstrebten: "Dass sie sich nicht hatten durchsetzen können, war den gewaltigen Preis wert, den es gekostet hatte."

Bei einem Blick in den Anmerkungsapparat wird deutlich, wie sehr sich Kershaw auch den wegweisenden Studien des Kölner Historikers Andreas Hillgruber (1925-1989) verpflichtet weiß. Dessen monumentale Studie "Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940-1941" (1965) verfolgte einen ähnlichen Ansatz, auch durch das "Aufzeigen von Alternativen" und durch den ständig wechselnden Blick auf die Kriegsherren. Während Hillgruber jedoch kompliziert und für ein reines Fachpublikum schrieb, versteht es Kershaw, Geschichtsinteressierte nicht nur zu belehren, sondern auch glänzend zu unterhalten.

RAINER BLASIUS.

Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 736 S., 39,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2009

Historische Weggabelungen
Auch Zufälle entschieden den Zweiten Weltkrieg
War der Ausgang des Zweiten Weltkriegs programmiert? War absehbar, dass er mit der Niederlage der Achsenmächte und dem Sieg der Alliierten enden würde? Die Geschichtswissenschaft leistet einem solchen Eindruck zuweilen ungewollt Vorschub, denn das Handwerk der Historiker ist nun einmal primär die Beschreibung und Erklärung dessen, was tatsächlich geschehen ist – weniger dagegen die Erörterung der Frage „Was wäre gewesen, wenn . . .”
Auch der britische Historiker Ian Kershaw ist kein Freund des spekulativen, „kontrafaktischen” Denkens. Dennoch: In seinem neuen Buch über den Zweiten Weltkrieg betont er – stärker als viele
seiner Kollegen – die lange Zeit prinzipiell offene Kriegssituation. Der Zweite Weltkrieg, schreibt er, „war eine knappe Angelegenheit – knapper, als häufig
angenommen wird”. Erst von 1943 an hätten sich die Niederlage der Aggressoren und der Sieg der Alliierten allmählich abgezeichnet. In der Zeit davor, insbesondere in der Phase vom Frühjahr 1940 bis zum Winter 1941/42, sei hingegen eine eindeutige Entwicklungsrichtung noch nicht erkennbar gewesen. Eben diese Phase, in der sich die endgültige Kriegskonstellation erst herausbildete und das Ringen der beteiligten Mächte zu einem globalen Konflikt eskalierte, steht im Zentrum von Kershaws Buch. Um „Wendepunkte”, wie der Titel
der deutschen Übersetzung lautet, dreht es sich dabei allerdings nur selten; richtiger müsste von Weggabelungen oder
strategischen Entscheidungen die Rede sein, bei denen die Akteure über teil-
weise erhebliche Handlungsspielräume
verfügten.
Insgesamt zehn solcher Weggabelungen nimmt Kershaw in Form von Fallstudien unter die Lupe. Den Auftakt des Buches bildet der Entschluss des britischen Kabinetts vom Mai 1940, sich nicht auf ein Arrangement mit Hitler einzulassen, sondern den Kampf fortzusetzen; ohne den Einfluss des neuen Premiers Winston Churchill wäre diese Entscheidung vielleicht anders ausgefallen – mit unabsehbaren Konsequenzen für den weiteren Verlauf des Krieges. Churchills späterer Partner, US-Präsident Franklin D. Roosevelt, sah sich bis Ende 1941 der alles beherrschenden und sich ständig verschärfenden Frage konfrontiert, ob, wie und wann er sein Land in den Krieg führen sollte; es war ein Drahtseilakt zwischen dem politischen Willen zur Intervention und einer isolationistisch orientierten Öffentlichkeit. Nicht minder schwerwiegend waren die Dilemmata des Hauptaggressors: Obwohl Hitler den Krieg im Westen noch nicht siegreich beendet hatte, entschloss er sich zum Angriff auf die Sowjetunion.
Dass dieser Feldzug aus der Sicht Nazideutschlands zunächst so erfolgreich verlief, war nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Stalin trotz aller Warnungen und gegenteiligen Anzeichen die Möglichkeit einer deutschen Attacke nicht hatte wahrhaben wollen. Auch dieser folgenreichen (Fehl-)Entscheidung widmet Kershaw ein eigenes Kapitel; ebenso dem japanischen Entschluss, sich in Richtung Pazifik und gegen die USA zu wenden, obwohl doch mit dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges auch eine Bewegung nach Norden, also ebenfalls gegen die Sowjetunion, in Frage gekommen wäre.
Geradezu irrational
Manche der von Kershaw analysierten Entscheidungen muten aus heutiger Sicht geradewegs irrational an; hier interessiert den Historiker vor allem die Frage, wie es zu solchen Fehlleistungen überhaupt hatte kommen können. In anderen Fällen plädiert Kershaw allerdings für ein vorsichtigeres Urteil. So erscheint Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Vielen rückblickend als Wahnsinnstat; aus zeitgenössischer Sicht, insbesondere aus der Perspektive des „Führers”, stellt sich der Vorgang anders dar: als zwar hochriskant, aber doch auf einem rationalen Kalkül basierend. Hitler wusste, dass die Zeit gegen ihn lief. Daher musste der Krieg im Osten beginnen, bevor Stalin seine Verteidigung aufbauen konnte und die USA in den Krieg eintraten. Ein schneller Triumph über die Sowjetunion war aus Sicht des Diktators der direkte Weg zum „Endsieg”, da er England zur Kapitulation nötigen, die USA aus dem Krieg heraushalten und einem künftigen Anspruch der Sowjets auf Vorherrschaft in Mitteleuropa und auf dem Balkan die Grundlage entziehen würde.
Die enorme Materialfülle und Komplexität seiner Themen bewältigt Kershaw souverän. Auch die ständigen „Szenenwechsel” gelingen formal und inhaltlich überzeugend; sie ergeben sich daraus, dass der Autor Entscheidungsprozesse in den sechs wichtigsten kriegführenden Ländern gleichsam simultan im Blick behalten und zueinander in Beziehung setzen muss. Eine besondere Stärke der Untersuchung liegt darin, dass Kershaw ungeachtet aller Fixierung auf die „großen Männer” nie die strukturellen Dimensionen aus den Augen verliert; sowohl die internationalen Konstellationen als auch die internen Machtverhältnisse der verschiedenen Staaten werden systematisch berücksichtigt. Da es sich dabei um höchst unterschiedliche Strukturen handelt, also um demokratische, autoritäre und totalitäre Systeme unterschiedlicher Provenienz, mündet die Untersuchung am Ende folgerichtig in einen höchst aufschlussreichen „Systemvergleich”.
Dass Kershaws Buch trotz dieser und weiterer Meriten nicht der ganz große Wurf geworden ist, liegt daran, dass der Autor allzu viele, durchaus verzichtbare Details ausbreitet und zudem dazu neigt, bereits Gesagtes teils mehrfach zu paraphrasieren. Es wäre die Aufgabe eines zupackenden Lektorats gewesen, aus diesem unnötig ausladend geratenen Text eine jederzeit spannende, scharfkantige Analyse schicksalhafter Kriegsentscheidungen zu formen. ULRICH TEUSCH
IAN KERSHAW: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg 1940/41. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Deutsche Verlags-
Anstalt, München 2008. 730 Seiten, 39,95 Euro.
Tauziehen zwischen isolationistischem US-Kongress auf der einen und Roosevelt sowie Großbritannien auf der anderen Seite – eine Karikatur von 1939. Scherl/SZ
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eingenommen zeigt sich Rezensent Rainer Blasius für Ian Kershaws Buch "Wendepunkte", in dem sich der Historiker mit zehn "Schlüsselentscheidungen" während des Zweiten Weltkriegs befasst. Er attestiert dem Autor, weitreichende Entscheidungen wie Churchills Entschluss, trotz der französischen Kapitulation weiterzukämpfen, oder Hitlers Entscheidung, die Sowjetunion anzugreifen, bestechend zu analysieren. Deutlich wird für ihn, dass alles auch ganz anders hätte kommen können. Besonders hebt Blasius die "brillante" Schlussbetrachtung über die Mächtigen der Anti-Hitler-Koalition in London, Moskau und Washington sowie der Hitler-Koalition in Berlin, Rom und Tokio hervor. Mit Lob bedenkt er auch die "packende" Darstellung Kershaws, der es in seinen Augen versteht, nicht nur zu "belehren", sondern auch "glänzend zu unterhalten".

© Perlentaucher Medien GmbH