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Wir alle haben gutes Essen verdient - schöner, würdevoller, gesünder, besser als bisher. Denn es gibt, gar nicht so weit weg, ein gutes Leben, das durch den Magen geht, und nicht auf den Magen schlägt. Ein Buch für alle, die gerne essen gehen oder selbst kochen.
Hunger am Mittag. In die "Nordsee". Draußen tobt die Stadt, drinnen riecht es nach Fett. Ist Zeit genug für einen Teller Meerestraum, oder doch wieder nur für das Fischbrötchen? Das Handy klingelt, der Mantel ist zu warm, es ist kein Platz frei und die weiße Creme um den Fisch tropft aus dem pappigen Brötchen. Mahlzeit! Wir essen…mehr

Produktbeschreibung
Wir alle haben gutes Essen verdient - schöner, würdevoller, gesünder, besser als bisher. Denn es gibt, gar nicht so weit weg, ein gutes Leben, das durch den Magen geht, und nicht auf den Magen schlägt. Ein Buch für alle, die gerne essen gehen oder selbst kochen.
Hunger am Mittag. In die "Nordsee". Draußen tobt die Stadt, drinnen riecht es nach Fett. Ist Zeit genug für einen Teller Meerestraum, oder doch wieder nur für das Fischbrötchen? Das Handy klingelt, der Mantel ist zu warm, es ist kein Platz frei und die weiße Creme um den Fisch tropft aus dem pappigen Brötchen. Mahlzeit!
Wir essen eilig, was uns zwischen die Finger kommt, auf der Straße oder auf dem Stehempfang. Anstatt zu kochen, schauen wir Fernsehköchen beim Zaubern zu - und stehen verloren zwischen Mikrowelle und Meisterherd. Diät- und Rinderwahn untergraben eine vernünftige Beziehung zum Essen.
Ullrich Fichtner, für seine Reportagen mehrfach ausgezeichnet, richtet seinen Blick auf unsere Eßkultur, so dass man Lust auf Veränderung verspürt. Zwischen Drehbüchern der Food-Designer und Omas Rezeptkladden, Schlacht- und Biohöfen läßt er den Leser staunend in Reagenzgläser, Körbe und Töpfe blicken. "Tellergericht" ist ein Bericht über kulinarischen Analphabetismus und zugleich ein Lesebuch für Liebhaber des Essens.
Autorenporträt
Ullrich Fichtner, geboren 1965, ist Reporter beim Spiegel. Er erhielt zwei Mal den Egon-Erwin-Kisch-Preis, im Jahr 2000 zudem den Theodor-Wolff-Preis. Fichtner lebt mit seiner Familie in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2004

Es schmeckt nicht
Ullrich Fichtner sorgt sich um die Ernährung der Deutschen
Noch nie gab es eine derart große Auswahl an Speisen wie heute, im Supermarkt, beim Stehimbiss, im Restaurant. Nahrungsmittel sind globales Handelsgut, sie werden mit synthetischen Geschmacksverstärkern „veredelt” und billigst unter die Leute gebracht. Die Verbraucher sind dankbar dafür und unterstützen diese Form der Produktion von Nahrungsmitteln, indem sie eifrig konsumieren. Von Skandalmeldungen über Tierseuchen in der Presse lassen sie sich nur kurzfristig verunsichern; dann geht das große Fressen weiter.
Ullrich Fichtner befasst sich ausführlich mit unseren schlechten Gewohnheiten der Nahrungsproduktion in Ställen, Schlachthöfen, Supermärkten, Mikrowellenherden. Er beklagt den damit verbundenen Verlust an Kultur. Die heutige Lebensmittelproduktion wird mit drastischen Worten beschrieben, schließlich bis zum Überdruss. Das ist sicher Absicht des Autors, aber man muss einprägsame Sätze nicht mehrmals lesen; es prägt sich sofort ein, wenn man erfährt, dass in den 50er Jahren die Hälfte des verfügbaren Einkommens für den Erwerb von Lebensmitteln ausgegeben wurde, heute aber nur noch zwölf Prozent. Und man vergisst nicht so schnell wieder, dass manches Katzenfutter teurer ist als das „Menschenfutter” Schnitzel.
Fichtner empört sich darüber, dass die Verbraucher von Lebensmitteln so wenig über deren Herkunft wissen – und enttarnt sich gelegentlich selbst als schlecht informiert. Er träumt von einer Zeit, als „Kartoffeln noch nicht aus einer Helix bestanden, die sich mit den Versalien AGCT durchbuchstabieren ließ”. Meint er, dass es in einer Kartoffel genetisches Material (die „Helix”) nur dann gibt, wenn sie gentechnisch verändert wurde? Dass nur dann die mit den Großbuchstaben abgekürzten Basen darin auftauchen? Das ist natürlich Unsinn, genauso, wenn er die Haltung von „Ochsen, die grasend unter freiem Himmel auf der Weide standen” als idyllische Alternative zur Tierproduktion in Großställen ansieht. Anscheinend weiß Fichtner nicht so genau, was ein Ochse ist.
Manipulationen von Tieren und Pflanzen hat es in der Landwirtschaft immer gegeben. Man kastrierte Stiere, wenn man fettes Ochsenfleisch essen wollte. Keine Kulturpflanze, kein Haustier ist ein natürliches Erzeugnis. Fichtner hätte an manchen Stellen mehr in die Tiefe gehen müssen. Man erfährt nicht, warum Lebensmittel heute so billig sind, warum uns vermeintlich so wenig Zeit bleibt, unser Mittagessen einzunehmen und das gemeinsame Essen zu Hause ausführlich vorzubereiten.
Eine gute Lösung unserer kulturellen Probleme mit dem Essen bietet Fichtner am Schluss seines Buches an: Er schaut Spitzenköchen über die Schulter und macht nicht nur Appetit darauf, die Speisen in deren Lokalen zu genießen, sondern auch auf die Zubereitung der Mahlzeiten. Da gewinnt man Ehrfurcht vor den „Produzenten” von feinen Soßen. Doch das Sonntagsessen beim Spitzenkoch kann nur derjenige genießen, der nicht täglich einen Sonntagsbraten zu niedrigsten Preisen in der Imbissbude „ordert”. Er muss die Zutaten seiner Mahlzeiten sorgfältig aussuchen, beispielsweise auf dem Münchener Viktualienmarkt.
Ullrich Fichtners Thema ist wichtig. Aber die Kapitel des Buches wirken wie einzelne Tableaus, die schnell zu einem Buch zusammengebunden wurden. Auch dabei bräuchte man mehr Kultur.
HANSJÖRG KÜSTER
ULLRICH FICHTNER: Tellergericht. Die Deutschen und das Essen. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004. 234 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Allenfalls "indirekt" gibt Ullrich Fichtner Antwort auf die Frage, warum die Deutschen so gar keinen Bezug zu ihrem täglichen Brot haben, bemängelt Sabine Sütterlin. In seinem neuen Buch sei die Rede von Lebensmittelskandalen, dem Überangebot von Fast-Food-Ketten und dem Bedürfnis einer Nation nach billiger Nahrung. "Systematisch" zwar, aber "ausufernd" schaue Fichtner seinen Mitbürgern beim Essen zu und übersehe dabei das Wesentliche, nämlich die Suche nach den Gründen für all diese Mängel. So muss sich der Leser erst durch 136 Seiten "beißen wie durch ein zähes Steak", bis Fichtner ansatzweise auf die Ursachen zu sprechen kommt, kritisiert die Rezensentin. Dabei hätte der in Paris lebende Autor, der die Esskunst anderer Länder, vor allem Frankreichs und Italiens, in den Himmel lobt, "locker recherchieren können", wie die Alternative aussieht, findet die Rezensentin. Er hat es aber nicht getan, und so verharrt sein Buch leider "im Genörgel und Geraune" darüber, was wir auf dem Teller haben, schreibt Sütterlin.

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