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Architektur als Gedanke, als Gegenstimme, als Wunsch ... Cees Nooteboom umreisst die Geschichte der niederländischen Architektur von 1850 bis heute anhand von nicht ausgeführten Entwürfen. Er belegt, dass das Ungebaute sowohl die architektonische Entwicklung widerspiegelt als auch Bestandteil der Kultur ist.

Produktbeschreibung
Architektur als Gedanke, als Gegenstimme, als Wunsch ... Cees Nooteboom umreisst die Geschichte der niederländischen Architektur von 1850 bis heute anhand von nicht ausgeführten Entwürfen. Er belegt, dass das Ungebaute sowohl die architektonische Entwicklung widerspiegelt als auch Bestandteil der Kultur ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2002

Nootebooms Wunschbuch
Wie die Niederlande heute aussehen könnten...
Wer in einer Stadt lebt und täglich die gleichen Routen nimmt, kennt das Phänomen: Irgendwann verschwimmt die vertraute Umgebung, und niemand nimmt Häuser und Straßen noch wahr. Sie kippen ab in eine diffuse Wahrnehmung. Als Autofahrer und Fußgänger benutzt man sie nur noch als unterbewusste Wendepunkte auf dem Weg.
Architekten mögen das bedauern. Vielleicht stürzen sie sich deshalb so gerne in Wettbewerbe. Sie vertrauen auf die Kraft des Ungebauten. Wo der Entwurf, die flüchtige Skizze, die Idee noch zählt, wenn sie unverbraucht aufs Papier kommt. Zumindest früher schien es so, bevor CAD, Plotter und Drucker das Handwerk der Visualisierung übernahmen. Was für Bauten entstanden da, welch kühne Ideen, von denen die allermeisten nie verwirklicht wurden, aber dennoch irgendwo herumgeistern im kollektiven Bilderschatz. Cees Nooteboom hat sich auf die Spuren dieser ungebauten Architekturen gemacht. Er hat zusammengetragen und klug kommentiert, was aus den Niederlanden hätte werden können, wenn, ja wenn die Baumeister wirklich hätten bauen können, was und wie sie wollten.
Monströse Wohn- und Arbeitsmaschinen kommen auf gelblichen Skizzenblättern zum Vorschein, Schatten aus einer Asservatenkammer der Architekturmoderne: H.J.M. Walenkamps wuchtiger Wettbewerbsentwurf einer Kunstakademie für Amsterdam mit den bezeichnenden Kennwort „Verzweifelt niemals”, ein Beethovenhaus von 1908, irgendwo zwischen Kirchenfestung und gigantischem Mausoleum, der verspielte Friedenspalast von W.Kromhout für Den Haag oder H.P.J. Londons Entwurf einer Lichtstadt von 1921. Alle Gebäude verbindet, dass sie nie gebaut wurden, nie die dritte Dimension erreichten. War es deshalb vergebens? Cees Nooteboom weiß eine kluge Antwort: „Das Ungebaute ist gleichermaßen Bestandteil der Kultur, es besteht als Gedanke, als Gegenstimme, als Idee, als Wunsch.” So hat der bekannte Schriftsteller ein Wunschbuch verfasst, gefüllt mit den Träumen aus mindestens fünf Architektengenerationen. Und wo Autoren sonst Städte als Kulissen benutzen für die Wanderungen ihrer fiktiven Figuren, hat Nooteboom nun selbst die Fiktion der Stadt ausgebreitet und transparent zudem gemacht. Das macht er wie ein kundiger Führer, der die Sehenswürdigkeiten betont, indem er auch einige Nebenstrecken und Hinterhöfe zeigt.Man kann sich den Spaß machen und bei manchen Gebäuden raten, was wohl hinter der Hülle hätte stecken sollen. J. J.P. Ouds Getränkefabrik von 1919 etwa gleicht einer herrschaftlichen Villa mit kubischen Anbauteilen. Und J.F. Staals Innenräume für das Amsterdamer Rathaus könnten durchaus als Kulissen dienen für den großen Diktator von Charlie Chaplin. Nur in einem Punkt irrt Nooteboom, nämlich dann wenn er meint: „Wir sehen genau, was der Architekt gebaut hätte, wenn er gebaut hätte, was er wollte.” Genau das aber sehen wir nicht. Sondern wunderbare Kulissen, in denen wir eigenen Architekturfantasien nachgehen können.
Oliver Herwig
Nooteboom, Cees: Nie gebaute Niederlande. „Denn zwischen Traum und
Tat stehen Gesetze und praktische Bedenken”, Deutsche Verlagsanstalt, München, 1999, 120 Seiten, 25 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hermann Wallmann weist in einer begeisterten kleinen Kritik darauf hin, dass es sich hier um einen zwanzig Jahre alten Essay handele, in dem Nooeteboom zentrale Aspekte seiner Poetik liefere. Der Autor, der unter anderem für seine Reisebücher bekannte wurde, spaziert hier durch Architekturzeichnung von nie gebauten Gebäuden in den Niederlanden - und liefert Reflexionen, die nach Wallmann auch neus Licht auf alles Gebaute werfen. Ein "wunderbarer Bildband" sei das.

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