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Was läuft schief in der Politik? Ein Erfahrungsbericht
Susanne Gaschke war jahrelang Journalistin und kennt die Regeln des Politikbetriebs in Deutschland. Irgendwann wollte sie selbst Verantwortung übernehmen. 2012 von den Kielern als Kandidatin der SPD-Basis zur Oberbürgermeisterin gewählt, machte sie sich auf, die politische Arbeit offener zu gestalten, bürgernah, ohne eingefahrene Rituale. Ein Jahr später trat sie zurück, im Wirbel eines seltsamen Skandals, der bundesweit Beachtung fand.
Was ging schief? Offen schildert Susanne Gaschke ihre Erfahrungen an der Spitze einer großen
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Produktbeschreibung
Was läuft schief in der Politik? Ein Erfahrungsbericht

Susanne Gaschke war jahrelang Journalistin und kennt die Regeln des Politikbetriebs in Deutschland. Irgendwann wollte sie selbst Verantwortung übernehmen. 2012 von den Kielern als Kandidatin der SPD-Basis zur Oberbürgermeisterin gewählt, machte sie sich auf, die politische Arbeit offener zu gestalten, bürgernah, ohne eingefahrene Rituale. Ein Jahr später trat sie zurück, im Wirbel eines seltsamen Skandals, der bundesweit Beachtung fand.

Was ging schief? Offen schildert Susanne Gaschke ihre Erfahrungen an der Spitze einer großen Verwaltung, die Mechanismen des politischen Geschäfts, die Machtspiele, die den politischen Alltag oft stärker prägen als das Ziel, ein Problem zu lösen. Sie beschreibt, wie es ist, im Kreuzfeuer der Kritik zu stehen, vor allem aber zeigt sie, warum sich unsere Art, Politik zu machen, ändern muss.
Autorenporträt
Susanne Gaschke, geboren 1967, hat nach dem Studium und einem Volontariat bei den "Kieler Nachrichten" 15 Jahre lang im Politikressort der "Zeit" gearbeitet, wo sie über gesellschaftspolitische Themen schrieb. Im November 2012 wurde sie zur Kieler Oberbürgermeisterin gewählt. Im Oktober 2013 trat sie zurück. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet als Journalistin für "Die Welt".
Rezensionen
"Gaschkes Buch ist eine seltene Nahaufnahme der Politik." DER SPIEGEL, 08.09.2014

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zum Schluss kommt Ralf Wiegand doch noch der Gedanke, dass etwas dran sein könnte an Susanne Gaschkes Darstellung der Kieler Geschehnisse, die sie das Amt der Oberbürgermeisterin und noch eines mehr kosteten. Zumindest weiß er, dass ihre politischen Gegner wie Ralf Stegner und Torsten Albig durchaus unangenehm werden können. Dass sie aber solch intrigante Strippenzieher sind, wie Gaschke ihnen vorwirft, will er nicht glauben. Überhaupt nimmt er ihren Bericht nicht wirklich ernst. Zwar attestiert Wiegand der gestürzten Politikerin in ihrem Buch Genauigkeit und Schärfe, aber eben auch die "Betroffenheit des Opfers".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2014

Förden-Hillary auf den Bananenschalen
Die kurzzeitige Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke rechtfertigt sich in einem larmoyanten Politkrimi

"Volles Risiko" heißt das Buch, das die Journalistin und kurzzeitige Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke geschrieben hat. "Volles Risiko" ist es wohl auch, über ein Buch zu schreiben, in dem man selbst vorkommt. Susanne Gaschke lässt nämlich unter der Kapitelüberschrift "Stegner" wissen, dass sie mich noch nie leiden konnte. Das ist aber nicht wirklich problematisch - weder für sie noch für mich. Prägender scheinen die Enttäuschungen zu sein, die ihr andere Politiker zugefügt haben, an denen sie sich in ihrem Buch abarbeitet.

Susanne Gaschkes Buch handelt von ihrem Kurzausflug in die aktive Politik - aus subjektiver Sicht, wie sie selbst schreibt. Fast jede der 254 Seiten steckt voller Emotionen. Was die Autorin primär schildert - quasi die Kernthese des Buches - ist eine Verschwörung, die ihresgleichen sucht: Susanne Gaschke sieht sich nämlich als Opfer einer Intrige, an deren Spitze die schleswig-holsteinische Landesregierung, insbesondere Ministerpräsident Torsten Albig, Innenminister Andreas Breitner sowie die Landes-SPD und am Ende ihr eigener SPD-Kreisverband Kiel stehen. In Mittäterschaft sind auch noch die Medien, insbesondere die schleswig-holsteinischen, die gemeinschaftlich den Erfolg dieser Intrige bewirkt haben sollen.

Aus welchem Grund es zu dieser einzigartigen Verschwörung gekommen sein soll - das erfahren die Leserinnen und Leser nicht. Ein Politkrimi ohne Auflösung also. Fakten und Motive bleiben im Dunkeln, Widersprüche zuhauf. Geboten wird eine detaillierte Chronologie einer administrativen Fehlentscheidung: Die persönliche Eilentscheidung nämlich, mit der die Oberbürgermeisterin Gaschke einem Kieler Arzt eigentlich fällige Steuerschulden in Millionenhöhe erlassen hat. Sie tat dies, ohne vorher das Einvernehmen mit der Finanzverwaltung des Landes hergestellt oder die Kieler Ratsversammlung vorab beteiligt zu haben. Ein handwerklicher, vielleicht auch ein nachvollziehbarer Fehler, über den eine Politikerin eigentlich nicht fallen sollte. Es ist der Umgang mit dieser Krise, der eben auch im Fall von Susanne Gaschke zum Abgang von der politischen Bühne geführt hat. Und das wird in diesem Buch deutlich belegt.

Die "Clintons von der Förde", wie Susanne Gaschke unter Berufung auf Journalistenkollegen und nur scheinbar selbstironisch sich und ihren Mann, den SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Bartels, nennt, seien für die eher mittelmäßigen Repräsentanten der Landespolitik eine große Bedrohung gewesen. Deshalb, so mutmaßt Gaschke, hätten diese alles unternommen, um eine vom Volk direkt gewählte Oberbürgermeisterin scheitern zu lassen. Dieses "direkt gewählt" betont Gaschke mehrmals. Dabei beklagt sie die Mängel der Kommunalverfassung, weil die ebenfalls eher mäßig begabten Mitglieder der Kieler Ratsversammlung allzu viel mitzureden hätten. Damit würden die Wirkungsmöglichkeiten einer durch direkte Volkswahl legitimierten Oberbürgermeisterin ungerechtfertigterweise beschränkt.

Susanne Gaschke, die doch Woche für Woche mit Altkanzler Helmut Schmidt in der "Zeit"-Redaktion zusammensaß, sie, die "Konversation mit Sabine Christiansen, Henry Kissinger und Sigmar Gabriel überlebt hat" (wie sie schreibt), wurde von einer vermeintlich testosterongesteuerten Altpolitikerriege aus dem Amt gedrängt. Diese Lesart stellt die Autorin in den Zusammenhang altbekannter Klischees über ein von der Barschel-Affäre bis zur Nichtwahl von Heide Simonis affairen- und skandalgeplagtes Land, das doch auf jemanden vom Format der Autorin geradezu gewartet hat. Ziemlich selbstgerecht klingt das alles, aber: Fehler im Krisenmanagement gesteht sie durchaus ein. Fehler ausgerechnet im Umgang mit den Medien, die der erfahrenen Journalistin da unterliefen. So schildert sie einen erregten Anruf beim Chefredakteur der "Kieler Nachrichten", um einen möglicherweise drohenden Artikel zu verhindern. Sie vergleicht das mit dem legendären Anruf des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff bei "Bild"-Chef Kai Diekmann.

Oder ebenjener tränenreiche Auftritt vor der Kieler Ratsversammlung. Tränen sind auch in der Politik nichts, worüber man sich lustig machen sollte. Wer aber ihre Rede online ansieht, wähnt schreckliche Vorgänge. Tatsächlich aber ging es nur um eine Oberbürgermeisterin, die von politischen Attacken einer nicht übermäßig alert auftretenden Opposition gekränkt war. Es geht nicht um Quereinsteigerin versus Politik-Profi, Frau gegen Mann, Außenseiterin gegen Parteimainstream. Nein, das Buch weist auf ein anderes Dilemma hin: Wenn man sich selbst für klüger hält als alle anderen, dann ist man nicht nur sehr einsam, dann liegen die Bananenschalen, über die man stürzen kann, kiloweise aus.

Widerspruchsfrei bleibt Susanne Gaschke in ihrer Darstellung nicht. Auf der einen Seite schreibt sie ein Buch, das vor Abneigung gegenüber Ministerpräsident Torsten Albig regelrecht trieft. Immer wieder bringt sie ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass der Ministerpräsident eine Intrige gegen sie führe, statt sie zu unterstützen. So wird eine SMS des Ministerpräsidenten etwa als Bedrohung statt als freundlicher Ratschlag umgedeutet. Und ihre Fehlentscheidung im "Kieler Steuerfall" lastet sie ebenjenem Amtsvorgänger Oberbürgermeister Albig an, der diese Falle für sie längst schon vorbereitet habe. Offenkundig haben hier große Vorahnungen eine Rolle gespielt. Nirgendwo im Buch findet jedoch Erwähnung, dass Albig zwar in der Tat einen solchen Steuererlass geprüft hatte. Aber nach allen bekannten Fakten hatte er dies an drei Bedingungen geknüpft: dass mindestens 50 Prozent der Steuerschuld bezahlt werden müsse, dies nur im Einvernehmen mit der Finanzverwaltung des Landes geschehen dürfe und, vor allem, dass auch die Ratsversammlung vorher beteiligt werden müsse. All das hat Susanne Gaschke versäumt, doch darüber schreibt sie kein Wort. Es fehlt einfach jede administrative oder politische Erfahrung oder die Annahme professionellen Rates, die sie vor einem solchen Fehler hätte bewahren können. Susanne Gaschke ist zweifellos eine wortgewandte Journalistin. Sie konnte dieses Talent vortrefflich in Grußworten anwenden, im Gegensatz zum schrecklichen "Baumarkt-Stil", den sie bei anderen politischen Rednern beklagt. Sie war eine Oberbürgermeisterin, die anders sein wollte, die Ideen für die Stadt Kiel entwickelt hat und die bereit war, diese umzusetzen. Nach ihrer Nominierung und erst recht nach ihrer Wahl hat man sich gewünscht, dass die Sozialdemokratin Susanne Gaschke Erfolg als Oberbürgermeisterin haben würde und dass sie mit ihren erfrischenden Erkenntnissen, die sie als Politik-Quereinsteigerin mitbrachte, besondere Problemlösungskompetenzen in Kiel zeigen würde. Alle hätten sich gewünscht, dass dieser besondere Input Vorbild geworden wäre für andere Städte. Schreiben kann Susanne Gaschke ohne jeden Zweifel, das hat sie als Volontärin bei den "Kieler Nachrichten" und später bei der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" bewiesen. Ihre Zeit im politischen Amt allerdings - 11 Monate als Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Kiel - ist gründlich schiefgegangen.

In gewisser Weise ist das ein ganz trauriges Buch. Es ist eine Lehre über Selbstgerechtigkeit und Larmoyanz und das Scheitern an Hybris. Schade. "Volles Risiko" ist etwas für graue Novemberabende an der Förde - mit einem Glas Rotwein, der hoffentlich besser ist als das Buch.

RALF STEGNER

Susanne Gaschke: Volles Risiko. Was es bedeutet, in die Politik zu gehen. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 254 S., 19,99 [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.10.2014

Lauter
böse Buben
Susanne Gaschke, verloren
zwischen Politik und Medien
Susanne Gaschke könnte diesem Ralf Stegner jetzt sogar glatt dankbar sein. Ja, jenem Ralf Stegner, dem sie in ihrem Buch ein eigenes Unterkapitel mit dem maximal distanzierten Titel „Stegner“ widmet und über den sie vollkommen unzweideutig schreibt: „Ich mag ihn nicht.“ Es folgen dann fünf Gründe, warum das so ist. Und diesem Menschen, dem sie schon wegen der „Form seiner Mundwinkel“ eine „nur mühsam beherrschte Aggressivität“ unterstellt (neben einigen anderen Charakterschwächen) – dem soll sie dankbar sein?
  Sie hält ihn immerhin für einen der maßgeblichen Strippenzieher in der Geschichte ihres Rücktritts. Frau Gaschke war einmal Redakteurin der Wochenzeitung Die Zeit, bis ihr das „nur dabei“ zu wenig wurde und sie fröhlich ins „mittendrin“ wechselte, genauer in die Kieler Kommunalpolitik. Gaschke wurde zur Oberbürgermeisterin ihrer Heimatstadt gewählt, am 28. November 2012 vereidigt – und trat am 28. Oktober 2013 zurück. Einer der ihrer Meinung nach Schuldigen: Ralf Stegner, schleswig-holsteinischer Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzende der SPD. Er ist eine zentrale Figur in ihrem Buch über all die bösen Buben von der Förde, die schon eine Bande gründen könnten: Torsten Albig, der Ministerpräsident, Andreas Breitner, der (inzwischen zurückgetretene) Innenminister, ein paar sehr seltsame Ratsherren. Und eben Stegner.
  Das alles könnte natürlich auch einer Verschwörungstheorie entspringen. Susanne Gaschke hält nämlich sehr viel von sich. Wenn man zusammenfasst, war sie schon als Journalistin fairer, einfühlsamer, aber auch deutlicher und interessanter als andere. Und als Politikerin hielt sie sich für derart unkonventionell, dass sie eine Art Bedrohung für das Establishment darstellte. Sie wollte ja alles verändern am Betrieb, Stil, Sprache, Rituale, Inhalte. Das Imperium schlug also zurück?
  Das Buch ist sehr unterhaltsam geworden für jeden, der seine Vorurteile über Politiker pflegt. Gaschke beschreibt mit der Genauigkeit der Journalistin, mit der Schärfe der Kommentatorin, aber eben auch mit der ungeheuren Betroffenheit des Opfers ihr Scheitern. Dass eine so selbstbewusste Frau dabei nicht nur den Glauben an die Politik verlor, sondern angesichts der Berichterstattung über sie selbst auch den Glauben an den Journalismus, tut einem fast leid. In ihren Schlussfolgerungen jedenfalls wirkt sie ein wenig wie verloren gegangen zwischen den Welten „Politik“ und „Medien“.
  Ach ja. Aber zurück zu Stegner: Der Protagonist aus Gaschkes Erzählungen hat der Autorin einen unfreiwilligen Gefallen getan, in dem er das Buch in der FAZ rezensierte, anstatt höflich zu schweigen. Sie, Gaschke, halte sich selbst „für klüger als alle anderen“ und habe ein „ganz trauriges Buch“ geschrieben über Selbstgerechtigkeit, Larmoyanz und Hybris, das man mit einem Glas Rotwein lesen solle, „der hoffentlich besser ist als das Buch“. Deshalb darf Susanne Gaschke diesem einen ihrer vielen Feinde dankbar sein: Wer so bellt, ist betroffen. Es ist also wohl doch einiges dran an ihrer Einschätzung der Kieler Verhältnisse.
RALF WIEGAND
Susanne Gascke: Volles Risiko. Was es bedeutet, in die Politik zu gehen. DVA, 2014. 254 S., 19,99 Euro.
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