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Deutschland geht es gut - wie lange noch und auf wessen Kosten?
Den Deutschen steigt das vermeintliche "neue Wirtschaftswunder" zu Kopf, so Olaf Gersemann, Ressortleiter Wirtschaft und Finanzen bei der Tageszeitung Die Welt. Wir überschätzen unsere Kraft bei weitem und übersehen dabei unsere Anfälligkeit für neue Krisen. Selbstgefällig verklären wir Massenarbeitslosigkeit zu nahender Vollbeschäftigung und Beinahe-Stagnation zu kräftigen Aufschwüngen. Und auf fahrlässige Weise verkaufen wir der Welt unsere vielen Sonderwege - wie die duale Ausbildung oder die extreme Fokussierung auf wenige…mehr

Produktbeschreibung
Deutschland geht es gut - wie lange noch und auf wessen Kosten?

Den Deutschen steigt das vermeintliche "neue Wirtschaftswunder" zu Kopf, so Olaf Gersemann, Ressortleiter Wirtschaft und Finanzen bei der Tageszeitung Die Welt. Wir überschätzen unsere Kraft bei weitem und übersehen dabei unsere Anfälligkeit für neue Krisen. Selbstgefällig verklären wir Massenarbeitslosigkeit zu nahender Vollbeschäftigung und Beinahe-Stagnation zu kräftigen Aufschwüngen. Und auf fahrlässige Weise verkaufen wir der Welt unsere vielen Sonderwege - wie die duale Ausbildung oder die extreme Fokussierung auf wenige Branchen - als Stärken und übersehen dabei Schattenseiten und Risiken. Bald schon wird dem deutschen Aufschwung dauerhaft die Luft ausgehen. Sehr vieles wird daher anders werden müssen, damit manches so bleiben kann, wie es ist. Ebenso pointiert wie fundiert nimmt Gersemann die verzerrten Wahrnehmungen in Politik und Wirtschaft aufs Korn.
Autorenporträt
Olaf Gersemann, geboren 1968, ist Ressortleiter Wirtschaft und Finanzen der Welt-Gruppe (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt digital). Zuvor war er Auslandschef der Financial Times Deutschland (2005 - 2007) und Washington-Korrespondent der Wirtschaftswoche (1999 - 2005). Für seine Arbeiten wurde er u. a. mit dem Ludwig-Erhard-Förderpreis für Wirtschaftspublizistik und dem Herbert-Quandt-Medienpreis ausgezeichnet.
Rezensionen
"Dieses Buch ist ein Warnruf, geschrieben voller Engagement und auch mit einigem Zorn. Es warnt völlig zu Recht vor der wieder real gewordenen Gefahr, dass wir uns auf den tatsächlichen oder vermeintlichen Stärken unseres Landes ausruhen könnten. Deshalb kann ich Olaf Gersemann auch in diesem Satz nur Wort für Wort zustimmen: Es wird sich sehr vieles ändern müssen in Deutschland, damit manches so bleiben kann, wie es ist!" -- Wolfgang Clement

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass die deutsche Wirtschaft nicht so boomt wie es den Anschein hat, liest Rezensent Leander Steinkopf gleich in zwei neuen Büchern. Dabei zeichne der Wirtschaftschef der "Welt", Olaf Gersemann, in seinem neuen Buch "Die Deutschland-Blase" ein wesentlich finsteres Bild als sein Kollege Marcel Fratzscher, auch wenn sich beide einig sind, dass die Gründe für die Fehleinschätzung im Vergleich mit den schwachen Euro-Krisenländern und den niedrigen Zinsen geschuldeten günstigen Exportbedingungen für Deutschland liege, informiert der Kritiker. Allerdings glaube Gersemann weniger, dass mit steigenden Investitionen die Problematik zu lösen sei. Des Weiteren muss Steinkopf bei dem Autor erfahren, dass fehlender Nachwuchs, mangelnde Produktivitätssteigerung, Überalterung und Abwanderung von Fachkräften nicht gerade die besten Vorzeichen für eine rosigere Zukunft sind. Dennoch hat ihm dieses lesenswerte Buch aufgezeigt, was es alles noch zu tun gibt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2014

In der Krise reicht eben das Dauerdoping
Von wegen Wachstumslokomotive: Marcel Fratzscher und Olaf Gersemann nehmen die deutsche Wirtschaft ins Gebet

Deutschland liegt zwischen Tonga und Bulgarien. Und auf der Wirtschaftswachstumsweltrangliste kommt dahinter nicht mehr viel. Nur zehn Länder von 166 hatten in den letzten zwanzig Jahren geringeres Wachstum als Deutschland. Zwar ist dies ein besonders nachteilig gewählter Zeitabschnitt, trotzdem überrascht es, dass eine angebliche Wachstumslokomotive wie Deutschland so weit hinten rangiert. Denn einerseits hat Deutschland in den letzten Jahren die Beschäftigung gesteigert, Marktanteile im Export gewonnen und Haushaltsüberschüsse erzielt. Andererseits haben sich die Löhne schwächer entwickelt als die Inflation, die Investitionen sind mit die niedrigsten aller Industrieländer, und infolgedessen gibt es kaum Produktivitätssteigerungen.

Das angeblich so viel bewunderte Deutschland, die Wachstumslokomotive, die boomende Nation, hat also einige massive wirtschaftliche Probleme, die sich aber so gar nicht in der vorherrschenden Selbstwahrnehmung niederschlagen. Im Gegenteil, im letzten Bundestagswahlkampf und bei den Koalitionsverhandlungen danach schien es nur noch darum zu gehen, Deutschlands scheinbar überquellenden Wohlstand umzuverteilen. Irgendwas läuft da also falsch, eine Fata Morgana oder eine Fehlbewertung, oder, wie zwei aktuelle Buchtitel es ausdrücken, es herrscht "Die Deutschland-Blase" oder "Die Deutschland-Illusion".

Das erstgenannte Buch wurde von Olaf Gersemann verfasst, dem Wirtschaftschef der "Welt"-Gruppe. Das zweite stammt von Marcel Fratzscher, dem aktuellen Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Beide Ökonomen haben die renommierteste Auszeichnung erhalten, die in ihrem Fach verliehen wird: Sie verbuchen das Lob eines sozialdemokratischen Wirtschaftsministers. Sigmar Gabriel schlug sich nach eigenem Bekunden eine Nacht lesend um die Ohren, um am nächsten Tag Fratzschers "Deutschland-Illusion" vorzustellen. Wolfgang Clement äußerte dagegen seine Begeisterung für die "Deutschland-Blase".

Ob es nun eine Blase ist oder eine Illusion, die beiden Autoren sind sich zunächst mal in vielem einig. Die deutsche Leichtigkeit des Seins beruhe zum einen auf einem Knick in der Optik, zum anderen auf "Dauerdoping", wie Gersemann es nennt. Zum einen messen wir uns mit den schwachen Euro-Krisenländern und gehen dann als Einäugiger unter den Blinden aus dem Vergleich hervor - vor den eigentlichen Wettbewerbern am globalisierten Markt verschließen wir das Auge. Andererseits sind wir die Krisengewinnler des Ausnahmezustands. Einst kurbelten die jetzigen Krisenländer mit ihrer schuldenbasierten Nachfrage die deutschen Exporte an, nun erzeugen ein schwacher Euro und niedrige Zinsen gute Exportbedingungen und billige Verschuldung für Deutschland. Kurz gesagt: Solange es die Krise gibt, können Politiker Deutschlands Stärke loben.

Wem die Krise trotzdem nicht geheuer ist, der kann sich von Marcel Fratzscher über eine halbe Buchlänge gut zureden lassen. Fratzscher hat mehr als hundert Seiten lang absolut gar nichts auszusetzen an der Brüsseler Krisenpolitik. Man fühlt da fast das Bedürfnis, nach Brüssel zu reisen und alle Verantwortlichen dort zu herzen. Das Einzige, was ihn stört, sind ein paar Missverständnisse zwischen den Euroländern, Neid und gegenseitige Beschuldigungen. Den Deutschen rät er, den Kant zurück ins Regal zu stellen und sich stattdessen einmal den englischen Utilitaristen zu widmen. Die Deutschen seien viel zu regelversessen, dabei sei es doch in Krisenzeiten angesagt, ganz pragmatisch nur aufs Ergebnis zu achten. Ganz pragmatisch rät er denn auch der Politik zu mehr Europa: Investitionsagenda, Bankenunion, Fiskalunion, Eurounion, gemeinsame Wirtschaftsregierung und dabei bloß nicht vergessen, "sich die demokratische Unterstützung für die Fortsetzung und Vertiefung des europäischen Integrationsprozesses" zu verschaffen; ja, eine "Kommunikationsoffensive" soll es geben, einen "öffentlichen Dialog", um die Bürger zu überzeugen.

Als Hauptproblem Deutschlands selbst sieht Fratzscher die mangelnden Investitionen. Der Staat müsse sich dringend darum kümmern, dass drei Prozent mehr des BIP investiert werden. Man denkt sich beim Lesen im Stillen, wie gut das doch passt: die Zinsen sind niedrig, und bei drei Prozent Neuverschuldung ist genau die Maastrichtschnur gespannt. Fratzscher weiß auch, wohin das Geld fließen muss, in die Verkehrsinfrastruktur, in Bildung und Energiewende. Er eckt nicht an mit Einspardrohungen oder Vorschlägen zur konkreten Ausgestaltung etwa der Energiewende. Mit großer makroökonomischer Geste gießt er das Geld aus der Kanne und hält sich nicht auf mit Details: "Nun muss eine entschiedene Konkretisierung und Umsetzung dafür sorgen, dass diese Ziele erreicht werden."

Gersemann ist völlig d'accord, was das Investitionsdefizit als zentrales Problem anbelangt, doch für lösbar hält er es nicht unbedingt. Mehrere Teufelskreise winden sich durch sein Buch. Da ist das altbekannte demographische Problem, zu dessen finanzieller Lösung wir dringend Wirtschaftswachstum benötigten. Da sich aber ohne weiteres nicht viel mehr Arbeitskraft in Deutschland mobilisieren lässt, brauchen wir dringend Produktivitätssteigerung. Diese aber bleibt aus, weil es an Investitionen mangelt. Und warum mangelt es an Investitionen? Nun, weil Firmen nicht in einem Land investieren, dem der Nachwuchs ausgeht.

Die Sackgasse der Überalterung selbst bietet laut Gersemann ebenfalls keine Wendemöglichkeit: Zukünftige Kinder werden nur noch von geburtenschwachen Jahrgängen geboren werden, so dass selbst bei steigender Fertilität keine Trendumkehr in Sicht wäre. Und Zuwanderung löst auch nicht alle Probleme. Die Hochqualifizierten dieser Erde, die wir so dringend brauchen, sind längst in andere Länder migriert. Und jene, die es noch nicht getan haben, können sich schönere Ziele vorstellen als Deutschland, wo die Bevölkerung alt, die Abgabenlast hoch und die Sprache schwierig ist.

Ganz allgemein ist Gersemanns "Deutschland-Blase" nicht das Geschenk, das man seinem Enkel machen sollte. Zumindest wenn man will, dass er den deutschen Generationenvertrag bedient und nicht nach Kanada auswandert. Trotz der Beunruhigung - und ein Stück weit deswegen - ist Gersemanns Buch aber spannend zu lesen. Bei Fratzscher hingegen erscheinen alle Probleme lösbar. Er legt keinen Finger in die Wunde, sondern bespricht die Schritte der Behandlung. Adressat ist eben nicht nur der gemeine Bürger, sondern auch die Regierung, der er umsetzbare Häppchen serviert. Will man also erfahren, was von dieser Legislaturperiode noch zu erwarten ist, sollte man sich durch "Die Deutschland-Illusion" arbeiten. "Die Deutschland-Blase" zeigt, dass es noch eine Menge mehr zu tun gibt. Und dass wir selbst bei aller Mühe immer noch auf unser Glück hoffen müssen.

LEANDER STEINKOPF

Marcel Fratzscher: "Die Deutschland-Illusion". Warum wir unsere Wirtschaft überschätzen und Europa brauchen.

Carl Hanser Verlag, München 2014. 278 S., geb., 19,90 [Euro].

Olaf Gersemann: "Die Deutschland-Blase". Das letzte Hurra einer großen Wirtschaftsnation.

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 320 S., Abb., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2015

Der Abstieg
Zu viel wurde versäumt: Abgesänge und Ausblicke
auf die deutsche Wirtschaft / Von Tanja Dückers
Angela Merkels mantrahaft wiederholtes „Uns geht’s gut“ provoziert eine kritische Überprüfung. Mehrere Autoren haben in diesem Herbst Bücher publiziert, die einen Abgesang auf Deutschland als einer führenden Wirtschaftsnation anstimmen. Darunter auch Olaf Gersemann und Ulrich Horstmann. Die derzeit kursierenden gedämpften Prognosen für die Konjunkturentwicklung haben beide Autoren treffend vorausgesagt.
  So sehr sich die ökonomischen Befunde in Bezug auf Deutschlands nahe Zukunft gleichen, so unterschiedlich fallen die Analysen und die Lösungsvorschläge aus. Ulrich Horstmann, Autor einer Reihe von Fachbüchern, präsentiert sich als strammer Ordoliberalist, der Walter Eucken so oft zitiert, dass man sich fragt, ob er vor Erscheinen des Buchs einen profitablen Deal mit dem Jenseits abgeschlossen hat.
  Eucken war geistiger Mentor von Ludwig Erhard, der in Horstmanns Buch auch in einem fort aus seiner Grabesruhe gerissen wird. Bei aller Sympathie für die Verve, mit der Horstmann gegen den Aufstieg der Investmentbanken und gegen ihre staatliche Subventionierung wettert, überrascht doch sein ungebrochener Glaube an ein wirtschaftspolitisches Modell, das auf die späten Vierzigerjahre des 20. Jahrhunderts rekurriert.
  Der Ordoliberalismus war damals nicht zuletzt als Antwort auf den Nationalsozialismus zu verstehen. Ohne die Unterstützung verschiedener Großunternehmen hätte das Dritte Reich weder wirtschaftlich noch militärisch eine derartige – zerstörerische – Schlagkraft gehabt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollten Kartellbildungen und Monopolstellungen dauerhaft verhindert werden.
  Doch die heutige Zeit ist wirtschaftspolitisch nicht zu vergleichen mit der „Stunde null“. In dieser historisch einmaligen Situation konnte der Staat in einem neu zu strukturierenden Raum lenkend tätig werden. Bürgerlich-idealistische Vorstellungen, wie sie der Ordoliberalismus repräsentiert – man müsse nur die richtigen Gesetze erlassen, dann entfalte sich ihnen gemäß ein fairer, ausgewogener wirtschaftlicher Wettbewerb –, waren verbreitet.
  Doch seit den Zeiten Ludwig Erhards hat sich die Welt verändert, Finanzdienstleister erlebten nicht nur aufgrund moralischer Defizite – so klingt es bei Horstmann – einen kometenhaften Aufstieg, sondern auch aufgrund der nachlassenden Bedeutung vormals dominierender Industrien in Bereichen wie Kohle und Stahl. So berechtigt Horstmanns Kritik am Finanzkapitalismus ist, überrascht doch seine große Nostalgie. Sie zeigt sich auch in Verflachungsformeln wie „Der Ehrliche ist der Dumme“ oder dem Vergleich zwischen Finanzdienstleistern und „Hütchenspielern“.
  Vor allem aber desavouiert sich Horstmann schon mit seinem ersten Satz: „Deutschland hätte eine ,große Schweiz‘ in Europa bleiben können.“ Für Horstmann ist die EU ein Kernproblem, weil sie die starke ordnende Hand angeblich schwächt. Der Ordoliberalist hat kein Verständnis für die vielen nicht-ökonomischen Gründe, die für die EU und später für die Osterweiterung gesprochen haben. Horstmann gibt den Lesern zwar Tipps, wie sie ihr Geld anlegen sollen, äußert sich über Immobilien- und Edelmetallerwerb, ist aber in der postbipolaren Welt nach dem Mauerfall mit ihren vielen überstaatlichen Akteuren, die er nur blind verdammt, nicht angekommen.
  Da wirkt Olaf Gersemann wacher und gegenwartsbezogener. Mit weniger moralischen Wertungen und geringerem Pathos skizziert der Ressortleiter Wirtschaft und Finanzen bei der Welt -Gruppe die sich für Deutschland verdüsternden wirtschaftlichen Rahmendaten: Die deutsche Volkswirtschaft, in der man sich seit Jahren mit Millionen Arbeitslosen arrangiert, ist eine der wachstumsschwächsten der Welt. Besonders düster schildert der Autor die demografische Entwicklung. Fehlender Nachwuchs, Überalterung und Abwanderung von Fachkräften könnten, so Gersemann, schneller als erwartet aus dem einstigen „Hochleistungssportler“ Deutschland einen „Vollinvaliden“ machen.
  Sympathisch an Gersemanns Buch ist auch die Warnung vor deutscher Selbstüberschätzung: Skeptisch zitiert er den Stern -Journalisten Hans-Ulrich Tröge, der nach dem Finalsieg bei der WM konstatierte, die Deutschen seien „in der glücklichsten Phase ihrer Geschichte“ angelangt, mit einer Wirtschaft, die „unverwüstlich, wandlungsfähig, weltweit einmalig“ sei. Er zitiert Wolfgang Schäuble, der angesichts der horrenden Kosten des Rentenpakets einfach nur sagte: „Wir können uns das leisten.“ Dem stellt Gersemann gegenüber, dass sich weite Teile der deutschen Industrie im Rückbau-Modus befinden und die Wachstumsimpulse vor allem aus dem Exportgeschäft kommen: Das macht aber sehr abhängig von anderen Akteuren.
  Olaf Gersemann gibt auch praktische Lösungsvorschläge für den sich ankündigenden wirtschaftlichen Abstieg. Anders als Horstmann sieht er die EU als unabdingbar an. Statt sich die Schweizer Alpen rund um die deutschen Lande zu wünschen, spricht er sich für mehr Transnationalität aus und plädiert für mehr Immigration: „Alle Akademiker, ob aus der EU oder von außerhalb, bekommen, wenn sie in Deutschland erfolgreich ein Studium absolviert haben, eine unbegrenzte Aufenthalts– und Arbeitserlaubnis.“
  Andere Ideen zielen auf eine noch weitere wirtschaftliche Liberalisierung: Wo Horstmann provinziell denkt, da wird Gersemann bisweilen zum Thatcheristen und empfiehlt niedrigere Einkommensteuersätze oder weniger Kündigungsschutz. Als würden nicht schon genug junge Paare aufs Kinderkriegen verzichten oder dieses aufschieben, weil sie zwischen ständig geforderter beruflicher Mobilität und Flexibilität kein Zuhause mehr aufbauen können. Da hätte Gersemann ein wenig Ordoliberalismus gut angestanden.
Olaf Gersemann: Die Deutschland-Blase. Das letzte Hurra einer großen Wirtschaftsnation. DVA, 2014. 320 Seiten, 19,99 Euro.
Ulrich Horstmann: Zurück zur Sozialen Marktwirtschaft! Warum sich Ludwig Erhard im Grabe umdrehen würde. FinanzBuch Verlag, 2014. 256 Seiten, 19, 99 Euro.
Die Schriftstellerin Tanja Dückers lebt in Berlin. Sie ist politisch-sozial engagiert, in der Theorie und praktisch.
Kosten über Kosten – aber der
Bundesfinanzminister sagte:
„Wir können uns das leisten.“
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"Wach und gegenwartsbezogen." Süddeutsche Zeitung, 05.01.2015