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Am 3. April 2010 feiert Helmut Kohl seinen 80. Geburtstag. Als Kanzler der Einheit hat er Geschichte geschrieben. Aber wie war der Politiker Helmut Kohl aus der Nähe betrachtet? Was machte das "Phänomen Kohl" aus, an dem sich immer wieder die Geister schieden. Dieses Buch bietet einen facettenreichen Blick hinter die Kulissen. Persönliche Erlebnisse und Anekdokten beschreiben den Menschen Helmut Kohl. Neue zeitgeschichtlich interessante Fakten schildern vieles, was sich nicht in Akten findet und passiert ist, wenn die Kameras ausgeschaltet waren. So entsteht durch die Beobachtungen und…mehr

Produktbeschreibung
Am 3. April 2010 feiert Helmut Kohl seinen 80. Geburtstag. Als Kanzler der Einheit hat er Geschichte geschrieben. Aber wie war der Politiker Helmut Kohl aus der Nähe betrachtet? Was machte das "Phänomen Kohl" aus, an dem sich immer wieder die Geister schieden. Dieses Buch bietet einen facettenreichen Blick hinter die Kulissen. Persönliche Erlebnisse und Anekdokten beschreiben den Menschen Helmut Kohl. Neue zeitgeschichtlich interessante Fakten schildern vieles, was sich nicht in Akten findet und passiert ist, wenn die Kameras ausgeschaltet waren. So entsteht durch die Beobachtungen und Erfahrungen eines unmittelbaren Zeitzeugen nicht nur eine Nahaufnahme von Helmut Kohl, sondern auch ein lebendiges Bild des politischen Alltags in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Der Autor Stephan Eisel hat Helmut Kohl seit Mitte der 70er Jahre immer wieder aus der Nähe erlebt. Er begleitete Helmut Kohl von 1983 bis 1992 als enger Mitarbeiter im Bundeskanzleramt - in den ersten Jahren der Kanzlerschaft als sein Redenschreiber und dann während der Zeit der Wiedervereinigung als stv. Leiter des Kanzlerbüros. Zuvor hat er den Oppositionsführer Kohl als Bundesvorsitzender des Rings christlich-demokratischer Studenten (RCDS) u. a. Im CDU-Bundesvorstand beobachtet. In den 90er Jahren hatte Eisel als Bonner CDU-Kreisvorsitzender unmittelbar mit Kohl zu tun, z. B. auch während der Bonn-Berlin-Debatte. Dem Alt-Kanzler ist er oft als Bundestagskandidat und Bonner Bundestagsabgeordneter begegnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2010

Der schwarze Filzstift
Als Mitarbeiter Kohls im Kanzleramt 1983 bis 1992

Auf der Kohl-Welle zum 80. Geburtstag will Stephan Eisel mitschwimmen. "Nahaufnahme" lautet der Untertitel seines Schnellschusses, der als rekordverdächtig gelten darf, wenn man sich an der Zahl der Schludrigkeiten (Tippfehler, Verben gleich doppelt in mehreren Sätzen, einmal fehlt sogar das Subjekt) orientiert. Der Autor war von 1983 bis 1992 Mitarbeiter im Kanzleramt, zunächst Redenschreiber, dann stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros. Der gebürtige Pfälzer trat 1972 der CDU bei, damals "keineswegs ein Fan von Helmut Kohl". Das sollte sich grundlegend ändern - spätestens 1979 mit der Kanzlerkandidatur des CSU-Chefs Strauß, die der RCDS-Bundesvorsitzende Eisel ablehnte. Durch einen persönlichen Brief habe sich Kohl im Sommer 1979 bemüht, dem RCDS "die Sorge vor einer Richtungsänderung der Union zu nehmen. Wir waren beeindruckt davon, wie ernst er unsere Kritik nahm und wie schnell er persönlich reagiert hatte."

Über den Arbeitsstil des Kanzlers erfährt man, dass "dezentes Donnergrollen" nicht Kohls Sache gewesen sei: "Seine Donnerwetter kamen mit kräftigen Blitzen und ordentlichem Platzregen." Kohl "ließ keinen Zweifel daran, wer der Chef war. Aber er wollte in der Regel überzeugen und nicht verordnen." Manche seiner Filzstiftkommentare, die an Klarheit "meistens nichts zu wünschen übrig ließen", gibt Eisel im Faksimile wieder, darunter Bemerkungen zu Redeentwürfen. Kohls Stärke sei es gewesen, in freier Rede die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen: "Aber wenn es darum ging, einen Text vom Blatt abzulesen, war er kein guter Redner. Als Redenschreiber scherzten wir manchmal, dass Richard von Weizsäcker das Berliner Telefonbuch vorlesen konnte und es als geistige Wegweisung aufgenommen werden würde, während Helmut Kohl einen faszinierenden Text wie das Berliner Telefonbuch vorlesen konnte."

In diesem Zusammenhang weist Eisel auf Ansprachen zum 40. Jahrestag des Kriegsendes hin - Kohl im Konzentrationslager Bergen-Belsen am 21. April 1985: "Der Zusammenbruch der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 wurde für die Deutschen ein Tag der Befreiung", Weizsäcker Anfang Mai vor dem Bundestag: "Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung." Dazu schreibt Eisel: "Während die Medien in großer Begeisterung über von Weizsäckers Wort vom ,Tag der Befreiung' ausbrachen, hatten sie denselben Satz von Helmut Kohl praktisch ignoriert." Bis hin "zu wörtlichen Formulierungen" bestünden Übereinstimmungen: "Wir haben später gelegentlich beide Texte Besuchergruppen im Kanzleramt vorgelegt, ohne die Autoren zu nennen. Regelmäßig wurden die Reden verwechselt."

Anschaulich schildert Eisel die CDU-internen Kämpfe und Intrigen 1989 bis zum Bremer Parteitag, wo der Versuch, Kohl zu stürzen, endgültig scheiterte. Dabei kann er sich auf eigene Notizen und sein "Tonband-Tagebuch" stützen. Durch herausgehobene Funktionen in der Bonner CDU stand und steht Eisel weiter in Kontakt mit dem "Glücksfall für die deutsche und europäische Politik des 20. Jahrhunderts", ebenfalls durch seine Tätigkeit in der Konrad-Adenauer-Stiftung: "Wenn ich nach seinem Ausscheiden mit Helmut Kohl über Angela Merkel sprach, hatte ich den Eindruck, dass er ihren Weg mit einer Mischung aus persönlicher Verärgerung und Enttäuschung im Zusammenhang mit der Spendendebatte und professioneller Bewunderung über ihre Konsequenz beurteilte."

RAINER BLASIUS

Stephan Eisel: Helmut Kohl. Nahaufnahme. Bouvier Verlag, Bonn 2010. 228 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rainer Blasius gratuliert dem Autor zum rekordverdächtigen Schnellschuss. Angesichts der Tippfehler hat der Rezensent keinen Zweifel über das Tempo, mit dem der Kohl-Redenschreiber und ehemalige Kanzleramtsmitarbeiter Stephan Eisel diesen Band zusammengeschrieben hat. Immerhin erfährt Blasius Interna aus dem Kreis der Macht, vom Autor sorgsam auf Tonband oder im Notizbuch festgehalten: über Kohls Donnerwetter, seine Textkommentare (im Band als Faksimiles zu bewundern) und CDU-interne Intrigen. Für Blasius ist das anschaulich genug, um den Band beinahe so fix zu lesen wie er geschrieben wurde.

© Perlentaucher Medien GmbH