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Der Krieg, aus der Sicht des einfachen Soldaten gesehen. Als Vorbilder können Remarques "Im Westen nichts Neues" und die Kriegsromane von Heinrich Böll gelten. Ein realitätsnaher Roman, der die Wirren eines modernen Krieges emotional nachvollziehbar beschreibt. Kein pro-amerikanischer Kriegsroman, sondern vor allem die Darstellung der Irrsinnigkeit von Kriegen als solchen. Geeignet als Schullektüre, auch zur Debatte über die Rolle der Bundeswehr in Afghanistan. In Deutschland herrscht nach wie vor Wehrpflicht - insbesondere junge Männer müssen sich über das zunehmende Engagement der Bundeswehr…mehr

Produktbeschreibung
Der Krieg, aus der Sicht des einfachen Soldaten gesehen. Als Vorbilder können Remarques "Im Westen nichts Neues" und die Kriegsromane von Heinrich Böll gelten. Ein realitätsnaher Roman, der die Wirren eines modernen Krieges emotional nachvollziehbar beschreibt. Kein pro-amerikanischer Kriegsroman, sondern vor allem die Darstellung der Irrsinnigkeit von Kriegen als solchen. Geeignet als Schullektüre, auch zur Debatte über die Rolle der Bundeswehr in Afghanistan. In Deutschland herrscht nach wie vor Wehrpflicht - insbesondere junge Männer müssen sich über das zunehmende Engagement der Bundeswehr in bewaffneten Konflikte bewusst sein. Umfangreiches Glossar zum besseren Verständnis der militärischen Begriffe sowie der Hintergründe des Irak-Krieges. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat der junge Amerikaner Robin Perry sich freiwillig für den Einsatz im Irak gemeldet. Anders als die Kampftruppen soll seine Einheit für Civil Affairs vor allem das Vertrauen der Einheimischen gewinnen. Doch die Realität des Krieges sieht anders aus. Denn in einem Krieg, in dem Kampffahrzeuge als Krankenwagen getarnt werden und Orangenverkäufer selbstgebastelte Sprengsätze tragen, ist eine Unterscheidung zwischen Freund und Feind kaum noch möglich. Und doch bleiben Robin und seinen Kameraden oft nur Sekunden, um die Lage einzuschätzen - Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden können. Ein eindrucksvoller Roman, der die Wirren eines modernen Krieges emotional nachvollziehbar macht.
Autorenporträt
Walter Dean Myers, geb. 1937 in Harlem, zählt zu den wichtigsten schwarzen Jugendbuchautoren Amerikas. Seine Bücher, hauptsächlich Jugendromane und Biografien, wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt in Jersey City, New Jersey.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2009

Ahnungslose US-Boys
Eine realistische Reportage aus dem Irak-Krieg
Weil er nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 „etwas tun, für mein Land einstehen wollte”, ging der junge US-Amerikaner Robin Perry zur Armee. Und so kam er, sehr ahnungslos, zum Kriegseinsatz. Es ist der 27. Februar 2003, als er mit einem Militärtransporter Kuwait erreicht, drei Wochen vor Beginn des Einmarsches der USA und ihrer Mitstreiter, der sogenannten Koalition der Willigen, in den Irak. Der 20-Jährige macht sich viele Illusionen, er glaubt nicht, „dass irgendjemand auf uns schießen wird”, und er geht davon aus, dass es reiche, „eine Handvoll Militärpolizisten” einzusetzen, „die schon alles regeln werden, während die Politiker ihr Ding durchziehen”. Dass es sehr bald zu Kriegshandlungen kommen wird, muss nicht nur Robin Perry erfahren. In den nächsten Jahren – und bis heute – werden noch sehr viele Menschen in diesem Krieg sterben oder schwer verwundet werden, und ein Ende ist immer noch nicht abzusehen.
Sehr schnell ernüchtert ist denn auch der Held in dieser Geschichte des amerikanischen Jugendbuch-Autors Walter Dean Myers (61 Jahre alt). Er war selbst vier Jahre in der Army und kennt auch den dort üblichen Jargon, der einen in seiner vermeintlichen Lässigkeit und seinem Zynismus manchmal etwas nerven kann. Als sich die GIs voller Angst der umkämpften Stadt Nadschaf nähern, sagt „die große blonde” und immer sehr coole Marla Kennedy zu ihrem Bewunderer Robin: „Wenn du in die Stadt gehst, bring mir eine Salamipizza und zwei Cola light mit.”
Aber diese Sprache ist immer noch erträglicher als das große Salbadern der militärischen Vorgesetzten, die die „Operation Freiheit für Irak” durchführen und ihren Soldaten einhämmern, es gehe darum, Giftgas, biologische Waffen und „vielleicht sogar Atomsprengköpfe” im Irak aufzuspüren und den Arabern den American Way of Life nahezubringen.
In dem Buch wird nichts beschönigt. Es wird gestorben, um nicht zu sagen, verreckt, vieles ist schockierend. Die Maßstäbe geraten durcheinander, sehr bald weiß Robin Perry (genannt „Birdy”) nicht mehr, was richtig und was falsch ist, wem er überhaupt noch trauen kann, ob er nun die Iraker hassen und fürchten oder bemitleiden muss. Entsetzt muss er konstatieren: „Jeden Tag hörte ich von Dingen, die nichts mit Freiheit oder Demokratie zu tun hatten.”
Eigentlich gehört der Ich-Erzähler Robin ja zur Vorhut einer „Civil-Affairs- Einheit”, die nur im Notfall schießen, offiziell aber mit den Einheimischen zusammenarbeiten und „aufbauen” soll – was die Kollegen von den Marines oder der Infanterie zuvor plattgemacht haben. Doch schnell lernen Robin, Marla, sein leicht durchgeknallter, rettungslos in den Blues verliebter Freund Jonesy und alle anderen, dass das mit der Realität nichts zu tun hat, die eben sehr viel komplizierter ist, als es die Propagandaphrasen („Wir geben dem Krieg ein menschliches Geschicht”) weismachen wollen.
In diesem „merkwürdigen Krieg” (Marla) kann es passieren, dass auf der einen Seite des Platzes Leute die Stelle abwaschen, auf der vor kurzem ein Jugendlicher von den US-Soldaten erschossen wurde, „und auf der anderen Seite betrachten sich unsere Sanitäter Geschwüre und verteilten Antibiotika”. Und diese Widersprüche finden sich auch auf der irakischen Seite: Da helfen einige, einen im Schlamm steckengebliebenen Humvee der Amerikaner herauszuziehen, und kurz darauf springen bewaffnete Aufständische aus einem vermeintlichen Rotkreuzwagen und eröffnen eiskalt sofort das Feuer auf die ahnungslosen US-Boys.
Das Ganze ist, insbesondere für Jugendliche, schon eine ziemlich harte Geschichte. Und da werden sogar die lockeren Sprüche und das Flirten mit den, natürlich fast durch die Bank ziemlich hübschen, Soldatinnen für den Leser im fürchterlichen Schlachtenlärm nur zur kurzfristigen Ablenkung. Myers, der sich auch schon mit dem Trauma des Vietnamkriegs auseinandergesetzt hat, wollte natürlich hier kein fetziges Kriegsbuch schreiben, sondern das Grauenhafte dieses und jedes Krieges deutlich machen. Der Autor kann manches aber auch sehr lyrisch ausdrücken: „Der Sinn des Ganzen glich irgendwie dem dünnen Rauch, der sich über die Gebäude kräuselte.” (ab 14 Jahre) RALF HUSEMANN
WALTER DEAN MYERS: Himmel über Falludscha. Aus dem Amerikanischen von Tanja Ohlsen. Boje Verlag 2009. 320 Seiten, 15,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2009

Wenn alles entgleist
Für sein Land? Walter Dean Myers zieht in den Irak

Der junge Soldat Robin Perry, der sich nach den Anschlägen vom 11. September freiwillig zu einem Militäreinsatz meldete, weil er, wie er aus der Rückschau sagt, etwas für sein Land tun wollte, gehört im Irakkrieg zur Einheit der Civil Affairs. Als Ergänzung und Nachhut der angreifenden Truppen ist sie für technische Fragen und den Kontakt zur Bevölkerung zuständig, um nach dem Sturz von Saddam Hussein den Wiederaufbau des zerstörten Landes vorzubereiten. Und das klingt fast wie ein humanitärer Einsatz.

Was aber vielen aus Perrys Einheit in der Wüste Kuweits noch wie ein großes Abenteuer erscheint, wird im Irak sehr schnell sehr ernst, und Perry erlebt, dass nicht nur die Grenzen zwischen Freund und Feind schnell verschwimmen, sondern auch die eigenen ethischen Grundsätze ins Wanken geraten.

Mit Perry hat Walter Dean Myers, der zu den bekanntesten amerikanischen Jugendbuchautoren zählt, einen Erzähler etabliert, der begreifen will, was er sieht, und der dabei ersichtlich Mühe hat, dafür die richtigen Worte zu finden. Hatte sich Myers in seinem 1988 erschienenen Roman "Fallen Angels" noch mit dem Vietnamkrieg auseinandergesetzt, widmet er sich in "Himmel über Falludscha" nun den Erfahrungen amerikanischer Soldaten im Irak. Er berichtet konsequent aus Perrys Perspektive und zeigt Ausschnitte eines Krieges, der täglich willkürlicher und undurchsichtiger zu werden scheint.

Dass diese Perspektive literarisch äußerst fruchtbar ist, zeigt sich rasch: Selbstbeobachtung und Reflexionen über das Wesen des Krieges ergänzen den reportagehaften Stil der Erzählung und lassen den Leser teilhaben an Perrys umfassender Desillusionierung, die schon bald nach dem Marschbefehl beginnt. Hofften die Soldaten anfänglich noch, die Operation schnell beenden zu können, so werden sie bald mit Erfahrungen konfrontiert, die sie nicht wieder vergessen werden. "Wenn ich lange genug über den Krieg nachdenke", sagt Perry, "dann könnte er ein Teil von mir werden. Verstehst du, was ich meine? Davor habe ich Angst."

So zieht der Leser gemeinsam mit den Civil Affairs durch ein völlig zerstörtes Land, dessen Bevölkerung zutiefst gespalten ist. Wir erleben Soldaten, die hinter jedem Lastwagen einen Aufständischen vermuten und jeden Unschuldigen verdächtigen, um nicht selbst getötet zu werden. Freiheit und Demokratie drohen angesichts des Elends der Überlebenden und der Leichenteile auf den Straßen zu bloßen Phrasen zu werden - und die Hilfe der Amerikaner zu einer willkürlichen Angelegenheit.

Myers findet dafür ein griffiges Bild: Auf der einen Seite eines Platzes haben amerikanische Soldaten einen Jugendlichen getötet, während sich amerikanische Sanitäter auf der anderen Seite Geschwüre ansehen und Antibiotika verteilen. Dass der allseits herbeigesehnte Frieden auf diese Weise nicht zu erreichen ist, dämmert schließlich auch Perry.

BRITTA LANGE

Walter Dean Myers: "Himmel über Falludscha". Aus dem amerikanischen Englisch von Tanja Ohlsen. Boje Verlag, Köln 2009. 320 S., geb., 15,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Beeindruckend findet Rezensentin Britta Lange dieses Jugendbuch, das konsequent aus der Sicht eines US-Soldaten vom Krieg im Irak erzählt. Nachvollziehbar werde so für den Leser der Prozess einer "umfassenden Desillusionierung", den der Protagonist Robin Perry erlebt. Er gehört nicht zur kämpfenden Truppe, sondern zur Nachhut der "civil affairs" - erlebt so aber die Differenzen zwischen seiner Herkunftswelt und der Gegenwart des Irak umso härter. Myers führt vor, lobt Lange den Autor, wie man ein so schwieriges Thema "literarisch fruchtbar" machen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
Beeindruckend findet Rezensentin Britta Lange dieses Jugendbuch, das konsequent aus der Sicht eines US-Soldaten vom Krieg im Irak erzählt. Nachvollziehbar werde so für den Leser der Prozess einer "umfassenden Desillusionierung", den der Protagonist Robin Perry erlebt. Er gehört nicht zur kämpfenden Truppe, sondern zur Nachhut der "civil affairs" - erlebt so aber die Differenzen zwischen seiner Herkunftswelt und der Gegenwart des Irak umso härter. Myers führt vor, lobt Lange den Autor, wie man ein so schwieriges Thema "literarisch fruchtbar" machen kann.

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