Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 29,90 €
  • Broschiertes Buch

Über den Widerstandskreis um die Geschwister Scholl und Alexander Schmorell ist bereits viel geschrieben worden. Eine Würdigung aus wissenschaftskritischer Perspektive fehlte jedoch bisher. Sönke Zankel legt nun eine erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung der so genannten »Weissen Rose« vor, die nicht nur die Motive der Studenten, sondern auch ihr Umfeld hinreichend durchleuchtet. Bereits 2006 hat er einen Teil seiner Forschungsergebnisse in dem ebenfalls im Böhlau Verlag erschienenen Band »Die Weisse Rose war nur der Anfang. Geschichte eines Widerstandskreises« ( ISBN 978-3-412-09206-1)…mehr

Produktbeschreibung
Über den Widerstandskreis um die Geschwister Scholl und Alexander Schmorell ist bereits viel geschrieben worden. Eine Würdigung aus wissenschaftskritischer Perspektive fehlte jedoch bisher. Sönke Zankel legt nun eine erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung der so genannten »Weissen Rose« vor, die nicht nur die Motive der Studenten, sondern auch ihr Umfeld hinreichend durchleuchtet. Bereits 2006 hat er einen Teil seiner Forschungsergebnisse in dem ebenfalls im Böhlau Verlag erschienenen Band »Die Weisse Rose war nur der Anfang. Geschichte eines Widerstandskreises« ( ISBN 978-3-412-09206-1) veröffentlicht. Die nun vorliegende Publikation ermöglicht durch umfangreiche biographische Studien der Widerstandskämpfer, vor allem aber durch die Aufarbeitung ihres ideengeschichtlichen Hintergrunds eine ganzheitliche Wahrnehmung des Phänomens. Sie bietet eine umfassende Analyse aller Flugblätter und geht systematisch der Frage nach, inwieweit der Kreis durch verschiedene Mentoren beeinflusst wurde. Erstmals wird auch das Helferumfeld der Münchner Studenten in den Blick genommen. Nicht zuletzt ist es durch die Erforschung der Wirkungsgeschichte des Kreises gelungen, mehrere Widerstandsaktionen aufzuspüren, die der bisherigen Forschung verborgen geblieben waren.
Autorenporträt
Zankel, Sönke§Dr. Sönke Zankel ist Lehrer in Uetersen und Mitarbeiter an der Universität Kiel im Bereich der Lehrerbildung. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher, fachdidaktischer und pädagogischer Beiträge und wurde mit dem Deutschen Lehrerpreis - Unterricht innovativ 2013 - ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.09.2008

Der Ehrenname „Weiße Rose” bleibt bestehen
Sönke Zankels Versuch, den Widerstandskreis um Hans und Sophie Scholl zu „entmythologisieren”, ist auch in der Langfassung gescheitert
Nach der umstrittenen Publikation Sönke Zankels „Die weiße Rose war nur der Anfang. Geschichte eines Widerstandskreises”, die vor zwei Jahren im selben Verlag erschien (SZ vom 27. November 2006), liegt jetzt eine ausführliche Neufassung desselben Buches, aber unter geändertem Titel, vor. Dazwischen lagen scharfe öffentliche Kontroversen, die den Verfasser bewogen, einige seiner zugespitzten Thesen zurückzunehmen oder abzumildern. Der Promotionsausschuss der Münchner Universität hatte dem Autor die Publikation eines schmaleren, populärer ausgerichteten Bandes über die „Weiße Rose” seinerzeit genehmigt, ohne dessen Text zu kennen; das Promotionsverfahren zog sich jedoch hin, so dass das erste Buch deutlich früher herauskam als die Dissertation.Jetzt aber ist auch die weit umfangreichere Dissertationsfassung publiziert.
Fehlende Empathie hindert den Verfasser daran, eine in sich geschlossene Darstellung der Geschichte des Widerstandskreises vorzulegen. Sie zerfällt vielmehr in eine Vielzahl von Einzelaspekten, während eine synthetische Darstellung des Gegenstandes unterbleibt. Dem Autor geht es in erster Linie darum, das von der bisherigen Literatur angeblich positiv überzeichnete Bild der Widerstandsgruppe zu „entmythologisieren”.
Nach einer langwierigen und polemischen Skizzierung des Forschungsstandes versucht der Verfasser, die psychologischen und politischen Motive zu bestimmen, die einzelne Angehörige des Widerstandskreises zu ihrem Protest bewogen, und zugleich zu klären, welche „Mentoren” und literarischen Vorbilder sie beeinflussten. Dieser Zugriff hat zur Folge, dass die Heterogenität der Gruppe überbetont und das gemeinsame moralische Motiv, das vor allem in der Beendigung eines sinnlosen und verbrecherischen Krieges besteht, überdeckt wird. So will Zankel die Verwendung des Begriffs der „Weißen Rose” nur für die ersten vier Flugblätter zulassen und für die spätere Phase nur mehr von einem Scholl-Schmorell-Kreis sprechen.
Zankel hat das Verdienst, die Quellenbasis für die Geschichte der „Weißen Rose” ausgeweitet zu haben. Aber seine Methode, die überlieferten Texte überzogen und willkürlich zu dekonstruieren, löst die Einheit seines Gegenstandes auf. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Behauptung, dass Hans Scholl, Alexander Schmorell und Christoph Probst letzten Endes eine anti-judaistische Position eingenommen und die Judenverfolgung im Kern bejaht hätten.
Judenfeindlich und auf Drogen?
Zankel wirft den Widerständlern vor, zwar die Ermordung von 300 000 Juden in Polen angeprangert, nicht jedoch die Judenverfolgung in Deutschland erwähnt zu haben, und versteigt sich zu der Behauptung, dass insbesondere Hans Scholl die Meinung vertreten habe, „die Juden hätten seit ,Golgata‘ eine gerechte Strafe erhalten”. Er unterstellt ihm „eine begrenzte Sensibilität für die verfolgten Juden”. Er behauptet, Scholl habe sich mit der NS-Ideologie nicht hinreichend befasst und begründet das damit, dass Scholl im zweiten Flugblatt die „Ungeistigkeit” des Nationalsozialismus betont und eine geistige Auseinandersetzung für sinnlos gehalten habe. Dass sich insbesondere im katholischen Umfeld, so bei Theodor Haecker und Carl Muth, antisemitische Gedankengänge finden, desgleichen bei Kurt Huber, ist unbestritten, rechtfertigt aber derartig verstiegene Schlussfolgerungen Zankels nicht.
Das Buch weist schwerwiegende stilistische und Gliederungsmängel auf. Sie machen die Lektüre zu einer mühseligen Strapaze; ein Lektor wäre hier dringend gebraucht worden. Vor allem aber fehlt Zankel das notwendige Augenmaß, um sich von willkürlichen und vielfach spitzfindigen Überinterpretationen frei zu halten, wenngleich in der von Hans Günter Hockerts erstbegutachteten Dissertationsfassung einige der ursprünglichen Thesen abgemildert sind. So bleibt es bei der Überakzentuierung des homosexuellen Verhaltens von Hans Scholl von Ende 1937. Desgleichen hält der Autor an der fragwürdigen These fest, dass Hans und Sophie Scholl bei der Aktion im Innenhof der Münchner Universität, die zu ihrer Verhaftung führte, unter Drogen gestanden und deshalb keinen Widerstand geleistet hätten. Er bleibt eine Erklärung dafür schuldig, dass sie nicht zu flüchten versuchten. Es spricht vieles dafür, dass sie unter dem Eindruck der oppositionellen Stimmung unter den Münchner Studenten, die von der skandalösen Rede Gauleiter Gieslers am 13. Januar 1943 im Deutschen Museum ausgelöst war, von der Erwartung erfüllt waren, dass die Wende gegen die Herrschaft des Antichrist, die sie in Hitlers Diktatur erblickten, unmittelbar bevorstand.
Angesichts der Euphorie, die sie erfasste, war es sinnvoll, ihre konspirative Aktion zunächst aufzudecken und zu ihr zu stehen. Diese Vision wurde jedoch unmittelbar durch die Realität der Verhaftung zerstört, und das erklärt, dass sie ihre Tat vor der Gestapo zunächst leugneten. Zankel verlegt sich demgegenüber darauf, den Mitgliedern der Gruppe vorzuwerfen, in den Flugblättern nicht die Existenz der Konzentrationslager angesprochen und andere als jüdische Verfolgtengruppen nicht erwähnt zu haben. Die nörgelnde Kritik, dass der im Alter von 24 Jahren hingerichtete Scholl und seine Gesinnungsfreunde kein tragfähiges politisches Alternativkonzept gegenüber dem NS-Regime gehabt und in elitären Vorstellungen verharrt hätten – wobei Hans Scholl allerdings ein Besserungsschein wegen der Anerkennung demokratischer Strukturen im letzten Flugblatt eingeräumt wird – und sich auf einen „passiven Widerstand” beschränkten, übersieht, dass es ihnen in erster Linie darum ging, die Bevölkerung von der Notwendigkeit der baldigen Kriegsbeendigung zu überzeugen und dass in dieser praktischen Zielsetzung die Einheit ihres Handelns bestand, die unterschiedliche politische Konzepte zuließ und den Ehrennamen der „Weißen Rose” verdient.
Diese grundsätzlichen Einwände gegen Zankels Darstellung soll die Verdienste nicht verdecken, die in der Erschließung bislang übergangener Quellen und dem Versuch liegen, die Aktionen, die nach der Aufdeckung der „Weißen Rose” außerhalb Münchens erfolgten, ebenso wie die engere Verfolgung durch das Regime umfassend zu schildern. Die sorgfältige Auswertung der Akten des Volksgerichtshofs und des Sondergerichts erweitert unsere Kenntnis vom Umfeld und dem Nachwirken der „Weißen Rose”. Allerdings tut sich Zankel schwer, das Denken der katholischen Ideengeber, vor allem Haeckers und Muths, zu schildern, und bedient sich bei der Analyse der allgemeinen politischen Vorstellungen der Beteiligten einer unscharfen und spekulativen Begrifflichkeit, die eher verwirrend als klärend ist. Eingehend analysiert er den Einfluss Falk Harnacks, sieht aber die Wendung zu einer langfristigen politischen Zielsetzung im Denken der Gruppe nicht zuletzt in der Russlanderfahrung selbst angelegt. Der Autor arbeitet die inhaltlich abweichende Einstellung Kurt Hubers, die aber die Solidarität des Handelns gegen die NS-Gewaltherrschaft nicht beeinträchtigte, klar heraus.
Der Materialreichtum dieser Darstellung bedarf sicherlich der Berücksichtigung bei künftigen Würdigungen der Stellung der „Weißen Rose” im Rahmen des deutschen Widerstands gegen Hitler. Gerade weil bei ihr der moralische Protest gegen die NS-Gewaltherrschaft und die verantwortungslose Kriegsführung im Vordergrund stand, während politische Alternativkonzepte sich nur rudimentär entwickeln konnten, nimmt sie eine Sonderstellung innerhalb der Opposition ein. Ihr Handeln verweist auf den ethischen Kern, ohne den der Widerstand gegen den Behemoth nicht denkbar war. HANS MOMMSEN
SÖNKE ZANKEL: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2008. IX und 594 Seiten, 64,90 Euro.
Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst 1942 am Münchener Verladebahnhof, vor dem Abtransport der Studentenkompanie an die Ostfront Foto: AP
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2008

Aus der Perspektive der Gestapo
Sönke Zankel will die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" entmythologisieren und entsymbolisieren

Als Sönke Zankel seine Forschungsergebnisse über die Münchener Widerstandsgruppe unter dem Titel "Die Weiße Rose war nur der Anfang" (2006) veröffentlichte, gab es zumeist harsche Kritik. Nun legt er nach mit einer mehr als doppelt so umfangreichen Darstellung, ergänzt um eigene Kapitel zu den Mentoren, zur "politischen Einordnung" und zu den Nachfolgeaktionen. Was Vielfalt, Vollständigkeit und Neuartigkeit der herangezogenen Quellen betrifft, erwirbt sich der Autor unbestreitbare Verdienste, ebenso wie bei seiner eingehenden Diskussion der Sekundärliteratur, die allerdings durchweg mit einem abschätzigen Verdikt endet. Beharrlich, beinah dogmatisch weigert er sich, die Widerstandsgruppe - wie im allgemeinen Sprachgebrauch auch aus Gründen der willkommenen Symbolwirkung üblich - "Weiße Rose" zu nennen. Seine Begründung, dass nur die ersten vier der insgesamt sechs Flugblätter sich explizit auf die "Weiße Rose" bezogen hätten, ist dafür wenig stichhaltig. Deutlich wird dessen ungeachtet, dass wieder einmal die schon seit einigen Jahrzehnten beliebte "Entmythologisierung" und "Entsymbolisierung" von "Helden des Widerstandes" ansteht, für die sich - im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Begründung einer Widerstandstradition in der frühen Bundesrepublik - die seinerzeit mit vielen heroisierenden Beiwörtern bekränzte "Weiße Rose" im besonderen Maße anbietet.

Dass Zankel damit längst geöffnete Türen einrennt, hat man ihm bereits nach der Vorabpublikation mehrfach bescheinigt. Gleiches gilt für Zankels irrigen Weg, wenn er eine - dem Wandel von Formen- und Wertevorstellungen geschuldete und zum Verständnis vergangener Wirklichkeiten auch notwendige - "Entmythologisierung" von historischen Personen, ihren Vorstellungen und Handlungen über weite Strecken mit deren "Skandalisierung" und weitgehender "Entwertung" zu erreichen glaubt. Wieder erscheinen die Gefährten des Scholl-Kreises in Zankels Diktion in großen Teilen als betont nationalistische, antijudaistische beziehungsweise antisemitische, einem archaischen Frauenbild nachhängende, "antidemokratische", ja "konterrevolutionäre" Mitglieder einer intellektuellen elitären Clique, die lange Zeit überdies überzeugte Anhänger der nationalsozialistischen Herrschaft gewesen waren. Ihre Wendung gegen das Regime habe sich an einem unklaren, durchgängig nicht politisch verstandenen Freiheitsbegriff orientiert, keinesfalls aber an prinzipiell "demokratischen" oder "internationalen" Motiven. Ihr Widerstand habe sich in sechs, zuweilen unter der Wirkung von Aufputsch- oder Betäubungsmitteln ausgeführten Flugblattaktionen erschöpft. Die Gruppe sei durch die umfassende Aussagebereitschaft der verhafteten Widerständler gegenüber der Gestapo rasch zerschlagen worden und ohne nennenswerte Wirkung geblieben.

Zankels eigenwilliger Umgang mit seinen Materialien, der allzu häufig die erlernten Methoden wissenschaftlicher Quellenkritik gründlich außer Acht lässt, wird bei der Fülle der aufbereiteten Unterlagen nun in seinem ganzen Ausmaß deutlich. Unzureichend begründbare Annahmen wandeln sich im nächsten Satz zu bewiesenen Fakten, aus dem Fehlen bestimmter Sachverhalte in den Dokumenten werden völlig unbegründete Schlüsse gezogen, und alles dient dann zur Untermauerung spektakulärer Thesen. Oder für manches sensationell daherkommende "Forschungsergebnis", wie den angeblichen Drogenkonsum der Geschwister Scholl vor der letzten Flugblattaktion, bleibt der Verfasser einen direkten Beweis überhaupt schuldig. Geradezu unerträglich ist Zankels hemmungslos unkritische Auswertung der Vernehmungsprotokolle der Gestapo, die er flächendeckend als wortgetreue Abbildung der damaligen Wirklichkeit für seine Zwecke einsetzt. Die persönlichen Zeugnisse der Opfer, ihrer Freunde und Angehörigen weist er dagegen durchweg als "unglaubwürdig" zurück, da deren Urheber, so weiß Zankel genau, aus Gründen der Selbststilisierung immer nur ein vorgefasstes "Erinnerungsprogramm abspulen". Die inhaltliche Authentizität der Gestapo-Protokolle glaubt der Verfasser demgegenüber allen Ernstes mit dem Hinweis auf die Unterschriften der Vernommenen nachweisen zu können. Bedenken, diese könnten unter Druck zustande gekommen sein, begegnet der Autor mit einer nicht einmal von einem Hauptbeschuldigten überlieferten Aussage, wonach sich die Gestapo "immer korrekt und höflich" benommen habe.

Zankels Darstellung entspricht folglich weitgehend den Bildern der Münchener Studenten und ihrer Gefährten, wie sie in den Akten des NS-Verfolgungsapparates aufscheinen und über die Zankel schulmeisterlich seine - als "Entmythologisierung" verpackten - zumeist negativen Bewertungsnoten verteilt. Da werden die falsche Taktik, die mangelnde Standhaftigkeit und - man höre und staune - übergroße "Auskunftsfreudigkeit" der Verhafteten vor der Gestapo getadelt, werden angebliche Schuldanteile am Todesurteil gegen den Freund minutiös registriert und allenfalls gönnerhaft eingeräumt, dass die Vernehmungssituation die Betroffenen möglicherweise "überfordert" habe. Da wird die Anprangerung der Massenvernichtung polnischer Juden im zweiten Flugblatt durch eine haarsträubende Quellenauslegung tatsächlich zum Beweis für die Hinnahme des alltäglichen "gesetzlich legitimierten Antisemitismus" umgebogen. Und da folgt dann Zankel ausdrücklich der zynischen Gestapo-Argumentation, wenn auch Zankel den aus der Wehrmacht aus "rassischen" Gründen ausgeschlossenen halbjüdischen Studenten Hans Leipelt als "privilegiert" einschätzt, da er ja nicht, wie seine "arischen" Altersgenossen, an der Front kämpfen musste.

Mit heutigen Werte- und Vorstellungswelten misst Zankel die Ideen und Handlungen der "Weißen Rose" und führt sie als politisch wie moralisch Beschädigte vor. Die Studie schließt mit den schönen Worten von Sophie Scholls früherem Verlobten Fritz Hartnagel aus dem Jahr 1947, wonach wir Nachgeborenen die Gefährten von den Denkmälern herabholen und statt in die steinernen Augen der Skulpturen in ihre lebendigen Augen blicken sollten. Dieser Aufforderung zu einem zukunftweisenden, die menschliche und politische Wahrheit in den Mittelpunkt stellenden Andenken an die "Weiße Rose" erweist dieses Buch keinen guten Dienst.

JOSEF HENKE

Sönke Zankel: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell. Böhlau Verlag, Köln 2007. 600 S.

64,90 [Euro]..

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen kritischen Blick wirft Hans Mommsen auf Sönke Zankels Buch "Mit Flugblättern gegen Hitler", der umfangreichen Dissertationsfassung seiner vor zwei Jahren erschienenen, umstrittenen Publikation "Die weiße Rose war nur der Anfang". Der Versuch des Autors, den Widerstandskreis um Hans und Sophie Scholl zu "entmythologisieren", das angeblich zu positive Bild der "Weißen Rose" zu dekonstruieren, ist seines Erachtens auch in der vorliegenden Langfassung gescheitert. Er hat eine ganze Reihe von Einwänden, die gegen die Arbeit sprechen: Mangel an Empathie; eine zersplitternde, in eine Vielzahl von Einzelaspketen zerfallende Darstellung; Überbetonung der Heterogenität der Gruppe; Vernachlässigung des gemeinsamen moralischen Motivs und der praktischen Zielsetzung der Gruppe usw. Generell hält er dem Autor vor, zu überzogenen, spitzfindigen und willkürlichen Interpretationen zu neigen und das nötige Augenmaß vermissen zu lassen. Die These, Hans und Sophie Scholl hätten bei ihrer Flugblatt-Aktion unter Drogen gestanden, scheint ihm etwa überaus zweifelhaft. Daneben moniert Mommsen Mängel der Gliederung sowie stilistischer Natur, die die Lektüre des Buchs strapaziös machen. Positiv wertet er hingegen Zankels Ausweitung der Quellenbasis für die Geschichte der "Weißen Rose".

© Perlentaucher Medien GmbH