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Vorbehaltlose Unterordnung fordert der Pädagoge Bueb, physisch erfahrbare Grenzen und kurzen Prozess. Die meisten von Buebs Thesen sind unbewiesen, viele unhaltbar. Deshalb dieses Buch.
Aus dem Inhalt: Warum ist Bernhard Buebs »Lob der Disziplin« gefährlich? Welches Gesellschafts- und Geschichtsbild steckt hinter dieser Veröffentlichung? "Ungezogen und unerzogen" - stimmt das Bild, das Bueb von den Kindern und Jugendlichen zeichnet? Wie vertragen sich Lernen und Disziplin? Was unterscheidet Kasernenhofpädagogik von »guter Autorität«?

Produktbeschreibung
Vorbehaltlose Unterordnung fordert der Pädagoge Bueb, physisch erfahrbare Grenzen und kurzen Prozess. Die meisten von Buebs Thesen sind unbewiesen, viele unhaltbar. Deshalb dieses Buch.

Aus dem Inhalt: Warum ist Bernhard Buebs »Lob der Disziplin« gefährlich? Welches Gesellschafts- und Geschichtsbild steckt hinter dieser Veröffentlichung? "Ungezogen und unerzogen" - stimmt das Bild, das Bueb von den Kindern und Jugendlichen zeichnet? Wie vertragen sich Lernen und Disziplin? Was unterscheidet Kasernenhofpädagogik von »guter Autorität«?

Autorenporträt
Micha Brumlik, geb. 1947, lehrte nach Assistenzjahren in Göttingen, Hamburg und Mainz Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit dem Jahr 2000 lehrt er Allgemeine Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt »Theorien der Bildung und Erziehung« an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, wo er von 2000 bis 2005 zugleich Direktor des »Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust« war. Zwischen 1989 und 2001 war er in Frankfurt zudem Stadtverordneter der GRÜNEN. Seit 2013 ist er Senior Professor am Zentrum Jüdische Studien Berlin/Brandenburg in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2007

Sachbücher des Monats April
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. ULRICH BECK: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Suhrkamp Verlag, 437 Seiten, 19,90 Euro.
2. BERND STÖVER: Der Kalte Krieg 1947 - 1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters. C.H. Beck Verlag, 528 Seiten, 24,90 Euro.
3. CHRISTINA VON BRAUN/BETTINA MATHES: Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, der Islam und der Westen. Aufbau Verlag, 476 Seiten, 24,90 Euro.
4-5. PETER VON MATT: Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur. Carl Hanser Verlag, 296 Seiten, 24,90 Euro.
JOSEF H. REICHHOLF: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer Verlag, 336 Seiten, 19,90 Euro.
6. MICHA BRUMLIK (Hg.): Vom Mißbrauch der Disziplin. Antworten der Wissenschaft auf Bernhard Bueb. Beltz Verlag, 246 Seiten, 12,90 Euro.
7. BERND ROECK: Mörder, Maler und Mäzene. Piero della Francescas „Geißelung”. C. H. Beck Verlag, 256 Seiten, 19,90 Euro.
8. JULES MICHELET: Das Meer. Aus dem Französischen von Rolf Wintermeyer. Campus Verlag, 348 Seiten, 19,90 Euro.
9-10. GÖTZ ALY / MICHAEL SONTHEIMER: Fromms. Wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die Räuber fiel. S. Fischer Verlag, 224 Seiten, 19,90 Euro.
PIERRE BAYLE: Historisches und kritisches Wörterbuch. Herausgegeben und übersetzt von Günther Gawlick und Lothar Kreimendahl. Felix Meiner Verlag, 2 Bände, zusammen 970 Seiten, 166 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats April 2007 von Mathias Kamann: SVENJA FLASSPÖHLER: Mein Wille geschehe. Sterben in Zeiten der Freitodhilfe. Wolf Jobst Siedler Verlag, 220 Seiten, 18,50 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Dr. Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. April.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2007

Jetzt wird zurückerzogen

Bernhard Bueb, einst Salemer Internatsdirektor, hat die Disziplin als wichtigste Kategorie der Erziehung gelobt. In seinem Buch "Lob der Disziplin" (F.A.Z. vom 4. Oktober 2006) ließ er es nicht an scharfen Tönen fehlen. Regeldurchsetzung, Autorität, Befehle bildeten das Fundament allen Umgangs mit Kindern, Liebe zwar auch, aber es fehle inzwischen vor allem an ihrer Ergänzung durch Sanktionsbereitschaft. Sie sei irgendwann um 1968 herum verlorengegangen, wobei man sich fragen durfte, wer denn die damals maßgeblichen Personen seinerseits so falsch erzogen hat, dass sie der Einsicht in jene Fundamente verlustig gingen. Offenbar kann Erziehung allein nicht die Kontinuität ihrer eigenen Grundlagen gleichsam mitanerziehen.

Dass Buebs "Streitschrift" sich seit Wochen in den Bestsellerlisten hält, könnte mehrere Gründe haben: das Hab-ich-doch-immer-gesagt-Gefühl; das Der-traut-sich-aber-was-Erstaunen. Und vielleicht auch der Früher-lief-die-Erziehung-einfach-besser-Eindruck. Vor allem aber werden nicht wenige Leser, darunter Eltern und Lehrer, sich von der Lektüre Hinweise erhofft haben, wie denn nun vorzugehen sei, um Mindeststandards an Verhalten in Familie und Schule zu erwirken. Es wäre deshalb eine Befragung von Lesern interessant, ob sie sich jetzt gut beraten oder nur bestätigt vorkommen, ob also die Lektüre eher praktischen oder mehr wertkonsumatorischen Charakter für sie hatte.

Einen anderen Weg der Bueb-Kritik gehen die Autoren des vorliegenden Bandes ("Vom Missbrauch der Disziplin". Antworten der Wissenschaft auf Bernhard Bueb. Herausgegeben von Micha Brumlik. Beltz Verlag, Weinheim 2007. 246 S., br., 12,90 [Euro]). Nach den Wirkungen von Buebs Buch fragen sie nicht, sie setzen sie als gefährlich voraus. Gefährlich, weil unwissenschaftlich, lautet ihre Prämisse.

Das ist insofern bemerkenswert, als die Wissenschaft, auf die sie sich dabei berufen, die Erziehungswissenschaft nämlich, sich nicht des Rufes erfreut, über ein reiches Spektrum an beweiskräftigen empirischen Einsichten in ihren Gegenstand zu verfügen. Dem tragen die Autoren der Aufsätze auch Rechnung, nämlich durch den Ton ihrer Gegenrede. Bueb wird sie nicht gerade als Einladung zum Gespräch verstehen können: Was er schreibe, sei zum Lachen, völlig konfus, zutiefst totalitär, ahnungslos, reaktionär, in der Tradition des "rassistischen und faschistischen Staatsrechtlers Carl Schmitt", aber auch Seite an Seite mit Eva Herman, alles in allem "ein politisches Programm zur Verbreitung von Intoleranz und Misserfolg in der Schule". Bis in Wendungen wie die, Buebs Buch enthalte "das Fazit eines 1938 geborenen Mannes", zieht sich dieser Stil - so als ob Buebs Thesen irgendwie besser wären, wären sie von einer vor 1933 geborene Frau, sagen wir: von Christa Meves, aufgestellt worden, oder als seien sie aus dem Mund von Jüngeren ganz undenkbar.

Na gut, so macht man sich eben im Rahmen des eigenen Schimpfvokabulars Luft, und eine Dem-haben-wir-es-aber-gegeben-Stimmung stellt sich ein. Damit verschenkt die Kritik an Bueb die Möglichkeit von Wissenschaft, kühl zu reagieren. Micha Brumlik etwa weist zu Recht darauf hin, wie haltlos die Behauptung ist, Kinder von "Achtundsechzigern" stellten die primäre Quelle von Unterrichtsstörungen oder Jugendkriminalität dar. Zugleich begräbt er diesen triftigen Hinweis jedoch mit dem Versuch, an der Seite von Weber, Habermas und Hannah Arendt den Machtbegriff von - Bernhard Bueb anzugreifen. Umgekehrt sehen sich die Kritiker verpflichtet, fast alles, was Bueb attackiert, allein schon deshalb zu verteidigen; so als stünden in den Traktaten der antiautoritären Mode schon deshalb die klügeren Sätze als in denen der autoritären, weil es die lieberen Sätze sind. Wäre es im Streit der populären Pädagogen nicht besser, auf den klassischen Elternsatz "Allesamt ins Bett!" zurückzugreifen, um dem Der-war-schuld-Palaver Einhalt zu gebieten?

Oder nehmen wir den Beitrag von Wolfgang Bergmann. Er hat die interessante Vermutung, Bueb sei wahrscheinlich gar nicht "Deutschlands strengster Lehrer", wie die "Bild"-Zeitung titelte, sondern lobe die Härte im Übermaß, weil er unsicher, "ein wenig zu weich" sei. An sie schließt er dann aber eine Theorieskizze zu den Ursachen gegenwärtiger Erziehungsprobleme an, die so aussieht: Die globale Wirtschaft und das Internet verbreiten Unsicherheit, das erschüttert die Sozialmoral, das merken die Kinder, wenden sich von ihr ab und den Computerspielen zu, die ihnen wiederum die flüchtige Welt des globalen Finanzgeschehen einsichtig machen, was wiederum mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndromen einhergeht.

Gegenüber solchen Sozialpsychologien aus der Hobbythek, der Dämonisierung Buebs als gefährlicher Denker oder seiner Aufwertung zum Machtphilosophen, besticht im Band ein Beitrag. Er stammt von Sigrid Katrin Amos und untersucht Buebs eigentliches Erziehungsmodell, die klassische Internatserziehung angelsächsischen Typs. Ihr Befund: Bueb idealisiert Internate, hält sie irrigerweise für den Schlüssel zum Verständnis jeder Erziehung und sieht von ihrer Funktion, Eliten zu produzieren, ab. Das alles tue er, weil er im Grunde der Familie misstraue. Das eigentliche Disziplinproblem hätten bei Bueb nämlich die Eltern, nicht die Kinder.

So verstanden hätte er, wissenschaftlich betrachtet, das falsche, vom Gesichtspunkt des Verkaufs her aber das richtige Buch geschrieben. Denn dann könnte man ja mit ein wenig Optimismus sagen: Die Leute kaufen es, nicht um die Kinder, sondern um sich selber zur Ordnung zu rufen.

JÜRGEN KAUBE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Acht Erziehungswissenschaftler haben die Diskussion aufgenommen. "Vom Missbrauch der Disziplin" handelt ihr Buch und daraus kann man manches lernen. Es sind kluge Beiträge. Die acht hantieren geübt mit schwerem Besteck: Eine Einbettung der Buebschen Thesen in die Erörterung der historischen Entwicklung von Pädagogik unter den Bedingungen zeitgenössischer Ideologiekritik." Die Zeit

"Acht Antworten sind es geworden. Dem "Lob" setzen sie historische, psychologische, sozialstatistische und neurobiologische Forschungsergebnisse entgegen. Ihre Kernaussage: Was Bueb als Erkenntnis seines langen Berufslebens präsentiert, habe "keinen Fetzen Realitätsgehalt"."Der Tagesspiegel

"Jetzt reden die Achtundsechziger. Eine neue Streitschrift sorgt für Gegenwind für Bernhard Bueb und dessen Erziehungs-Bestseller." Südkurier

"Widerworte gegen autoritäre Erziehung" taz

"Jetzt bekommt Deutschlands strengster Lehrer selbst schlechte Noten. Fachleute lassen kein gutes Haar an Bernhard Buebs Bestseller "Lob der Disziplin"." Badische Neueste Nachrichten

"Brumlik und seine Kollegen haben sich ernsthaft mit Buebs spießigen und seltsam antiquiert wirkenden Thesen auseinandergesetzt - und über deren Tragweite gewinnbringend nachgedacht." WDR

"So prägnant und nachdenkenswert wie diese Wissenschaftler hat bisher niemand auf bernhard Bueb geantwortet. Ein sehr interessantes Buch für alles, die sich mit Jugend und Erziehung auseinandersetzen." Eßlinger Zeitung…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Susanne Mayer attestiert dem von Micha Brumlik herausgegebenen Sammelband, das eine Erwiderung auf die umstrittenen Thesen des ehemaligen Salemer Schulleiters Bernhard Bueb darstellt, Klugheit und pädagogisches Fachwissen, findet aber trotzdem, dass es über sein Ziel hinausschießt. In dem Eifer, die Buebsche Forderung nach mehr Disziplin in der Erziehung von Kindern als missbräuchlich und antidemokratisch zu entlarven, werden auch schon mal Mängel des deutschen Bildungssystems an Schulen und Kindergärten verschwiegen. Auch hat Mayer den Eindruck, dass hier linke "Verschwörungstheorien" durchklingen. Trotzdem findet die Rezensentin das Buch sehr aufschlussreich, nicht zuletzt in Hinblick auf die Funktionsweise von öffentlichen Debatten hierzulande.

© Perlentaucher Medien GmbH