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Lori ist 14 und mag den neuen Nachbarn, einen Psychologiestudenten, sehr. Als er sie verführt, ist Lori versucht, dies für die große Liebe zu halten. Doch bald schon spürt sie, dass sie sich eigentlich eine andere Art der Freundschaft gewünscht hatte. Ein Thema, das jedes Mädchen angeht und eine beinahe alltägliche Geschichte, die Karlijn Stoffels, Autorin von Mojsche und Rejsele, spannend und mit großer Sprachkraft erzählt.
Lori, die Ich-Erzählerin des Romans, lebt allein mit ihrer kranken Mutter. "Deine Mutter ist verrückt und du bist es auch", sagen sie in der Schule. Deshalb ist Lori
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Produktbeschreibung
Lori ist 14 und mag den neuen Nachbarn, einen Psychologiestudenten, sehr. Als er sie verführt, ist Lori versucht, dies für die große Liebe zu halten. Doch bald schon spürt sie, dass sie sich eigentlich eine andere Art der Freundschaft gewünscht hatte. Ein Thema, das jedes Mädchen angeht und eine beinahe alltägliche Geschichte, die Karlijn Stoffels, Autorin von Mojsche und Rejsele, spannend und mit großer Sprachkraft erzählt.
Lori, die Ich-Erzählerin des Romans, lebt allein mit ihrer kranken Mutter. "Deine Mutter ist verrückt und du bist es auch", sagen sie in der Schule. Deshalb ist Lori froh, als Mark bei ihnen im Haus einzieht, mit dem sie auch mal über ihre Mutter reden kann. "Seine Wimpern sind lang und schwarz. Das ist eine der sieben Schönheiten, glaube ich. Ob er die anderen sechs auch besitzt, weiß ich nicht." Mark kümmert sich um sie, und weil sich die beiden mögen, kommen sie sich näher; aber anders, als Lori denkt. Es ist auf jeden Fall etwas, was sie nicht will, eine Grenze, die schnell überschritten wird. Lori setzt alles daran, Mark loszuwerden. Doch der will nicht loslassen und sagt "ich liebe dich". Aber ist das Liebe? Lori versucht, mit dieser Situation klarzukommen. In der Schule stürzt sie sich in ihre Arbeit für das Musical "Der Rattenfänger von Hameln". Denn Lori spielt Klavier, und zwar wunderbar. Erst allmählich begreift sie, was "Nein" sagen bedeutet. Und am Ende ist sie stark genug, um allein mit ihren Problemen fertig zu werden.
Autorenporträt
Karlijn Stoffels, geb. 1947, studierte Romanistik und Niederländisch. Sie ist Autorin von Hörspielen und Theaterstücken und schrieb u.a. über Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre und lebt in Amsterdam. Im Verlag Beltz & Gelberg erschienen von ihr die beiden Romane "Mojsche und Rejsele" und "Rattenfänger" sowie im Taschenbuchprogramm die Romane "Stiefland" und "Khalid".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2003

Ich will mich nie mehr sehen
Mit vierzehn muß man improvisieren: Karlijn Stoffels' "Rattenfänger"

Loris Eltern sind da - und doch weit entfernt. In ihren Welten ist für die halbwüchsige Tochter selten und auch dann nur begrenzt Platz. Lori wohnt bei der Mutter, deren psychisches Gleichgewicht phasenweise von diversen Psychopharmaka gewährleistet wird. Lori ist diejenige, die kocht, einkauft, das Alltägliche regelt - vertauschte Rollen in einem chaotischen Zuhause, das dem vierzehn Jahre alten Mädchen wenig Halt bietet. Der Vater hat der Familie den Rücken gekehrt. Zu Lori unterhält er eine sporadische, mit ihren Worten: "unterschwängliche" Beziehung.

In dieser Situation trifft sie auf den neuen Nachbarn Mark: Mitte Zwanzig, attraktiv, Psychologie-Student. In ihm glaubt Lori eine Vertrauensperson zu finden, bei ihm heult sie sich aus, kann für Momente heraustreten aus dem schlechten Film, der ihr Leben zu sein scheint. Doch Mark will mehr als Geborgenheit und Freundschaft. Unfähig, sich der Faszination des Geliebt- und Begehrtwerdens zu entziehen, läßt Lori seine Annäherung zu. Die kurzen, intensiven Liebesbegegnungen sind auch verstörend, weil Lori eigentlich noch nicht bereit dazu ist. Übelkeit und Albträume sind die Folge. Hin und her gerissen zwischen Lust und unbestimmtem, aber deutlichem Widerstand, kämpft sie gegen das Erwachsenwerden: "Mein Körper hat mich verraten. Mein Körper ist erwachsen und will etwas, was ich nicht will." - Nur nicht verrückt werden wie die Mutter. Deren Krankheit ist mitverantwortlich für Loris starkes Bedürfnis nach (Selbst-)Kontrolle. Sie will unbedingt als "normal" gelten.

Ein hilfreicher Gegenpol zu den emotionalen Wirren ist ihr Klavierspiel. An der Schule wird für eine Musical-Performance des "Rattenfänger von Hameln" geprobt, unter der Leitung von Iwan, einem unansehnlichen, aber charismatischen Musiker. Es gibt somit zwei Initiationsfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn für Lori ist es der Rattenfänger selbst, der Krankheit und Unheil bringt; Marks Lockmusik dagegen besteht in mephistotelisch-zweideutiger Zuneigung. Er verabreicht dem Mädchen ein Elixier, dessen Nebenwirkungen er geflissentlich übersieht. Die Pest im "Rattenfänger", das ist für Lori der Zwiespalt, durch den sie sich mies und nichtig fühlt. "Ich will ihn nie mehr sehen. Ich will mich selbst auch nie mehr sehen." Durch die Konfrontation mit Mark bekommt sie langsam heraus, was sie nicht will, während sie bei Iwan merkt, was sie will - und kann: mit Hilfe der Musik loszulassen, sich gehenzulassen. Schließlich lernt sie auch, die Mutter zu akzeptieren, wie fremd sie ihr auch erscheinen mag.

Karlijn Stoffels, von der wir schon die traurig-schöne Liebesgeschichte "Mojsche und Rejsele" kennen, beschreibt Loris Auf- und Erregung mit einer Vielzahl von Bildern. Der ganze Roman ist reich an Metaphern und Anspielungen, die zwar stets stimmen, aber in der Häufung doch manchmal über das Ziel hinausgehen. Mirjam Pressler hat auch diese neue Geschichte treffsicher übersetzt. Die zynisch-ironische Stimme der Ich-Erzählerin, ein stringenter, energischer Sprachreigen, zeigt ihre Zerrissenheit, ein Distanzbedürfnis, ihr unwägbares Verlangen - und ihre Entbehrung. Es ist ein hastiger Bericht aus der Ich-Nahkampfzone, an dessen Ende eine etwas vage, aber hoffnungsvolle Entschlossenheit steht: "Ich werde improvisieren müssen." Lori ist kein bißchen verrückt. Sie wird nur gerade erwachsen.

SIMONE GIESEN

Karlijn Stoffels: "Rattenfänger". Aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Pressler. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2003. 189 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Reich an Metaphern und Anspielungen ist dieser "hastige Bericht aus der Ich-Nahkampfzone" in den Augen von Rezensentin Simone Giesen. Im Zentrum des Jugendromans, erzählt sie, steht die vierzehnjährige Lori, die in ihrem chaotischen Zuhause keinen Halt mehr findet und sich deshalb an den mitte-zwanzigj-ährigen Psychologiestudenten Mark hält. Die Handlung beschreibt, wie man erfährt, die emotionalen Wirrungen beim Erwachsenwerden. In der zynisch-ironischen Stimme der Ich-Erzählerin, ihrer "stringenten, energischen" Sprache, zeigt sich der Rezensentin die Zerrissenheit der Protagonistin, sowie deren "unwägbares Verlangen". Gelegentlich zielt die Autorin für Giesens Geschmack allerdings über das Ziel hinaus und häuft zu viele Metaphern und Anspielungen an. Miriam Pressler bekommt ein Lob für die treffsichere Übersetzung.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Was für ein Buch! Stoffels Humor, ihr leiser Zynismus, wie sich Lori gegen die schlechte Welt wappnet, das ist es, was das Buch so wunderbar macht." (Leesgoed, Amsterdam)