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Stell dir ein kleines Mädchen vor, das hieß Gisela. Sie wollte eine Weltreise mache, ohne Eltern. Nur kam sie nicht so weit, wie sie dachte, sondern noch viel weiter... Nach seinem großen Andersen-Erfolg ein neues Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach - spannend, kurios, großartig.
Einmal ist Papa mit seiner Tochter in den Ferien allein ans Meer gefahren. Vor dem Schlafen hat er ihr eine Woche lang die Geschichte von Königin Gisela erzählt: Wie Gisela, nachdem ihr Schiff kenterte, auf einer einsamen Insel strandet, auf der sie von acht Erdmännchen empfangen und sehr zuvorkommend behandelt…mehr

Produktbeschreibung
Stell dir ein kleines Mädchen vor, das hieß Gisela. Sie wollte eine Weltreise mache, ohne Eltern. Nur kam sie nicht so weit, wie sie dachte, sondern noch viel weiter...
Nach seinem großen Andersen-Erfolg ein neues Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach - spannend, kurios, großartig.

Einmal ist Papa mit seiner Tochter in den Ferien allein ans Meer gefahren. Vor dem Schlafen hat er ihr eine Woche lang die Geschichte von Königin Gisela erzählt: Wie Gisela, nachdem ihr Schiff kenterte, auf einer einsamen Insel strandet, auf der sie von acht Erdmännchen empfangen und sehr zuvorkommend behandelt wird. Von Volker, Helmut, Golo, Thorsten, Dieter, Rolf, Ottmar und dem Franzosen Charles, wie Gisela sie nennt. Es ist ihnen eine Ehre, Gisela das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Doch wenn man Untertanen hat, dann ist es an der Zeit, daraus Konsequenzen zu ziehen: "Hört mal, Herrschaften, ist euch schon aufgefallen, dass ihr alles tut, was ich sage? Meint ihr nicht auch, wir könnten das Kind beim Namen nennen? Ich dachte an Königin, Königin Gisela! Anrede: Majestät." Doch Gisela übertreibt, und es wird Zeit, dass die Erdmännchen ihren unliebsamen Gast wieder loswerden.
Eine fantastische Geschichte von einem eigenwilligen Mädchen, deren Reiz in den großartigen Bildern von Heidelbach liegt.
Autorenporträt
Heidelbach, Nikolaus
Nikolaus Heidelbach, geb. 1955, studierte Germanistik und lebt als freischaffender Künstler in Köln. Im Programm Beltz & Gelberg wurden viele seiner preisgekrönten Bilderbücher veröffentlicht. Zuletzt erschien von Heidelbach, der laut Basler Zeitung "nicht mit Gold zu bezahlen ist", das Bilderbuch "Schornsteiner". 2000 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury: "Wie kaum ein anderer hat er sich - vor allem in seinen eigenen Büchern - mit kindlichen Gefühlen, Wahrnehmungen und Erlebnissen auseinander gesetzt. Ihm gelingt es dabei, aus dem Blickwinkel der Erwachsenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Kindern in Wort und Bild festzuhalten (...) Heidelbach hat eine sehr eigenständige Bildsprache entwickelt, in der sich Einflüsse aus der Kunstgeschichte etwa aus dem Surrealismus, den Werken von George Grosz oder Fernando Botero mit eigener Bildfindung verbinden."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2006

Nachts, wenn die Zähnchen leuchten
Erdmännchen-Protest: Nikolaus Heidelbachs "Königin Gisela"

Gisela ist ein typisches Heidelbach-Mädchen: rätselhaft, launisch, sphinxisch. Gisela ist auch ein rechtes Ekel. Als Schiffbrüchige auf einer Insel gelandet, schikaniert sie dort die Erdmännchen. Die possierlichen Tiere sind freundliche Dienstleister, sie bekochen und beherbergen das Mädchen, tanzen und singen ihr was vor. Aber Gisela schmeckt die Macht. Sie ernennt sich zur Königin und verlangt zu guter Letzt einen Bikini - aus Erdmännchenfell.

An dieser Stelle malt Nikolaus Heidelbach eines seiner typischen Bilder. Es ist nicht einmal das auffälligste unter den doppelseitigen Kompositionen, grade mal eine halbe Seite groß. Dunkle Farben. In der rechten oberen Bildecke hängt ein Mond und wirft ein kaltes Licht. Die Erdmännchen stehen aufrecht beieinander und scheinen nachdenklich. Der Bildtext erklärt die Sachlage: "In der Nacht beratschlagten die Erdmännchen noch lange, und zum ersten Mal konnte man ihre kleinen scharfen Raubtierzähne sehen."

Tatsächlich, die Zähne leuchten, sehr klein und sehr spitz. Keiner kann so wie Nikolaus Heidelbach den Betrachter mit Details überraschen. Diese leuchtenden Zähnchen markieren die Wende in Königin Giselas Geschichte. Von nun ab ändert sich ihre Lage, und es ist sehenswert, was die Tiere anstellen, um die lästige Herrscherin loszuwerden. Am Ende treibt sie auf einem Floß aufs Meer hinaus. Ihr imposanter Kopfschmuck aus Pfauenfedern wirkt deplaziert, das hölzerne Erdmännchen als Galionsfigur wie der nackte Hohn. Sie sitzt steif wie jemand, der noch nicht richtig kapiert hat, was ihm geschehen ist: ins Bild umgesetzte Psychologie.

Nach den großen Illustrationswerken legt der Kölner Bilderbuchautor Nikolaus Heidelbach mit "Königin Gisela" wieder eine eigene kleine Geschichte vor. Seine Erzählung vom Aufstand der Erdmännchen hat er in eine Rahmenhandlung eingepackt. Ein Mädchen, dessen Namen wir nicht erfahren, fährt allein mit dem Vater in den Urlaub ans Meer. Jeden Abend erzählt er ihr eine Einschlafgeschichte, nämlich die von Königin Gisela. Die verpackt er wie eine Fernsehserie in Fortsetzungen, unterbricht jedes Mal an der spannendsten Stelle und kommt mit dieser Methode über den ganzen Urlaub. Für den Betrachter entwickelt sich dagegen alles in einem Zug. Mit dem ersten Bild schon ist das Heidelbachsche Pandämonium eröffnet. Abfahrt von zu Hause, die Mutter winkt und hat ein Baby im Arm, drei Schatten hinterm Fenster erzählen von größerem Kindersegen. Da muß eine Woche Urlaub reichen. Die Insel wirkt very british (sieht aus wie Anacapa, die kleinste der Kanalinseln), die Hotelgäste mäßig animiert, das Meer langweilig.

In Bewegung gerät Heidelbachs Bildwelt erst mit den Abenteuern Giselas. Der Zeichner hat sichtlich Spaß daran, die Tiere über die Seiten turnen zu lassen. Und Dienst-Erdmännchen können so komisch sein, wenn die Herrschaft ihnen alberne Hütchen verpaßt. Doch unter den Hütchen zeigen sie Eigensinn. Der Häuptling der Sippe spricht französisch, das ist ohne Logik und leuchtet sofort ein.

Distanz ist ein wichtiges Mittel in diesem Buch. Giselas Machtexzeß hat der Autor auf eine exotische Insel verlegt, und auch die Rahmenhandlung rückt er aus der Gegenwart, etwa in die sechziger Jahre. Das Urlaubsauto könnte ein alter Opel sein, und im Hotelzimmer stehen Waschschüssel und Krug. So entsteht die visuelle Atmosphäre einer Kindheitserinnerung. "Ich glaube, das waren meine schönsten Ferien", heißt der letzte Satz des Mädchens ohne Namen.

"Königin Gisela" hat freilich auch doppelten Boden und ist nur auf den ersten Blick harmlos. Heidelbach ist ein Bilderbuchautor, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen als Leser im Blick hat. Kinder können wahrnehmen, wie das Geschehen zwischen Traum und Realität oszilliert - vielleicht ein Tagtraum am Strand? Die kunstvoll ausformulierte Herrschaftsphantasie könnte eine Idee des Vaters sein, um seine Tochter vom Herumkommandieren abzuhalten. Sie läßt sich jedoch auch lesen als Parabel auf die Dialektik von Herrschaft. Erst als Königin Gisela den Erdmännchen ans Fell will, ist Revolution angesagt. Und es zeigt sich, das Terrain war bereitet. Schon längst hatten die Erdmännchen listig dafür gesorgt, daß Gisela nicht die ganze Sippschaft kennenlernte und sich in Sicherheit wiegen konnte.

Und weil Nikolaus Heidelbach ein Geschichtenerzähler ist, gibt er den Lesern auch noch eine Wahrheit über das Geschichtenerfinden und Geschichtenverstehen mit. Ob es denn gut ausgehen werde, fragt zwischendurch die Erzählerin besorgt, und der Vater antwortet gelassen: Kommt drauf an, für wen.

FRITZ WOLF

Nikolaus Heidelbach: "Königin Gisela". Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2006. 32 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.03.2006

Traumhaft inszeniert
Kleine scharfe Raubtierzähne
Nikolaus Heidelbachs Bilderbuch: „Königin Gisela”
Gisela kann richtig gemein sein. Sie gerät in Seenot, strandet auf einer tropischen Insel - und hat dort erst einmal nichts Besseres zu tun, als friedliche Erdmännchen zu schikanieren. Diese Tierlein sind das, was man gemeinhin als „possierliche Nager” bezeichnet - freundliche, etwas naive Mümmelwesen, die nur Liebe schenken wollen und sich dafür ein bisschen Aufmerksamkeit und ein paar Streicheleinheiten wünschen. Muss aber nicht sein.
Alles, was auf -chen oder -lein endet, Kulleraugen hat und auf den ersten Blick total lieb wirkt, ist Nikolaus Heidelbach suspekt. Er hasst die Verniedlichung. Seine Figuren haben stets mehrere, zum Teil sogar gegensätzliche Charaktereigenschaften. Die Bösewichter sind immer auch ein bisschen lieb, und die Guten haben oft auch etwas Bösartiges an sich. Das eigentlich ganz nette Mädchen Gisela zum Beispiel entwickelt sich auf ihrer Insel zu einer Despotin. Die freundlichen Erdmännchen bekochen und betüddeln das Mädchen, tanzen und singen ihr was vor. Gisela genießt. Und lernt die Macht kennen. Sie krönt sich zur Königin, entwickelt immer neue Ideen, um die fröhlichen Pelztiere auszubeuten und lässt sich in einer Sänfte an den Strand tragen. Schließlich verlangt sie einen Bikini - aus Erdmännchenfell.
An dieser Stelle zeigen die Erdmännchen erstmals „ihre kleinen scharfen Raubtierzähne”, wie es im Text zu einem der schönsten Bilder im Buch heißt. Die Nager wirken auf einmal gar nicht mehr so possierlich, sie rotten sich zusammen, in ihren Augen blitzt das Mondlicht. Und Gisela wirkt plötzlich überhaupt nicht mächtig, wie sie da alleine liegt und schläft, ein einsames Kind auf einer einsamen Insel, das sich selbst überschätzt hat.
Nikolaus Heidelbachs Erzählung vom Aufstand der Erdmännchen ist inspiriert von Kinderbuch-Klassikern wie Wo die wilden Kerle wohnen von Maurice Sendak, einem von Heidelbachs Lieblingsbüchern. Auch Sendaks traumartige Geschichte vom Jungen, der mit seinem Bett in See sticht und auf eine Insel mit Monstern gerät, ist nur auf den ersten Blick harmlos.
Ob die Geschichte von Königin Gisela gut oder schlecht ausgeht, kann man gar nicht so leicht sagen, auch wenn das Mädchen wieder zu Hause ankommt. Genauso wenig, ob es sich um einen Tagtraum oder eine Machtphantasie handelt. Ganz sicher kann sich der Leser aber darin sein, dass es sich um eine traumhaft inszenierte Geschichte handelt, erzählt in wunderbar schrägen und vielschichtigen Bildern. (ab 5 Jahre undfür Erwachsene)
TITUS ARNU
NIKOLAUS HEIDELBACH: Königin Gisela. Beltz & Gelberg Verlag 2006. 32 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In Hochstimmung wurde Rezensent Hans Ten Doornkaat von diesem Bilderbuch versetzt, das aus seiner Sicht das bislang Beste dieses "mehrfach ausgezeichneten" Künstlers ist, und dessen jugendliche Heldin Gisela ihn als süss-fiese Kind-Despotin das Fürchten lehrte. Nikolaus Heidelbachs doppelbödige Erzählkunst feiert der Rezensent ebenso wie die nuancierte und luzide Malkunst, mit der er ihn in dieser Geschichte über die Abgründigkeit kindlicher Machtgelüste und Wunschfantasien ebenso unterhalten wie zu irritieren verstand. Nicht nur Heidelbachs zeichnerisches Gespür für Details und Hintergründigkeiten, auch seine komplexe Erzähldramaturgie versetzen den Rezensenten in eine Art Dauereuphorie.

© Perlentaucher Medien GmbH