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Der neue Kordon: der Roman einer Familie, eines Hauses in Berlin und unseres ganzen bewegten Jahrhunderts.Kurz bevor das 20. Jahrhundert zu Ende geht, schreibt die Studentin Eva Seemann einen langen Brief an ihre Ururgroßmutter. Eva weiß von dieser Hermine kaum mehr, als dass sie seit über fünfzig Jahren tot ist; und es gibt nicht einmal mehr ein Grab. Aber Eva besitzt ein Foto von ihr, und der jungen Frau, die es zeigt, fühlt sie sich merkwürdig nahe. "Liebes Minchen" beginnt sie ihren Brief und erzählt vom letzten Sommer: wie sie und Grigorij sich ineinander verliebt haben, wie sie zum…mehr

Produktbeschreibung
Der neue Kordon: der Roman einer Familie, eines Hauses in Berlin und unseres ganzen bewegten Jahrhunderts.Kurz bevor das 20. Jahrhundert zu Ende geht, schreibt die Studentin Eva Seemann einen langen Brief an ihre Ururgroßmutter. Eva weiß von dieser Hermine kaum mehr, als dass sie seit über fünfzig Jahren tot ist; und es gibt nicht einmal mehr ein Grab. Aber Eva besitzt ein Foto von ihr, und der jungen Frau, die es zeigt, fühlt sie sich merkwürdig nahe. "Liebes Minchen" beginnt sie ihren Brief und erzählt vom letzten Sommer: wie sie und Grigorij sich ineinander verliebt haben, wie sie zum ersten Mal ihren Großvater Robert, Minchens Enkel, in Berlin besuchte und was sie in der wiedervereinigten Stadt über ihre Familiengeschichte herausgefunden hat. Großvater Robert, einst ein gefeierter DDR-Schriftsteller, lebt noch im selben Haus, in dem vor hundert Jahren das Dienstmädchen Hermine Seemann arbeitete und wohnte. Nun soll die Torstraße 127, die so voller Geschichten ist, abgerissen werden. Gemeinsam mit einer Gruppe von jungen Leuten versuchen Robert und Eva das Haus zu retten. Denn die Torstraße 127 ist mehr als ein hinfälliges Gemäuer. Sie ist eines von vielen Häusern der Geschichte. Klaus Kordon setzt sein Projekt der Geschichtsschreibung in Romanen fort. Einen Bogen vom Kaiserreich bis ins wiedervereinigte Deutschland schlagend, setzt er ein ebenso anschauliches wie ergreifendes Bild unseres Jahrhunderts zusammen.
Autorenporträt
Kordon, KlausKlaus Kordon, geboren 1943 in Berlin, war Transport- und Lagerarbeiter, studierte Volkswirtschaft und unternahm als Exportkaufmann Reisen nach Afrika und Asien, insbesondere nach Indien. Heute lebt er als freischaffender Schriftsteller in Berlin. Kordon, der als »Chronist der deutschen Geschichte« gilt, veröffentlichte neben zahlreichen Kinderbüchern viele historische Romane, darunter den autobiographische Roman Krokodil im Nacken (Deutscher Jugendliteraturpreis; nominiert für den Deutschen Bücherpreis). Viele seiner Bücher wurden mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt Kordon den Alex-Wedding-Preis der Akademie der Künste zu Berlin und Brandenburg, den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und, 2016, den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises."Kordon versteht sich als ein Autor, der zuallererst eine Geschichte erzählen möchte. Diese Geschichte gestaltet er poetisch, spannend, aktuell. Sie soll dem Leser Spaß machen. Dies gelingt ihm vor allem wegen seiner feinen Beobachtungsgabe, verbunden mit einem ganz natürlichen Verhältnis zu den von ihm dargestellten, denkenden, fühlenden und handelnden Personen. Er lebt mit ihnen, spricht ihre Sprache, gräbt sie als Außenseiter, als Freunde, als Hilfsbedürftige oder als Helfer, als Leidende, die nicht ohne Hoffnung bleiben, in das Gedächtnis seiner Leser ein." jugendbuch-magazin

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.1999

Eine glückliche Generation
Klaus Kordons neuer Zeitroman "Hundert Jahre und ein Sommer"

Die Geschichte unseres Jahrhunderts als Geschichte einer Familie in Berlin zu erzählen, das ist ein ehrgeiziger Plan. Klaus Kordon hat ihn entworfen, ermutigt durch den Erfolg seiner "Roten Matrosen" oder "1848 - Die Geschichte von Jette und Frieder", wo er auch historische Ereignisse mit spannenden romanhaften Handlungen verknüpft.

Stets sind seine Helden jung und bereit, in eine bessere Zukunft aufzubrechen; und natürlich steht ihr Erfinder auf ihrer Seite. In seinem neuen Buch ist die einundzwanzigjährige Eva Seemann aus Bremen-Lilienthal, eine angehende Journalistin, Chronistin. Sie knüpft die Verbindung zu ihrem Großvater in Ost-Berlin, einem einst erfolgreichen Schriftsteller der DDR. Mit seiner zögerlichen Hilfe macht sie sich auf die Spurensuche nach weiteren Verwandten.

Mit Hermine, der Ururgroßmutter, beginnt die Familienchronik, die nur in Bruchstücken zu ermitteln ist und allmählich erst Dinge zu Tage fördert, die lange verschwiegen wurden. Minchen, wie Eva ihre Ahne zärtlich nennt, kam um die Jahrhundertwende als junges Mädchen nach Berlin. An sie sind die Briefe gerichtet, die Eva im Stil eines Tagebuchs schreibt, als wolle sie einem noch lebenden Briefpartner Rechenschaft ablegen.

Dieser Kunstgriff, mit dem Klaus Kordon Vergangenheit und Gegenwart verklammert, wirkt verkrampft, er ist einfach überflüssig. Doch zum Glück erzählt Eva so lebendig und setzt sich so unbefangen über Zeitsprünge hinweg, dass Minchen und ihr Schicksal - sie wurde als Dienstmädchen geschwängert und musste ihren Sohn in einem Waisenhaus unterbringen - immer wieder in Vergessenheit geraten.

Denn das Besondere dieses Romans ist weniger der historische Rückblick als vielmehr die Szenen im aktuellen Spannungsfeld zwischen den beiden Teilen Deutschlands nach der Wiedervereinigung, wo die zerrissenen persönlichen Beziehungen nur mühsam zusammenwachsen. Eva, die wissbegierige, aufgeschlossene Vertreterin einer unbelasteten Generation, sucht die Begegnung mit den verschiedensten Menschen aus Ost und West. Erst jetzt versteht sie, warum ihr Vater niemals über seine Jugend gesprochen hat, auch nicht über den Tod seines besten Freundes, der bei ihrem gemeinsamen Fluchtversuch umgekommen ist. Sie begreift endlich auch, warum die Mauer zwischen Vater und Sohn so hoch wuchs, dass es keine Verständigung mehr zwischen ihnen gab.

Klaus Kordon kennt sich in Berlin aus. 1943 in Pankow geboren, hat er selbst in den Westen zu fliehen versucht, wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und ein Jahr später in die Bundesrepublik abgeschoben. Er weiß, was die Menschen vor allem jenseits des Eisernen Vorhangs erlebt haben und welche Narben auf beiden Seiten zurückgeblieben sind. Evas Großvater Robert, überzeugter Kommunist und Held der Arbeit, ist nur ein Beispiel. Er kann sich nicht damit abfinden, dass seine Träume von einem besseren Deutschland sich als Illusion erwiesen haben, und versucht noch immer die Unfreiheit im Osten gegen die politischen Sünden des Westens während des Kalten Krieges aufzurechnen.

Die Gespräche zwischen Robert und Eva auf dem Balkon des alten Hauses, in dem Minchen schon gewohnt hat und das nun abgerissen werden soll, sind offen und keineswegs friedlich. Noch lebhafter geht es allerdings in der Wohngemeinschaft nebenan zu. Eva schließt sich den jungen Leuten an, die sich gegen den Abriss des Hauses wehren. Hier lernt sie auch den jungen russischen Maler Gregg kennen und lieben. Mit den Freunden zusammen setzen sie Wohnungen für Obdachlose instand und organisieren ein Straßenfest, das im Fernsehen für Aufsehen sorgt und - ein Wunder in letzter Minute - den Hausbesitzer davon abhält, von seinen Rechten Gebrauch zu machen.

Klaus Kordons Buch bietet eine Fülle von Informationen als Grundlage für Gespräche für Jung und Alt. Sein Appell an die Leser im Osten wie im Westen ist nicht zu überhören: Wir sollten mehr voneinander und von unserer geteilten Vergangenheit wissen, damit wir uns besser verstehen. Eva und ihre Freunde sind auf dem besten Wege - eine glückliche Generation.

MARIA FRISÉ

Klaus Kordon: "Hundert Jahre und ein Sommer". Roman. Beltz & Gelberg, Weinheim und Basel 1999. 392 S., geb., 36,- DM. Ab 14 J.

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"Klaus Kordon beweist mit diesem kunstvoll konstruierten und glänzend geschriebenen Buch die Literaturfähigkeit der großen Politik." -- Süddeutsche Zeitung, Das politische Buch, 16.8.1999

"Geschichtsschreibung in Romanform - keiner kann das besser als Kordon. In seinem neuen Roman schlägt er einen Erzählbogen vom Kaiserreich bis ins wiedervereinigte Deutschland. Vermittelt über einige plastisch erfundene Figuren und eine aufregende Handlung entsteht ein faszinierendes Panorama unseres Jahrhunderts." -- DeutschlandRadio / Focus

"Ereignisreich, rührend, klug belehrend und engagiert - wie man es von Kordon kennt." -- Sybil Gräfin Schönfeldt

"Im Grunde müsste dieses Buch lesen, wer Schwierigkeiten hat, "junge Leute" zu verstehen - hier ist ein Schlüssel. Ein Schlüssel aber auch für Heranwachsende, die manchmal vielleicht den Mut verlieren. Hier können sie lernen, dass sie damit nicht allein sind." -- Tages Anzeiger Zürich
"Geschichtsschreibung in Romanform - keiner kann das besser als Kordon. In seinem neuen Roman schlägt er einen Erzählbogen vom Kaiserreich bis ins wiedervereinigte Deutschland. Vermittelt über einige plastisch erfundene Figuren und eine aufregende Handlung entsteht ein faszinierendes Panorama unseres Jahrhunderts." DeutschlandRadio / Focus "Ereignisreich, rührend, klug belehrend und engagiert - wie man es von Kordon kennt." Sybil Gräfin Schönfeldt "Im Grunde müsste dieses Buch lesen, wer Schwierigkeiten hat, "junge Leute" zu verstehen - hier ist ein Schlüssel. Ein Schlüssel aber auch für Heranwachsende, die manchmal vielleicht den Mut verlieren. Hier können sie lernen, dass sie damit nicht allein sind." Tages Anzeiger Zürich

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Durchaus wohlwollend bespricht Reinhard Osteroth diesen neuen Band Klaus Kordons. Als Spezialist für Romane mit historischen Themen, gelinge es Kordon auch diesmal, spannend zu erzählen und geschichtliches Interesse zu fördern. Die Konstruktion des Buches, das Nachsinnen und Spurenverfolgen von Familiengeschichte innerhalb eines historischen Kontextes, hält der Rezensent für zugkräftig. Allerdings ist er der Ansicht, dass die Figuren und Dialoge im Übermass illustrativ seien, und dass Kordon bisweilen dem Druck nachgegeben habe, zu viel historischen Stoff in der Erzählung unterzubringen. Und dies ganz unnötigerweise, denn die eigentliche Stärke des Buches liege doch ohnehin mehr im Beiläufigen.

© Perlentaucher Medien GmbH