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1941 von russischen Soldaten verschleppt, lebt Esther mit ihren Eltern fünf lange Jahre in Sibirien. Esther Rudomin ist zehn Jahre alt und lebt wohl behütet in der polnischen Stadt Wilna. Bis dorthin ist der große Krieg noch nicht gekommen. Eines Tages werden Esther und ihre Familie als "jüdische Kapitalisten" von russischen Soldaten abgeholt. Mit vielen anderen kommen sie nach Sibirien. Esther erlebt Hunger, Krankheit, Tod und Erniedrigung, aber sie findet auch Freunde und lernt, sich durchzusetzen. Sie beginnt, die große Weite der Steppe zu lieben und auch ihr Leben inmitten dieser Einsamkeit - denn es ist ihr Leben.…mehr

Produktbeschreibung
1941 von russischen Soldaten verschleppt, lebt Esther mit ihren Eltern fünf lange Jahre in Sibirien. Esther Rudomin ist zehn Jahre alt und lebt wohl behütet in der polnischen Stadt Wilna. Bis dorthin ist der große Krieg noch nicht gekommen. Eines Tages werden Esther und ihre Familie als "jüdische Kapitalisten" von russischen Soldaten abgeholt. Mit vielen anderen kommen sie nach Sibirien. Esther erlebt Hunger, Krankheit, Tod und Erniedrigung, aber sie findet auch Freunde und lernt, sich durchzusetzen. Sie beginnt, die große Weite der Steppe zu lieben und auch ihr Leben inmitten dieser Einsamkeit - denn es ist ihr Leben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2011

Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek
Band 20

Ohne Schuhe, ohne
Seife, ohne Strom
„Die endlose Steppe“,
von Esther Hautzig
Eigentlich ist es erstaunlich, dass Esther Hautzigs 1968 in den USA publiziertes wunderbares Buch erst 1986 auf Deutsch erschien. Erklären lässt sich das vielleicht damit, dass die Verlage deutschen Kindern Stoffe der Zeitgeschichte nicht zumuten wollten. Das Buch handelt vom Schicksal einer jüdischen Familie, die auf sowjetischen Befehl nach Sibirien verschleppt wurde. Esther Hautzig erzählt die Geschichte ihrer Kindheit.
Die Familie besitzt ein Kaufhaus in Wilna. Die Bombardierungen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs haben Esther große Angst gemacht, aber dann passiert etwas noch Schlimmeres: Sowjetische Soldaten kommen und zwingen die Familie in Eisenbahnwaggons. Esther erfährt, dass alle „Kapitalisten“ Unrecht tun und in den Osten fahren müssen.
Was ein Kapitalist ist, weiß Esther nicht so genau, und auf der langen Zugreise lernt sie es auch nicht: Wenn sie um sich schaut, sieht sie nur Bauern. Esthers Schilderung der langen Zugfahrt beschreibt genau das, was man wissen will: Was man aß in dem Waggon, wie man aufs Klo ging, wie man an den Haltestationen den Bauern Esswaren abkaufte. Und weil bei aller gruseligen Grässlichkeit der Reise Mutter und Vater stets da sind, verzweifelt Esther nicht.
Endgültig hält der Zug in einer desolaten Ortschaft mitten in Sibirien. Esthers Verwandte müssen Zwangsarbeit leisten. Die Familie hungert. Im Sommer ist die Hitze kaum erträglich, im Winter fehlt es an Brennholz. Esther hat keine Schuhe, es gibt keine Seife und keinen Strom, dafür aber Bettwanzen.
Immerhin: Esther darf zur Volksschule gehen, und sie ist verwundert, dass sie – obzwar fremd, obzwar eine Jüdin – von den Mitschülern nicht gehänselt wird. Allmählich begreift sie den Grund: Etwas lernen zu können ist für die bitterarmen Menschen so viel wert, dass es den Kindern nicht einfiele, mit Hänseleien eines Klassenkameraden den Tadel eines Lehrers auf sich zu ziehen.
Esther lernt Russisch, sie findet Freunde. Die ungeheure, weite sibirische Landschaft gefällt ihr zunehmend. Wirklich heimisch fühlt sie sich nie, aber doch so sehr, dass sie stolz ist, als sie endlich eine gesteppte Jacke hat, wie ihre Mitschüler sie tragen. Erst nach Kriegsende, als die Familie aus der Verbannung entlassen wurde, begriff Esther Hautzig, dass sie vermutlich in einem KZ den Tod gefunden hätte, wenn sie nicht deportiert worden wäre (ab 11 Jahre).
FRANZISKA AUGSTEIN
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"Ein ergreifender zeitgeschichtlicher Roman, dam man viele jugendliche Leser wünscht." Süddeutsche Zeitung

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Die endlose Steppe" im Titel von Esther Hautzigs autobiografischem Roman meint die Weiten Sibiriens, wo Esther und ihre jüdische Famile während des Zweiten Weltkriegs in einem Gulag als "Kapitalisten und Feinde des sozialistischen Volkes" gefangen gehalten werden. Zu Beginn der Erzählung ist Esther zehn Jahre alt und lebt unbeschwert im polnischen Wilna. 1941 beginnt, von einem Tag auf den anderen, ihr fünfjähriges Martyrium, an dessen Ende sie die sibirische Steppe beinahe lieb gewonnen hat, ist sie ihr doch inzwischen zur Heimat geworden. Hilde Elisabeth Menzel, die dem Roman viele jugendliche Leser wünscht, zeigt sich tief bewegt vom Schicksal einer Familie, die nur durch starken Zusammenhalt und Bewahrung ihres Humors zu überleben vermag. Überdies, so die Rezensentin, erhelle er ein hierzulande wenig bekanntes düsteres Kapitel jüdischer Schicksalsgeschichte.

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