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Asfa-Wossen Asserate - äthiopischer Prinz und Erforscher der menschlichen Umgangsformen - wendet sich wieder einem seiner Lieblingsthemen zu: den Deutschen. Nach seinen Erfolgsbüchern Manieren und Draußen nur Kännchen nimmt er nun die Tugenden jenes Volkes unter die Lupe, das ihm seit den siebziger Jahren zur zweiten Heimat geworden ist. Da mag das Thema Pünktlichkeit nicht weiter überraschen, aber schon die Anmut der Deutschen schien bislang nicht weiter der Rede wert. Doch Asfa-Wossen Asserate hat noch weitere deutsche Tugenden im Blick. So finden sich neben den "Klassikern" Ordnungsliebe,…mehr

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Produktbeschreibung
Asfa-Wossen Asserate - äthiopischer Prinz und Erforscher der menschlichen Umgangsformen - wendet sich wieder einem seiner Lieblingsthemen zu: den Deutschen. Nach seinen Erfolgsbüchern Manieren und Draußen nur Kännchen nimmt er nun die Tugenden jenes Volkes unter die Lupe, das ihm seit den siebziger Jahren zur zweiten Heimat geworden ist. Da mag das Thema Pünktlichkeit nicht weiter überraschen, aber schon die Anmut der Deutschen schien bislang nicht weiter der Rede wert. Doch Asfa-Wossen Asserate hat noch weitere deutsche Tugenden im Blick. So finden sich neben den "Klassikern" Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein auch Erfindergeist, Naturverbundenheit, Toleranz und noch manch andere Haltung, die man so ohne weiteres den Deutschen nicht zuschreiben würde - Humor und Zivilcourage beispielsweise. Wie es dem schriftstellerischen Temperament des Adelbert-von-Chamisso-Preisträgers entspricht, beschreibt er humorvoll, gelehrt und unterhaltsam, was ihm beim Studium der Deutschen an liebenswerten und manchmal auch kuriosen Eigenschaften aufgefallen ist. Sein souveräner Überblick über Geschichte und Kulturgeschichte der Deutschen erlaubt ihm den Vergleich seiner Zeitgenossen mit den Deutschen früherer Zeiten - mit Dichtern, Königen, Philosophen und sogar mit unseren Ahnherren, den alten Germanen. Und er macht dabei anschaulich, dass Tugend und Laster manchmal nur einen Schritt weit auseinanderliegen.
Autorenporträt
Asfa-Wossen Asserate, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus, wurde 1948 in Addis Abeba geboren. An der Deutschen Schule bestander als einer der ersten Äthiopier das Abitur. Er studierte Geschichte und Jura in Tübingen und Cambridge und promovierte in Frankfurt am Main. Die Revolution in Äthiopien verhinderte die Rückkehr in seine Heimat. Er blieb in Deutschland und ist heute als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten tätig. Sein Buch »Manieren« wurde von der Kritik gefeiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Heiter und angeregt konstatiert Rezensent Stephan Speicher, dass Asserate in diesem Buch eigentlich alle Fragen offen lässt. Ist Zivilcourage eine deutsche Tugend? Eher nicht, aber Asserate ist zu höfich, es auszusprechen. Dann vielleicht Fleiß? Asserate, so Speicher, führt doch auch "Leonce und Lena" als eine der schönsten Hommagen auf die Faulheit an. Ausführlich zitiert Speicher ein von Asserate gefundenes Max-Scheler-Zeitat über nationale Stereotypen. Asserate aber, so scheint es, will mit ihnen nur geistvoll spielen, keinesfalls pedantisch auf ihnen herumreiten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2013

Herren nicht mit Scheren zu Leibe rücken!

Tugendfahrten durchs Musterland: Asfa-Wossen Asserate spaziert durch die Kulturgeschichte und hält sich an gut eingeführte deutsche Tugenden und Schwächen.

Ein wenig bedauerte ich sogar, dass es bei uns im Verbindungshaus keine Kehrwoche gab", gesteht Prinz Asfa-Wossen Asserate in seinem neuen Buch. Der Großneffe des Kaisers Haile Selassie ist in Äthiopien mit Kuckucksuhr und Schiller Gedichten ausgesprochen germanophil erzogen worden. Seine Ankunft als Student in Tübingen 1968 muss er als Kulturschock erlebt haben. Deutsche Gebräuche, wie der Neuankömmling sie sich verklärend ausgemalt hatte, wurden von aufrührerischen Kommilitonen verhöhnt. Sie galten als durch die Verbrechen des Nationalsozialismus desavouiert.

Wenige Jahre später machte ein blutiger Aufstand in Äthiopien Asfa-Wossen Asserate zum Exilanten und Deutschland zu seiner neuen Heimat. Auf dieser schmerzlichen doppelten Revolutionserfahrung scheint sein empathisches Eintreten für Traditionen zu beruhen. Wie sein Erfolgsbuch "Manieren" und dessen Fortsetzung "Draußen nur Kännchen" lässt sich "Deutsche Tugenden" als weiteres Angebot lesen, die Deutschen mit ihrer Geistes- und Sittengeschichte zu versöhnen sowie ein zeitgemäßes Update konservativer Werte vorzulegen.

An einer radikalen Neubewertung einstmals idealtypisch deutscher Tugenden kommt Asfa-Wossen Asserate nicht vorbei. ",Ruhe und Ordnung', das klingt heute wie eine Drohung", resümiert er, nachdem er aus Victor Klemperers Tagebüchern die bürokratischen Diskriminierungen der Juden unter Hitler in all ihrer pedantisch-perfiden Detailfreude aufgezählt hat. Beim Stichwort Reinlichkeit muss der Autor an die rassistische Wahnidee von der "Reinheit des Blutes" denken. "Die säkularen Pfade der Reinlichkeitstugend" hätten "zumeist auf den Holzweg" geführt. Als deren rundweg positive Errungenschaft bleibe nur das Reinheitsgebot für Bier.

Selbst deutsche Naturverbundenheit und Waldromantik habe eine bedenkliche Seite, wie Asfa-Wossen Asserate mit einem Zitat von Elias Canetti aus "Masse und Macht" es auf den Punkt bringt: "Aber das Heer war mehr als das Heer: Es war der marschierende Wald. Das Rigide und Parallele der aufrecht stehenden Bäume, ihre Dichte und ihre Zahl erfüllt das Herz des Deutschen mit tiefer und geheimnisvoller Freude."

Der Autor betont, dass er das heutige Deutschland hinsichtlich Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Weltoffenheit geradezu als ein Musterland ansieht. Als reaktionär verschrieene Institutionen wie den Stammtisch oder das Vereinswesen nimmt er auf Exkursen zur nationalliberalen Bewegung des neunzehnten Jahrhunderts als Keimstätten deutscher Freiheitsliebe in Schutz.

Zweiundzwanzig Kapitel sind nicht nur erwartbaren Tugenden wie Gemütlichkeit oder Pünktlichkeit gewidmet, sondern fördern auch überraschende Eigenschaften zutage, etwa Anmut, als deren Inkarnationen die Schwarzbrot schneidende Lotte in der Küchenszene aus Goethes "Werther", die preußische Herzensprinzessin Luise, Konrad Adenauer in seinen späten Jahren und die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher angeführt werden. Wie der Autor Humor als deutsche Tugend herausstellt, überzeugt weniger. Da muss er neben Heine, Kästner und Ringelnatz die flapsigen Witzchen von Berliner Busfahrern bemühen. Dabei entschlüpft dem sonst schwärmerischen Liebhaber gutbürgerlicher Sitten ein ketzerisches Geständnis: "Ich kann mir nicht helfen, aber ein Brauch, der es gutheißt, zivilisiert gekleideten Herren mit Scheren zu Leibe zu rücken und sie ihrer Krawatten zu berauben, erscheint mir doch barbarisch."

Sein Missfallen äußert er auch an Sparsamkeit in Form von "Geiz ist geil", an einem Hang zum Weltschmerz, der sich zur "German Angst" auswachse, sowie an verbiestert geforderter Mülltrennung. Auf einen allzu moralisierenden Tonfall verzichtet der Autor. Sein Buch ist ein gebildeter und unterhaltsamer Spaziergang durch die deutsche Kulturgeschichte. Er führt, weil die nationalen Stereotypen es so wollen, häufig in bayerische Bierzelte, auf preußische Kasernenhöfe und in schwäbische Treppenhäuser, schlenkert aber auch gern zu Kuriositäten wie dem Euskirchener Sparschweindenkmal und vermittelt die Einsicht, dass jede Tugend durch Übertreibung zum Laster wird.

FELIX JOHANNES ENZIAN

Asfa-Wossen Asserate: "Deutsche Tugenden". Von Anmut bis Weltschmerz.

Verlag C. H. Beck, München 2013. 239 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.05.2013

Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit
Oder doch lieber Gemütlichkeit? Asfa-Wossen Asserate erkundet die deutschen Tugenden
Ist Zivilcourage eine deutsche Tugend? Bismarck glaubte es nicht. „Mut auf dem Schlachtfeld ist bei uns Allgemeingut, aber sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Civilcourage fehlt.“ Ob sich das gebessert hat oder ob wir in diesem Punkt immer noch hinter unseren Nachbarn zurückstehen? Der deutsch-äthiopische Schriftsteller Asfa-Wossen Asserate hat zwar gerade ein Buch „Deutsche Tugenden“ geschrieben, dessen letzter Eintrag der Zivilcourage gilt. Aber wie es mit den Deutschen und diesem Vorzug steht, da ist er sich nicht sicher. Oder, was wahrscheinlicher ist: Er will als höflicher Mensch sein Publikum nicht bloßstellen. Er zitiert Bismarck, er rühmt den Widerstand gegen Hitler, er schließt Kapitel und Buch mit dem Gedanken, ohne Zivilcourage komme keine Gesellschaft und erst recht keine Demokratie aus.
  Seit zehn Jahren kennen die Leser Asfa-Wossen Asserate. Sein erstes Buch „Manieren“ trug ihm begründeten Respekt ein. Hier ging es nicht um den richtigen Gebrauch von Hummergabel und Austernzange, hier ging es um das Zusammenleben der Menschen, um Schonung und Respekt: nicht um Benimm, sondern um Benehmen. Der Autor, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus, entstammt einer vornehmen, fremden Welt, kam aber schon als Student nach Deutschland, heute arbeitet er als Unternehmensberater. Er kennt uns also gut, besser als wir selbst uns kennen; er kann vergleichen. Aber gibt es nationale Tugenden? Gelten moralische Forderungen nicht gerade universell?
  Die Frage stellt sich auch Asfa-Wossen Asserate, ohne sie bündig zu beantworten. Er zieht sich aus der Affäre, indem er neben echten Tugenden auch Eigenschaften oder Dispositionen behandelt, die Gemütlichkeit etwa. Der Bär Baloo in Walt Disneys Dschungelbuch-Film rät zu einem ruhigen Leben, zu den „bare necessities of life“, die – keine Sorge! –schon von allein sich ergeben. Deutsch hört es sich bekanntlich ein wenig anders an: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit!“
  Und wie ist mit dem Fleiß? Ungeachtet der statistischen Befunde werden wohl viele das für eine deutsche Eigenart halten, lobend oder kritisch, als Zeichen nämlich mangelnder Lebenskunst. Selbst die Tiere durften es sich hierzulande nicht einfach wohl sein lassen. Alfred Brehm missbilligte streng die Faulheit bei Seehund, Opossum oder Hirsch, der „so sorglos und faul geworden ist“. Andererseits ist unablässige Regsamkeit den deutschen Romantikern als Philistertum verdächtig. Doch haben sie sich kaum durchgesetzt. Asfa-Wossen Asserate zitiert aus einem Vortrag, in dem Max Scheler 1916/17 den „Ursachen des Deutschenhasses“ nachging. Bei den östlichen Nachbarn sei es „mehr Träumen, Sinnen, Fühlen, Beten und stilles Sichbeugen unter das Schicksal“ gewesen, was ihr Leben ausmachte, für die Briten der Fernhandel, der „Sport, Wette, Spiel, Landleben“ finanziert habe und den Abschluss der Wochenarbeit schon am Freitag. Die Franzosen genössen das „Rentnerdasein nach 20- bis 30-jähriger Arbeit (. . . ) Zeit und edle Muße zu Luxus, Geist, Form“. In diese paradiesischen Welten aber sei vor einiger Zeit ein neuer, sonderbarer Erzengel eingebrochen, der „ganz versunken in seine Sache still und langsam, aber mit einer von außen gesehen furcht- ja schreckenerregenden Stetigkeit, Genauigkeit und Pünktlichkeit in sich selbst und in seine Sache verloren arbeitete, arbeitete und nochmals arbeitete“.
  Es ist ein großartiger Fund, der dem Autor hier gelang, so beklemmend, weil heute, fast 100 Jahre später, ähnliche Vorstellungen wieder durch Europa geistern. Diesmal allerdings zur Abwehr einer deutschen Dominanz, die ihren Nachbarn mit währungs- und wirtschaftspolitischen Argumenten eine fremde Lebensform aufzwingen wolle; darauf zielt Giorgio Agambens Idee einer mediterran-lateinischen Allianz innerhalb der EU (SZ vom 14. 5. 2013).
  Ob die Deutschen tatsächlich anders arbeiten und wirtschaften als ihre Nachbarn, das lässt Asfa-Wossen Asserate offen, er beschließt das Kapitel zum Fleiß mit Büchners Komödie „Leonce und Lena“, einem der „schönsten Plädoyers für die Faulheit“. Die nationalen Unterschiede beschäftigen ihn überhaupt nicht so sehr. Ja, in deutschen Studentenverbindungen wird nicht mehr, aber anders getrunken als an englischen Universitäten. Doch ein guter Rat gegen den Kater (je ein Glas Kräuterschnaps, Wasser und Champagner) ist ihm dann doch wichtiger als kulturalistische Erwägungen. Und nein, dass Schadenfreude eine typisch deutsche Sache sei, das lehnt er rundheraus ab, mit Hinweis auf Pannenshows im Fernsehen und dergleichen, die auf der ganzen Welt beliebt sind. Er spricht über Tugenden und Untugenden, leicht, gebildet, aber ohne gelehrten Anspruch und vor allem ohne politische Absichten.
  Der Titel seines Buches annonciert es ein wenig anders und auch das Umschlagbild, Goethe aus dem berühmten Bild Tischbeins, doch nicht auf antiken Ruinen sitzend, sondern auf dem Rücken eines Kurzhaardackels. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass nationale Fragen und Empfindlichkeiten wieder auf uns zurücken.
STEPHAN SPEICHER
  
  
  
  
  
Asfa-Wossen Asserate: Deutsche Tugenden. Von Anmut bis Weltschmerz. C.H. Beck, München 2013. 240 Seiten, 17,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Mit elegantem Stil und einer wohltuenden umfassenden Bildung beschreibt Asserate 22 deutsche Tugenden - inklusive auch der entsprechenden Laster - , jedes Kapitel ist für sich ein Juwel."
Regina Krieger, Handelsblatt

"Ein gebildeter und unterhaltsamer Spaziergang durch die deutsche Kulturgeschichte."
Felix Johannes Enzian, Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Jedes Kapitel ist für sich ein Juwel."
Regina Krieger, Handelsblatt