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Von den 833 Vorstandssitzen in den 200 größten deutschen Unternehmen sind nur 21 von Frauen besetzt. Angeblich gibt es nicht genug qualifizierte Kandidatinnen für eine solche Führungsposition. Oder hat die Abwesenheit von Frauen im Topmanagement doch andere Gründe? I n diesem Buch berichtet eine weibliche Führungskraft von ihrem Arbeitsalltag in einer männlich geprägten Umgebung - warum ihrer Sekretärin ein männlicher Chef entschieden lieber wäre, welche Kriterien bei der Neubesetzung einer Führungsposition gelten, wie unterschiedlich Frauen und Männer Verhandlungstiefpunkte überwinden und wie…mehr

Produktbeschreibung
Von den 833 Vorstandssitzen in den 200 größten deutschen Unternehmen sind nur 21 von Frauen besetzt. Angeblich gibt es nicht genug qualifizierte Kandidatinnen für eine solche Führungsposition. Oder hat die Abwesenheit von Frauen im Topmanagement doch andere Gründe? I
n diesem Buch berichtet eine weibliche Führungskraft von ihrem Arbeitsalltag in einer männlich geprägten Umgebung - warum ihrer Sekretärin ein männlicher Chef entschieden lieber wäre, welche Kriterien bei der Neubesetzung einer Führungsposition gelten, wie unterschiedlich Frauen und Männer Verhandlungstiefpunkte überwinden und wie man sich als Frau vergnügt, wenn es die Kollegen nach der Führungskräftetagung ins Rotlichtviertel zieht. Präzise und (selbst)ironisch zeigt das Buch auf, wo die Probleme liegen, die es Frauen in Deutschland so schwer machen, bis in die Führungsetagen vorzudringen. Es bietet einen einzigartigen, aus eigenen Erfahrungen gewonnenen Einblick in das Sozialverhalten der fast ausschließlich männlichen deutschen Wirtschaftselite.
Autorenporträt
Die Autorin ist Topmanagerin in einem großen deutschen Unternehmen mit Milliardenumsatz. Sie schreibt anonym, weil sie negative Konsequenzen für ihre Karriere befürchtet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Sehr aufschlussreich findet Heide Oestreich diesen aus Selbstschutzgründen anonym verfassten Bericht einer Karrierefrau über ihre Erfahrungen in der männlich und von Statuskämpfen geprägten Chefetage eines Großkonzerns. Nicht nur stößt die Autoren dort auf Probleme, was die Organisation von Dienstwagen betrifft, die ihren Kollegen selbstverständlich zur Verfügung stehen, sie findet sich auch alsbald und - wie sie selbstkritisch anmerkt - durchaus auch selbst verschuldet in der weiblichen Rolle der Kleinkram-Organisatorin wieder. Aufschlussreich findet die Rezensentin das vor allem auch, weil dieser "unaufgeregt aufgeschriebene" Bericht eben nicht von krassen Ausfälligkeiten, sondern allenfalls von Irritationen handelt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2013

Herunterwürgen, brav bleiben
Wenn Männer sich nicht herausgefordert fühlen, können Frauen leichter Karriere machen: Eine Topmanagerin erzählt anonym
von ihren Erfahrungen in einem deutschen Unternehmen mit Milliardenumsatz
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Die letzte „Anonyma“-Debatte liegt zehn Jahre zurück. Sie betraf das Nachkriegstagebuch „Eine Frau in Berlin“ und die darin thematisierten Vergewaltigungen deutscher Frauen durch russische Soldaten. Kurzzeitig gab es Zweifel an der Authentizität des Textes, die dann ausgeräumt wurden; jedenfalls hat die Signatur „Anonyma“ seitdem einen Ruch von Brisanz und Skandal. Davon dürfte ein Buch profitieren, das in die aktuelle Frauenquoten- und Sexismus-Diskussion passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: Unter dem Titel „Ganz oben“ berichtet eine „Anonyma“, alias Frau A., von ihren Erfahrungen „Aus dem Leben einer weiblichen Führungskraft“.
  Die Autorin ist, so lesen wir, die einzige Frau unter den rund 50 Topmanagern eines deutschen Unternehmens „mit Milliardenumsatz“, dessen Name natürlich ebenfalls geheim bleibt. Denn was hier ausgeplaudert wird, gereicht der Firma nicht zur Ehre. Frau A., die stets „ungläubiges Staunen“ erntet, wenn sie Details aus ihrem Berufsleben im Freundeskreis verrät, hat Beispiele dafür gesammelt, „wie sehr das obere Management noch von männlichem Denken geprägt ist“. Im Klartext: Wie sehr eine Frau, wenn sie es denn als einsame Ausnahme an die Spitze schafft, unter Vorurteilen, Repressionen, Anzüglichkeiten und schlechten Manieren seitens ihrer männlichen Kollegen zu leiden hat. Und Frau A. weiß: Würde sie sich als Denunziantin outen, wäre die Rache der Herren gnadenlos – sie müsste „negative Konsequenzen“ für ihre Karriere befürchten.
  Der Tatbestand allein wäre nicht allzu aufregend. Indes: Auch dieses Büchlein provoziert eine Echtheits-Debatte. Was wir da lesen, mögen wir kaum glauben. Nicht etwa, weil wir Mühe hätten, uns vorzustellen, dass es auf den männlich dominierten deutschen Führungsetagen so und nicht anders zugeht. Sondern weil es uns zweifelhaft vorkommt, dass eine Figur wie diese Anonyma als reale Person frei herumläuft.
  Nach ihrer Selbstbeschreibung könnte man sie kaum identifizieren: Einsfünfundsiebzig, kräftige Statur, kurzgeschnittenes dunkles Haar, weder schön noch hässlich. Für den Aufstieg, betont sie, sei dieses Aussehen von unschätzbarem Vorteil. Denn erstens: „Durch meine Körpergröße begegne ich den männlichen Kollegen im ganz konkreten Sinne auf Augenhöhe, ohne sie zu überragen.“ Zweitens: „Frauen, deren Schönheit oder Weiblichkeit weder positiv noch negativ auffällt, bei denen sich Männer körperlich nicht herausgefordert fühlen, haben es viel leichter, Karriere zu machen.“ Praktikantinnen dürfen hübsch und sexy sein, gern klein und zierlich; auf dem Kompetenzsektor bevorzugt Mann mittelgroße graue Mäuse oder gar den „Typus Trampeltier“, der in einer veritablen Hasstirade beschrieben wird.
  Vorherrschend aber ist ein kurios doppelzüngiger Ton, eine Mischung aus Lamento und Ratgeber: Frau A. ärgert sich über die Reaktionsmuster, Ansprüche und Gepflogenheiten der sie umgebenden Macho-Clique und prangert sie an, ist aber andererseits unablässig bemüht, sich deren Erwartungen perfekt anzupassen und entsprechende Tipps und Verhaltensmaßregeln weiterzugeben.
  Skurril wird es, wenn sie versucht, sich ihrer Position gemäß einzukleiden. Der „Kanzlerinnenstil“ ist ihr „zu unaufregend“, sie möchte „irgendetwas zwischen dunklem Hosenanzug und Folklore“. Da sie in Kaufhäusern und Boutiquen nicht fündig wird, fliegt sie mehrmals die 500 Kilometer lange Strecke zu einem Schneideratelier, wo sie sich einen langweiligen, überteuerten Anzug aufschwatzen lässt und ein großflächig mit Tüll (!) dekoriertes Kleid in unvorteilhafter Farbe. Beides wird brav bezahlt und mitgenommen, aber nie getragen. Frau A. „bastelt“ weiterhin erfolglos an ihrem Versuch herum, sich vom Einheits-Outfit weiblicher Führungskräfte abzuheben und trotzdem nicht anzuecken. Die in dieser Episode dokumentierte Hilflosigkeit ist fast rührend, aber dass eine Frau, die sich Alltagsdingen so albern anstellt, in der Wirtschaftselite mitmischt, mutet eher wie ein (von Männern?) böswillig erfundener Witz an.
  Kaum minder unglaubwürdig wirkt das Kapitel, in dem unsere Anonyma sich von einem Tag auf den anderen, widerspruchslos und ohne Vorbereitung, für ein Jahr nach Brüssel versetzen lässt. Im Auslandsbüro der Firma wird sie aus internen Gründen isoliert und schikaniert, etwas zu tun gibt es für sie nicht. Sie aber begreift die Zumutungen „eher als Herausforderung“, lernt brav ein wenig Französisch und ist dankbar, als einer der belgischen Kollegen am Ende etwas auftaut. Ja, so sind sie, die Frauen auf dem Weg nach „ganz oben“: Machen alles mit und mucken nicht auf, um das mühsam Erreichte nicht zu gefährden.
  Aber worin besteht das? Frau A. signalisiert uns, dass sie sehr viel Geld verdient, aber ihr Dasein scheint es nicht sonderlich zu bereichern. Das Privatleben gestaltet sich schwierig: Die Höhe des Gehalts schreckt potenzielle Partner ab; der spät gefundene Freund ist ein „nichteuropäischer Ausländer“, den sie aus der beruflichen Sphäre fernhalten muss, weil es dort an Weltoffenheit und Toleranz mangelt. Geschäftsreisen sind nichts als triste Routine mit Einsamkeitsgefühlen und Fastfood im Hotelzimmer; die Pflichtgeselligkeit am Rande von Tagungen wiederum verlangt Smalltalk über Männerthemen, also Autos, Politik und Fußball, aber bitte nicht zu kenntnisreich, weil Männer das nicht mögen. Dazu fortwährende Demütigungen: Die einzige Frau im Führungsgremium wird gern als „Mädchen für alles“ missbraucht, ob es nun um das Sitzungsprotokoll oder die Organisation der Bewirtung geht. Frau A. beklagt sich darüber, aber sie nimmt das Joch auf sich, will sie doch nicht „als anstrengende ‚Emanze’ gelten“.
  Frau A. hat freilich auch Erfolgserlebnisse. Zum Beispiel dann, wenn dank ihrer „Intuition“ die festgefahrenen Verhandlungen mit einem schwierigen Geschäftspartner in der Hotelbar fortgesetzt werden: „Wir tranken ununterbrochen Bloody Mary’s in einer Spezialausführung mit besonders hohem Alkoholanteil. Ab und zu fiel der Eiswürfelbottich um; dann wurden die glitschigen Eiswürfel mit der flachen Hand in irgendein Glas bugsiert, und man trank weiter.“ Später kommt es zu einem „für beide Seiten guten Abschluss“. Stolz resümiert Frau A.: „Das Zusammengefegte vom Tresen herunterwürgen, ohne sich etwas anmerken zu lassen, das war gefragt und hat mit dazu beigetragen, meine Akzeptanz bei diesem Geschäftspartner dauerhaft zu erhöhen.“
  Der Profit der Firma ist der „Anonyma“ heilig; in seinen Dienst stellt sie ihr im Umgang mit dem cholerischen Vater trainiertes Talent, bei aggressiven Verhandlungen auszugleichen und abzuwiegeln. Die krasseste Situation: Nachdem sie gerade auf der Toilette eine Fehlgeburt erlitten hat, bringt sie ein Gespräch zu einem Ergebnis, „das für unser Unternehmen nicht gerade herausragend, aber doch leidlich akzeptabel war“. Bravo. Da man nie erfährt, was dieses „Unternehmen“ produziert, fühlt man sich an die gespenstischen Telefonate voller Zahlen und Leerfloskeln erinnert, die man in der 1. Klasse des ICE oft unfreiwillig belauscht. Und man möchte der ebenso aufopferungsvollen wie selbstmitleidigen Frau A., falls sie existiert, gern den von Robert Gernhardt verschönerten Adorno-Satz ans Herz legen, der da lautet: „Es gibt kein richtiges Leben im valschen.“
Anonyma : Ganz oben. Aus dem Leben einer weiblichen Führungskraft. Verlag C.H. Beck, München 2013. 160 Seiten, 14,95 Euro.
Der Profit der Firma,
in der sie arbeitet, ist der
Anonyma heilig
Frau A. wollte nach oben, es lief einfach zu gut, bis sie „schließlich die einzige Frau unter Männern war.“
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2013

Als Frau im Haifischbecken
Wie unverschämt und unkollegial Männer sind

"Ich habe das Buch geschrieben, damit auch Frauen mit Karriereabsichten sich konkret vor Augen führen können, was auf sie zukommt." Die Autorin bleibt anonym, sie ist, so der Verlag C. H. Beck, Topmanagerin in einem großen deutschen Unternehmen mit Milliardenumsatz. In 28 kurzen Kapiteln räsoniert sie ihre Zeit als kinderlose Führungskraft, die sich in einer männerdominierten Umwelt durchsetzen muss. Diese Kollegen werden fast durchgehend als unverschämt und unkollegial beschrieben. "Ich denke oft darüber nach, ob mein Wille, den dominant und herausfordernd auftretenden Gesprächspartner verstehen zu wollen, typisch weiblich ist oder einfach meine Eigenheit. Ich will nicht zeigen, dass ich stärker bin. Ich will erreichen, dass das Gespräch gut verläuft und wir zu einem Ergebnis kommen, das für beide Seiten akzeptabel ist."

Auch wenn die Geschichten, die von Spesenabrechnungen über Smalltalk-Themen bis zu einsamen Hotelzimmerabenden reichen, klischeebelastet und überzeichnet scheinen, zeigen sie doch eine bittere Wirklichkeit in deutschen Vorstandsetagen. Wenn die Autorin am Sinn des männlichen Dominanzstrebens zweifelt, und Männer mit ihren Beobachtungen konfrontiert, erntet sie ein Achselzucken als Antwort - ein weiteres verachtenswertes Ritual. Dass der aggressive Drang, besser zu sein, nicht nur dem Ego Einzelner, sondern auch dem Arbeitgeber nützt, bleibt ausgeblendet.

So fragt sich der Leser, weshalb die Betroffene nicht einfach das Unternehmen gewechselt hat. Zugleich beschleicht den Leser freilich das Gefühl, dass die beschriebenen Unzulänglichkeiten universell sein könnten. Abhilfe schaffe da, so die Autorin, eine Quote, die sich das einzelne Unternehmen als Selbstverpflichtung auferlegt: "In vielen Bereichen der Unternehmen arbeitet man mit einer Quote; sie gibt zum Beispiel bei Umsatz und Gewinn das Ziel vor." Eine Quote würde immerhin das Vorurteil zur Strecke bringen, Frauen wollten nicht nach oben kommen. Gleichzeitig würde sie Verständnis dafür wecken, dass auch Männer unter den beschriebenen Ritualen leiden.

Man kann das Buch auf verschiedene Weise lesen. Es mag eine traurige Seifenoper über den Alltag im deutschen Topmanagement sein. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es eine dramatische Aufklärung darüber, weshalb unglaublich viel Humankapital - das der Frauen - ungenutzt bleibt, obwohl man es durch anständige Umgangsformen aktivieren könnte. Dienlich ist das Buch als Ratgeber für Frauen, die auf dem Weg nach oben sind. Sie können sich auf manche Belästigung besser vorbereiten und diese parieren.

Allerdings legen auch Frauen die von "Anonyma" kritisierten Eigenschaften an den Tag. Und vielleicht ist die Autorin inzwischen schon selbst zu sehr mit der Männerwelt assimiliert, wenn sie fragt: "Und wenn das gesamte Topmanagement zu 98 Prozent aus Frauen bestünde, fände dann der gesellige Teil der Jahrestagung im Wellness- und Spabereich eines Luxushotels statt? Oder gäbe es Yoga für alle unter fachkundiger Anleitung?" So würde doch nur ein Mann über Frauenmanagement schreiben.

JOCHEN ZENTHÖFER.

Anonyma: Ganz oben.

C.H.Beck, München 2013, 159 Seiten, 14,95 Euro

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