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Die erste Geschichte des Irakkriegs Der Irakkrieg hat Amerika und die Welt stärker aufgewühlt und gespalten als jeder andere militärische Konflikt seit Vietnam. Stephan Bierlings fundierte Darstellung bietet die erste Gesamtschau des Kriegs von seiner dramatischen Vorgeschichte über den Sturz Saddams und die katastrophale Nachkriegsplanung bis hin zur aktuellen Lage. Sein Buch zeigt sehr deutlich, wie sich die Regierung Bush nach den Terroranschlägen vom 11. September in einer Mischung aus Alarmismus, Selbsttäuschung und Allmachtsphantasien in den Krieg gegen den Irak hineinsteigerte, während…mehr

Produktbeschreibung
Die erste Geschichte des Irakkriegs
Der Irakkrieg hat Amerika und die Welt stärker aufgewühlt und gespalten als jeder andere militärische Konflikt seit Vietnam. Stephan Bierlings fundierte Darstellung bietet die erste Gesamtschau des Kriegs von seiner dramatischen Vorgeschichte über den Sturz Saddams und die katastrophale Nachkriegsplanung bis hin zur aktuellen Lage. Sein Buch zeigt sehr deutlich, wie sich die Regierung Bush nach den Terroranschlägen vom 11. September in einer Mischung aus Alarmismus, Selbsttäuschung und Allmachtsphantasien in den Krieg gegen den Irak hineinsteigerte, während ihre beiden wichtigsten Rechtfertigungen für den Angriff - die vermeintliche Produktion von Massenvernichtungswaffen und die Konspiration Saddams mit Al Kaida - jeder konkreten Grundlage entbehrten. Geradezu beklemmend schildert Bierling das Ausmaß der amerikanischen Inkompetenz auch auf höchster Ebene âEUR" und den gewaltigen Blutzoll, den der Konflikt bis heute vor allem der irakischen Zivilbevölkerung abverlangt hat. Wer Amerikas Außenpolitik und seine Rolle im Mittleren Osten verstehen will, wird an dieser dichten und packend geschriebenen Analyse nicht vorbeikommen.
Autorenporträt
(Prof. Dr.) Stephan Bierling ist Professor für Internationale und Transatlantische Beziehungen an der Universität Regensburg. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen und amerikanischen Außenpolitik vorgelegt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.02.2011

Der Überfall auf ein Land,
das keine Gefahr war
Stephan Bierlings Geschichte des Irak-Kriegs und der
verfehlten Politik der USA nach Saddam Husseins Sturz
Über den Irak-Krieg sind schon viele Bücher geschrieben worden, obwohl er noch nicht wirklich ausgestanden ist. Stephan Bierlings Werk hat den Vorteil von Kürze und Präzision. Alles kommt zu seinem Recht: der historische Rahmen, der Ablauf, die Personen der Handlung. Wolkig und leider etwas zu optimistisch sind nur das abschließende Kapitel und dessen Ende „Lichtblicke“. Denn diesen Abschnitt hat die Geschichte noch nicht geschrieben – die Geschichte ist bekanntermaßen unzuverlässig.
Mit Akribie legt der Politikwissenschaftler die Ruchlosigkeit bloß, mit der Amerikas Präsident George W. Bush und seine neokonservativen Einbläser ein Land überfielen, das für die USA nie eine Gefahr war und seit seiner Niederlage im ersten Golfkrieg auch die Nachbarn nicht mehr gefährdete. Schon in der ersten Kabinettssitzung am 20. Januar 2001 – neun Monate vor dem 11. September – forderte der Präsident Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Stabschef Hugh Shelton auf, „die militärischen Optionen zu prüfen“. Die Vordenker der Angriffsstrategie drängten schon lange. So hatte Paul Wolfowitz, immerhin bei Kriegsausbruch Bushs Vize-Verteidigungsminister, bereits 1997 „militärische Gewalt“ zum Sturz des irakischen Diktators Saddam Hussein verlangt.
Bush entschloss sich am 13. Januar 2003 zum Krieg. Dafür mussten Gründe gefunden, besser: erfunden werden – irakische Massenvernichtungswaffen und Verbindungen Saddams zu al-Qaida oder den Attentätern des 11. September. Der Autor zitiert das Center for Public Integrity (ein nicht kommerzielles Institut für Journalismus), das dem Präsidenten und seinen sieben wichtigsten Mitarbeitern 935 falsche Aussagen zu diesen Punkten nachwies. UN-Chefinspektor Hans Blix sprach von einer irregeleiteten Suche nach angeblichen Beweisen, die dem Hexenwahn ähnelte. Alle Fakten sind im Buch enthalten. Ein eiliger Leser könnte dennoch den Eindruck gewinnen, die Geheimdienste hätten sich verschätzt oder die Entscheidungsträger irreführend unterrichtet. Tatsächlich eilte Vizepräsident Dick Cheney immer wieder ins CIA-Hauptquartier, um dort auf Interpretationen von Tatsachen zu dringen, die besser zu den bereits gefassten Entschlüssen des Weißen Hauses passten.
Ausführlich geschildert werden die Stümperei und Planlosigkeit des amerikanischen Vorgehens im besiegten Irak. Der bald danach eingesetzte Zivilverwalter Paul Bremer war nie im Nahen Osten gewesen, sprach kein Arabisch, hatte niemals irgendwo mit Besatzung oder Wiederaufbau zu tun gehabt, nie eine größere Organisation geleitet oder ein umfangreiches Budget verwaltet. Bei der von den Amerikanern eingerichteten Vorläufigen Verwaltung der Übergangsregierung CPA ging es nach dem Bericht eines CIA-Mannes zu wie in einem Universitätsseminar. Offiziere deuteten das Kürzel CPA mit „Children Playing Adults“. Die meisten der sehr jungen Mitarbeiter waren nur neunzig Tage im Land.
Es entspricht dem unterkühlten Ton des Textes, dass ein Begriff wie „Nation Building“ ohne Fragen übernommen wird. In Wirklichkeit leidet der Irak, den die Briten nach ihren Interessen aus drei Provinzen des Osmanischen Reiches zimmerten, gerade daran, dass er keine Nation ist und vielleicht nie eine sein wird: Die Kurden sind längst de facto selbständig.
Ähnliches gilt für die Schilderung des „Surge“, der verstärkten Offensive gegen den Terror. Die Amerikaner gewannen dafür die Unterstützung vormaliger Rebellengruppen, indem sie sie bezahlten. Sie hatten dabei eine Weisheit von ihrem anderen Kriegsschauplatz vergessen, wo sie den Taliban wichtige Stämme zu Anfang relativ billig abwerben konnten, später aber merkten: Einen Afghanen kann man nicht kaufen, sondern nur mieten. Als die Zahlungen im Irak aufhörten, stand der Erfolg auch dort wieder in Frage.
Die amerikanischen Verlustzahlen nennt der Autor genau; und er weist nach, dass die Kosten für die USA im Vergleich zu früheren Kriegen bisher immer noch relativ gering waren. Andere amerikanische Quellen kommen auf eine ruinöse Billion oder noch mehr. Dass bis zum Jahr 2008 allein 19 Milliarden Dollar in bar bei irakischen Unternehmen verschwanden, wirkt daneben fast wie ein Trinkgeld. Die Zahl der irakischen Toten setzt das Buch mit etwa 100 000 an, von denen 90 Prozent durch Landsleute oder al-Qaida ums Leben gekommen seien. Relativierend meint der Verfasser, Saddams Unterdrückung von Kurden und Schiiten sowie sein Krieg gegen Iran hätten dem Volk gegen zwei Millionen Opfer abverlangt.
Viel blutiger fällt die Bilanz der amerikanischen Aggression in anderen Erhebungen aus. Die Zeitschrift The Lancet nannte für die drei ersten Kriegsjahre 650 000 Opfer. Die amerikanische Organisation „Just Foreign Policy“ kam auf 1 213 000 Tote. Sie stützte sich auf Untersuchungen der John Hopkins University Baltimore und der Mustansiriya-Universität Bagdad. RUDOLPH CHIMELLI
STEPHAN BIERLING: Geschichte des Irakkriegs. Der Sturz Saddams und Amerikas Albtraum im Mittleren Osten. C.H. Beck, München 2010. 253 S., 12,95 Euro.
Die CIA erhielt den Auftrag,
ihre Berichte den Entschlüssen
des Weißen Hauses anzupassen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugend findet Rezensent Rudolph Chimelli diese Geschichte des Irak-Kriegs von Stephan Bierling. Er schätzt die knappe, aber präzise Darstellung des Politikwissenschaftlers, der den historischen Rahmen, den Ablauf des Kriegs, die Rolle der beteiligten Akteure und die Politik der USA nach Saddam Husseins Sturz beschreibt. Chimelli attestiert dem Autor, akribisch die Verfehlungen von Präsident George W. Bush samt Gefolgschaft zu schildern und die zahllosen Falschaussagen und angeblichen Beweise zugunsten des Kriegsbeginns aufzuzeigen. Auch das planlose, dilettantische amerikanische Vorgehen im besetzten Irak stellt Bierling in seinen Augen detailliert dar. Das abschließende Kapitel scheint dem Rezensenten allerdings etwas zu optimistisch und im Blick auf die Tode, die der Irak-Krieg gefordert hat, kennt er auch andere Erhebungen als der Autor, die zu wesentlich höheren Opferzahlen kommen.

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