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Der Islam und die Frauen
Islamische Gesellschaften haben zwei Gesichter: Nach außen führen die Menschen ein freies und normales Leben. Aber unsichtbar, in den von den Vätern beherrschten Häusern, in den von religiösen Fanatikern kontrollierten Dörfern und in den Gefängnissen der staatlichen Geheimdienste, werden die Menschen – meist Frauen und Mädchen – grausam unterdrückt. Die Journalistin Betsy Udink hat sich in Pakistan, dem "Land der Reinen", das sich als ideales muslimisches Gemeinwesen versteht, an diese sonst kaum sichtbaren Schauplätze begeben. Sie berichtet von der ständigen Angst…mehr

Produktbeschreibung
Der Islam und die Frauen

Islamische Gesellschaften haben zwei Gesichter: Nach außen führen die Menschen ein freies und normales Leben. Aber unsichtbar, in den von den Vätern beherrschten Häusern, in den von religiösen Fanatikern kontrollierten Dörfern und in den Gefängnissen der staatlichen Geheimdienste, werden die Menschen – meist Frauen und Mädchen – grausam unterdrückt. Die Journalistin Betsy Udink hat sich in Pakistan, dem "Land der Reinen", das sich als ideales muslimisches Gemeinwesen versteht, an diese sonst kaum sichtbaren Schauplätze begeben. Sie berichtet von der ständigen Angst von Frauen und Mädchen, von ihren Vätern oder Ehemännern im Namen des Korans und der Familienehre mißhandelt, verstümmelt oder getötet zu werden. Sie erzählt vom sexuellen Mißbrauch kleiner Jungen, den brutalen Folgen der Gesetze gegen Gotteslästerung und von einem Frauengefängnis, in dem selbst kleine Kinder wie Vieh gehalten werden.
Das wunderbar lakonisch geschriebene Buch besteht aus Miniaturen über das Leben in Pakistan, die sich zu einer großen Erzählung über das Leben der Frauen im Islam zusammenfügen. An keiner Stelle werden Pakistan oder der Islam pauschal angeklagt. Die Autorin behält immer die Distanz der Beobachterin. Nur so ist es ihr möglich, über die erlebten Schrecken zu berichten. Nur so kann das Buch, das in den Niederlanden für Aufruhr sorgte und zum Bestseller wurde, seine suggestive Wirkung entfalten.

"Betsy Udink gibt den muslimischen Frauen eine Stimme. Ihr glänzendes Buch zwingt uns, nicht wegzusehen."
Ayaan Hirsi Ali

"Ein schonungsloser Bericht, der den Egoismus, den Zynismus und die unvorstellbare Brutalität der Männer in der patriarchalischen islamischen Gesellschaft an den Pranger stellt... Betsy Udink zeigt, daß Gesellschaften, die sich in ihren Regeln und Umgangsformen an heiligen Texten orientieren, unmenschlich sind. Wo Menschen im Namen Gottes regieren, gehen die Menschen unter."
Dirk Verhofstadt, De Morgen
Autorenporträt
Betsy Udink , geb. 1951 in den Niederlanden, ist durch ihre Berichte aus islamischen Ländern, aber auch durch Romane und Sachbücher bekannt und geschätzt. Gegenwärtig arbeitet sie in der Türkei. Das vorliegende Buch ist in Pakistan entstanden, wo sie von 2002 bis 2005 mit ihrer Familie gelebt hat.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2007

Hass und Gewalt
Ein Buch über Pakistan, das falsche Erwartungen weckt
Der Untertitel ist eine Mogelpackung. „Der Islam und die Frauen” suggeriert eine grundsätzliche Auseinandersetzung. Die Banderole mit einem Zitat der Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali: „Betsy Udink gibt muslimischen Frauen eine Stimme. Ihr glänzendes Buch zwingt uns, nicht wegzusehen” verstärkt diese Erwartung. Aber „Allah & Eva” (ein alberner Titel) bietet weder Analyse noch Reflexion, noch kommen Muslimas selbst zu Wort. Was wir lesen, ist eine wütende, empörte und auch empörende Darstellung eines islamischen Landes am Rande des Abgrunds.
Nun mag stimmen, wie die Autorin schreibt, dass „Pakistan für Frauen das tödlichste Land der Welt” ist, aber Pakistan ist nicht der Islam. Mit einer Analphabetenquote von 57 Prozent ist das „Land der Reinen” heute zwischen religiösen Fundamentalisten, ultrakonservativen kriegerischen Stämmen, reaktionären Feudalherren, autoritären Soldaten und modernen, westlich orientierten gebildeten Kreisen hin- und hergerissen. Als Exponenten dieser Polarisierung traten einerseits die Besetzer der Roten Moschee in Islamabad in Erscheinung, andererseits der Oberste Richter Iftikhar Chaudry, der auf der Unabhängigkeit der Justiz beharrte und von Präsident Musharraf daraufhin entlassen wurde. Das provozierte vehemente Proteste der Mittelklasse. Darüber hinaus wird an Pakistan von außen gezerrt, von afghanischen Taliban, indischen Nationalisten und den USA, die versuchen, Musharraf zu zwingen, konsequenter gegen den Terrorismus vorzugehen. Die gesellschaftlichen Spannungen, die hier und da bürgerkriegsähnliche Züge annehmen, haben schlimme Auswirkungen auf das Leben, insbesondere das der Frauen aus armen Verhältnissen. Ihr Elend zu beschreiben ist sicherlich ein großes Verdienst. Doch was hat das alles mit „dem Islam und den Frauen” zu tun?
Die Autorin liest in den drei Jahren, die sie als Frau des holländischen Botschafters in Pakistan verbringt, viel Zeitung. Sie archiviert Zehn-Zeilen-Meldungen über Frauenmisshandlungen, die sie ohne Angabe von Datum und Ort über Seiten hinweg zitiert. „Vor einer Weile standen die Zeitungen voll von Geschichten über den Ehrenmord an Afsheen Musarrat”; „Weiter erinnere ich mich an den Bericht über die vierjährige Hasina, die an einen Sechzigjährigen verheiratet wurde”; „Irgendwo im Pandschab war ein achtjähriges Mädchen vergewaltigt worden”; „Ich lese von einem Karo-Kari-Fall (üble Nachrede). Der Mann und die Brüder der 22-jährigen Fahmida stachen ihr die Augen aus und hackten ihr die Zehen ab” – eine Gräuelsammlung von Hass und Gewalt.
Udink unternimmt Reisen durchs Land. In Karatschi recherchiert sie den Mord an sieben Christen des Komitees für Frieden und Gerechtigkeit, einer NGO der pakistanischen protestantischen und katholischen Kirchen. Im Pandschab die Rivalität von Clan-Mitgliedern, die ihren Konkurrenten die Augen ausstechen. Sie beschreibt die Wirkung der 1985 und 1988 beschlossenen Blasphemiegesetze, mit denen die Befleckung des Prophetennamens oder des Korans mit der Todesstrafe geahndet wird, und die häufig willkürlich benutzt werden, um Kontrahenten aus dem Weg zu schaffen. Sie erzählt, wie arme Bauern von korrupten Beamten und Geschäftsleuten übers Ohr gehauen werden und wie in einem Dorf Schulden mithilfe einer Niere abgezahlt werden. Nebenbei erwähnt sie, wie Obst und Gemüse mit Pestiziden so vollgepumpt sind, dass sie kaum noch essbar sind.
Was in ihrem Buch überhaupt nicht vorkommt, sind die politische Opposition und die gebildeten Schichten. Bleibt die Frage, warum der Verlag ein engagiertes Buch über Erfahrungen in Pakistan unter falscher Flagge segeln lässt? Sollte es sich nicht inzwischen in den Lektoraten herumgesprochen haben, dass jedes muslimische Land eine eigene nationale und religiöse Agenda verfolgt, die der jeweils eigenen Geschichte entspringt? Dass der Islam etwa in einem Land wie Marokko, deren Menschen zu 99 Prozent Muslime sind und in dem Gleichheit von Männern und Frauen 2004 per Gesetz durchgesetzt wurde, anders gelebt wird als in einem Land wie Pakistan. So viel Differenzierung sollte zugunsten der Wirklichkeit doch möglich sein. Und das insbesondere in einem Verlag, der die hervorragende Bibliothek „Islamischer Orient” herausgibt, in der namhafte Wissenschaftler, Publizisten und Schriftsteller schreiben. ELISABETH KIDERLEN
BETSY UDINK: Allah & Eva. Der Islam und die Frauen. C. H. Beck, München 2007. 237 Seiten, 18,90 Euro.
Im „Land der Reinen”, in Pakistan, haben es die Frauen besonders schwer – hier eine Mutter mit ihrem Kind in der traditionellen Burka. Foto: Uwe Gerig
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2007

Religiöser Stalinismus
Betsy Udink über Pakistan, das tödlichste Land für Frauen

Die holländische Journalistin Betsy Udink zieht den Schleier von Pakistans Apartheid der Geschlechter.

Gerade noch beherrschte der Sturm auf die Rote Moschee in Islamabad die Titelseiten. Doch schon sind die Nachrichten über das "Land der Reinen", die nach ihrem Selbstverständnis ideale islamische Gesellschaft Pakistans, auf die Innenseiten gewandert. Zwanzig Prozent der Sitze im pakistanischen Parlament sind für Frauen reserviert. Doch was die Regierung als Reform verkauft, ist nichts als ein potemkinsches Dorf. Denn die Damen, schreibt die niederländische Journalistin Betsy Udink in ihrem Buch "Allah & Eva", vertreten nicht die unmündigen, geschundenen Frauen Pakistans. Sie sind Platzhalterinnen für ihre Brüder, Onkel, Väter und Ehemänner, stammen aus der Oberschicht der Industriellen und Großgrundbesitzer; die Männer, nicht sie, waren auf Wahlkampftour gegangen. Und vor allem die Frauen der Islamisten wurden einfach zu Abgeordneten ernannt, obwohl sie selbst - weil das unislamisch ist - nicht gewählt haben. Kein einziges der skandalösen Scharia-Gesetze wollten sie bisher aus Verfassung und Rechtsprechung streichen, dafür laden sie gern die Welt zu Konferenzen ein. Und die Welt lässt sich dort ein Pakistan vorgaukeln, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

Betsy Udink zieht die Schleier weg vor dieser "geheuchelten Aufklärung" und führt ihre Leser in die Provinz, in die Welt der Dörfer und Kleinstädte, wo Kinderbräute sechzigjährigen Männern gegeben werden, als Schuldenerlass des Großvaters oder als Schadenersatz für Nachbars versehentlich getöteten Hund. Wo mittellose Väter ihre Töchter zur Prostitution zwingen und diese, wenn sie sich weigern, wegen Ungehorsam und Verdienstausfall ins Gefängnis kommen. Sie beschreibt ein Land, von dem wir gern glauben wollen, es modernisiere sich irgendwie doch. Nur sterben dort Tausende Frauen wegen der Hudud-Verordnungen, die auf dem Koran basieren, in Gefängnissen vor sich hin, sind ohne Anwalt, oft auch ohne Urteil der Willkür einer brutalen islamischen Männergesellschaft ausgeliefert.

Auch in Pakistan werden nicht alle Ehrenmorde bekannt, aber schon jene, deren Opfer einen Namen haben, weil sie es in die Lokalnachrichten geschafft haben, füllen eine dicke Recherchemappe der Autorin. Sie würden zur Kenntnis und hingenommen, so Udink, wie bei uns die kleinen Meldungen über Verkehrsunfälle. "Pakistan ist für Frauen das tödlichste Land der Welt", sagt Betsy Udink, die mit ihren Kindern und ihrem Mann, einem Diplomaten, Jahrzehnte in islamischen Ländern gelebt und gearbeitet hat. Nirgendwo sonst sterben so viele jung, haben insgesamt ein geringeres Lebensalter zu erwarten als Männer: Folgen der eklatanten Frauendiskriminierung.

Nach Angaben von Zeba Sathar, Pakistans führender Demographin, hat das Land aus diesem Grund bereits ein Defizit von mindestens acht Millionen Frauen. Nur 29 Prozent können lesen und schreiben (57 Prozent der Männer), Mädchen und Frauen werden schlechter ernährt, sie sind zu oft und zu früh immerzu schwanger, sie werden als Letzte, wenn überhaupt, zum Arzt gebracht. Wenig, vielleicht nichts hat sich für Frauen in Pakistan verbessert, seit General Musharraf an der Macht ist. Er hat die Hudud-Dekrete des fundamentalistischen Militärdiktators Zia-ul-Haq, die drakonische Strafen vorsehen für Frauen, denen Untreue oder Unsittlichkeit vorgeworfen wird, nicht angerührt. Es reicht der Verdacht, die Denunziation, um sie Scharia-Gesetzen auszuliefern. Betsy Udink ist es gelungen, ein Frauengefängnis in Peshawar zu besuchen, und die Fälle, die sie wiedergibt, berichten von Katastrophen, erzeugt von einem allgegenwärtigen Klima des Frauen-Hasses.

Es sei denn, Frauen verbünden sich mit den mächtigen Männern und bejubeln die Hudud-Gesetze als Schutz der "Ehre und Würde der Frau". Alles, was diese bizarre Jubelkulisse gesichtsloser Mutterkreuzler stören könnte, wird ausgeblendet. Doch die "Apartheid der Geschlechter" erzeuge Schatten, sagt Udink, zu denen auch der massenhafte sexuelle Missbrauch von Jungen gehört. Natürlich sei das verboten im Islam, aber es ist der einzige Sex, an den Männer ohne Probleme herankommen. Es gibt Organisationen und liberale Zeitungen, die das immer wieder anprangern, sogar im Parlament, doch ändere sich nichts. Kein Täter wurde je belangt, wohl weil zu viele in diesem Land, wo Sex eine "nationale Zwangsvorstellung" ist, in den Missbrauch verwickelt sind. Wer den Mut hat, das anzuprangern - wie ein Vizeminister, der belegen konnte, dass besonders in den Koranschulen der Jungenmissbrauch grassiere -, wird mundtot gemacht und der Abhängigkeit von den Feinden des Islam - Juden, Amerikaner, Hindus, Europäer - verdächtigt. Religiöser Stalinismus.

Neben den Hudud-Dekreten zersetzen vor allem die schariatischen Blasphemiegesetze die pakistanische Gesellschaft. Wer will, der darf sich beleidigt fühlen und den politischen Gegner, den man ausschalten will, der Gotteslästerung bezichtigen. Oder den Nachbarn, dessen Haus, den Händler, dessen Geschäft oder Arbeitsplatz man begehrt. Irrwitzige Anklagen wurden so konstruiert, alle gedeckt vom islamischen Strafrecht. Ein Mann wird beschuldigt, den Bart eines anderen beleidigt zu haben, doch war der nach den Vorschriften Mohammeds geschnitten; eine Putzkraft kam vor Gericht, weil unter den Papierschnipseln, die er entsorgte, auch solche mit Koranversen waren.

Nur zwei muslimische Juristen im ganzen Land wagen es noch, Blasphemieopfer zu verteidigen. Ein Klima der Denunziation im Namen Allahs ist so entstanden, und der Preis, den die Gesellschaft dafür zahlt, ist hoch. Vor fast zehn Jahren erschoss sich ein katholischer Bischof vor dem Gerichtsgebäude in Sahiwal, in dem ein sechsundzwanzigjähriger Analphabet zum Tode verurteilt worden war. Er soll Mohammed "Onkelchen" genannt und Salman Rushdie gelobt haben. Der Freitod des Bischofs sollte die Welt aufrütteln. Aber die Welt schaute weg, und die Zahl der Blasphemieprozesse ist seitdem enorm angestiegen.

Unbestechlich legt Betsy Udink an diese islamische Gesellschaft ein einziges Maß: die Menschenwürde. Es steht dort schlecht um sie.

REGINA MÖNCH

Betsy Udink: "Allah & Eva". Der Islam und die Frauen. C. H. Beck Verlag, München 2007. 237 S., geb., 18,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Grundsätzlich berichtenswert, weil skandalös, findet Rezensent Ludwig Ammann das Thema dieses Buches, die katastrophale Lage der Frau in Pakistan. Doch was die niederländische Journalistin Betsy Undink in den drei Jahren, die sie mit ihrem Mann, einem Botschafter, in Pakistan verbrachte, dazu fabriziert hat, sagt ihm gar nicht zu. "Bauchgrimmen" macht ihm die Rede der Autorin vom Islam, wenn eigentlich nur Pakistan gemeint ist, die Gleichsetzung des Islam mit seinen fundamentalistischen Strömungen, so dass der Islam als grundsätzlich frauenfeindlich dasteht, und die Tatsache, dass sich die Autorin vor allem auf Zeitungsberichte und nicht eigene Recherche bezieht. Außerdem wundert er sich, dass sie nur eine einzige wissenschaftliche Studie über das Frauendefizit in Asien rezipiert und dabei übersieht, dass dadurch ihre These ins Wackeln gerät - denn "anscheinend sind auch Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus tödlich für Frauen".

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