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Von Menschen und Museen
Walter Grasskamp versammelt in diesem ungewöhnlichen Buch Texte, aus denen sich ein anderes als das gewohnte Museumsbild ergibt. Sie handeln von Magie und Mord, Diebstahl und Konspiration, Rendezvous und Abschied, Enteignung und Enttäuschung, weltlichem Ekel und profaner Erleuchtung - eine unvermutete Nutzungsvielfalt für eine nur scheinbar konventionelle Institution.
Es geht in diesem Buch um Museumsbesuche, die nicht normal ausfallen, und um Betrachter, die hier auf andere Gedanken kommen, als sie die lehrreiche Institution nahelegt. Sie hängen ihren erotischen
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Produktbeschreibung
Von Menschen und Museen

Walter Grasskamp versammelt in diesem ungewöhnlichen Buch Texte, aus denen sich ein anderes als das gewohnte Museumsbild ergibt. Sie handeln von Magie und Mord, Diebstahl und Konspiration, Rendezvous und Abschied, Enteignung und Enttäuschung, weltlichem Ekel und profaner Erleuchtung - eine unvermutete Nutzungsvielfalt für eine nur scheinbar konventionelle Institution.

Es geht in diesem Buch um Museumsbesuche, die nicht normal ausfallen, und um Betrachter, die hier auf andere Gedanken kommen, als sie die lehrreiche Institution nahelegt. Sie hängen ihren erotischen Tagträumen nach, hadern mit dem Schicksal, erinnern sich ihrer Kindheit, nutzen die Gelegenheit zu einem Flirt oder kontrollieren die anderen Besucher. Vom Tod ist die Rede, der dem Museum innewohnt und den es zugleich verharmlost. Selber dem Abschied verpflichtet, bietet das Museum eine ideale Kulisse für andere Abschiede, sei es aus der eigenen Kultur oder einer Liebesbeziehung. Als Treffpunkt für Geheimagenten gerät es ebenso ins Blickfeld wie als Schauplatz für Mord und Diebstahl. Literarische Texte, Essays und Reportagen korrigieren das Bild einer Institution, die längst so konventionell geworden ist, daß man sich nicht mehr über sie wundert. Das kann man hier wieder lernen.

Mit Texten unter anderem von:

Ingeborg Bachmann - Julian Barnes - Georges Bataille - Robert Gernhardt - Lars Gustafsson - Arthur Koestler - Cees Noteboom - Peter Rühmkorf - Botho Strauß - Peter Weiss - H.G. Wells - Tom Wolfe
Autorenporträt
Walter Grasskamp, geboren 1950, ist Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Arbeitsschwerpunkte sind moderne und zeitgenössische Kunst, Museumsgeschichte, Kulturpolitik sowie Kunst im öffentlichen Raum.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2006

Schwere Vitrinen
Walter Grasskamp führt sonderbar durch Museen
Bücher, die sich dem Phänomen der Museen widmen, sind selbst oft nach musealen Prinzipien gebaut. Es gibt Abteilungen, in denen etwas abgehandelt wird, für das ein Kurator eine Gemeinsamkeit gefunden zu haben glaubt. Walter Grasskamps umfangreiche Anthologie sonderbarer Museumsbesuche ist da keine Ausnahme; der Leser hat es mit einer Textausstellung zu tun, deren Räume teils triviale („Fälscher, Räuber und Mörder”), teils akademische („Topik”, „Geschichtsproduktion”) Türschilder führen, und nach jeder Abteilung meldet sich der Herausgeber als Museumsführer in rotem Schriftsatz zu Wort.
Zwischendrin bleibt man vor einigen Textvitrinen stehen, nickt zu Robert Gernhardts Forderung, jedem Museumsbesucher einen Kunstfreundführerschein auszustellen, der ihn von den Fans sogenannter Sensationsausstellungen unterscheidet. Eine Option, die man sich umso stärker wünscht, nachdem man zuvor Cees Nootebooms kurzes Stück über die Notwendigkeit, sich vor schreienden Kohorten in Museen zu panzern, gelesen hat. Man schaut Julian Barnes zu, der das meist unbesuchte Moreau-Museum in Paris betritt, in welches plötzlich eine Gruppe ordinärer Engländer einbricht; hin und wieder beugt man sich über Textvignetten der beiden Fannys Mendelssohn und Lewald, um deren brieflichen Bildungseifer zu bewundern.
In gewohnter Regelmäßigkeit tritt dann wieder Herausgeber Grasskamp in Erscheinung, mal als Revisor („Man kann sich fragen, ob das noch stimmt”), dann wieder als Verramscher („Michel Leiris Museumsbild trägt inzwischen selbst museale Züge”) der ausgestellten Textobjekte. Die Einflechtungen Grasskamps sind zumeist von einer derart langatmigen Verstiegenheit, dass man sich wünscht, sie kämen aus einem Audioführer, den man abschalten kann. Es ist Grasskamps philologischer Fußnotenehrgeiz, der diese Sammlung unterschiedlicher Texte und Textarten zuweilen so schwer verdaulich macht. Man kann die Kommentare natürlich beim Lesen auslassen.
Was bliebe, wäre dann eine in der Tat bunte, in der Textvielfalt erstaunliche Sammlung literarischer und journalistischer Versatzstücke; aber diese Einengung gerade der Romanauszüge auf das Museumsthema macht die Lektüre oft so mühsam. Natürlich begreift man, wie Grasskamp beschwört, den jeweiligen Sinnzusammenhang. Aber Literatur in der thematischen Engführung ist leider oft so tot und trocken wie eine auf Kork gepinnte Schmetterlingsammlung – es ist dies das Elend so vieler Anthologien.
Der das Museumsproblem erhellende Text dieses Bandes stammt von Paul Valéry. Er beschreibt die Verlorenheit, die einen angesichts der Übermacht der Exponate befällt. Sein böses Wort, dass Gelehrsamkeit einer Niederlage in Sachen Kunst gleichkäme, ist nicht grundsätzlich richtig. Aber für Grasskamps angestrengtes Textmuseum gilt er schon, Valérys Satz: „Venus wandelt sich zum Dokument.”
HILMAR KLUTE
Walter Grasskamp
Sonderbare Museumsbesuche
Verlag C.H. Beck, München 2006,
302 Seiten, 19,90 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Schwer verdaulich" kommt Hilmar Klute Walter Grasskamps Anthologie von Texten zu denkwürdigen Museumsbesuchen vor. Das liegt seiner Meinung nach zum einen an den Kommentaren des Herausgebers, die eine solch "langatmige Verstiegenheit" ausstrahlen, dass sich der Rezensent wünscht, man könne sie abschalten wie einen Audioführer. Wenn man die fußnotengesättigten Beiträge Grasskamps ignoriert , bleibt nach Auskunft Klutes eine zwar "erstaunliche" Sammlung übrig, die aber trotz allem "mühsam" bleibt. Und zwar deswegen, weil Literatur und besonders Romane in Auszügen genossen "so tot und so trocken" sind "wie eine auf Kork gepinnte Schmetterlingssammlung".

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