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´´Wie eine Symphonie, ein Bild - ein Meisterwerk´´ (Elke Heidenreich)
Julian Ayestas einziges längeres Prosawerk, der Kurzroman "Helena oder Das Meer des Sommers" aus dem Jahr 1952, gehört laut El Pais zu den "zehn wichtigsten Büchern spanischer Prosa im 20. Jahrhundert". Im erinnernden Rückblick taucht eine Welt sinnlicher Fülle auf, die ein Junge inmitten seines unbeschwerten Familienclans erlebt. Die Bruchstellen zum Erwachsensein, wo sich die Gewißheiten der Kindheit auflösen, werden suggestiv ausgeleuchtet. Das Buch erzählt eine Initiationsgeschichte, in der Sommer und Meer zu Symbolen…mehr

Produktbeschreibung
´´Wie eine Symphonie, ein Bild - ein Meisterwerk´´ (Elke Heidenreich)

Julian Ayestas einziges längeres Prosawerk, der Kurzroman "Helena oder Das Meer des Sommers" aus dem Jahr 1952, gehört laut El Pais zu den "zehn wichtigsten Büchern spanischer Prosa im 20. Jahrhundert". Im erinnernden Rückblick taucht eine Welt sinnlicher Fülle auf, die ein Junge inmitten seines unbeschwerten Familienclans erlebt. Die Bruchstellen zum Erwachsensein, wo sich die Gewißheiten der Kindheit auflösen, werden suggestiv ausgeleuchtet. Das Buch erzählt eine Initiationsgeschichte, in der Sommer und Meer zu Symbolen des jugendlichen Aufbruchs und der Grenzenlosigkeit erster Liebe werden. Beschworen wird eine bukolische Welt, eine Oase der Zeit kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs.
"Helena oder das Meer des Sommers" ist ein Juwel sensibler Erzählkunst, das mit überwältigendem Erfolg in Spanien wiederentdeckt wurde.

Autorenporträt
Dagmar Ploetz, geb. 1946 in Herrsching, Kindheit und Schulzeit in Argentinien, Studium der Germanistik und Romanistik in München. Lektorin, freie Journalistin und seit 1983 Übersetzerin.

Julian Ayesta, geboren 1919 in Gijón. Nach dem Studium der Rechte, der Philosophie und Literatur ging er in den diplomatischen Dienst. Er schrieb Theaterstücke, "Helena oder das Meer des Sommers" ist sein einziges längeres Prosawerk. Julian Ayesta starb 1996.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Es funkelt. Es ist geschliffen, es ist rein." Dorothea Dieckmann verbeugt sich tief vor diesem "Solitär" von einem Buch, der einzige Roman, den Julian Ayesta verfasst hat. Es geht um ein uraltes Thema der Literatur, um die Kindheit als vergangenes, unbelastetes Glück. Mit dem ersten Satz schon tauche der Leser "mit allen Sinnen" in diese Kindheit aus Meer und Sommer ein, in "synästhetischen Kaskaden" folgt dann Eindruck auf Eindruck. Mit "schlichter Symbolik" beschreibe Ayesta die Wechselseitigkeit und Einheit von Liebe und Schmerz und spreche dabei alle fünf Sinne an. Dieckmann wünscht sich, das auch die Erzählungen des in Spanien hochgerühmten Autors bald hierzulande erscheinen, bestenfalls wieder in der "wunderbaren" Übertragung von Dagmar Ploetz. Bloß den Gestalter würde sie austauschen, das Cover dieses Buches wirkt auf sie eher "abschreckend".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2005

Wenn die Fische leuchten
Julián Ayestas Roman „Helena oder das Meer des Sommers”
Ein Bild aus dem Kaminzimmer: Die Fensterläden sind angelehnt, nur einige Sonnenstrahlen dringen ein, durchwachsen von leuchtenden Punkten, die auf und ab flirren. In Julián Ayestas Roman geht von den Dingen ein merkwürdiger Glanz aus. Hier entdeckt man auf beinahe jeder Seite Lichtflecken, schimmernde Gläser oder das Aufblinken kleiner Fische im Meer. Die Bilder wirken bisweilen, als würden sie gegen das Licht gehalten, durchscheinend und doch in natürlicher Bewegung, nur etwas langsamer, als geschähe alles unter Wasser. Dann wieder zerstäuben sie zu einer Unzahl von Reflexen, bis schließlich einer von ihnen das Auge trifft.
Auf den ersten Blick scheint dieser kleine Roman wie eines jener vielen Erinnerungsbücher, die von einer untergegangenen Welt und dem fernen Glanz der ersten großen Liebe erzählen. Der spanische Autor Julián Ayesta hat seinen Ich-Erzähler mit einer großen Neigung zu sinnlichen Details ausgestattet. Gleich zu Beginn faltet er einen Sommernachmittag im Garten vor dem Leser auf. Die Szene spielt an der Nordküste Spaniens, der Bürgerkrieg ist nicht mehr weit. Man sieht gut gelaunte Menschen und hört ein wenig von ihren Gesprächen, die warme Luft fährt durch die Zweige, trocknet das feuchte Gras. Über all dem liegt der Geruch von Kaffee und kleinen Törtchen, während sich im Hintergrund einige Wespen an einem Kirschdessert zu schaffen machen.
Doch die Idylle erweist sich schnell als bloßer Schein. Motivisch geschickt zeigt Ayesta die Risslinien der Erinnerung auf. Der Glanz der roten Kirschen ist von Anfang an mit dem leuchtenden Blut verknüpft, das gegen Ende des Abschnitts auf dem Hals eines Priesters zu sehen ist. Auch in den folgenden Kapiteln sind die kurzen Szenen des Glücks immer schon auf Momente der Trauer und des Zusammenbruchs bezogen. Und ein ums andere Mal huscht das Sonnenlicht über die Dinge, zeigt schimmernde Fenster oder Blättchen, die aufleuchten und verlöschen. Es sind kleine Epiphanien, Träume von Erfüllung und momenthafter Ganzheit, die indes brüchig bleiben. Die Welt erscheint als Summe zahlloser Reflexe, und niemand kennt das Muster, das aus all den Zufällen Sinn ableitet.
Gewiss hat Julián Ayesta in diesem Roman ein wenig die Stimmung seiner Epoche eingefangen, der Zeit kurz vor dem Regime Francos. Die Welt der Institutionen kannte er aus eigener Anschauung: 1919 in Gijón geboren, studierte Ayesta Jura, Philosophie und Literatur, um bald schon in den diplomatischen Dienst einzutreten. Als Autor verfasste er bis zu seinem Tod im Jahr 1996 vor allem Theaterstücke und einige Erzählungen. „Helena oder das Meer des Sommers”, erschienen 1952, sollte sein einziger Roman bleiben. Doch es wäre zu wenig, dieses Buch allein aus seinem historischen Kontext heraus zu erklären, wie es der Publizist Antonio Pau im Nachwort zur deutschen Ausgabe versucht. Ayesta hat etwas ganz und gar Überzeitliches geschaffen, einen Roman, der an die Kraft der Erinnerung glaubt und zugleich um das Fragwürdige aller Gedächtnisidyllen weiß.
Kleine Krabbeltiere im Kopf
Wenn man den Notizen des Autors glauben darf, hat er zehn Jahre an dem Buch gearbeitet. Sicher ist jedenfalls, dass er den Text aus einigen zunächst unabhängigen Erzählungen zusammengefügt hat. Dem Roman hat das nicht geschadet. Vielmehr erhalten seine drei Großkapitel nun fransige Ränder, die sich auf wundersame Weise in das Spiel der Reflexe einfügen. Der erste Teil führt den Leser von der Kaffeeszene im Garten an den Strand, wo die Kinder tauchen und die Frauen in die Beine zwicken. Nur nebenbei ist einmal von einem „älteren Mädchen” die Rede, das nach Parfum riecht und sehr große Augen hat.
Die erotischen Phantasien des Erzählers, die sich an der angebeteten Helena entzünden, unterzieht Ayesta im zweiten Teil einer gründlichen Reflexion. Allerdings spielt er den Konflikt zwischen Begierde und Vernunft, Sünde und Reinheit so lange durch, bis die Teufelchen durch die Ritzen der Gedanken kriechen: „Und es fühlte sich an, als hätte man beim Denken den Kopf voller kleiner Krabbeltiere, wie Schrotkugeln, die sich sehr schnell drehten, immer schneller, bis sie im Kopf so etwas wie rauchende Rinnen hinterließen.” Der philosophische Exkurs mündet in die sinnliche Aura des Romananfangs, in den Geruch von Hustenbonbons, Seife und Mottenkugeln. In genauer Entsprechung dieser Bewegung kehrt Ayesta im letzten Teil über die nachmittägliche Kaffeetafel zurück an den sommerlichen Strand. Geadelt durch die Reflexion scheint hier das Licht fast golden - doch es ist immer noch dem Spiel des Zufalls überlassen.
All das wird keineswegs blumig erzählt. Ayesta hat für den Roman eine Art bewusster Kinderperspektive gewählt. Doch unterfüttert er seine reihenden Sätze und das schelmisch ausgespielte „Wir” mit einer zart gesträhnten Ironie. So gelingt es ihm, das Staunen über die Dinge fühlbar zu machen, ohne den Abstand der Erinnerung zu verleugnen. Am Ende geht die Erzählung gar für Momente ins Mythische über, und es fehlt nicht der Blick auf römische Ruinen, erfüllt von einem „zittrigen blaugrünen Licht”.
NICO BLEUTGE
JULIÁN AYESTA: Helena oder das Meer des Sommers. Roman. Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz. Verlag C.H. Beck, München 2004. 112 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2004

Schatten im Paradies
Spanien vor Franco: Julián Ayesta blickt sehnsüchtig zurück

Wenn man in Todsünde lebt", dann stellt sich die Frage, ob das ganze Universum nichts weiter ist als "ein Teil eines Teils eines Teils eines Teils eines Elektrons eines Atoms eines Haars von weiß Gott welchen Riesen". Ob die Zeit gar nicht existiert und Hernán Cortés und wir gerade gleichzeitig mit Moses das Rote Meer teilen lassen? Ob Gott bei der Schöpfung schon wußte, daß Luzifer sich gegen ihn auflehnen würde und nach dem ersten Bordellbesuch zur Strafe verfügt, daß unser Lieblingsfußballverein beim Heimspiel verliert? Zu lösen bleibt zudem die Frage, wie man sie wieder loswird, die Todsünde, "ob man es nicht mit Pillen probieren könnte, so etwas wie Aspirin oder Veramon zur Abwehr der Versuchung"?

Vor allem aber stellen sich all diese Fragen, wenn man im katholischen Spanien vor dem Bürgerkrieg erstmals in die metaphysischen Stürme der Pubertät gestoßen wird. Mitten im Winter, zwischen zwei Augustidyllen am Meer, ereilt das Erwachsenwerden den Erzähler von Julián Ayestas Roman "Helena oder das Meer des Sommers". Gerade noch hatten er und seine Freunde gegen die schlafenden Mädchen in einem nächtlichen Überfall mit Kopfkissen die alljährliche Schlacht von Verdun ausgefochten, zur Räson gebracht allein durch das Eindringen von Tante Honorina und dem ängstlich-haßerfüllten Blick aus den blauen Augen von Helena. Nach einem Winter sind die Kopfkissen gegen Wolken getauscht, und der Erzähler streitet sich mit Helena, nun in der Wiese in seinem Arm gebettet, ob die Schemen am Himmel die Gestalt von Afrika, Südamerika oder Madagaskar aufweisen. Wie im Eifer der Kissenschlacht wird der Wolkenkrieger brüsk unterbrochen, diesmal durch Helenas unvermittelten Biß in seine Schulter - der doch nur Vorbote des ersten Kusses ist und für einen Augenblick einen Blick in die Unendlichkeit gewährt.

Auf seine wenigen äußeren Handlungselemente reduziert, präsentiert sich "Helena oder das Meer das Sommers", erschienen erstmals 1952 und in Spanien erst nach dem Tod des 1996 verstorbenen Autors wiederentdeckt, als das, was man ein halbes Jahrhundert später als "Coming-of-age-Komödie" bezeichnet. Durchbrochen aber wird die scheinbare Schlichtheit bereits durch den ungewöhnlichen Aufbau von Ayestas einzigem, kurzem Roman. Aus drei Erzählungen - "Im Sommer", "Im Winter", "Wieder Sommer" - aus ganz unterschiedlichem Inhalt und Charakter zusammengesetzt, entstand er, glaubt man den Angaben des Autors, im Laufe von zehn Jahren ohne bewußten inneren Zusammenhalt. Durch ein Labyrinth von disparaten Gedanken und Beobachtungen, von Jesuitenschulen und Fußballclubs, Aufklärungsschriften, Autospritztouren und lateinischer Epik führt jedoch ein subtiler Faden, dessen Ende sich in der Einheit der Liebenden zu finden scheint: "Und das alles war wie ein großer Bogen, und wir schritten auf ihm, und am anderen Ende lag unsere Welt und unsere Zeit, unsere Sonne und unser Licht und unsere Nacht und die Sterne und Berge und Vögel und immer...".

Getrübt, ja, verwundet wird die Ahnung des Paradieses durch den brüsken Abbruch des letzten Romansatzes; durch das Ungewisse, das sich hinter den drei Pünktchen des "immer" öffnet. Hinter den Fassaden der Beschaulichkeit verbirgt sich in jedem Atemzug von Ayestas Erzählen ein verborgener Schmerz, ein "Schatten des Paradieses", so auch das Werk des Dichters Vicente Aleixandre, das dem Roman als Epigraph dient: "Doch fern sind die entrückten Tage / da von Glück und Macht erfüllt an einem Mittag / die Brust mir schwoll, und eine Welt lag ihr zu Füßen."

Nur zu rasch soll diese paradiesische Welt am Ende der Kindheit zertreten werden. Doch aus der Perspektive von 1952, nach der Katastrophe des Krieges, erhalten die Schatten noch eine weitere Dimension. Aus Francos Diktatur wirft Ayesta einen melancholischen Rückblick in eine Zeit, da Vergil und Doktor Frankenstein, katholische Exerzitien und progressive Erziehungsformen scheinbar friedlich koexistieren - und erreicht mit wenigen Worten und einer melancholiegetränkten Leichtigkeit das meisterliche Porträt einer unwiderruflich verlorenen Epoche. Diese virtuose Verbindung von Ernst und Heiterkeit besitzt eine seltene, zugleich poetische und präzise Schönheit, die Ayestas kleinem Roman literarische Größe verleiht.

Julián Ayesta: "Helena oder das Meer des Sommers". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Dagmar Ploetz. Mit einem Nachwort von Antonio Pau. Verlag C.H. Beck, München 2004. 101 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Dagmar Ploetz, geb. 1946, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Argentinien. Seit 1986 ist sie als Übersetzerin tätig, u. a. von Werken spanischschreibender Autoren wie Gabriel García Márquez, Rafael Chirbes und Juan Marsé.
"Julian Ayesta ist der Autor eines einzigen und einzigartigen Buches: ein Meisterwerk, das die Erinnerung in ihrem kostbarsten und ursprünglichsten Zustand lebendig werden läßt." (Enrique Vila-Matas)