Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 2,99 €
  • Broschiertes Buch

Unter Zeitgeschichte wird in diesem Band die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert - von 1917 bis 1989/91 - in ihren europäischen Zusammenhängen verstanden. Diese Epoche der Geschichte ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in weiten Teilen der Welt durch spezifische Entwicklungen geprägt, die sie von den vorherigen Epochen abgrenzen und die immer noch starke Wirkungen auf die Gegenwart ausüben. Anhand einer Betrachtung über das Fach Zeitgeschichte und seine Geschichte sowie von drei Kapiteln, in denen die Phasen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert im internationalen Kontext…mehr

Produktbeschreibung
Unter Zeitgeschichte wird in diesem Band die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert - von 1917 bis 1989/91 - in ihren europäischen Zusammenhängen verstanden. Diese Epoche der Geschichte ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in weiten Teilen der Welt durch spezifische Entwicklungen geprägt, die sie von den vorherigen Epochen abgrenzen und die immer noch starke Wirkungen auf die Gegenwart ausüben. Anhand einer Betrachtung über das Fach Zeitgeschichte und seine Geschichte sowie von drei Kapiteln, in denen die Phasen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert im internationalen Kontext dargestellt werden, informiert die Einführung knapp, anschaulich und wissenschaftlich exakt über das Fach und seinen Gegenstand. Praktische Hinweise auf Archive, Bibliotheken, Internetadressen und Studienorte runden den Band ab.
Autorenporträt
Udo Wengst ist Stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte und Honorarprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Regensburg.

Horst Möller, geboren 1943, ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: Weimar. Die unvollendete Demokratie (1997), Fürstenstaat oder Bürgernation. Deutschland 1763-1815 (1998), Europa zwischen den Weltkriegen (1998).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2003

Kleine Mogelpackung
Das Institut für Zeitgeschichte stellt sich und seine Arbeit vor

Horst Möller/Udo Wengst (Herausgeber): Einführung in die Zeitgeschichte. Verlag C. H. Beck, München 2003. 256 Seiten, 19,90 [Euro].

Dieser von Mitarbeitern des Instituts für Zeitgeschichte, München/Berlin, herausgegebene Sammelband entspricht gar nicht dem sonst so hochgehaltenen Standard des Instituts: Es ist eine kleine Mogelpackung: Was draufsteht, ist nicht drin. Der Titel suggeriert dem Leser etwas anderes, als er bekommt. Dies soll denn auch keine Einführung in die Zeitgeschichte sein, sondern - wie gleich im dritten Satz von den Herausgebern erläutert - eine "Einführung in die deutsche Zeitgeschichte". Stimmt das denn? Mitnichten. Es ist eher eine Einführung in die Arbeit des Instituts für Zeitgeschichte in München - aber das ist nicht die deutsche Zeitgeschichte.

In München und in den beiden Außenstellen in Berlin beschäftigt man sich bekanntlich mit dem Zeitraum 1917 bis 1989/91, denn, so teilen die Herausgeber mit: "Als Zeitgeschichte gilt heute in Deutschland die Geschichte des 20. Jahrhunderts von 1917 bis 1989/91." Darüber läßt sich trefflich streiten. Ganz so sicher sind sich die Autoren bei dieser Festlegung auch nicht. Fritz Fischers "Griff nach der Weltmacht", das heißt der Erste Weltkrieg, wird zumindest erwähnt. Und was ist mit den Jahren von 1991 bis 2002?

Im einleitenden Beitrag deutet Horst Möller zum Teil Dinge an, wo sich der Leser ausführliche Erläuterungen gewünscht hätte: wissenschaftliche Kontroversen, Entwicklungen zeitgeschichtlicher Fragestellungen. Was dann auf zwei Drittel des Buches folgt, ist enttäuschend. Da wird ein allgemeiner Überblick über drei Phasen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert geliefert ohne Anmerkungen (Manfred Kittel: Zwischenkriegszeit und Weimarer Republik; Volker Dahm: NSDAP, Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg; Udo Wengst: Kalter Krieg und geteiltes Deutschland). Das hat der Rezensent woanders schon interessanter - mit Anmerkungen - gelesen. Was das mit einer Einführung in die Zeitgeschichte zu tun hat, bleibt Geheimnis der Autoren.

Im Inhaltsverzeichnis wird immerhin noch einmal besonders auf insgesamt sechs "Forschungskontroversen" im Text verwiesen (nicht jene, die Möller erwähnt). Das sieht dann so aus, daß zwei/drei Autoren mit unterschiedlichen Forschungsmeinungen kurz zitiert werden. Eine Interpretation sucht man vergebens. Auch über die Auswahl dieser "Kontroversen" ließe sich streiten. Es fehlen einfach wichtige Themen.

Unbefriedigend ist das Kapitel "Praktische Hilfsmittel". Hier wird die Schwäche des Buches erkennbar, daß man nämlich Zeitgeschichte kaum noch als "deutsche Zeitgeschichte" sinnvoll betreiben kann. Das wird bei der Auflistung der Zeitschriften deutlich: Es werden nämlich auch ausländische Zeitschriften genannt - da aber ganz wichtige nicht erwähnt. Ähnliches gilt für die genannten Internetadressen. Unter www.google.de kann ich hier alles schneller und ausführlicher bekommen.

Ganz ärgerlich wird es bei Kapitel VI: Literatur- und Forschungsbericht, und Kapitel VII: Literatur. Werden die Themen Weimarer Republik und "Drittes Reich" noch einigermaßen angemessen behandelt, so sind die Defizite beim Thema "Kalter Krieg und geteiltes Deutschland" unübersehbar. Wichtigste Literatur fehlt schlicht und einfach, Uralt-Literatur steht neben neuesten Darstellungen aus dem Jahr 2002. Dazwischen geht alles ohne jegliche Systematik durcheinander: Memoiren, Quelleneditionen, Aufsätze werden genannt, bei den Darstellungen vor allem jene aus dem Institut für Zeitgeschichte in München. Das ist insgesamt eine jener üblichen Aufzählungen, die nicht einmal ansatzweise hilfreich sind.

Im übrigen fehlen ganze Themenbereiche: Was hilft es dem Leser, wenn er erfährt, daß der Begriff Zeitgeschichte in der Pluralform "Zeitgeschichten" bereits 1657 beim Barockdichter Sigmund von Birken nachweisbar ist, er aber nichts erfährt über die europäische Integration, über "Oral History", lokale und regionale Zeitgeschichte, Militärgeschichte, Parteiengeschichte, Firmengeschichte, Internet und Zeitgeschichte et cetera oder - noch wichtiger - internationale Projekte und Vernetzungen. Zeitgeschichte ist heute mehr als nur deutsche Zeitgeschichte! Drei Karten sollen das Bild wohl aufhellen. Davon sind zwei technisch so schlecht, daß man sich fragen muß, was sich der Verlag dabei wohl gedacht hat. Da greift der Rezensent denn doch lieber zu dem Buch seines Innsbrucker Kollegen Michael Gehler: "Zeitgeschichte im dynamischen Mehrebenensystem. Zwischen Regionalisierung, Nationalstaat, Europäisierung, internationaler Arena und Globalisierung" aus dem Jahr 2001. Der Titel ist zwar kompliziert, entscheidend aber ist: Der Inhalt stimmt.

ROLF STEININGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "kleine Mogelpackung" bezeichnet Rezensent Rolf Steininger verärgert dieses Buch. Der Titel suggeriere dem Leser etwas anderes, als der Inhalt dann tatsächlich biete. Tatsächlich handele es sich nämlich um eine Einführung in die Arbeit des Instituts für Zeitgeschichte in München. Dies jedoch sei nicht die deutsche Zeitgeschichte. Auch scheint das Buch kaum geeignet, das Institut in ein positives Licht zu rücken. Denn es gibt weitere Mängel zu beklagen: einmal ist ein Beitrag dem Rezensenten nicht ausführlich genug, dann geben für seinen Geschmack Beiträge, die Forschungskontroversen dokumentieren wollen, die unterschiedlichen Positionen zu kurz wieder. Oder es fehlt bei der Bearbeitung einzelner Themen schlicht die Berücksichtigung wichtiger Literatur oder gar ganzer Themenbereiche. Zu guter letzt sind auch noch zwei von drei Karten im Buch dem Rezensenten zufolge technisch ungenügend.

© Perlentaucher Medien GmbH