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Im Jahr 1961 lebten in Deutschland knapp 15.000 Muslime, heute sind es über 3,2 Millionen. Rund 500.000 von ihnen haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Dies bedeutet eine beträchtliche Herausforderung für das Selbstverständnis der deutschen Gesellschaft. Im Hinblick auf das Zusammenleben stellt sich eine Reihe von Fragen und Problemen, die im vorliegenden Buch kompetent und praxisnah erörtert werden: Wie stark ist die Tendenz der in Deutschland lebenden Muslime zum Fundamentalismus? Inwiefern gibt es Einflüsse aus dem Ausland? Wie lassen sich religiöse Praktiken (z.B. das Fasten während des…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1961 lebten in Deutschland knapp 15.000 Muslime, heute sind es über 3,2 Millionen. Rund 500.000 von ihnen haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Dies bedeutet eine beträchtliche Herausforderung für das Selbstverständnis der deutschen Gesellschaft. Im Hinblick auf das Zusammenleben stellt sich eine Reihe von Fragen und Problemen, die im vorliegenden Buch kompetent und praxisnah erörtert werden: Wie stark ist die Tendenz der in Deutschland lebenden Muslime zum Fundamentalismus? Inwiefern gibt es Einflüsse aus dem Ausland? Wie lassen sich religiöse Praktiken (z.B. das Fasten während des Ramadan) ins Alltagsleben integrieren? Gibt es einen "deutschen Islam"? Wie korrespondieren die Organisationen der Muslime mit dem Grundgesetz und anderen Rechtsnormen? Erscheint die Schaffung einer rechtsverbindlichen Vertretung der Muslime in Deutschland realistisch?
Autorenporträt
Prof. Dr. Faruk Sen ist Direktor des Zentrums für Türkeistudien in Essen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2002

Mehr als drei Millionen
Der Islam als deutsches Phänomen

Faruk Sen/Hayrettin Aydin: Islam in Deutschland. Verlag C. H. Beck, München 2002. 130 Seiten, 8,90 Euro.

Der Islam als deutsches Phänomen ist eine junge Erscheinung, die im Kern erst auf die massenhafte Zuwanderung türkischer "Gastarbeiter" seit den sechziger und siebziger Jahren zurückgeht. Allerdings gibt es Muslime schon seit dem 18. Jahrhundert in unseren Breiten; das waren meistens Türken oder Tataren, versprengte Flüchtlinge oder Gefangene aus den Kriegen und Grenzscharmützeln mit dem Osmanischen Reich, die vor allem im religiös toleranten Preußen Aufnahme fanden. So kommt auch das deutsche Wort "Ulan" vom türkischen "oglan", das "Junge" oder "Soldat" bedeutet.

Mit diesen Hinweisen auf die islamische "Frühgeschichte" in Deutschland beginnen Faruk Sen, der Leiter des Zentrums für Türkeistudien in Essen, und sein Mitarbeiter Hayrettin Aydin ihr Bändchen "Islam in Deutschland". Die Autoren informieren in sechs Abschnitten kurz und bündig über quantitative und qualitative Aspekte islamischen Lebens in der Bundesrepublik. Dies reicht vom "Beutetürken zum Mitbürger" über die verschiedenen Konfessionen (Sunniten, Schiiten, Aleviten, mystische Gemeinschaften), das Alltagsleben der Muslime sowie ihre Verbände bis zu den Bildungseinrichtungen.

Auch die Medien und das Investitionsverhalten der muslimischen Bevölkerung, die inzwischen die Drei-Millionen-Grenze überschritten hat, werden beleuchtet. Gerade darüber hat das Zentrum für Türkeistudien in den vergangenen Jahren intensiv geforscht. Den Schluß bilden die Reizthemen, die sich aus dem für die meisten Deutschen und Muslime ungewohnten Nebeneinander ergeben: die Kopftuch-Frage und der säkulare Staat, Moscheebau und Gebetsruf in einer vom Christentum geprägten Gesellschaft, das Körperschaftsrecht, die Altersversorgung, die Frage muslimischer Friedhöfe für die immer größer werdende Zahl von Muslimen, die in Deutschland, nicht in der Türkei begraben werden wollen, und schließlich das Schächten von Tieren, über das mittlerweile ein höchstrichterliches Urteil ergangen ist.

Das Bändchen liefert knappe Überblicke, denen man anmerkt, daß die Türken noch immer zwei Drittel der in Deutschland lebenden Muslime stellen, wobei sich diese Entwicklung allmählich stärker ausdifferenziert. Die schmale Einführung reicht für einen ersten Überblick aus; gelegentlich hätte man sich etwas größere Ausführlichkeit gewünscht. Diesem Wunsch trägt freilich das Literaturverzeichnis Rechnung, das viele bewährte oder neue Werke zur weiterführenden Lektüre empfiehlt.

WOLFGANG GÜNTER LERCH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Wissenswertes über den Islam
In den 50er Jahren kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Dadurch fand nicht nur eine Begegnung verschiedener Kulturen statt, es prallten verschiedene Religionen aufeinander: das Christentum und der Islam. Heute, 50 Jahre später, ist das Zusammenleben zwar selbstverständlicher geworden, immerhin bilden die rund 3,2 Millionen Muslime die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Bundesrepublik, doch das Wissen übereinander ist nach wie vor lückenhaft. Der Islam ist für die meisten Deutschen in erster Linie eine "Kopftuchreligion", patriarchal bestimmt und von Sitten und Riten geprägt, die die wenigsten verstehen oder auch nur kennen.
Wo Wissen fehlt, machen sich schnell Vorurteile breit
Mit ihrer umfassenden Studie Islam in Deutschland geben die Autoren Faruk Sen und Hayrettin Aydin dem Leser nun ein Werk an die Hand, das Zahlen, Daten und Fakten liefert. Thematisiert werden sowohl das Alltagsleben der Muslime als auch ihre religiösen Riten, Bräuche und Feste. Wer seine Wissenslücken schließen will, ist also bestens beraten; egal ob es um das Schächten geht, den Ramadan oder das berühmte Kopftuch. Viel wird in letzter Zeit von Integration geredet, dieses Buch liefert einen wichtigen Beitrag dazu. (Eva Hepper, literaturtest.de)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gerade originell findet Mathias Drobinski den Aufbau des Buches nicht. Faruk Sen - Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien - und sein Mitarbeiter Hayrettin Aydin lassen nichts Wichtiges aus, von islamischer Theologie über Religonsgeschichte bis hin zu islamischen Organisationen in Deutschland und den üblichen "Reizthemen" (Kopftuch, Moscheen, Religionsunterricht). Vielfach aber, so Drobinski, bleibt das Buch doch an der Oberfläche, beschränkt sich auf die bloße Auflistung und Darstellung. Manchmal sei die Nüchternheit dabei durchaus wohltuend, gelegentliche Vertiefung und Wertung, auch Kritik (etwa an der Ideologie von "Milli Görüs") wären dem Rezensenten doch willkommen gewesen.

© Perlentaucher Medien GmbH