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Der Protestantismus hat in der Neuzeit weit über die Kirchen- und Theologiegeschichte hinaus Kultur, Gesellschaft und Politik in Europa und Nordamerika zutiefst geprägt. Dieses Buch bietet einen anschaulichen Überblick über die wichtigsten Phasen in der Geschichte des Protestantismus sowie seine konfessionellen und regionalen Ausprägungen. Die klassischen Selbstdeutungen des Protestantismus werden dabei ebenso berücksichtigt wie die Frage nach seiner "Kulturbedeutung" für die moderne Welt.

Produktbeschreibung
Der Protestantismus hat in der Neuzeit weit über die Kirchen- und Theologiegeschichte hinaus Kultur, Gesellschaft und Politik in Europa und Nordamerika zutiefst geprägt. Dieses Buch bietet einen anschaulichen Überblick über die wichtigsten Phasen in der Geschichte des Protestantismus sowie seine konfessionellen und regionalen Ausprägungen. Die klassischen Selbstdeutungen des Protestantismus werden dabei ebenso berücksichtigt wie die Frage nach seiner "Kulturbedeutung" für die moderne Welt.
Autorenporträt
Friedrich Wilhelm Graf, geb. 1948, ist Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Universität München und nimmt daneben zahlreiche weitere Aufgaben wahr, u.a. als Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Als erster Theologe wurde er 1999 mit dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Seine kirchenkritischen Einsprüche in großen Zeitungen haben ein lebhaftes Echo gefunden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2006

Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer
Schnelle Einsichten zwischen Synode und Zungenrede: Friedrich Wilhelm Graf hat ein lehrreiches Büchlein über den Protestantismus geschrieben
In Würzburg reden sie nicht in Zungen. In Würzburg, wo an diesem Donnerstag die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Ende geht, reden sie über Gerechtigkeitsfragen und über Finanzfragen, über Reformen und über Impulspapiere. So demonstrieren Kirchenfunktionäre im Kernland der Reformation ihre innerweltliche Kompetenz, so zeigen sie, wie eifrig sie an der steten Verknüpfung von Glaube und Vernunft arbeiten, jener Verknüpfung also, welche entgegen jüngsten ultramontanen Analysen im hiesigen Protestantismus tief verankert ist.
Im Rest der Welt außerhalb Europas indes hüpfen immer mehr Menschen erweckt herum, im Geiste gemeinschaftlicher Jesus-Ekstase und sittlicher Kontrolle. Auch ein dann und wann der Heuchelei überführter Fernsehprediger, der den kleinen Jungs nicht zu widerstehen vermochte, kann die Missionserfolge der Methodisten, Pfingstler und Charismatiker in Amerika, Afrika und Asien nicht aufhalten. Nicht bloß für Atheisten, auch für die bürgerlichen Kulturprotestanten, denen schon ein kurzes verordnetes Händchenhalten im Gottesdienst zuwider ist, hat es etwas Verstörendes, dass es diese massenhafte Erleuchtungsfrömmigkeit gibt und dass sie im weiteren Sinne unter „Protestantismus” läuft.
Wer über beides bündig unterrichtet werden will: einerseits über das bleibende und wechselnde Wesen des von Europas Mitte ausgehenden Protestantismus mit seinen kulturellen und politischen Folgen, andererseits über die aggressive freikirchliche Herausforderung – der greife zu dem Büchlein, das der Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf jetzt vorgelegt hat. Es ist leichter als ein Gesangbuch, es ist in pointierter, aber nicht in ungerechter Sprache geschrieben, und es lässt sich schneller durchlesen, als eine Synodalsitzung zu Ende geht.
Der knappe Band enthält viele Forschungseinsichten, ohne dabei vollgerümpelt zu sein, und außerdem einen Satz, der geeignet ist, in die Aufschlagsseite aller Gesangbücher und Synodalprogramme eingeheftet zu werden: „Nur durch eine hohe Qualität ihrer religiösen Dienstleistungen und Sinnangebote, die behutsame Pflege der überkommenen Religions- und speziell Gottesdienstkultur, die argumentativ begründete Treue zu den theologischen Grundeinsichten der Reformation sowie die Schärfung eines klaren protestantischen Profils wird die evangelische Kirche in Deutschland über die engen Grenzen schrumpfender Kirchenmilieus hinaus ihre religionskulturelle Prägekraft bewahren können.”
Appelle dieser Art bleiben aber angemessenerweise auf das Schlusskapitel „Die Zukunft des Protestantismus” beschränkt, wo der Autor auch gegen „selbstentworfene klerikale Phantasiekleidung” und „die Neigung mancher medienfixierter protestantischer Bischöfe, sich zu allen möglichen politischen Themen ungefragt zu Wort zu melden”, polemisiert. Sonst jedoch liest man kundige einführende Abschnitte: über die Geschichte des Luthertums und der übrigen protestantischen Konfessionen, über die Hauptbotschaft von Schriftprinzip und Rechtfertigungsglauben, über die Kirchenkrise – und über all das, wofür verantwortlich zu sein man dem Protestantismus zugeschrieben oder er selbst beansprucht hat: Sprachkultur, Individualismus, Bildungsbürgertum, kritische Wissenschaft, Leistungsdenken, Kapitalismus, Nationalismus, Liberalismus, Institutionenkritik, Pflichtethik und so weiter.
JOHAN SCHLOEMANN
FRIEDRICH WILHELM GRAF: Der Protestantismus. Geschichte und Gegenwart. Verlag C. H. Beck, München 2006. 127 Seiten, 7,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als überaus instruktiv beurteilt Rezensent Johan Schloemann diese knappe Einführung in Geschichte und Gegenwart des Protestantismus, die Friedrich Wilhelm Graf vorgelegt hat. Neben prägnanten Abschnitten zur Geschichte des Luthertums und der übrigen protestantischen Konfessionen findet Schloemann kenntnisreiche Ausführungen über die Hauptbotschaft von Schriftprinzip und Rechtfertigungsglauben, die Kirchenkrise sowie die kulturellen Errungenschaften des Protestantismus. Er lobt die "pointierte" Sprache des Buchs, das sich für ihn zudem durch eine Fülle von Forschungseinsichten auszeichnet, ohne dabei vollgestopft zu wirken.

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