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Die von Walter Rüegg herausgegebene vierbändige "Geschichte der Universität in Europa" erscheint in mehreren Ländern und Sprachen. Dieses einzigartige gesamteuropäische Projekt, das mit dem Erscheinen des dritten Bandes nun kurz vor seinem Abschluß steht, wird für lange Zeit grundlegend bleiben. Heute ist fast nur noch von der Krise und den Problemen der deutschen Universität die Rede; der vorliegende dritte Band der vierbändigen Geschichte der Universität in Europa führt in eine Zeit zurück, in der die deutsche Universität noch weltweite Anerkennung genoß und die Pläne und Ideen Wilhelm von…mehr

Produktbeschreibung
Die von Walter Rüegg herausgegebene vierbändige "Geschichte der Universität in Europa" erscheint in mehreren Ländern und Sprachen. Dieses einzigartige gesamteuropäische Projekt, das mit dem Erscheinen des dritten Bandes nun kurz vor seinem Abschluß steht, wird für lange Zeit grundlegend bleiben.
Heute ist fast nur noch von der Krise und den Problemen der deutschen Universität die Rede; der vorliegende dritte Band der vierbändigen Geschichte der Universität in Europa führt in eine Zeit zurück, in der die deutsche Universität noch weltweite Anerkennung genoß und die Pläne und Ideen Wilhelm von Humboldts die Universitäten zahlreicher Länder maßgeblich prägten und beeinflußten. Umfassend beschreibt der Band die Expansion, Ausdifferenzierung und Veränderung der Universitäts- und Hochschullandschaft in Europa vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Das von sechzehn überragenden Fachleuten aus zahlreichen europäischen Ländern verfaßte Werk folgt dem systematischen Aufbau der bereits erschienenen Bände: Es entwirft ein Gesamtbild der Verteilung und Entwicklung der Hochschulen in Europa im 19. und 20. Jahrhundert, behandelt die universitären Strukturen (Hochschulträger, Universitätslehrer, weltweite Übernahme europäischer Universitätsmodelle), die Ausbildung der Studenten und ihre sozialen, materiellen, intellektuellen Voraussetzungen, ihre politischen und revolutionären Betätigungen. Der letzte große Teil analysiert die wissenschaftliche Entwicklung von den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften über die Medizin bis hin zu den technischen Fächern.
Autorenporträt
Asa Briggs (England) Aleksander Gieysztor (Polen) Notker Hammerstein (Deutschland) Olaf Pedersen (Dänemark) Alison Browning (England) Hilde de Ridder-Symoens (Belgien) John Roberts (England) Edward Shils (USA) Jacques Verger (Frankreich)

Der Gesamtherausgeber und Herausgeber dieses Bandes Walter Rüegg ist Professor em. für Soziologie an der Universität Bern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.09.2004

Was man jetzt aufgeben will
Ohne Masterplan: Walter Rüeggs Geschichte der Universität in Europa zwischen Triumph und Trümmern
Reform aus dem Wissen um die Vergangenheit - darauf setzte die Europäische Rektorenkonferenz, als sie Anfang der 1980er Jahre dieses auf vier Bände angelegte Werk anregte. Um die Universitäten fähig zu machen, sich den Aufgaben der Zukunft zuwenden zu können, müsse man ihre Geschichte kennen. Die heutige Wissenschaftspolitik sieht das anders. Mit der Geschichte brechen, um Ballast abzuwerfen, scheint ihr Leitbild zu sein. Es zielt auf Europäisierung durch Homogenisierung, um zu erreichen, was es in der Universitätsgeschichte nie gegeben hat: Aus Universitäten in Europa soll die europäische Universität entstehen.
Wer wissen möchte, was man aufgeben will, sollte dieses Gemeinschaftswerk von sechzehn Autoren und Autorinnen aus acht europäischen Nationen und der USA lesen. Es handelt von der Zeit, in der die Idee der modernen Universität als Stätte der Forschung und einer an ihr ausgerichteten Lehre in Europa entstand und sich dank ihres Erfolges weltweit durchgesetzt hat. Internationaler Austausch und nationale Besonderheiten verbinden sich in dieser Erfolgsgeschichte, vorangetrieben von der Konkurrenz der Gelehrten und ihrer Universitäten, der Staaten und Nationen.
Dass die Universität im Laufe des 19. Jahrhunderts die Spitzenposition unter den Bildungsinstitutionen erreichen sollte, war um 1800 keineswegs abzusehen. Diese Zeit des revolutionären Umbruchs hinterließ die „europäische Universitätslandschaft als Trümmerfeld” (Walter Rüegg); annähernd sechzig Prozent der Hochschulen überstanden die Ära des Universitätssterbens nicht. Während Großbritannien einen eigenen Weg ging, in dem unterschiedliche Hochschultypen nebeneinander bestanden, konkurrierten auf dem Kontinent zwei Universitätsmodelle: das französische und das deutsche. Das französische beeinflusste zwar die Entwicklungen in Süd- und Osteuropa, doch durchgesetzt hat sich das deutsche. Während in Frankreich Spezialhochschulen unter strikter staatlicher Lenkung und Zentralisierung entstanden, konzentriert auf Paris, das französische Hochschulzentrum inmitten „einer wissenschaftlichen Wüste” (Christophe Charle), bildete sich in Deutschland ein Universitätstypus heraus, der schließlich um die Wende zum 20. Jahrhundert in Europa wie auch in den USA und Japan das Ideal der modernen Universität verkörperte: Die Universität als der Ort freier Wissenschaft, vom Staat ermöglicht, dessen Eingriffsrechte jedoch vor dem inneren Bereich der Forschung und der auf ihr begründeten Lehre halt machten. Voll verwirklicht wurde dieses Ideal nirgendwo, doch die Annäherungen daran gingen weit genug, um im 19. Jahrhundert drei epochale Innovationen in der Geschichte der Universität zu ermöglichen: ihre Renaissance als Forschungsuniversität, den Aufstieg der Naturwissenschaften und die Eigenverantwortung der Studenten als dritte Säule in der Trias der Freiheit von Forschung, Lehre und Studium.
Suche und Konkurrenz
Die Autoren verfolgen diese Entwicklungen gesamteuropäisch zunächst für die Universitätsstrukturen: Wer organisierte und finanzierte die Hochschulen (Paul Gerbod);wie entwickelte sich der Beruf des Professors (Matti Klinge); wo und mit welchen Änderungen wurden die europäischen Universitätsmodelle übernommen (Edward Shils, John Roberts). Dann folgt ein umfangreicher Teil zur Geschichte des Studiums: Zugangsvoraussetzungen (Fritz Ringer), studentische Bewegungen (Lieve Gevers, Louis Vos) und der Weg der Absolventen in die akademischen Berufe (Konrad H. Jarausch). Den größten Raum nimmt die Geschichte von Wissenschaftsbereichen ein: Theologie und Geisteswissenschaften (Rüegg), Geschichte und Sozialwissenschaften (Asa Briggs), Mathematik und exakte Naturwissenschaften (Paul Bockstaele), Biologie und Geologie (Anto Leikola), Medizin (Antonie M. Luyendijk-Elshout) und Technik (Anna Guagnini). Den Abschluss bildet eine Skizze Notker Hammersteins, in der er die Wirkungen der beiden Weltkriege auf Universitäten und Wissenschaft in Europa erläutert. Während zuvor Universalität von Wissenschaft und Nationalisierung ihrer Leistungen harmonierten, brach im Ersten Weltkrieg die Gelehrtengemeinschaft zusammen und im Zweiten Weltkrieg bestimmte die Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus auch dessen Hochschulpolitik in den besetzten Ländern. Überall verstärkte der Kriegseinsatz der angewandten Wissenschaften die Verbindungen zur Politik und festigte den Glauben an die Wissenschaft als entscheidender Ressource staatlicher Politik und an deren wissenschaftlich begründeter Planbarkeit.
Der Siegeszug der modernen Forschungsuniversität ist jedoch nicht nach einem Masterplan verlaufen. Er verlief vielmehr, daran lässt der europäische Blick dieses Handbuchs keinen Zweifel, als ein Suchprozess, in dem unterschiedliche Hochschulmodelle miteinander konkurrierten. Wenn sich das deutsche Modell der Universität als Einheit von Forschung und Lehre durchsetzte, so entwertet dies keineswegs die anderen Modelle. Es war vielmehr ein Prozess wechselseitigen Lernens. So wurde die Entwicklung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Wissenschaften zu eigenständigen Disziplinen zunächst vor allem an den Ausbildungsstätten vorangetrieben, die in Frankreich an die Stelle der nach 1793 aufgelösten Universitäten traten. An den deutschen Universitäten setzte sich die Einrichtung von Laboratorien als Hauptort naturwissenschaftlicher Forschung und Lehre erst später durch, und die Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und der Kaiser-Wilhelms-Gesellschaft im ersten deutschen Nationalstaat schuf auch hier außeruniversitäre Forschungsinstitutionen, während zur gleichen Zeit in Frankreich erneut Universitäten errichtet wurden. Die Universitätssysteme näherten sich also einander an, wenngleich die Unterschiede erheblich blieben.
Geschadet hat diese Konkurrenz der Systeme den Universitäten in Europa nicht. Man wird vielmehr von einem Wettbewerb der Strukturen zwischen und auch innerhalb von Staaten sprechen dürfen, der allenUniversitäten genutzt hat - in Europa und dort, wo man sich an den europäischen Erfahrungen orientierte. Wer meint, künftig würden die europäischenUniversitäten den globalen Wettbewerb nur bestehen können, wenn sie einem einheitlichem Bauplan folgen, sollte nicht die Augen vor der Erfolgsgeschichte europäischer Konkurrenz der Wissenschaftssysteme verschließen. Dieses supranationale Gemeinschaftswerk berichtet von ihr.
DIETER LANGEWIESCHE
WALTER RÜEGG (Hrsg.): Geschichte der Universität in Europa. Band III: Vom 19. Jahrhundert zum Zweiten Weltkrieg 1800-1945. Verlag C.H. Beck, München 2004. 607 Seiten, 88 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der dritte Band der "Geschichte der Universität in Europa" hat nach Meinung von Hans-Albrecht Koch größere Schwierigkeiten zu konfrontieren als die beiden vorhergehenden, die sich mit Mittelalter und früher Neuzeit beschäftigt haben, einer Zeit also, als die Geschichte der Wissenschaften und Universitäten noch überschaubarer war. Der Verdienst des neuen, dritten Bandes liegt in der "gelungenen Integration von Universitätsgeschichte und Disziplingeschichte", findet Koch. Allerdings verlange die erforderliche Komprimation des Erzählstoffes eine höhere Achtsamkeit des Lesers, gibt er zu bedenken. So seien zwar wichtige Punkte wie die Ausstrahlung des deutschen Universitätsmodells nach Amerika angesprochen, entgingen aber schnell der Aufmerksamkeit. Der intensive Hochschullehreraustausch zwischen deutschen und amerikanischen Universitäten bleibe dagegen leider unerwähnt, und auch die Behandlung der Emigration jüdischer Gelehrter während der NS-Zeit findet Koch ungenügend. Hervorragend wiederum seien die Sach-, Orts- und Personenregister, die den beiden vorgehenden Bänden in nichts nachstünden, lobt der Kritiker.

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