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Produktdetails
  • Arena Taschenbücher
  • Verlag: Arena
  • Seitenzahl: 227
  • Altersempfehlung: 12 bis 15 Jahre
  • Gewicht: 336g
  • ISBN-13: 9783401026107
  • ISBN-10: 3401026100
  • Artikelnr.: 08329942
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht besonders begeistert schreibt Anja-Rosa Thöming über diesen Versuch des Arena-Verlags, Krimis für Jugendliche zu produzieren. Das Buch ist ihr zu "cool", zu angestrengt illusionslos. Immerhin habe es einen Reiz "in der Skurrilität der Geschichte".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1999

Verlierertyp, ganz cool
Detektiv ohne Eigenschaften: Tom Zürchers Romandebüt

Mit Speck fängt man Mäuse, mit Coolness lesende Teenager. Das sagten sich offenbar die Lektoren des Arena-Verlags, die mit der Reihe "Chili" jungen Lesern kräftig einheizen wollen.

In Tom Zürchers Detektivroman "Tote Fische reden nicht" wird durchgängig eine Coolness demonstriert, mit deren Hilfe der Held Högo seinen ersten, chaotischen Fall irgendwie durchsteht. Das hat wenig mit Selbstironie oder trockenem Witz zu tun, wie sie in Detektivgeschichten häufig als Kontrast zum finsteren Schnüffler-Handwerk eingesetzt werden. Dort lernt man Detektivee als Typen mit menschlichen Schwächen, aber auch Stärken kennen. Högo dagegen bleibt völlig unnahbar. Er ist eine Figur, mit der man den Trenchcoat und den Stamm-Pub "Sherlock Holmes" assoziiert, aber keine inneren und äußeren Eigenschaften. Mit derlei Klischees, zu denen auch noch eine Lupe und die Zeitung "The Observer" gehören, witzelt der Autor über seine Hauptfigur.

Er zeichnet einen Verlierer, der in der spießigen Schweizer Gesellschaft in einen absurden Fall gerät, durch den er dann sprücheklopfend hindurchstolpert, wobei er zahllose Kneipen besuchen muss. Aber der Autor macht sich über seinen Ich-Erzähler nicht nur lustig, sondern stellt ihn auch als miesen und berechnenden Typen hin. Von seinem Freund Pausermann etwa sagt Högo: "Er ist der größte Idiot, den ich kenne . . . Ich verachte ihn. Er ist mein bester Freund." Auch das Verhältnis zur Familie ist gestört: Högo ist der Versager, seine jüngeren Schwestern sind erfolgreiche, eiskalte Anwältinnen, die Eltern kleinbürgerlich und herzinfarktgefährdet, wenn der Sohn wieder einmal scheitert.

Ob diese Illusionslosigkeit junge Leser beeindrucken soll? Zelebriert der 33 Jahre alte Autor hier nicht vielmehr eine Zerstörung von "Werten" wie etwa der Freundschaft, um seine eigene Abgeklärtheit unter Beweis zu stellen? Mit zum Teil chili-scharfem Witz schreibt Zürcher gegen den Materialismus an ("Oben der Kunde, unten der Aktionär, ich wie eine Zitrone dazwischen"). Doch diese verkappte Sozialkritik bleibt ohne Konsequenzen, denn dazu sind inzwischen alle viel zu illusionslos, sprich: zu cool. Am Schluss rettet sich der Autor augenzwinkernd in ein Happyend mit Freundin und Häuschen am See.

Das Buch hat einigen Reiz in der Skurrilität der Geschichte. Aber die vielen Kurz-Sätze, die Zürcher zu seinem Haupt-Stilmittel gewählt hat ("Mutter und Sohn taten mir Leid. Ich fühlte mich schuldig. Ich bezahlte ihre Colas"), hinterlassen einen schalen Nachgeschmack. Besonders, wenn sie cool und witzig sein sollen und es nicht sind.

ANJA-ROSA THÖMING

Tom Zürcher: "Tote Fische reden nicht". Ein knuspriger Detektivroman. Chili im Arena-Verlag, Würzburg 1999. 227 S., br., 16,90 DM. Ab 16 J.

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