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Angefangen hat alles damit, dass Claudia im Garten ein Ei fand. Das war himmelblau und ungefähr so groß wie ein Autoreifen. Klar, dass sie es nicht einfach so liegen lassen konnte. Vielleicht war ja ein Saurier drin oder ein Krokodil. Wenn Claudia geahnt hätte, dass in dem Ei ein Buchstabenfresser war, hätte sie es bestimmt nicht angerührt.
Schon zu Lebzeiten war Lou Andreas-Salomé (1861-1937) ihren Zeitgenossen ein faszinierendes Rätsel. Im Leben von Nietzsche, Rilke oder Freud hat sie eine wichtige Rolle gespielt, aber sie war viel mehr als deren Muse. Früh schon rebelliert sie gegen
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Produktbeschreibung
Angefangen hat alles damit, dass Claudia im Garten ein Ei fand. Das war himmelblau und ungefähr so groß wie ein Autoreifen. Klar, dass sie es nicht einfach so liegen lassen konnte. Vielleicht war ja ein Saurier drin oder ein Krokodil. Wenn Claudia geahnt hätte, dass in dem Ei ein Buchstabenfresser war, hätte sie es bestimmt nicht angerührt.
Schon zu Lebzeiten war Lou Andreas-Salomé (1861-1937) ihren Zeitgenossen ein faszinierendes Rätsel. Im Leben von Nietzsche, Rilke oder Freud hat sie eine wichtige Rolle gespielt, aber sie war viel mehr als deren Muse. Früh schon rebelliert sie gegen überlebte Traditionen, studiert, führt ein Leben außerhalb aller Konventionen und überzeugt auch als Schriftstellerin. Der Band, der aus dem Nachlass von Lou Andreas-Salomé schöpft, präsentiert mit ca. 200 Abbildungen Leben, Lieben und Schaffen dieser außergewöhnlichen Frau in zahlreichen, bislang unveröffentlichten Fotos und Dokumenten.
Autorenporträt
Ursula Welsch ist Inhaberin der XML-Schule und Beraterin für Themen rund um E-Publishing und das crossmediale Publizieren mit XML. Bereits in den 90er Jahren hat sie die Produktion multimedialer Lexikon-CD-ROMs gesteuert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2007

Spezialfimmel Narzissmus
Ein Bilderbuch über das bewegte Leben der Lou Andreas-Salomé
Als greise Dame sah sie ein bisschen aus wie Jeanne Moreau – die gleiche flächige Stirn, hellwache Augen, ein ausdrucksvoll geschwungener Mund, kinnlang geschnittenes Haar. Lou Andreas-Salomé besaß zweifellos einen ausgeprägten Sinn für dramatisches Pathos. Statt Schauspielerin zu werden, machte die 1861 in Sankt Petersburg geborene Generalstochter allerdings das Leben selbst zur Bühne. Zahlreiche berühmte Akteure bevölkerten die Salomésche Szenerie, allen voran Nietzsche, Rilke und Freud.
Ursula Welsch, seit knapp zwanzig Jahren als Salomé-Biographin tätig, hat gemeinsam mit der Nachlass-Verwalterin Dorothee Pfeiffer das Foto-Archiv dieses bewegten Lebens gesichtet. Das Ergebnis ist enttäuschend. Reproduktionen im Miniformat flankieren einen Begleittext, der an derselben Malaise leidet wie Welschs frühere Publikationen in selber Sache: Er geht der Protagonistin auf den Leim.
Lou Andreas-Salomé, die sich vor ihrem Eintritt ins psychoanalytische Universum vor allem als schriftstellernde Femme fatale einen Namen machte, verstand sich blendend auf die Kunst der Selbststilisierung. Ihre platonische Ehe mit dem Orientalisten Friedrich Carl Andreas etwa pries sie in ihrem 1951 posthum erschienenen „Lebensrückblick” als krisenfesten Lebensbund. Ursula Welsch folgt artig dieser Lesart und verschweigt, dass Professor Andreas kurzerhand seiner eigenen Wege ging und mit der Haushälterin ein Kind zeugte. Auch dass die Eheleute in Göttingen, wo Andreas seit 1903 eine Professur innehatte, unter einem Dach, aber in räumlicher Trennung lebten, erfährt der Leser nicht.
So wimmelt es in diesem Buch von kleinen Ungereimt- und Ungenauigkeiten, die offenkundig darauf zielen, Lous Lebensmythen zu befestigen. Wortmächtige Imagepflege betrieb die Gewürdigte schon selbst. Zwar sind ihre Romane und Erzählungen weithin vergessen; dass Andreas-Salomé dennoch mit ungebrochener Vitalität durch die Kulturgeschichte geistert, ist vor allem ihren beiden großen Affären geschuldet, der mysteriösen Liaison mit Paul Rée und Friedrich Nietzsche einerseits, der Liebesbeziehung zu Rainer Maria Rilke andererseits.
1897 begegnete die damals Sechsunddreißigjährige dem vierzehn Jahre jüngeren Dichter, dem sie Muse und Mutter wurde. Rilkes seelische Brüchigkeit, das Auf und Ab seiner Stimmungen trieb das Paar drei Jahre später auseinander. Lous Abschiedsbrief an den Geliebten enthüllt ihr eigenes Lebensmotto: „da kam etwas hinzu – etwas, fast wie eine tragische Schuld gegen Dich: nämlich der Umstand, dass ich . . . immer noch wachsen musste bis in . . . meine Jugend hinein! denn erst jetzt darf ich sein, was Andere mit 18 Jahren werden: ganz ich selbst.”
Ursula Welsch und Dorothee Pfeiffer haben diese Sätze mit einem matronenhaften Lou-Porträt garniert, anstatt ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Von hier nämlich schließt sich mühelos der Bogen zur eigentlichen Lebensleistung der Lou Andreas-Salomé: ihrer Tätigkeit in der psychoanalytischen Bewegung, als Schülerin und Vertraute Sigmund Freuds zunächst, als praktizierende und publizierende Analytikerin später, als Mentorin Anna Freuds schließlich in ihren letzten Lebensjahren. Dass sie dabei ausgerechnet den Narzissmus zu ihrem „Spezialfimmel” machte, sagt mehr über Person und Schicksal der Lou Andreas-Salomé als der oberflächliche Bilderbogen, den man hier zusammengeschnipselt hat. DORION WEICKMANN
URSULA WELSCH, DOROTHEE PFEIFFER: Lou Andreas-Salomé. Eine Bildbiographie. Reclam, Leipzig 2006. 198 S., 19,90 Euro.
Nietzsche, Rilke, Freud – und dabei immer „ganz ich selbst”: Lou AndreasSalomé Foto: Scherl
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Dorion Weickmann zeigt sich enttäuscht von dieser Biografie Lou Andreas-Salomes, die seiner Meinung nach den Mythos, den die Frau um sich selbst herum geschaffen hat, noch festigt, statt ihn zu dekonstruieren. Das Buch "geht der Protagonistin auf den Leim." Die Autorinnen Ursula Welsch und Dorothee Pfeiffer hinterfragen die Selbststilisierung von Andreas-Salome, die immer noch durch die Kulturgeschichte geistert, obwohl ihre Publikationen schon weitestgehend vergessen sind, kaum - eine Schwäche, die sich Welsch auch schon einmal in einer früheren Publikation zum Thema erlaubt hat, wie Weickmann bemerkt. Zudem "wimmelt es in diesem Buch von kleinen Ungereimt- und Ungenauigkeiten."

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