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Ein Traum-Debüt : Die unvergleichliche Tragikomödie über die Begegnung zweier Schlafloser
Maya leidet an Schlaflosigkeit. Und das seit Wochen, Monaten. Sie unternimmt alles, um ein paar Stunden Ruhe zu finden: warme Milch mit Honig, Valium, Wein. Keinen Ratschlag lässt sie unbefolgt, doch auch Homeshopping, eine esoterische Therapie und die Streicheleinheiten ihres Liebsten helfen nicht. Sie machen sie nach und nach eher wütend, denn Mayas Neid auf die Nachtruhe der anderen wächst. Rastlos irrt sie nachts durch die Stadt und klingelt vor lauter Frust fremde Leute aus den Betten. Ihr…mehr

Produktbeschreibung
Ein Traum-Debüt : Die unvergleichliche Tragikomödie über die Begegnung zweier Schlafloser

Maya leidet an Schlaflosigkeit. Und das seit Wochen, Monaten. Sie unternimmt alles, um ein paar Stunden Ruhe zu finden: warme Milch mit Honig, Valium, Wein. Keinen Ratschlag lässt sie unbefolgt, doch auch Homeshopping, eine esoterische Therapie und die Streicheleinheiten ihres Liebsten helfen nicht. Sie machen sie nach und nach eher wütend, denn Mayas Neid auf die Nachtruhe der anderen wächst. Rastlos irrt sie nachts durch die Stadt und klingelt vor lauter Frust fremde Leute aus den Betten. Ihr bizarres Verhalten schlägt nach und nach alle Freunde in die Flucht. Völlig übernächtigt, beginnt Maya, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Doch dann begegnet sie bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge ihrem männlichen Gegenpart: Benoit - schlaflos wie sie.

Es entwickelt sich eine tragikomische Beziehung, die sich so hoffnungsvoll wie schwierig erweist.
Autorenporträt
Heike Baryga, geboren 1966, übersetzt aus dem Niederländischen, u. a. Magriet de Moor, Hella Haase und Jessica Durlacher. Ihre Übersetzung von Annelies Verbekes Roman "Schlaf" wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Rezensionen
"Schlaf! ist der erste Roman der Belgierin Annelies Verbeke, den Maya und Benoit als Erzähler abwechselnd mit leichthändig skizzierten Episoden voranbewegen - zwei zutiefst hoffungslose Anarcho-Naturen, die da übernächtigt an den Rändern der Gesellschaft dahintreiben, sich zeitweise aus den Augen verlieren und dann doch wieder wie Ertrinkende aneinander klammern.

In ihrer Geschichte steckt eine schöne Portion süß-saurer Kitsch, doch auch der schöne Trotz der Selbstbehauptung gegen alle Welt: Wie zwei verlorene Seelen vielleicht nicht zu sich selbst, doch zueinander finden."
Der Spiegel

"Der Roman ist fantastisch geschrieben und hat nur ein Problem: An Schlaf ist danach nicht zu denken."
Stern

"Verbeke verfügt über erzählerische Kraft, gepaart mit einem abgründigen Humor."
Süddeutsche Zeitung

"Nach der Lektüre werden sich selbst routinierte Schnell-Einschläfer völlig gerädert fühlen, so bildhaft schildert die junge belgische Autorin die rastlose Jagd nach dem erlösenden Schlummer."
Der Tagesspiegel

"Der Roman steckt voller Leben und skurriler Gestalten. Schlaf! ist Medizin für alle, die nicht einschlafen können und deshalb lange lesen müssen. Was für ein schönes Debüt."
Handelsblatt

"Ein beeindruckendes Buch, das mich wachgehalten hat."

Lilo Wanders in Lilos Leselust

"Maya kriegt nachts kein Auge zu, klingelt aus Frust fremde Menschen aus dem Bett und lernt dabei Benoit kennen, eine rastlose Seele wie sie. Die verzweifelte Suche der beiden nach nur einem bisschen Schlaf ist mit so vielen wunderbaren Ideen erzählt, dass man selbst bis zur letzten Seite aufbleibt."
Glamour

"Furchtbar, grässlich, einfach zum Aus-der-Haut-Fahren: Maya kann seit Monaten nicht schlafen. Kein Patentrezept bringt die ersehnte Ruhe. Vor lauter Wut klingelt sie in Schlaf! fremde Leute aus den Betten. Ganz schön schräg, was sich die Niederländerin Annelies Verbeke bei ihrem witzigen Debüt einfallen ließ. Ob alles gut wird, als Maya nachts einen männlichen Leidensgenossen trifft?"
Freundin

"Die Geschichte ist sehr lebendig, fantasievoll ausgeschmückt, mit diversen originellen Charakteren ausgestattet und dreht sich um eine Thema, mit dem viele konfrontiert sind: Schlaflosigkeit. Einschlafen wird man bei diesem Debütroman sicher nicht. "
Buchkultur

"Die intimen Monologe, in denen die junge Autorin die beiden Ich-Erzähler abwechselnd Bruchstücke ihrer skurrilen Lebensläufe aufzeigen lässt, sind hervorragend entwickelt. Erschreckend nah wird dem Leser vor Augen gehalten, wie sich die Unruhe eines Übermüdeten von Tag zu Tag potenziert, wie mit jeder zusätzlichen Stunde Wachsein der Bezug zum Hier und Jetzt weiter in die Ferne rückt. Für diesen kurzweiligen Roman opfert man bereitwillig ein, zwei Stunden Schlaf."
kulturnews

"Dass Europa nicht nur aus Agrarsubventionen und Britenrabatt besteht, merkt man viel zu selten. Aber in der Literatur wird es augenfällig. Seit einiger Zeit haben deutsche Verlage eben nicht mehr nur alte Holländer wie Cees Nooteboom, Harry Mulisch oder Maarten t'Hart im Angebot, sondern auch Debütanten und Nachwuchskräfte wie Joost Zwagerman oder Nils t'Hooft.

Oder eben Belgierinnen wie Annelies Verbeke, Jahrgang 1976. Ihr erstes Buch hat in flämischen Landen richtig eingeschlagen, kein Wunder: Schlaf!, so heißt der Roman, hechtet, hastet, fiebert Nomaden der Nacht hinterher, Menschen, die sich wie so viele heute im eigenen Leben nur wie ein ungebetener Gast vorkommen. Menschen, die sich den Maschinenlaufzeiten schon mehr angepasst haben als ihnen lieb ist und deshalb am Rad drehen."
Neue Ruhr Zeitung

"Packender noch als die Geschichte ist die Sprache der jungen belgischen Autorin Annelies Verbeke. Die hektische Schnelligkeit des schlaflosen Bewusstseins, die Überreiztheit der Nerven, das Sirren der Gedanken steckt in ihren kurzen, poetischen Sätzen. Ein kurzes Buch für eine schlaflose Nacht."
Aachener Nachrichten

"In skurrilen Episoden und einer Sprache, deren Tempo die Rastlosigkeit ihrer beiden zwangswachen Helden widerspiegelt, entwickelt die Belgierin Annelies Verbeke in ihrem Debütroman die geschickt verwobene Geschichte zweier Verzweifelter, die ihr gemeinsames Los aus der Hoffungslosigkeit errettet. Nicht nur für Betroffene eine willkommene Nachtlektüre - so überraschend, so tragikomisch und unterhaltsam, dass wahrscheinlich kein Leser beim Schmökern dem Befehl der Autorin Folge leistet: Schlaf!."
Uni SPIEGEL

"Das Buch besticht durch die gute Geschichte und den überlegten Aufbau. Ohne Atempause reiht Verbeke Metapher an Metapher, ohne dass diese langweilig werden. Sie sind intelligent, witzig und, wie das gesamte Buch, in knappem Stil gehalten, so dass sie sich nicht verbrauchen und es beim Lesen niemals langweilig wird. So sagt Maya zum Beispiel an einer Stelle, dass die Rührung, die sie empfindet, so tief sei, als sähe sie 'Tautropfen auf frisch gewaschenen Babyfüßchen'.

Zudem ist das Buch äußerst kritisch-sarkastisch, da nicht nur immer wieder wie im Vorbeigehen kleine Seitenhiebe auf zwischenmenschliche Handlungsschemata oder Alltagsphänomene eingestreut werden, sondern auch das Schicksal verschiedener Personen und der Sinn ihrer Lebensstile hinterfragt werden. Dies geschieht, indem Verbeke schonungslos hinter die Fassade blickt und, wie selbstverständlich, auch auf die Details eingeht, die man oft übersieht oder übersehen will. Ohne bemüht oder verkrampft zu wirken, gewährt die Autorin durch ihren unaufdringlichen, aber intensiven Stil tiefe Einblicke in die einzelnen Menschen und regt dadurch zum Nachdenken an."
Die Berliner Literaturkritik

"Annelis Verbeke hat mit Schlaf! ein einfühlsames Porträt zweier Individuen geschaffen, die aufgrund ihrer Schlaflosigkeit kein 'normales' Leben führen können. Verbekes Schilderung dieser beiden Menschen ist schonungslos und höchst einfühlsam. Ihre Sprache gewinnt durch ungewohnte Bilder und durch einen wunderbar poetischen Unterton, mit der sie den Leser behutsam in die je eigene Welt der beiden hineinführt. Daß der Leser dabei einiges an Konstruktionsarbeit leisten muß, um die Lebensgeschichte der beiden und deren Erlebnisse in einen inneren Zusammenhang zu bringen, liegt an der klug gewählten erzählerischen Konstruktion. Denn in jedem Kapitel wechselt die Erzählerstimme, Mayas und Benoits Blickwinkel leuchten verschiedene Aspekte ihrer Erkrankung aus und versuchen Halt entweder in der Vergangenheit - im Falle Benoits - oder in der Bewältigung des gegenwärtigen Lebens zu finden, mit dem Maya so schwer nur zurecht kommt.

Ein feinsinniges und literarisch hochwertiges Romandebüt, dem man auch in Deutschland viele Leser wünscht!"
Brüssel-Rundschau

"Schlaf!, der Roman der jungen Flämin, reißt den Leser in einen heftigen Strudel aus Qualen, Leid und bizarrer Liebe. Die Sprache ist lakonisch, aber leidenschaftlich und geht unter die Haut. Lesern mit Vorliebe für Ungewöhnliches sehr zu empfehlen.ekz-Informationsdienst
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2006

Liebe in Zeiten der Ruhelosigkeit
Wer nicht schlafen kann, muß lesen: Annelies Verbekes Roman

Ein weit aufgerissenes Augenpaar, unterlegt von einem Farbquadrat in schreiendem Feuerwehr-Hellrot: Das Cover signalisiert Alarmstufe eins. Darauf, mittendrin, der denkbar knappe, aus einem einzigen Wort bestehende Titel, der im flämischen Original noch um einen Buchstaben kürzer ausfällt: Slaap! Das Gebot ist paradox. Tu endlich, was dir niemand befehlen kann, und schlafe! So zieht sich die ganze Aufmachung dieses Buches auf ein einziges grelles Ausrufezeichen zusammen, das dem unmöglichen Schlafbefehl ultimativen Nachdruck verleiht. Wir sollten schlafen? Nein, wir wollen erst lesen.

In dem Debütroman der dreißigjährigen belgischen Journalistin Annelies Verbeke geht es alles andere als geruhsam zu. Mehrfach müssen die Rettungskräfte ausrücken; zwei schwere Verkehrsunfälle, ein Wohnungsbrand, eine Schlägerei mit einem lebensgefährlich Verletzten, um nur die schlimmsten Fälle zu nennen. Dennoch ist Verbekes Prosa nicht actionsüchtig oder effekthascherisch. Mit einem Grundton überraschender Zärtlichkeit führt sie ihre Figuren durch eine Welt voller Brutalität und Kälte und formt daraus - fast - einen Liebesroman. Trotz seines hohen Tempos nimmt sich das Buch Zeit und spielt manche Szenen sogar zweimal durch, denn erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptfiguren Maya und Benoît.

Die achtzehnjährige Maya leidet unter eskalierender Schlaflosigkeit. Nicht Ein- oder Durchschlafstörungen sind ihr Problem; sie schläft über Wochen hinweg so gut wie gar nicht mehr. Die selbstverständlichste Gabe der Welt ist ihr einfach abhanden gekommen. "Wieviel Stunden heute nacht?" fragt ihr Freund sie morgens. "Vier", lügt sie und bekommt einen krampfartigen Lachanfall, denn in Wirklichkeit war sie dem Fluch des permanenten Wachseins gerade mal für eine winzige Stunde entronnen. Aber wer kann wirklich nachvollziehen, was das bedeutet? "Jetzt hörte er nur noch die Unkontrolliertheit meines Geschüttels, sah er die Härte meiner Tränen. Er wußte, aber verstand nicht. Ich auch nicht, aber das war ja gerade das Lustige."

Scheinbar ist diese immerwache Göre, die den Erzählton vorgibt, für ihren angeschlagenen Zustand noch ziemlich gut aufgelegt. Die ganze Parade der Ratschläge und Mittelchen, womit ihr die Schlafresistenz ausgetrieben werden soll, hat durchaus etwas Amüsantes. Zuerst die Hausrezepte, den Körper schlafreif zu bearbeiten: Jogging, warme Milch mit Honig, Joints, Wein, Bücher und Sex - alles umsonst, schade um den Aufwand. Tabletten und abermals Tabletten: wirkungslos. Entspannungsübungen im Nachtfernsehen, die Dauerwerbesendungen des Homeshoppings, esoterische Kurse in Atemtechnik - nichts davon macht die ruhelose Maya müde.

Keiner der so aufreizend mühelosen Schläfer kann ihr sagen, wie er's anstellt; selbst die Damen vom Rotlichtviertel geizen bei dieser Leibesübung mit Auskünften: "When do you sleep?" will Maya von einer der Nachtaktiven wissen. "No sleep Miss, only fuck." Weder für Geld noch mit guten Worten ist er herbeizuzwingen, so ein richtig guter, sattsamer Schlaf. Liebe hört auf, wo die nächtliche Folter anfängt. Mayas Schlaflosigkeit ist zerstörerisch, ihr nervöses Lachen wirkt auf den Freund alarmierend und gefährlich. Wenn es ums Bett geht, vermeidet er schon das Wort "Schlaf-Zimmer"; schläft dann aber trotzdem einfach ein.

Dieser infame Verrat wird von der Freundin bestraft, indem sie ihn mit Gebrüll wieder aufweckt. Ein kurzer, lauter Streit, dann packt er seine Sachen und ist weg. Sie setzt die Vergeltungsaktion an der schlafenden moralischen Mehrheit nun im großen Stil fort - und hält mit Gesang die Nachbarn wach. So starten Karrieren ins therapeutische Elend. Zu erzählen, wie sie weitergehen, wäre entweder Stoff für eine grotesk überspitzte Satire oder für ein deprimierendes Sozialdrama. Verbeke wählt keinen dieser beiden Wege, sie überläßt die Fortsetzung ganz der zwanghaften Munterkeit ihrer Erzählerin - und damit einem forcierten Zufallsprinzip. Ein bißchen erinnert die schlaflos quirlige Nachtschwärmerin an die kombinatorischen Zufallsspiele der geheimnisvollen "Maga" aus Julio Cortázars Jazz-Roman "Rayuela". Auch die Maya von heute hat ein magisches Händchen.

Lange starrt sie auf die große Namenstafel an den Briefkästen eines Apartmenthauses mit ihren zusammenhanglosen, nichtssagenden Schildchen, setzt die Namen zu absurden Blödelsätzen zusammen und klingelt wahllos Leute aus dem Schlaf, bis jemand zur Gegensprechanlage kommt und losschimpft; dann radelt sie weiter, ins Dunkel hinein. Eines Nachts aber, die Überraschung: "Es war, als hätte seine Hand auf dem Hörer der Sprechanlage bereitgelegen, so plötzlich beantwortete seine Stimme meinen Aufruf." Sie wird erwartet und hereingebeten; natürlich von einem Schlaflosen. Einem wie sie. Einem, der Mayas Karriere schon hinter sich hat - Benoît, in dessen Fall die entwicklungspsychologischen Ursachen allerdings überdeutlich herausgearbeitet werden.

Maya und Benoît sind Ausgestoßene, die einander an der Schlaflosigkeit erkennen. Ein paarmal treffen sie sich, proben ein zaghaftes Glück; in einer heruntergekommenen Bar tanzen sie zu Jacques Brels "Valse à mille temps". "Ich drehte sie rund und rund, ma reine. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte." Gewalt reißt das Paar auseinander, Gewalt bringt sie wieder zusammen. Nach der einsamen Odyssee Mayas durch die Großstadtnächte führt ein seltsamer Gleichtakt die beiden parallelen Leben in die fabelhafte Tristesse geschlossener Anstalten und wieder heraus. Unter Kranken und Irren werden sie zwar nicht geheilt, fühlen sich aber wenigstens gut unterhalten.

Worauf Verbeke sich meisterlich versteht, ist die Pathologie des Normalen. Mit krudem Witz und lakonischer Wärme zeichnet sie die Welt von Patienten und Insassen, ohne ihre Schrullen zu diffamieren. Selten wohl findet man auf knappem Raum so viel an Zwanghaftigkeit und Verletzungen ausgebreitet. Noch seltener aber ist, daß daraus eine so lebenslustige Geschichte wird.

Annelies Verbekes Roman ist ein grundgutes und trostreiches Buch. Aber ist er auch nachttauglich? Als Maya sich Ratgeberliteratur ausleiht, findet sie einmal wüste Randbemerkungen des Vorbenutzers. "Amüsiert erkannte ich das Verstreichen einer ruhelosen Nacht wieder, in der dieses Buch gewogen und als zu leicht befunden worden war." Wer zur Clique der Schlaflosen gehört, wird einander künftig an der Lektüre erkennen und vermutlich ruhelos bleiben, wenn es heißt: "Schlaf!"

ALEXANDER HONOLD

Annelies Verbeke: "Schlaf!" Roman. Reclam Verlag Leipzig, Leipzig 2005. 160 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vom Debütroman der belgischen Autorin Annelies Verbeke zeigt sich Alexander Honold sehr angetan. Erzählt wird die Geschichte der 18-jährigen Maya, die unter Schlaflosigkeit leidet und ruhelos durch die Nacht irrt, bis sie auf den Leidensgenossen Benoit trifft. Jede Menge Gewaltakte und Unfälle sind in diesem Roman versammelt, doch mache die Autorin daraus weder eine Actionstory noch schreibe sie "effekthascherisch", versichert der Rezensent. Honold hat vielmehr eine Liebesgeschichte anzuzeigen, beherrscht von einem "Grundton der Zärtlichkeit", der dieser "Welt voller Brutalität und Kälte" gegenübergestellt ist. Was eigentlich im weiteren Verlauf nur in eine "überspitzte Satire" oder in ein tief trauriges "Sozialdrama" münden kann, werde bei der Autorin zu einer "lebenslustigen Geschichte", die sich ganz der "Munterkeit" der Ich-Erzählerin Maya überlässt. Wenn die beiden Schlaflosen wegen ihres Leidens in der geschlossenen psychiatrischen Anstalt landen, sieht Honold "meisterlich die Pathologie des Normalen" geschildert und ihm gefällt besonders, wie Verbeke mit "krudem Witz und lakonischer Wärme" die anderen Psychiatrieinsassen beschreibt, ohne sie vorzuführen und der Lächerlichkeit preiszugeben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Nihilistische Pommes frites
Mit weit aufgerissenen Augen: Annelies Verbekes Roman „Schlaf!” kommt nicht zur Ruhe
Maya wartet auf den großen Schlaf. Seit acht Monaten. Jede Nacht liegt sie neben ihrem schnarchenden Freund, übermüde und doch hellwach, die Nerven haben abgewirtschaftet, es regiert der Hass auf alle Träumer. Maya flieht auf die Straße, stromert durch die Dunkelheit und terrorisiert ihre Mitmenschen. Sie klingelt Sturm; und stößt dabei auf Benoit, einen Gefährten im Leid. „Endlich. Warte. Ich komme”, raunt es träge und klar zugleich aus der Gegensprechanlage.
Annelies Verbeke erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte zweier Schlafloser, die aufeinander zutreiben, zusammenprallen und von müder Wucht zurückgeschleudert werden auf sich selbst, bis sie wieder zusammenfinden, eines Morgens beim Frühstück von Chicorée mit Mayonnaise, nun auch körperlich ramponiert. „Vielleicht gehen wir gleich nach draußen und schauen, wie die Stadt uns umarmt”, heißt es am Ende vage. Es ist das einzige Mal, dass der Text das gemeinsame „wir” bemüht. Ansonsten wird die Geschichte dem Leser aus der Ich-Perspektive der Protagonisten präsentiert. Die Kapitel alternieren, auf Mayas Erlebnisse folgt Benoits Sicht des Lebens, folgt Mayas Sicht. . .
Mit der Wahl der Erzählform hat sich die junge Flämin Verbeke - sie ist Jahrgang 1976 - keinen Gefallen getan. Was raffiniert wirken soll, verliert bereits nach drei, vier Kapiteln an Überzeugungskraft. Dann wird offensichtlich, dass es den Ich-Erzählungen an unterschiedlicher sprachlicher Couleur mangelt. Maya und Benoit berichten beide in demselben zwischen Gereiztheit und Naivität pendelnden Sound aus ihrer schlaflos-überspannten Welt. Doch Benoit ist 43 und hat der um ein „Vierteljahrhundert” jüngeren Maya „sechs gescheiterte Beziehungen, drei Psychiater und zwei Therapien voraus”.
Dass Verbeke durchaus über erzählerische Kraft verfügt, beweist sie nach gut der Hälfte des Romans. Da gehen Maya und Benoit wieder eigene Wege, und die Härte ihrer Erlebnisse, gepaart mit einem abgründigen Humor, machen aus beiden endlich die tragikomischen Figuren, die das Thema von Anfang an benötigt hätte. Während die Schaltkreise in Benoits Gehirn endgültig kollabieren und er übel zusammengeschlagen wird, weil er seine Freundin, die Motte Ernestine, beschützen will, wacht Maya nach dem Zusammenprall mit einem LKW im Krankenhaus auf. Neben ihr liegt die Frittenbudenoma Olga, die die nihilistische Weltsicht Mayas mit den Worten kommentiert: „Und das mit der Unendlichkeit, wie du es genannt hast, das habe ich auch einmal gedacht und sah die Pommes frites von all den Jahren an mir vorüberziehen und auch die, die noch kommen würden, und ich habe gedacht: Das sind zu viel, Olga, das sind zu viel.”
Florian Welle
Annelies Verbeke
Schlaf!
Roman. Übersetzt von Heike Baryga. Reclam Leipzig Verlag, Leipzig 2005. 159 Seiten, 14,90 Euro.
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