Produktdetails
  • Verlag: Kiepenheuer
  • Seitenzahl: 148
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 277g
  • ISBN-13: 9783378010543
  • ISBN-10: 3378010541
  • Artikelnr.: 24139498
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2001

Nichts sehen und gesehen werden: Ein Lexikon der Statussymbole

Die sogenannten Statussymbole sind bekannlich kapriziös, verleugnen und verdrehen sich, sobald die Lebenswelt ihre Zeichenwelt verbreitet. Ein komplizierter Fall von Abgrenzungszwang, möchte man meinen, doch Jan Kuhlbrodt glaubt ein paar dieser Symbole dingfest gemacht zu haben. Sein "Lexikon der Statussymbole" versammelt Embleme des Gesehenwerdens, Objekte der Selbstinszenierung: von Bodyguards bis zu Kopfbedeckungen (unsere Abbildung), von Kokain und halbtrockenem Sekt bis zu Renommee verschaffenden Stasi-Akten, Yachten und weiß getünchten Zähnen. Dabei stellt sich das Bemühen um Distinktionsgewinne als eine anthropologische Konstante heraus, unterscheidbar allein nach Zeiten und Milieus. Freilich ist die Inventarisierung von etwas so Schillerndem wie Statussymbolen ein Unternehmen, das nicht immer trennscharf verfahren kann. Wann ist die Sonnenbrille das Werkzeug zur Herstellung der Sehfähigkeit, wann das Accessoire zur Zementierung eines Status? Läßt sich das eine vom anderen überhaupt unterscheiden? Erst recht in einer Zeit, in der das Statussymbol seine Statik verloren, in der man gelernt hat, sich mit fremden Federn zu schmücken: Jeder parodiert jeden.

Tatsächlich kann der Autor bisweilen den Eindruck nicht vermeiden, sein flott formuliertes Nachschlagewerk habe ein gewichtiges Definitionsproblem. Doch das verbindet es wiederum mit seinem Gegenstand, den Statussymbolen: Beide sagen per se nichts über die Realität aus, wohl aber über ihre rhetorischen Kreisläufe. Und immer gackert ungerufen die Geschichte von der Henne und dem Ei dazwischen. Vielleicht findet Kuhlbrodt den Begriff "Status" im Grunde auch viel zu antiquiert, als daß er Neigung verspürte, ihm einen Platz zu verordnen zwischen Soziologie und Semiotik. Ehrfürchtig denkt man an Georg Simmels ebenso lebensnahe wie theoretisch durchgestaltete Betrachtung übers Schmucktragen, an Pierre Bourdieus statusbezogene Analyse der feinen Unterschiede. Demgegenüber bleibt Kuhlbrodts kleines Skizzenbuch bewußt impressionistisch, und als solches führt man es sich denn auch gern zu Gemüte. Schließlich kann es doch nicht falsch sein, zu erfahren, was man braucht, um für das gehalten zu werden, was man gerne wäre.

DORIS MEIERHENRICH.

Jan Kuhlbrodt: "Lexikon der Statussymbole". Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2001. 144 S., geb., 20,01 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ist eine vergoldete Handtuchstange ein Statussymbol oder bloß schlechter Geschmack? Im vorliegenden Lexikon werden Dinge als Statussymbole ausgegeben, die in Wirklichkeit "Accessoires von Mittelschicht-Verlierern" sind, meint Konrad Lischka. Dieses Buch ist zwar ansprechend aufgemacht, findet der Rezensent - viel mehr positives kann er dem Lexikon nicht abgewinnen. Die meisten Einträge seien lediglich Gags, auch neige der Autor zu "brachialem Humor". Der Rezensent empfiehlt das Lexikon daher "Klassenkämpfern in Cordjacketts", die darin ihr Wissen bestätigen könnten.

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