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Eine Katze - was ist das? Die erste ultimative Kulturgeschichte für Katzenliebhaber.
Sind nachts alle Katzen grau? Soll man die Katze aus dem Sack lassen? Nicht nur in unsere Sprache hat sich das domestizierte Raubtier eingeschlichen, auch in unsere Familien und Herzen. Immerhin geben die Deutschen ein Prozent ihres Haushaltsbudgets für Katzenfutter aus. Doch galten Katzen nicht immer als Schmuse- oder Kuscheltiere: Im alten Ägypten waren sie Gegenstand eines königlichen Kultes und wurden beim Tod ihres Besitzers gleich mit einbalsamiert. Im Mittelalter wurden sie und ihre Anhänger…mehr

Produktbeschreibung
Eine Katze - was ist das? Die erste ultimative Kulturgeschichte für Katzenliebhaber.
Sind nachts alle Katzen grau? Soll man die Katze aus dem Sack lassen? Nicht nur in unsere Sprache hat sich das domestizierte Raubtier eingeschlichen, auch in unsere Familien und Herzen. Immerhin geben die Deutschen ein Prozent ihres Haushaltsbudgets für Katzenfutter aus. Doch galten Katzen nicht immer als Schmuse- oder Kuscheltiere: Im alten Ägypten waren sie Gegenstand eines königlichen Kultes und wurden beim Tod ihres Besitzers gleich mit einbalsamiert. Im Mittelalter wurden sie und ihre Anhänger verdammt. Ein Zeitgenosse des Sonnenkönigs resümierte hingegen: "Wer mich liebt, liebt meine Katze." Wehe dem, der sie verschmähte. Seit vielen Jahrhunderten streiten Katzenhasser und Katzenliebhaber miteinander. Die einen loben ihre Sanftheit und Verführungskraft, die anderen verachten sie als heuchlerisches Wesen. Laurence Bobis gelingt mit ihrer Kulturgeschichte eine populäre, vielschichtige Darstellung für alle Katzenfreunde. Das mit zahlreichen Illustrationen versehene Buch bietet Einblick in alle Epochen der "Katzengeschichte", wobei ihre Herkunft genauso beleuchtet wird wie das Vorkommen in Kunst und Literatur. Und natürlich wird ein Bild des Mythos entworfen, der die Katze schon immer umgeben hat.
Autorenporträt
Laurence Bobis arbeitet nach ihrem Hochschulstudium als Konservatorin an der Bibliothèque National. Sie veröffentlichte bereits mehrere Arbeiten zur Kulturgeschichte des Tierreichs.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2001

Platzhirsch im weiblichen Bestiarium
Ja, das macht die Hunde froh: Laurence Bobis sublimiert die Katze zu einer kulturgeschichtlichen Halluzination

Raubtier, Hexe, Spitzentänzerin - die Katze ist alles zugleich. So jedenfalls sieht und liest man es in Laurence Bobis' Buch "Die Katze". Wer nun beim Stichwort "Hexe" auf den siebten Sinn seiner Katze schwört und sich Leichtkost-Okkultismus von den Kapiteln erhofft, die von "magischen" und "diabolischen Katzen" handeln, der ist bei Bobis an der falschen Adresse. Die Verfasserin mehrerer Arbeiten zur Kulturgeschichte des Tierreichs hat gründlich bibliographiert und eine ebenso materialreiche wie quellenkritische Studie vorgelegt, die beweist, daß die Erforschung der Katze auf einem wissenschaftlich ernst zu nehmenden Niveau betrieben werden kann.

Den Methoden der New Cultural History folgend, zieht Bobis Quellen verschiedenster Provenienz heran und untersucht Knochen wie Skulpturen, Bußregister wie Heiligenviten, Grammatiken wie Gesetze, Kochrezepte wie Zauberbücher. Leserfreundlich aufbereitet wird das Quellenmaterial durch zahlreiche, zum Teil farbige Abbildungen - von der ägyptischen Katzenmumie und dem Katzenfriedhof über das Katzenporträt des mittelalterlichen Naturkundebuchs bis hin zur "Cat's Gallery of Art" des Jahres 1990.

Am Anfang steht jedoch die umstrittene Frage nach dem Ort und den Umständen der Katzen-Domestizierung. Klar ist: Die Hauskatze ist keine gebürtige Abendländerin. Umstritten ist jedoch, ob sie nun persischen, pakistanischen, kretischen oder ägyptischen Ursprungs ist. Bobis referiert all diese Theorien getreulich, vertritt selbst aber die Ansicht, daß die Katze im Niltal domestiziert wurde, zwischen 3000 und 1500 vor Christus. Nicht zuletzt die ägyptische Katzengöttin Bastet, zu der es in anderen Religionen keine Entsprechung gibt, scheint ein Indiz hierfür. Der hohe kultische Status dieser Göttin spiegelt den unschätzbaren Wert, den die Katze für den Schutz der ägyptischen Kornkammern hatte. Denn Frau Katze bekämpfte nicht nur Ratten und Mäuse; sie tötete auch Giftschlangen, die Herr Hund erst gar nicht anzugreifen wagte.

Griechen und Römer setzten Wiesel zur Bekämpfung der Nagetiere ein, und so gab es bei ihnen auch keine Katzengötter. Zwar ist die Vorliebe einiger spätrömischer Kaiser für exquisite Katzen belegt; ein vir vere Romanus freilich mußte die Katzenverehrung für dekadent halten. Obwohl bereits Herodot, Aristoteles und Plutarch das Tier wegen seiner angeblich überstarken Sexualität schmähen, bleibt die Katzenschelte in der Antike Randerscheinung. Erst im Mittelalter, als im Gefolge der Kreuzzüge eine Rattenplage über Europa kam und die Katze zu einem weitverbreiteten und unentbehrlichen Hausgenossen wurde, übertrugen sich die dämonischen Konnotationen des todbringenden Beutetiers auf den Räuber. Die negativ besetzte Katzen-Imago nimmt im Selbstverständnis des mittelalterlichen Menschen schließlich eine Schlüsselstellung ein und steht deshalb im Zentrum von Bobis' Studie.

Die Dämonisierung des Tieres folgt einem manichäistischen Schema, das erstmals Jacques Le Goff als latente Denkstruktur des Mittelalters aufgedeckt hat. Propagiert wurde es namentlich durch Jakob Sprenger und Heinrich Institoris, den Verfassern des "Hexenhammers". Beide gehörten dem Orden der Dominikaner an, dessen Emblem der treue Hund ist - da ergab sich das Feindbild Katze fast von selbst. Dieses ist nicht allein im Umkreis der Hexenverfolgung anzutreffen, vielmehr figuriert die Katze in zahlreichen Fabeln und moralischen Erzählungen des Mittelalters als Zerrspiegel menschlicher Laster: Faul sei sie, verfressen und obendrein lüstern - gleich drei Todsünden auf einmal. Kein Wunder daher, daß "Katze" zu den beliebtesten Schimpfworten gehörte. Ein gewisser Antoine Billion mußte um 1430 vier Groschen Bußgeld berappen, weil er jemanden als "cathissimus", als "Katze hoch drei", beschimpft hatte.

Erst mit dem Sonnenkönig ging der Stern der Katzen auf - allerdings nur, sofern sie das Glück hatten, an den Himmel von Versailles gehoben zu werden. Kardinal Richelieu vergönnte gleich einer ganzen Menagerie von Katzen dieses Glück, und er war so edelmütig, sogar einen schwarzen Kater namens Luzifer in den Gnadenstand zu elevieren. Ihro Majestät gab unterdessen einer weißen Angorakatze den Vorzug. Erstaunlich problemlos gelang es den Revolutionären von 1789, die auf roten Damast gebetteten Luxuskatzen des Hofes in Ikonen der Freiheit umzucodieren. So bekannte Chateaubriand, der Verfasser des "Essai sur les révolutions", er liebe an der Katze "den unabhängigen und fast undankbaren Charakter". Auch die poètes maudits des darauffolgenden Säkulums schätzten das Tier wegen seines Nonkonformismus.

Bei Baudelaire, dem wohl bedeutendsten Katzen-Barden aller Zeiten, ist die Katze das Sinnbild jedweden Exzesses - und entsprechend exzessiv waren die Zärtlichkeitsbeweise, mit denen der Dichter seine Schmusekatzen, tierische wie menschliche, zu überschütten pflegte. Schon in den vorigen Jahrhunderten nahm ja die Katze, wie Bobis schreibt, "den ersten Platz im weiblichen Bestiarium ein". Doch erst für Baudelaire wird der Albtraum Katzenfrau zum Wunschtraum; erst Baudelaire begibt sich freiwillig in die Fänge der Sphinx. Vielleicht deswegen, weil er weiß, daß Katze wie Frau Projektionsfläche eigener Ambivalenzen sind.

Diese Einsicht, daß "die" Katze an sich nichts als ein "Stützpfeiler menschlicher Imagination" ist, schickt Bobis ihrem Buch gleichsam als epistemischen Vorbehalt voraus. Die Kulturgeschichte der Katze wird so als Mentalitätsgeschichte lesbar - was im Falle einer Extremlektüre bedeutet, daß sich "die" Katze unter den Maskierungen historischer Katzenbilder in Luft auflöst. Doch trotz des unverkennbar projektiven Charakters der Katze "für uns": Einige Wesenheiten, nicht zuletzt biologischer Art, bleiben, die so etwas wie die Katze "an sich" ausmachen: Pacinische Körperchen! . . . Vibrissen! . . . Milchtritt! . . . (Der Kenner versteht's.)

SANDRA KLUWE

Laurence Bobis: "Die Katze". Geschichten und Legenden. Aus dem Französischen von Ralf Pannowitsch und Thomas Höpel. Verlag Gustav Kiepenheuer, Leipzig 2001. 287 S., 80 Farb- und S/W-Abb., geb., 39,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sandra Kluwe hat dieses Buch offenbar mit großem Gewinn gelesen und scheint ein wenig überrascht, dass es der Autorin gelungen ist, eine Studie zum Thema "Katze" vorzulegen, die wissenschaftlichen Ansprüchen durchaus gerecht wird: Materialreichtum, "gründliche" Bibliografie, Quellenkritik - die Rezensentin hat in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden. Auch die Bandbreite der hinzugezogenen Quellen (von Knochen über Grammatiken, Heiligenviten bis hin zu Kochrezepten) findet Kluwe beeindruckend. Zwar habe die Autorin ihrerseits die heftig umstrittene Frage nicht klären können, wo und wann Katzen erstmals domestiziert worden sind. Doch insgesamt scheint der Rezensentin die Darstellung, in der besonders das sich über die Jahrhunderte wandelnde Katzen-Image unter die Lupe genommen wird, ausnehmend gut zu gefallen. Und angesichts des "unverkennbar projektiven Charakters" der Katze für uns Menschen liest sich diese Studie, so Zekri, gar als Mentalitätsgeschichte.

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