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Theodor Fontane, 1819 - 1898, der große Erzähler, Lyriker und Romancier, hat mit der Ballade vom liebenswert-listigen Baron ribbeck eines der bekanntesten und schönsten Gedichte für Kinder geschrieben.

Produktbeschreibung
Theodor Fontane, 1819 - 1898, der große Erzähler, Lyriker und Romancier, hat mit der Ballade vom liebenswert-listigen Baron ribbeck eines der bekanntesten und schönsten Gedichte für Kinder geschrieben.
Autorenporträt
Theodor Fontane, 1819 - 1898, der große Erzähler, Lyriker und Romancier, hat mit der Ballade vom liebenswert-listigen Baron ribbeck eines der bekanntesten und schönsten Gedichte für Kinder geschrieben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2002

Birnen und Vergänglichkeit
Märkischer Herbst: "Herr von Ribbeck" mit neuen Bildern

Den Herrn und die Birnen gab es wirklich. Hans-Georg von Ribbeck hatte, nach allem, was man weiß, bei den Bauern der Gegend einen guten Ruf. Und als er 1759 starb, ließ er sich wirklich eine Birne mit ins Grab geben. Die Adelsfamilie in dem bei Berlin gelegenen Flecken trägt, wenn man so will, das ganze Brandenburg in sich: Erstmals erwähnt wird sie im dreizehnten Jahrhundert, mit dem Birnen- und Kinderfreund wird sie im Gedicht unsterblich, und naturgemäß hat sie auch nach dem 20. Juli für ihren Dienst am Land büßen müssen. Und schon vor Theodor Fontane gab es ein Gedicht, das den Sagenstoff behandelte; verfaßt von Frau von Wiedebach, einer entfernten Verwandten der Ribbecks.

Durchgesetzt hat sich freilich Fontanes Ballade mit ihrer eigentümlich schwebenden, luftigen und leichten Auffassung der Vergänglichkeit. 1819 wurde Fontane geboren; der tiefere Blick für die Geschichte, den er hatte, ist fast ein Generationsmerkmal - Marx und Jacob Burckhardt gehörten zum Jahrgang 1818. Man begann, das Volk als Akteur wahrzunehmen, Kulturgeschichte zu schreiben, der Freude am altertümlichen Kostüm literarischen Ausdruck zu geben. Von Anfang an war die Geschichte Fontanes Sache, zunächst noch nicht im Roman, sondern in Balladen. Die Form hatte er an den älteren Mustern studiert, auch in den schottischen Sammlungen. Und das war keine Produktion für den stillen, vereinzelten Leser: Es gab noch Rezitatoren, die öffentlich auftraten, und Fontanes Gedicht "Die Brücke am Tay" wurde bei Konzerten vorgetragen.

Von der Geschichte erzählt "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" - von der Vergänglichkeit nämlich. Es ist das Gedicht eines Sechzigjährigen, und so verwundert es nicht, daß darin der Herbst eine große Rolle spielt. Es geht um die höchste Reife, um die Frucht, die "goldene Herbsteszeit", die ja für Fontane, den Mann des spätetesten Gelingens und des Alterserfolgs, geradezu ein Orakel wurde. Alles schließt sich zusammen, denn Herr von Ribbeck stirbt im Herbst. "So ging es viele Jahre, bis lobesam / Der von Ribeck auf Ribbeck zu sterben kam." Man spürt eine Sprache, die schon für Fontane zur Vorgeschichte gehörte; aus der Lutherzeit reicht sie herüber. "Ich scheide nun ab", sagt der von Ribbeck, und zu seiner Beerdigung singen die Bauern "Jesus, meine Zuversicht". Dann bricht die neue Epoche an, die des knauserigen Sohnes. Und wieder ist die ganze Fontane-Welt darin: Das Mißtrauen des Vaters gegen den Nachfolger, die unausgesprochenen Mißhelligkeiten in der Familie und zwischen den Generationen.

Dann wird die Geschichte in die Unbestimmtheit erhoben - "Und die Jahre gehen wohl auf und ab" -, das Wachstum des neuen Birnbaums ist ihr einziges Maß. Die Schlußverse tönen ein Unheimliches an, auf das sich Fontane verstand, eine Mischung von Staunen, Verzaubertsein, Unruhe, der man in der Figur des toten Chinesen in "Effi Briest" begegnet war. Im Gedicht wird sie gerade nur gestreift: "Und kommt ein Jung übern Kirchhof her, / So flüstert's im Baume: ,Wiste 'ne Beer' / Und kommt ein Mädel, so flüstert's ,Lütt Dirn, / Kumm man röwer, ick gew di 'ne Birn.'"

Die Aquarell-Illustrationen von Bernd Streiter stellen sich ganz auf die Landschaft ein und nehmen, indem sie über zwei Seiten gehen, die Weite des Horizontes auf. Für die Kinder bleiben schöne, immer sinnvolle, sinnbildliche Einzelheiten und Bezüge zu endecken: die Sanduhr beim alten Ribbeck, Bücher und Schatztruhe beim jüngeren. Und die Vergänglichkeit hat auch der Illustrator zu seiner Sache gemacht, wenn er zwischen den Perspektiven wechselt und die Kinder einmal als wirkliche und gegenwärtige darstellt und einmal als erinnerte, die längst zu Figuren eines Papiertheaters geworden sind.

LORENZ JÄGER

Theodor Fontane/Bernd Streiter: "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland". Aufbau Verlag, Berlin 2002. 24 S., geb., 12,50 [Euro]. Ab 5 J.

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