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"Wenn Liebe die Antwort ist, habe ich die Frage vielleicht falsch verstanden." Lässt sich das eigene Leben ändern, ohne die Welt zu verändern? Das Da-Da-Da-Sein erzählt vom späten Erwachsenwerden in Zeiten des Jugendwahns, von Schizophrenie im Spätkapitalismus, von flexiblen Menschen und angststarren Herzen. Das Porträt einer Generation, der es schwerfällt, ihren Platz im Leben zu finden. "Ein schönes, melancholisches Debüt - süffig statt süffisant, unprätentiös statt unernst, zeitgemäß statt hip. Prosa für Thirtysomethings, deren emotionaler IQ über thirtysomething liegt. Frank Schulz "Ein Jungsbuch für Jungs über dreißig." KulturSPIEGEL…mehr

Produktbeschreibung
"Wenn Liebe die Antwort ist, habe ich die Frage vielleicht falsch verstanden."
Lässt sich das eigene Leben ändern, ohne die Welt zu verändern? Das Da-Da-Da-Sein erzählt vom späten Erwachsenwerden in Zeiten des Jugendwahns, von Schizophrenie im Spätkapitalismus, von flexiblen Menschen und angststarren Herzen. Das Porträt einer Generation, der es schwerfällt, ihren Platz im Leben zu finden.
"Ein schönes, melancholisches Debüt - süffig statt süffisant, unprätentiös statt unernst, zeitgemäß statt hip. Prosa für Thirtysomethings, deren emotionaler IQ über thirtysomething liegt. Frank Schulz
"Ein Jungsbuch für Jungs über dreißig." KulturSPIEGEL
Autorenporträt
Maik Brüggemeyer, geb. 1976, hat Politik-, Kommunikations- und Angewandte Kulturwissenschaften in Münster studiert. Seit 2001 ist er Redakteur für die deutsche Ausgabe des Rolling Stone.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2012

Einer ist immer der Loser

Kurz vor Erscheinen wurde Maik Brüggemeyers Debüt "Das Da-Da-Da-Sein" zurückgezogen. Der Anwalt einer Frau, die sich im Roman wiedererkannte, hatte mit Klage gedroht. Aber die zweite, überarbeitete Version hat an Melancholie nichts eingebüßt.

Es ist bisweilen eine fatale Sache mit den Männern. Vor allem für die Männer selbst. Und sollten die Männer hiervon auch nur den Hauch einer Ahnung verspüren, dann wird das Ganze gleich noch viel fataler. Das ist, unwesentlich vereinfacht, das Schicksal von Thomas Dudek, der ehemals Thomas Ohlsdorf hieß, in beiden Fällen aber der Protagonist von Maik Brüggemeyers Debütroman "Das Da-Da-Da-Sein" ist. Das mag für einen Moment kompliziert klingen, ist es aber gar nicht.

Vielmehr hat man es hier mit einer frappierenden Kohärenz von Fiktion und Wirklichkeit zu tun, mit dem praktischen Beweis der ästhetischen Strahlkraft eines Buches und seines zentralen Charakters. Thomas, nennen wir ihn der Einfachheit halber nur beim Vornamen, ist einer jener Männer, denen testosterongeschwängertes Platzhirschgetue, sei es privat, sei es beruflich, fremd ist, die ihre Tage im Dauerlooping des Zauderns und Zweifelns verbringen, abends mit ordentlich Bier die Wunden reinigen. Er gehört zu jenen Männern, bei denen man sich gleichermaßen fragen muss, warum ihnen die Frauen nicht scharenweise zu Füßen liegen und wie um alles in der Welt es je eine mit ihnen und ihrem Kummer aushalten soll. Naturgemäß wird ihnen in der Regel gerade von den Frauen übel mitgespielt - zumindest, wenn man diese melancholischen Helden selbst ihre Geschichte erzählen lässt. Das muss freilich auch so sein, sonst würde schließlich ihr ganzes Selbst- und Weltbild zusammenstürzen, was die Zweifel zweifelsohne nur anwachsen lassen würde.

Es entbehrt daher nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Brüggemeyers Werk zum Opfer jener unheilvollen Umstände wurde, die in dem Roman beschrieben werden. Brüggemeyer, Jahrgang 1976 und Redakteur der deutschen Ausgabe des "Rolling Stone", musste die erste Version der Erzählung über seinen traurig dahinschlingernden Mittdreißiger kurz vor dem Erscheinen zurückziehen, weil eine Frau sich zu unmittelbar und zugleich zu schlecht dargestellt fühlte. Während sich um Maxim Billers Roman "Esra", an dem sich vor ein paar Jahren die Frage nach der Legitimität von Authentizität in literarischen Schilderungen exemplarisch entzündete, ein langwieriger juristischer Prozess entspann (siehe nebenstehende Rezension), reichte im Fall Brüggemeyer nur die Drohung einer einstweiligen Verfügung, damit der Verlag den Autor zur Umarbeitung umfangreicher Passagen anhielt. Zwei Monate später erschien der Roman in einer zweiten Version, nicht ohne den Verweis im Impressum, dass es sich um Fiktion handele und alle Ähnlichkeiten mit der Realität rein zufällig und unbeabsichtigt seien.

Hier zeigt sich mithin ein ähnlich verzagtes Gebaren, wie es Brüggemeyers Protagonist an den Tag legt, als ihn seine Freundin just in dem Moment verlässt, als er ihr einen Heiratsantrag machen will. In der ursprünglichen Version ist es nicht die Freundin, sondern die Ehefrau, die sich nicht etwa nur mit einem anderen davonmacht, sondern diesen gleich auch noch in die bis dato gemeinsame Wohnung aufnimmt, ohne dass der Verlassene, der bis auf weiteres sein Dasein auf den Sofas und Matratzen von Freunden und hin und wieder in den Betten von Diskobekanntschaften fristet, dem mehr entgegenzusetzen hätte als eine schier unfassbare Menge an Film-, Literatur- und Philosophiezitaten, die als eine Art Selbst- und Weltversicherungsgerüst fungieren, wo andere Gerüste fehlen. Unglücklicherweise hat er nämlich gerade auch noch seinen Job in einer Münchener Redaktion gekündigt, so dass er nun bar aller üblichen sozialen Hilfskonstruktionen seinen Blues über das Leben singt und seinen wachsenden Bierbauch betrachtet.

Es kann als verheerendes Signal für die Kunstfreiheit gelten, dass der Verlag die erste Version von Brüggemeyers Buch derart widerstands- und kommentarlos zurückgezogen hat. Andererseits ist es durchaus aufschlussreich zu sehen, dass trotz der Umarbeitung ganzer Kapitel und des Austausches einiger Figuren Thomas' Leiden an sich und am Dasein vollkommen unverändert geblieben ist. Womöglich, ließe sich spekulieren, wäre seine Seelenlage auch nicht entscheidend ungetrübter, wenn die äußeren Koordinaten stimmen würden. Dieser nicht enden wollende Blues, als Gegenstimme zum smarten, gut abgemischten Sound vielleicht nicht einer Generation, aber doch eines Milieus, macht den Witz und den Charme dieses Romans aus, der keine schwerwiegende literarische Konstruktion sein will, sondern leicht über das plaudert, was schwer wiegt.

WIEBKE POROMBKA

Maik Brüggemeyer: "Das Da-Da-Da-Sein". Roman.

Aufbau Verlag, Berlin 2011. 235 S., br., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieser Roman hat es erst im zweiten Anlauf an die Öffentlichkeit geschafft, wie Rezensentin Wiebke Porombka informiert. Da sich eine Frau zu direkt und zu schlecht dargestellt fühlte, ließ der Verlag Maik Brüggemeyer den Roman umschreiben. Porombka bedauert dies sehr, denn ihrer Darstellung zufolge hat in diesem Fall allein die Androhung einer einstweiligen Verfügung ausgereicht, um den Roman zu verhindern. Die Rezensentin hält dies für eine ungute Folge des Esra-Urteils. Dennoch muss sie feststellen, dass sich der Grundtenor dieser Geschichte um einen traurigen Hänger, der sein Leben nicht in den Griff bekommt und von seiner Freundin verlassen wird, trotz modifizierter Konstellationen, nicht geändert hat. Für den großen Wurf scheint sie das Buch dabei nicht zu halten, aber sie mochte es gern, zur Abwechslung mal Blues zu hören, nicht immer nur den gut abgemischten Sound des einschlägigen Mittdreißiger-Milieus.

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