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Der 17-jährige "Gotteskrieger" Khaled al-Khidr lebt auf der paradiesischen Insel Lyly, die einer Gruppe fanatischer Moslems als Basislager dient. Giles Foden verwebt in seinem Roman den Aufstieg des Jungen in der al-Qaida-Hierarchie mit dem Schicksal des CIA-Agenten Jack Queller, der bin Laden persönlich ausgebildet und protegiert hat. Eine literarische Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Terror, die vor dem 11. September 2001 entstand und die Hintergründe der Bombenattentate auf die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi von 1998 erhellt.

Produktbeschreibung
Der 17-jährige "Gotteskrieger" Khaled al-Khidr lebt auf der paradiesischen Insel Lyly, die einer Gruppe fanatischer Moslems als Basislager dient. Giles Foden verwebt in seinem Roman den Aufstieg des Jungen in der al-Qaida-Hierarchie mit dem Schicksal des CIA-Agenten Jack Queller, der bin Laden persönlich ausgebildet und protegiert hat. Eine literarische Auseinandersetzung mit dem fundamentalistischen Terror, die vor dem 11. September 2001 entstand und die Hintergründe der Bombenattentate auf die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi von 1998 erhellt.
Autorenporträt
Giles Foden, geb. 1967 in Warwickshire, England, lebte seit seinem fünften Lebensjahr mit seiner Familie in Afrika. Der Vater arbeitete im Auftrag der Vereinten Nationen an Projekten in mehreren afrikanischen Staaten. Seitdem fühlt er sich eng mit dem afrikanischen Kontinent verbunden und machte ihn zum Handlungsort all seiner Romane. 1993 zog Foden zurück nach England, arbeitete drei Jahre lang für das "Times Literary Supplement" und ist jetzt Redakteur beim "Guardian". Er lebt in London. Er erhielt 1998 den "Whitbread First Novel Award", den renommiertesten Literaturpreis für einen Erstlingsroman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2004

Bin Ladins Soufflé
Im Schildkrötengang: Giles Fodens spekulativer Terror-Roman

Eine Schlüsselszene des Romans ist als Parallelmontage angelegt. In Washington hält Jack Queller, Berater der amerikanischen Außenministerin, die er kumpelhaft Maddy nennt, einen Vortrag vor der Abschlußklasse des "Bureau of Diplomatic Security". Deren Absolventen sind zuständig für den Schutz amerikanischen Botschaftspersonals im Ausland. Zur gleichen Zeit sammelt in Afghanistan ein Mann, den sie den Scheich nennen, den Fürst, den Emir oder auch den Direktor, seine Getreuen um sich. Queller spricht als dritter Experte vor den Studenten, und die Eröffnung seiner Rede ist ein Paukenschlag: "Wenn im Osten Feuer ausbricht", sagt er, "sollten wir uns die Hand verbrennen, solange die Kohlen nur glühen." In den Bergen Afghanistans spricht nur einer. Es ist der Scheich. Mit glühenden Worten umreißt er ein Unternehmen, das "unserer Sache wie allen Taten der Gläubigen Ruhm verschaffen wird".

In immer kürzeren Abständen wechseln die Szenen zwischen Ost und West, und schließlich scheint es, als gäben die Sprecher hier wie dort einander die Stichworte. Man kann sich vorstellen, wie sich die Sequenz im Film machen wird. Auch Giles Foden scheint diesen Film bereits gesehen zu haben, als er den Roman schrieb, der gleichsam auf jeder Seite nach Kamera und Leinwand schreit, sich nie zufriedengibt mit dem, was Literatur doch von den stets unmittelbarer wirkenden Bildmedien unterscheidet: die Magie der Phantasie.

"Sansibar" einen Schlüsselroman zu nennen hieße, dieses Konstrukt aus trivialfilmischen Spannungselementen - elliptisches Erzählen, abrupte Ortswechsel und vor allem die ausgiebige Verwendung des Cliffhangers - mit Bedeutung aufzuladen, die es selbst vor sich herträgt wie ein Banner. Immerhin ist der Grundgedanke des Buchs aufregend: die Hintergründe der Anschläge vom August 1998 auf die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Daressalam, der Hauptstadt Tansanias, zu erhellen durch Spekulation. Denn die Spekulation ist eine nahe Verwandte des Fiktionalen.

Der Scheich - natürlich, der Leser ahnt es schon bei der ersten Begegnung - ist kein anderer als Usama Bin Ladin selbst, nicht nur aus amerikanischer Perspektive die Inkarnation des Bösen. "Das Gesicht war lang und dünn. Sein markantestes Merkmal waren zwei scharf geschwungene Augenbrauen, die an den Seiten weit hinabreichten. Der Scheich hatte volle Lippen und einen langen, schwarz wuchernden Bart, der sich unter dem Kinn grau gabelte. Sonst fiel auf, daß seinen Augen hellbraun waren - mit einer Ausdrucksfülle, zu der versonnenes Starren, lodernder Zorn und eine gewisse Verträumtheit gehörten. Und es stimmte auch, daß der Scheich viel lächelte."

Erstes Anliegen des Romans ist es, seine eigene Wirklichkeit zu schaffen. Besonders heikel und reizvoll zugleich ist da das Wirbeln mit Versatzstücken verbürgter Historie, die der Autor wie ein Falschspieler im Western-Saloon ganz selbstverständlich in sein Blatt auf der Hand rutschen läßt. Im besten Fall werden die Fakten auch die Phantasie beglaubigen.

Giles Foden, Jahrgang 1967, kam in England zur Welt und wuchs in verschiedenen afrikanischen Ländern auf. Heute arbeitet er als Zeitungsredakteur in London. Sein literarisches Debüt war ein Roman über den Terror des Regimes Idi Amins im Uganda der siebziger Jahre, erzählt von dessen Leibarzt - einer erfundenen Figur. Dennoch hatte diese Konstruktion eine eigene, innere Logik; sie ließ Erdachtes und Wirklichkeit eins werden und riß den Leser mit im Strudel der bizarren Schilderungen.

Foden versteht es ohne Zweifel zu erzählen. Auch "Sansibar" beginnt fulminant. Mit wenigen Sätzen ist die Insel im Indischen Ozean vor der Küste Tansanias beschrieben, seit je mystisches Sehnsuchtsziel von Tourismus und Literatur zugleich, und der Leser hat sie leibhaftig vor allen Sinnesorganen: die Hitze, die Sonne, die Gerüche. Doch die Geschichte kommt nicht vom Fleck, sie tritt auf der Stelle, mit hoher Drehzahl im Leerlauf. Auf Sansibar läßt der Autor den jungen Meeresbiologen Nick und die amerikanische Sicherheitsbeamtin Miranda zufällig Bin Ladins Terroristen in die Quere kommen. Bis aber die Doppelschläge gegen die Botschaftsgebäude erfolgen, auf die von der ersten Seite an alles hinläuft, vergehen viele Kapitel, in denen es beständig knallt und zischt, ohne daß wirklich etwas passierte. Lange pendelt der Autor rastlos zwischen Schauplätzen und Figuren, ohne sich auf einen Standpunkt festzulegen. Man mag das zunächst für einen literarischen Kniff halten, um Erzählhöhe über dem Dokumentarischen zu gewinnen. Doch mit der Zeit entlarvt sich Fodens Hinhalteparlando als Selbstzweck, dem die Dramaturgie des Romans bald nicht mehr gewachsen ist.

Am Ende müssen die losen Enden der Erzählstränge zwischen Orten und Zeiten kurzerhand abgefackelt werden, und es öffnet sich eine Art schwarzes Loch. Darin zerfällt der Roman wie ein Soufflé, das man zu früh aus dem Ofen geholt hat. Dann sitzt Nick am Strand, wo alles begann. Die Schildkröten aber, die dort ihre Eier in den heißen Sand legen, aus denen, wenn nichts dazwischenkommt, neue Schildkröten schlüpfen, sind ewig. Das ist die Quintessenz dieses Romans. Sie war schon auf der ersten Seite zu lesen.

ANDREAS OBST

Giles Foden: "Sansibar". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Aufbau-Verlag, Berlin 2003. 432 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einen "packenden Roman" hat Giles Foden aus "Fakten und Fiktion" und einer Spur "Kolportage" geschmiedet, gesteht Rezensent Uwe Stolzmann. In dem Buch, das das al-Qaida-Attentat im tansanischen Dar es Salaam schildert, verknüpft der Autor die "biografischen Fäden" zahlreicher Protagonisten wie beispielsweise Osama bin Ladin zu einem "beeindruckenden Gobelin". Am Ende der Geschichte überleben die Guten, die Bösen sterben und die, die bereuen, dürfen auf "Erlösung hoffen". Damit zeichne sich Giles Foden klar als "Moralist" aus und fordert sein Publikum deutlich auf, gegen die erneute Kolonisierung des "dunklen Kontinents" vorzugehen. Auch wenn der Rezensent Giles Foden das "nötige Handwerkszeug" für einen Roman über den al-Qaida-Terror grundsätzlich zuspricht, so stören ihn dennoch die deutlichen "stilistischen und inhaltlichen" Schwächen.

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