Marktplatzangebote
42 Angebote ab € 0,25 €
  • Gebundenes Buch

Es ist das erste Mal, dass Ayse auf eine Party gehen darf, und hier trifft sie Christian, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Die nächsten Tage kann Ayse nichts anderes tun, als von Christian zu träumen. Doch dann erfährt sie, dass er zu den Rechten gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder Zafir sich prügelt. Als die beiden sich das nächste Mal wiedersehen geschehen Dinge, die beide nicht wollen... Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, erzählt in der klaren, unverwechselbaren Sprache einer jungen Autorin, die schon heute als wichtige Stimme der Gegenwartsliteratur gilt. Auch als Hörbuch erhältlich …mehr

Produktbeschreibung
Es ist das erste Mal, dass Ayse auf eine Party gehen darf, und hier trifft sie Christian, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Die nächsten Tage kann Ayse nichts anderes tun, als von Christian zu träumen. Doch dann erfährt sie, dass er zu den Rechten gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder Zafir sich prügelt. Als die beiden sich das nächste Mal wiedersehen geschehen Dinge, die beide nicht wollen...
Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, erzählt in der klaren, unverwechselbaren Sprache einer jungen Autorin, die schon heute als wichtige Stimme der Gegenwartsliteratur gilt.
Auch als Hörbuch erhältlich
Autorenporträt
Zoe Jenny, Autorin des erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Debüts Das Blütenstaubzimmer (1997), wurde 1974 geboren und lebt heute in Basel. Der Ruf des Muschelhorns ist ihr zweiter Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kein Fünkchen Gnade kennt der Rezensent Burkhard Scherer mit diesem "Trivialromanchen" der für ihren Erstling "Das Blütenstaubzimmer" noch allseits gelobten Zoe Jenny. In keiner Zeile ohne Süffisanz wird die Handlung beschrieben, eine Möchtegern-Romeo-und-Julia-Geschichte im deutsch-türkischen Berliner Milieu, an der, glaubt man Scherer, hinten und vorne nichts stimmt. Es fängt damit an, dass frühmorgens senkrechte Kastanienschatten fallen, mit unendlich unwahrscheinlichen Begegnungszufällen weitergeht und mit der Wahl der Schultoilette als "Versteck" nicht aufhört. Neonazis kommen ins Spiel, das Ende begibt sich in einer lauschigen Waldhütte an der italienischen Grenze und alles bleibe lachhaft. Daran lässt der Rezensent keinen Zweifel. Ein freundliches Wort findet er nicht: das Verdikt "Bravo-Fotoromanze" ist jedenfalls kaum als Kompliment gedacht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2002

Krasse Versperrung eines Morgenhimmels
Romeo und Julia oder doch nur ein Fall von Sozialromantik: Zoë Jenny besichtigt einen Erdrutsch in den Alpen
Die sechzehnjährige Ayse, Tochter eines türkischen Immobilienmaklers in Berlin, begegnet auf einer Party Christian. Der junge Mann gehört zum Umkreis der gewaltbereiten rechten Szene. Und wie sich herausstellt, lebt Ayses erfolgreiche Familie genau in dem Haus, das Christians Familie an die Alteigentümer hat zurückgeben müssen, ja Ayse wohnt in Christians altem Zimmer. Trotzdem, oder gerade deswegen: als er ihr ein Gedicht, das sie in der Schule verloren hat, nach Hause bringt und aufgewühlt den Ort seiner Kindheit wiedererkennt, schlägt der Blitz ein zwischen ihnen. Sie treffen sich heimlich im Atelier von Ayses Deutschlehrer Matteo, dem sie bei Klassenarbeiten anstelle von Besinnungsaufsätzen immer eines von ihren selbstverfassten Gedichte einreicht, woraufhin er ihr stets die beste Note gibt.
Mit Argusaugen jedoch wacht über sie, nach alter anatolischer Sitte, ihr Bruder Zafir, der einer türkischen Straßengang angehört. Es kommt, wie es kommen muss: Zafir und Christian stehen sich auf den Straßen Berlins in einem nächtlichen Showdown gegenüber, der tückische Bandenführer Sigi hat Christian eine Pistole in die Hand gedrückt, angeblich leer, aber natürlich doch geladen, ein Schuss löst sich... Christian flieht mit Ayse, ohne ihr den Grund zu sagen, überstürzt in die Schweizer Alpen, ein Waldhüter birgt sie in seiner Hütte unter, es gibt eine kurze Idylle, dann jedoch wird das Paar von einem Erdrutsch begraben.
Das klingt nicht gut? Das ist es auch nicht. Es klingt, wie wenn jemandem, der sich durch den Erfolg eines ersten Buchs auf die Bahn des Schriftstellers geschleudert findet, partout nichts mehr einfallen will, um sie fortzusetzen; und als ob die Autorin, nach langem Grübeln, das Heil in der Kreuzung zweier machtvoller Stoffe gesucht hätte, eines romantischen und eines sozialen, die es, ohne Rücksicht auf die absurden Unwahrscheinlichkeiten ihres Zusammentreffens, irgendwie miteinander von selbst richten sollen.
Was herauskommt, ist schlimmer als ein „Tatort” – schlimmer deswegen, weil man einem Buch nicht die Routine der Serie zugutehalten kann und weil es bei ihm auch noch auf die Sprache ankommt. Die Sprache von Zoë Jenny jedoch ist die zweite Katastrophe, die das Buch bereithält. Poetisch geht so: „Langsam blättert die Nacht von den Bäumen”, gemeint ist vermutlich, dass die Blätter an den Bäumen in der Dämmerung langsam sichtbar werden. „Seine Füße traten in rasendem Tempo auf den Boden, als jagten sie sich und wollten sich gegenseitig fangen” – ein gottverlassener Versuch, Intensität zu erzwingen, wo keine Anschauung ist. Jugendsprache geht so: „Du versperrst krass die Sicht in den Morgenhimmel.” Morgenhimmel. Krass. Und so spielen sich türkische Familiendialoge ab: „Haltung! Ein Mädchen fläzt sich nicht wie ein Lümmel im Sessel!” Was Lümmül wohl auf Türkisch heißt? „Du wirst die Erlaubnis nicht bekommen auszufliegen, also finde dich damit ab.” Die Frage, ob man sich das im Original türkisch oder deutsch gesprochen denken muss, erübrigt sich angesichts von soclhen Sätzen. Denn so redet, diesseits wie jenseits des Bosporus, kein Mensch.
Hier liegt das eigentlich Verfehlte des Buchs: Jenny ist nicht in der Lage, ihre Figuren zu charakterisieren, weder durch deren Sprache noch sonstwie. Da hilft es auch nichts, dass sie zum Perspektivenwechsel greift und ihre Heldin bald kursiv in der ersten Person erzählen lässt, bald in normalem Schriftbild über sie berichtet. Das Ganze ist so blass und so verkrampft, dass es nicht einmal zu einem rechtschaffenen Stück Kitsch langt. Höchstens zu einer nachdenklichen Moral, die Zoë Jenny dem Leser zum Schluss mit auf den Weg gibt:
„Aber was bedeutet die Dauer eines langen Lebens, an dem sich ein Ereignis wie das Glied einer Kette ans andere reiht, in den immer gleichen Abständen? Ereignisse mit absehbaren Erschütterungen. Und was, wenn die Erschütterungen ausbleiben und nur noch die Erinnerungen bleiben an das Wesen, das man einst gewesen war, als man noch jung genug war, um verzweifelt lieben zu können?”
Auch die Dauer eines Schriftstellerlebens bedeutet nichts, wenn es nicht einmal lehrt, dass „bleiben” direkt nach „ausbleiben” und „gewesen” direkt nach „Wesen”, und beides im selben Satz, und dazu dem letzten des Buchs, keinesfalls als Stil durchgehen kann. Die langen, überschwenglichen, dem booklet einer CD nachempfundenen Danksagungen im Abspann deuten an, wie unsicher die Autorin sich in ihrer Berufung fühlt. „Dem unbekannten Kellner im ,Manzini’, aber einzig wahren Freund, den ich in Berlin gefunden habe, für die unzähligen offerierten Bellinis während der Schreibblockaden.” Ja, so hat man sich wohl das Zustandekommen dieses Buchs vorzustellen. Aber es gibt einen Trost: Zoë Jenny ist noch jung, und sie muss, da es ihr doch nicht zum Segen gereicht, nicht ihr ganzes Leben lang Schriftstellerin bleiben.
BURKHARD
MÜLLER
ZOË JENNY: „Ein schnelles Leben”. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. 165 Seiten, 17,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
Romeo und Julia auf Abwegen
Es kommt, wie es kommen musste: Ayse, eine 16-jährige Berliner Türkin, und Christian, 17 Jahre alt, lernen sich auf einer Party kennen und verlieben sich. Doch zu ihrem großen Unglück ist Christian mit dem Anführer einer Straßengang aus der rechten Szene befreundet. Diese rechte Gruppe bekämpft eine Türken-Gang, die Zefir, Ayses Bruder, anführt. Die Protagonisten sind jung, die Liebe leidenschaftlich, es scheint keinen Ausweg zu geben... Ein schnelles Leben nennt die junge Schweizer Autorin Zoë Jenny ihre moderne Version des Romeo und Julia-Stoffes.
Liebe, Eifersucht und eine Pistole
Wie und wann können die Liebenden sich treffen? Der Zufall will, dass Matteo, Ayses Deutschlehrer, ein Atelier besitzt; eines Tages bekommt Ayse von Matteo den Schlüssel dazu. Christian ist nicht wenig überrascht, als er von dem Versteck erfährt und so dauert es nicht lange, bis die beiden dort ein Paar werden. Plötzlich geht alles ganz schnell: Eines Nachts geraten die beiden Gangs wieder aneinander; der Anführer der rechten Gruppe wirft Christian seine Pistole zu, Christian schießt... Zefir überlebt, doch für die Liebenden gibt es kein Happy End. In ihrer paradiesischen Zuflucht in den Schweizer Bergen kommen sie bei einem Erdrutsch ums Leben.
Unglaubwürdig und überzeichnet
Zoë Jennys Interesse gilt vor allem den Innenleben der Personen, allen voran der jungen Ayse. Diese Perspektive ist zweifellos die Stärke und zugleich die Schwäche des Romans, denn die die Figur der Ayse bleibt bis zum Schluss blass. Warum? Ayshe ist umgeben von klischeehaft überzeichneten Figuren, wie z.B. ihrer Freundin Sezen, die von ihr heimlich Aktbilder macht und mit einem guten Bekannten viel Spaß beim Sex hat. Dazu kommt Ayses Bruder, dessen Eifersucht eindeutig inzestuöse Züge trägt. Am unglaubwürdigsten ist ihr Lehrer Matteo. Ayse, die leidenschaftlich gerne schreibt, gibt Matteo alle ihre Gedichte und Geschichten. Als eine Art Belohnung dafür bekommt sie den Schlüssel zu seinem Atelier.
Ein Fall von Sozialromantik?
Das deutsch-türkische Milieu in Berlin, die Kluft zwischen den reichen türkischen Aufsteigern, zu denen Ayses Familie gehört, und den Verlierern wie Christians Eltern, die Konflikte innerhalb der Türken - Zoë Jenny hat versucht, ihren Roman so vielschichtig wie nur möglich zu gestalten und ist daran gescheitert. Die Figuren sind nicht authentisch, die Story ist geade wegen der vielen, im Ansatz guten Ideen und Motive vollkommen überfrachtet. Kein Wunder also, dass Ein schnelles Leben von der Kritik bisher nicht gut aufgenommen wurde. (Birgit Kuhn)
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2003

Nicht ohne deinen Bruder
Warum nur Romeo: Zoë Jennys Roman wirft senkrechte Schatten

Auf so eine Idee muß man erst mal kommen: "Die hinterste Kabine der Mädchentoilette im zweiten Stock des Schulhauses war Ayses und Sezens Versteck." Da also verbergen sich die zwei Berliner Oberschülerinnen türkischer Abstammung, in jeder Pause, auf dem zweitöffentlichsten Platz einer jeden pädagogischen Anstalt. In besagter Kabine wird obendrein gepafft, daß sämtliche Rauchmelder in einem Kilometer Umkreis nervös werden müssen, und Sezen fotografiert aus dem Fenster das Geschehen auf dem Schulhof, nach den Schilderungen der Ausschnitte, die sie im Sucher ihrer Kamera sieht, mittels eines Objektivs mit gut einem Meter Brennweite, denn da werden auch 30 oder 50 Meter entfernte Adamsäpfel fokussiert.

Das merkt alles niemand. Wie kann das passieren? Liegt es am Ort, an Berlin eben, wo hier vieles möglich ist, was sonst nicht geht? Wo Kastanienbäume im Frühjahr am sehr frühen Morgen vor Schulbeginn schon senkrechte Schatten werfen und Begegnungen, so unwahrscheinlich wie sechs Richtige mit Zusatzzahl, sich en suite ereignen und eine neureiche geliftete Türkenmutter der Handelsklasse Pool-Luder ihrer Tochter gerade mal mit sechzehn den ersten Partybesuch erlaubt, bis 23 Uhr und nur in Begleitung ihres Bruders.

Ach nein, der Ort wird es nicht sein, der ist so egal wie das Personal, es handelt sich wohl nur darum, daß es ja irgendwie weitergehen muß in einer "Roman" genannten Bravo-Fotoromanze: Türkische Oberschülerin verguckt sich in neuen deutschen Mitschüler, der zwar nicht inhaltlich, aber biographisch mit der rechtsradikalen Gang an der Schule verbandelt ist, die sich allmitternächtlich mit der Clique des älteren Bruders der Verliebten prügelt.

Tagsüber sieht Zafir es als seine Aufgabe an, die Schwester vor den Gefahren der Großstadt zu beschützen, namentlich in Gestalt fortpflanzungsfähiger Männer und nun natürlich besonders vor diesem Christian Hagen. Allein, das Überwachungsnetz ist so weitmaschig, daß Ayse an einem Sonntag unbemerkt und stundenlang zu ihrer (und seiner) Entjungferung entfleuchen kann. Die diskrete Lokalität dazu hat übrigens ihr Deutschlehrer zur Verfügung gestellt, sein "Loft", in dem er sonst an "seinem Roman" werkelt, vor dessen Erscheinen ein gütiges Schicksal uns alle bewahren möge. Wo das schon mal geschafft ist, fühlt Christian sich gedrängt, dem Bruder der Geliebten zu erklären, daß er eigentlich gar kein Nazi sei.

Dies geschieht aber in eher ungünstigem Diskursumfeld, im Rahmen der besagten ritualisierten nächtlichen Showdowns mit von Mal zu Mal eskalierender Bewaffnung. Das Aufklärungsprojekt schlägt deshalb gründlich fehl, Christian erschießt statt dessen (vermeintlich) Zafir und informiert Ayse umgehend und ohne Angabe von Gründen über Pläne zu sofortiger Flucht. Morgens um vier sitzen sie dann schon gemeinsam im Zug nach Basel, in der nächsten Nacht landen sie im letzten Dorf an der italienischen Grenze und treffen dort im Wirtshaus einen weintrinkenden Wildhüter mit Waldhütte, die dieser umgehend zur einschlägig zweisamen Nutzung zur Verfügung stellt. Und in dieser Idylle lebten sie heute noch, wäre die nicht bald von einer Geröllhalde bedeckt worden; "Es war das größte Unwetter seit Jahrzehnten gewesen."

Seit ihrem Romanerstling "Das Blütenstaubzimmer" stand Zoë Jenny unter schwerem Talentverdacht - und den zerstreut sie jetzt nach diesbezüglich milderen Vorarbeiten mit "Ein schnelles Leben" durch ein dummes Trivialromanchen. Daß das alles verkauft wird mit der Behauptung, es handele sich um eine Romeo-und-Julia-Geschichte, das allerdings macht die Geschichte juristisch heikel, wg. §168 Strafgesetzbuch. Für "beschimpfenden Unfug" mit Verstorbenen gibt's bis zu drei Jahre Haft.

BURKHARD SCHERER

Zoë Jenny: "Ein schnelles Leben". Roman. Aufbau Verlag, Berlin 2002. 165 S., geb., 17,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Zoe Jennys Sätze sind klar, kommen auf den Punkt. Sie beschreibt. Sie analysiert nicht. Sie kommt ohne Konjunktive, ohne Ironie, ohne jedes Begründen und Kommentieren aus." (Die ZEIT)