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Katja Orlowa hat nicht den besten aller Ehemänner. Obwohl sie eine attraktive Primaballerina ist, wird sie von ihrem Mann Gleb ständig betrogen. Als reicher Casinobesitzer und Sohn eines berühmten Schauspielers hat Gleb Zugang zu den höchsten, aber auch zwielichtigsten Kreisen der Moskauer Gesellschaft. Eines Abends wird er vor ihrem Haus von einem Unbekannten erschossen. Die Miliz präsentiert schnell eine Verdächtige: Glebs Geliebte. Bei ihr wird die Tatwaffe gefunden. Katja beginnt an der Schuld der jungen Frau zu zweifeln. Doch erst ein anonymer Anruf bringt sie auf die richtige Spur.

Produktbeschreibung
Katja Orlowa hat nicht den besten aller Ehemänner. Obwohl sie eine attraktive Primaballerina ist, wird sie von ihrem Mann Gleb ständig betrogen. Als reicher Casinobesitzer und Sohn eines berühmten Schauspielers hat Gleb Zugang zu den höchsten, aber auch zwielichtigsten Kreisen der Moskauer Gesellschaft. Eines Abends wird er vor ihrem Haus von einem Unbekannten erschossen. Die Miliz präsentiert schnell eine Verdächtige: Glebs Geliebte. Bei ihr wird die Tatwaffe gefunden. Katja beginnt an der Schuld der jungen Frau zu zweifeln. Doch erst ein anonymer Anruf bringt sie auf die richtige Spur.
Autorenporträt
Polina Daschkowa, geboren 1960, studierte am Gorki-Literaturinstitut in Moskau und arbeitete als Dolmetscherin und Übersetzerin, bevor sie zur beliebtesten russischen Krimiautorin avancierte. Für die Polizei erstellt sie psychologische Tätergutachten. Daschkowa lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Moskau. 2006 erhält sie den Radio Bremen Krimipreis.
Rezensionen
Der zwielichtige Casinobesitzer Gleb Kalaschnikow wird erschossen. Verdächtige gibt es jede Menge. Ein spannender Krimi, der ganz nebenbei Einblicke in die russische Gesellschaft bietet. (Hörzu)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2002

Gottesnärrin im Nachtclub
Polina Daschkowa sucht Mörder und russische Seelchen

Wie im Westen liegt auch in Rußland die Krimiproduktion längst in der Hand von Bestarbeiterinnen, die das Frauensoll an Mord und Totschlag übererfüllen: Alexandra Marinina, Tatjana Poljakowa und Polina Daschkowa werden in Moskau wie Popstars gefeiert. Ein Mann wie Juri Ginsburg sieht im Erfolg der russischen Sisters in Crime schon ein "Alarmzeichen für seriöse Schriftsteller". Aber warum sollte etwa eine Daschkowa, die mit vergleichsweise wenig Sex and Crime die dunklen Abgründe und lichten Höhen ihres Landes ausleuchtet, eine illegitime Enkelin Dostojewskis, ein Schandfleck der neueren russischen Literatur sein?

Ihre zehn Romane haben eine Auflage von fünfzehn Millionen erreicht; nach "Die leichten Schritte des Wahnsinns" ist jetzt der zweite ins Deutsche übersetzt worden, und er muß den Vergleich mit Patricia Cornwall, Sara Paretsky oder Ingrid Noll wahrlich nicht scheuen. Schon wahr, Daschkowa entnimmt ihre Stoffe gern Klatsch- und Boulevardblättern und umschifft nicht immer die Klippen der Kolportage. Aber sie zeichnet auch präzise spannende Psycho- und Soziogramme alter und neuer Russen, und Moskau ist nun einmal die Welthauptstadt des Verbrechens. Die gelernte Literaturwissenschaftlerin und ehemalige Lyrikerin schreibt pro Jahr drei dickleibige Kriminalromane; als Schülerin eines Stalinpreisträgers und Frau eines Fernsehproduzenten weiß sie, worauf es ankommt.

Gleb Kalaschnikow fuchtelt in seinem Nachtclub nicht mit der gleichnamigen Waffe herum. Er mag Gangster, Raffzahn, Säufer und Weiberheld sein, aber als Bilderbuch-Pate verfügt er auch über Charisma und brutalen Charme. Als er eines Nachts erschossen wird, deutet alles auf eine Abrechnung unter Brüdern oder ein Eifersuchtsdrama hin, und wirklich wird bald eine Ex-Geliebte unter dringendem Tatverdacht verhaftet: Olga, die ernste, rechtgläubige Träumerin, die sich nach guter russischer Tradition auch in tiefster Erniedrigung den reinen Sinn einer "Gottesnärrin" bewahrte. Aber die Heilige "mit der Seele einer Nonne und dem Geist einer Revolutionärin" ist natürlich unschuldig. Die Wurzeln des Verbrechens reichen weiter in die sowjetische Vergangenheit zurück, als die Polizei ahnt oder gar erlaubt.

Bei Daschkowa sind die "Untersuchungsführer" (wie der Beruf des Kriminalkommissars in der ansonsten flüssigen Übersetzung heißt) meist schwache, blasse Figuren, denen, wenn die Täter sich nicht beim Showdown selber richten, intelligente, selbstbewußte Frauen unter die lahmen Arme des Gesetzes greifen müssen. Auch im "Club Kalaschnikow" machen sie den Fall fast unter sich aus. Die Männer - Mafiosi, abgehalfterte Filmschauspieler, smarte Skandalpolitiker und Boris, der Penner - sind bloß Statisten und Abziehbilder. Um so liebevoller und souveräner zeichnet die Autorin die Frauenfiguren. Katja, Primaballerina und auf eigene Faust ermittelnde Witwe Kalaschnikows, und seine Stiefmutter, die zynisch-zickige Diva Margarita, mögen noch nach den Schnittmustern der Frauenillustrierten geschaffen sein; aber bei den Porträts der Schlampen und "Masseusen", Angestellten und Babuschkas, die sich nach den Brosamen vom Tisch der Reichen und Schönen verzehren, läuft die Daschkowa zu großer Form und fast dostojewskijschem Erbarmen auf.

Sie kümmert sich weniger um die kriminellen Balz- und Imponierrituale der "Diebe im Gesetz" als um die einfühlsame Schilderung von Menschen, Milieus und Motiven, und dieser genuin weibliche Blick in die russische Seele, hinter die Kulissen von Glanz und Elend, zahlt sich aus. Noch die Nebenerwerbskurtisane bekommt eine eigene Vergangenheit, biographische Kontur und soziale Tiefenschärfe. Das Geschwätz der verwirrten Sowjetrentnerin, der Voodoozauber der neidischen Schulkameradin, die Wohnzimmergardinen und Einkaufszettel der Hausfrauen: die gute Untersuchungsführerin liest aus allem Spuren von Sehnsucht, Gier und Enttäuschung. Der Küchendunst heruntergekommener Kommunalwohnungen sagt über das moderne Rußland immer noch mehr als das Parfum der Luxusweibchen oder der Wodkageruch der Ölmagnaten, und glücklicherweise kennt Daschkowa die Gemeinschaftsküchen, Friseursalons und Trödelmärkte Moskaus mindestens so gut wie Datscha und Duma, Sauna und Filmstudio. Und weil sie ihre Breitseiten auf die neuen Russen mit dem Pulver alter Meister von Puschkin bis Nabokov abschießt, verzeiht man Frau Kalaschnikow sogar die gelegentlichen Moralsalven und sentimentalen Fehlschüsse.

MARTIN HALTER

Polina Daschkowa: "Club Kalaschnikow". Roman. Aus dem Russischen übersetzt von Margret Fieseler. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. 444 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie auch in unseren Breitengraden, behauptet Martin Halter, schreiben in Russland inzwischen die Frauen die besten Krimis. So auch Polina Daschkowa, die bisher zehn Romane veröffentlicht hat, von denen nun der zweite auf Deutsch weitgehend "flüssig" übersetzt vorliegt. Auch wenn die Autorin sich gern durch "Klatsch- und Boulevardblätter" inspirieren lässt und manchmal zur Kolportage neigt, hat sie doch ein ausgeprägtes Talent, "präzise spannende Psycho- und Soziogramme" der Russen zu zeichnen, lobt Halter. Mit ihrem "genuin weiblichen Blick" verleihe Daschkowa auch den kleinen und eher unauffälligen Figuren "soziale Tiefenschärfe". Nach Halter versteht es die Literaturwissenschaftlerin und Lyrikerin vorzüglich, sich zwischen heruntergekommenen Kommunalwohnungen, Datscha, Duma, Sauna und Trödelmarkt zu bewegen. So gebe sie "Breitseiten auf die neuen Russen ab", deren Pulver auch aus den Federn Puschkins oder Nabokovs stammen könnte, lobt der Rezensent. Über manche "Moralsalven" und "sentimentale Fehlschüsse" der Autorin kann er daher gut hinwegsehen.

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