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Julia Horwitz, die Urgroßmutter der Autorin, war eine selbständige Frau. Die verwitwete Mutter von neun Kindern löste sich vom orthodoxen Judentum und verschaffte ihren Söhnen und Töchtern ein Entrée in die polnische Gesellschaft. Die Maxime "Kopf hoch!" wurde prägend für ihre Nachfahren. Erster Weltkrieg, Polens Wiedergeburt und erneute Besetzung im Jahr 1939, Holocaust, Flucht, Illegalität, Kulturbrüche, persönliche Krisen - all dies spiegelt sich in den eindrucksvollen Porträts und mit viel Humor erzählten Geschichten dieses Buches. Joanna Olczak-Ronikier stützt sich auf Briefe mit intimen…mehr

Produktbeschreibung
Julia Horwitz, die Urgroßmutter der Autorin, war eine selbständige Frau. Die verwitwete Mutter von neun Kindern löste sich vom orthodoxen Judentum und verschaffte ihren Söhnen und Töchtern ein Entrée in die polnische Gesellschaft. Die Maxime "Kopf hoch!" wurde prägend für ihre Nachfahren. Erster Weltkrieg, Polens Wiedergeburt und erneute Besetzung im Jahr 1939, Holocaust, Flucht, Illegalität, Kulturbrüche, persönliche Krisen - all dies spiegelt sich in den eindrucksvollen Porträts und mit viel Humor erzählten Geschichten dieses Buches. Joanna Olczak-Ronikier stützt sich auf Briefe mit intimen Geständnissen und politischen Botschaften, auf Memoiren und Hunderte von Fotografien, die vom Charakter und Charme ihrer Angehörigen zeugen. Sie würdigt die Motive und Haltungen ihrer Vorfahren, auch wenn sie deren Ansichten nicht immer teilt.

Joanna Olczak-Ronikier, geb. 1934, Mitbegründerin des berühmten Krakauer Kabaretts "Piwnica pod Baranami", Drehbuchautorin und Dramatikerin.
Die Schicksale ihrer jüdisch-polnischen Vorfahren, von Joanna Olczak-Ronikier unterhaltsam und mit großer Verve geschildert, lassen ein Jahrhundert europäischer Geschichte wieder aufleben. Über vier Generationen waren sie als Kaufleute, Bankiers, Gelehrte, Lehrer, Verleger oder Ärzte tätig von Wien und Warschau bis Paris, von Moskau bis London und New York.

Julia Horwitz, die Urgroßmutter der Autorin, war eine selbständige Frau. Die verwitwete Mutter von neun Kindern löste sich vom orthodoxen Judentum und verschaffte ihren Söhnen und Töchtern ein Entrée in die polnische Gesellschaft. Die Maxime "Kopf hoch!" wurde prägend für ihre Nachfahren. Erster Weltkrieg, Polens Wiedergeburt und erneute Besetzung im Jahr 1939, Holocaust, Flucht, Illegalität, Kulturbrüche, persönliche Krisen - all dies spiegelt sich in den eindrucksvollen Porträts und mit viel Humor erzählten Geschichten dieses Buches. Joanna Olczak-Ronikier stützt sich auf Briefe mit intimen Geständnissen und politischen Botschaften, auf Memoiren und Hunderte von Fotografien, die vom Charakter und Charme ihrer Angehörigen zeugen. Sie würdigt die Motive und Haltungen ihrer Vorfahren, auch wenn sie deren Ansichten nicht immer teilt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2012

Ganz Polen feiert Janusz Korczak

Seine genauen Lebensdaten sind bis heute nicht bekannt. Dass wir immer noch spekulieren, ob der berühmte Warschauer Kinderarzt, Erzieher und Schriftsteller Henryk Goldschmidt alias Janusz Korczak 1878 oder 1879 zur Welt kam, ist auf die Unbekümmertheit seines Vaters zurückzuführen, der sich mit dem Eintrag ins Geburtsregister Zeit ließ. Und dass sein Sterbedatum nur auf den Monat genau bestimmt werden kann, liegt an den Umständen seines Todes, mit denen auch seine Berühmtheit zusammenhängt: dem freiwilligen Gang nach Treblinka im August 1942, wo er zusammen mit den Kindern aus dem von ihm seit 1912 geleiteten Waisenhaus vergast wurde.

Die Jahrestage dieser beiden Daten, seines siebzigsten Todestags und des hundertsten "Geburtstags" seines Waisenhauses in der Warschauer Krochmalna-Straße, hat das polnische Parlament zum Anlass genommen, 2012 zum Korczak-Jahr zu erklären. Schon einen Tag nach dessen Eröffnung im Januar erstrahlte an der Front des Präsidentenpalais ein Logo mit dem Abbild des "polnischen Pestalozzi". Für den übervollen Veranstaltungskalender sorgt nicht zuletzt ein 55-köpfiges Komitee, dem die Präsidentengattin Anna Komorowska vorsteht und Prominente wie Andrzej Wajda oder Wladyslaw Bartoszewski angehören. Tagungen und Ausstellungen im ganzen Land, ein Jugendparlament, das sich mit Korczaks Erbe beschäftigen soll, die ihm gewidmete Kinderbuchmesse in Posen oder ein für Herbst geplanter Korczak-Kongress in Warschau sind nur einige Höhepunkte.

Angesichts von Korczaks Vielseitigkeit überrascht diese Würdigung nicht. Die psychische Erkrankung und spätere Einweisung seines Vaters, des Warschauer Anwalts Józef Goldschmidt, in eine geschlossene Anstalt setzten der behüteten Jugend des Sohnes ein Ende. Er war nun das Familienoberhaupt, das für andere zu sorgen hatte. Die Krankheit des Vaters bedeutete für ihn aber auch: "Ich - der Sohn eines Wahnsinnigen. Also erblich belastet." Dieser zur Obsession gewordene Gedanke hatte den Entschluss zur Folge, keine eigenen Kinder zu haben. Sein pädagogisches Talent galt den Kindern anderer.

Und dann ist da noch seine literarische Hinterlassenschaft, deren Kenntnis sich selbst in Polen auf einige Kinderbücher, vor allem auf das über den kleinen Reformer König Hänschen I., oder auf die Titel seiner wichtigsten Schriften, "Wie man ein Kind lieben soll" und "Das Recht des Kindes auf Achtung", beschränkt. Dass Korczak aber auch Satiriker, Journalist, Feuilletonist, Poet und Dramatiker war, würde die meisten überraschen. In Deutschland sieht die Situation übrigens nicht viel besser aus: Von einer Missachtung seiner Werke kann zwar keine Rede sein - immerhin liegt eine sechzehnbändige Gesamtausgabe vor -, von deren breiter Rezeption aber auch nicht.

Welche neuen Erkenntnisse das Jubiläumsjahr auch bringen mag: So erfrischend wie die im Herbst erschienene Korczak-Biographie der Krakauer Autorin Joanna Olczak-Ronikier ("Im Garten der Erinnerung") werden sie kaum sein. Sie erzählt viel Unbekanntes über den "Anwalt der Kinder" und porträtiert ihn als gewöhnlichen, widersprüchlichen Menschen - ohne sein Verdienst zu schmälern.

MARTA KIJOWSKA

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Höchste Bewunderung zollt Stephan Wackwitz dieser groß angelegten Familienbiografie, die Joanna Olczak-Ronikiers vorgelegt hat. Er schwärmt vom Reichtum an faszinierenden und staunenswerten geschichtlichen Bezügen, die dieses über vier Generationen sich erstreckende Porträt einer großen jüdisch-polnischen, bildungsbürgerlichen Familie aufweist. So berichtet er von der Urgroßmutter, die beschließt, den Weg der Assimilierung in die polnische Mehrheitsgesellschaft zu gehen, von vorteilhaften Heiraten der Töchter ins Ausland, vom Engagement der Söhne in der polnischen Nationalbewegung, vom Geschäft des Großvaters, dem berühmtesten und erfolgreichsten Warschauer Verleger im frühen zwanzigsten Jahrhundert. Besonders berührt zeigt er sich von der revolutionären Laufbahn von Maksymiljan Horwitz, dem marxistischen Großonkel der Autorin, der alle Irrungen und Wirrungen des Bolschwismus mitmachte und schließlich in den Gulag kam. Wackwitz sieht Olczak-Ronikiers Erinnerungen in der Tradition der Memoiren des polnischen Adels aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert. Zugleich geht es seines Erachtens darüber hinaus. In Anlehnung an Yuri Slezkines Diktum von der Moderne als dem "jüdischen Zeitalter" versteht er das Werk nämlich auch als Spiegel der Modernisierungsleistung der Juden, als "Adelsmemoiren der Moderne".

© Perlentaucher Medien GmbH
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"Man wundert sich, daß noch keine deutschsprachige Übersetzung dieses gewichtigen Buches vorliegt." (Neue Zürcher Zeitung)