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Juhanis Freunde finden es etwas seltsam, dass er ständig nach einer Harley-Davidson Ausschau hält. Aber auf genau so einem Ding ist Juhanis Vater Lasse, ein Tangosänger mit begnadeter Stimme, ein Tingler und Windbeutel, vor vier Jahren nach Afrika abgehauen. Zum Glück ist da noch Milja, in die Juhani sich verliebt. Als das Bild seines Vaters schon langsam verblasst, steht er plötzlich vor der Tür. Ein berührendes Buch über das Träumen, Lieben und Größerwerden.

Produktbeschreibung
Juhanis Freunde finden es etwas seltsam, dass er ständig nach einer Harley-Davidson Ausschau hält. Aber auf genau so einem Ding ist Juhanis Vater Lasse, ein Tangosänger mit begnadeter Stimme, ein Tingler und Windbeutel, vor vier Jahren nach Afrika abgehauen. Zum Glück ist da noch Milja, in die Juhani sich verliebt. Als das Bild seines Vaters schon langsam verblasst, steht er plötzlich vor der Tür. Ein berührendes Buch über das Träumen, Lieben und Größerwerden.
Autorenporträt
Marjaleena Lembcke wurde 1945 in Kokkola/Finnland geboren und studierte Theaterwissenschaften und Bildhauerei. Seit 1967 lebt sie in der Nähe von Münster in Westfalen. Sie schreibt für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Erwachsene. Für ihre Bücher wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1999, und wurde nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.2003

Tango-Vater
Eine Geschichte vom Warten

Sieben Jahre alt war Johanni, als sein Vater auf einer Harley-Davidson verschwand. Jetzt wird er bald vierzehn. Anfangs ist er zur Tür gerannt, wenn es klingelte. Doch meistens war es nur Pentti, sein Freund. Von seinem Vater kam ein paar Wochen später eine Postkarte mit einem Löwenkopf; Johanni hat sie über seinem Bett festgesteckt, zusammen mit einer Landkarte von Afrika. Seitdem stellt er sich vor, sein Vater sei dort. Ob er da auch seine Tangos singt, für die er sich so gern bewundern ließ? Die Mutter wartet nicht mehr auf ihn; sie führt, geachtet und beliebt, das Beerdigungsinstitut der Großeltern weiter.

Bis auf den verschwundenen Vater ist Johannis Welt in Ordnung und keineswegs arm an Fröhlichkeit und Übermut. Nestwärme und Verläßlichkeit findet er bei seiner Mutter und bei den Eltern seines Vaters in ihrem Holzhaus am See. Er hat gute Freunde und vor allem Milja mit den blauen Augen und den hellen Haaren, die seine scheue Liebe erwidert. Das Zeugnis, das Schulfest, erste Erfahrung mit Sexualität und immer wieder unbestimmte Sehnsucht nach einem Mann, dessen Flucht für den Sohn unbegreiflich ist - das ist es, was Johanni bewegt. Als der Vater tatsächlich wieder auftaucht, nicht im weißen Tropenanzug, sondern im karierten Holzfällerhemd, da bleibt es ungewiß, ob sie einen neuen Anfang finden werden.

Marjaleena Lembcke ist es wieder gelungen, uns teilnehmen zu lassen am Leben einer finnischen Familie, die zwar ihre Probleme hat, aber auch stark genug ist, damit fertig zu werden. Traurigkeit kann auch Teil des Glücks sein, und neben dem Kummer wohnt immer auch der Trost - so lautet die Weisheit dieses stillen realistischen Romans. Sie wird uns nicht aufgedrängt, vielmehr kommt sie leise daher in Dialogen, die eher andeuten als aussprechen, in Szenen, die sichtbar machen, was im Innern vor sich geht. Die in Finnland geborene Marjaleena Lembcke hat im Deutschen ihre Sprache gefunden, lakonisch und warm zugleich, sicher und empfindsam - eine Wohltat im lauten Wortgetümmel.

MARIA FRISÉ

Marjaleena Lembcke: "In Afrika war er nie". Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2003. 112 S., geb., 9,90 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Es war eine Harley – Davidson
Die Suche nach dem Vater wird zu einem Abenteuer
Noch nie habe ich ein Buch über die Familie eines Bestattungsunternehmens gelesen, das in Finnland spielt und einen Tangosänger zum unsichtbaren Helden hat.
Das Institut wird von der Mutter des Protagonisten, Juhani, geleitet: ihre Schwiegereltern hatten es übernommen, weil die Landwirtschaft nicht mehr genug brachte, und sie hat es weitergeführt, weil ihr der Ehemann fortgelaufen ist, oder besser: auf einem Motorrad, einer Harley - Davidson, davongebraust. Was für Boccaccio in seiner klassischen Novelle der Falke war, ist für die finnische Autorin diese Harley – Davidson. Die Maschine, ohnehin schon ein Traum vieler Jungen, taucht nun in dem Dorf, in dem Juhani aufwächst, plötzlich auf. Und ist wieder verschwunden. Ist es die Maschine des Vaters? Ist der Vater zurückgekommen? Zu Juhani, seinem einzigen Sohn? Und wo ist er jetzt? Wo ist die Harley - Davidson?
Die Sehnsucht eines ganzen Kinderlebens bricht auf und verändert alles: die Gefühle zu anderen Menschen; das Tempo des Lebens; die Einsicht in das Schicksal anderer. Sie verändert den ganzen Juhani. Er wird kritischer, misstrauisch, empfindet Liebe als Schmerz, verliert die kindliche verspielte Passivität, beginnt nachzudenken, zu handeln.
Dabei war und ist Juhani glücklich zu nennen. Seine Mutter liebt ihn, verschont ihn vor den Geschichten oder gar der Bitternis einer missratenen Ehe. Die Großeltern sind freundlich und verlässlich, so wie man es braucht. Es gibt einen besten Freund, dann auch eine Freundin und eine Clique mit Eltern aller Spielarten. Juhani kann in Ruhe die verschiedenen Erscheinungsformen der Liebe kennen lernen, auch ihre Tücken und Katastrophen. Aber in der kleinen Gemeinde, in der die Mutter die Särge mit weißer Seide ausschlägt und die Hinterbliebenen tröstet, hat jeder einen Blick auf den anderen. Juhanis Vater, den Tangosänger, mag diese Enge vertrieben haben. Juhani dagegen wird von dieser gelassenen Präsenz behütet. Man macht nicht viel Worte, sondern greift im richtigen Augenblick ein – in Juhanis Fall so taktvoll und wie nebenher, dass er es ertragen kann, ohne sich gedemütigt zu fühlen. Denn die Harley - Davidson lässt ihn natürlich nicht ruhen. Er macht sich, heimlich, wie er denkt, auf ihre Spur und entdeckt schließlich nicht den Vater, dafür aber die Männer, die den Vater kannten. Er entdeckt die Wirklichkeit hinter der Traumgestalt, die er sich zusammenfantasiert hatte und es wird ihm auch die Zeit gegönnt, sich mit dieser Wirklichkeit auseinander zu setzen und sie in sein Leben einzuordnen.
Stück für Stück, Schritt für Schritt führt Juhanis Weg aus der Kindheit heraus, und die Autorin braucht kein Wort der Belehrung zu verlieren. Sie zeigt Juhani (und dem Leser) die Menschen, in aller Ruhe. Sie zeigt ihre Kraft und Gebrechlichkeit, in aller Genauigkeit. Und sie schenkt ihrem Juhani das Glück, das ein Kind ja auch haben kann, und kommt bei dessen Beschreibung genau wie ihre Romanfiguren mit ein paar Worten aus. Figuren, die in der Erinnerung bleiben und sich vielleicht zu jenen gesellen, die das Reich der Kinderliteratur ausmachen. (ab 12 Jahre)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
MARJELEENA LEMBCKE: In Afrika war er nie. Nagel & Kimche Verlag 2003. 107 Seiten, 9,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als "Wohllaut im Wortgetümmel" hat Rezensentin Maria Frise diese Geschichte einer finnischen Familie empfunden, und preist die Sprache der Autorin als "sicher und empfindsam", "lakonisch und warm zugleich". Die Weisheit dieses "stillen, realistischen Romans" über einen vaterlos aufwachsenden Jungen erkennt sie besonders in Schilderungen, wo "Traurigkeit ein Teil des Glücks" ist und neben dem Kummer der Trost wohnt. Als Qualität des Buches wird auch beschrieben, dass diese Weisheit dem Leser nicht aufgedrängt werde, sondern in Dialogen versteckt sei, "die eher andeuten als aussprechen" und in Szenen, "die sichtbar machen, was im Innern vor sich geht".

© Perlentaucher Medien GmbH"