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Ein mysteriöses Genie konstruiert in der Blüte des Uhrmacherhandwerks die erstaunlichsten Apparate. Die feinmechanischen Kunstwerke der reichen Bürger Genfs, der anspruchsvollen Hofschranzen in Madrid und Paris, ob Spieluhr oder erste Taschenuhren - sie alle stammen von einem genialen Erfinder, dessen Puls im immer selben Rhythmus schlägt, als gehorche sein Herz anderen Gesetzen als denen der Natur. Im Jahr 1786 wird in Gurteren bei Bern ein Findelkind geborgen. Der Junge wird Laurent getauft, doch scheint er mit dem Teufel im Bund: Er altert gespenstisch rasch, murmelt ständig mathematische…mehr

Produktbeschreibung
Ein mysteriöses Genie konstruiert in der Blüte des Uhrmacherhandwerks die erstaunlichsten Apparate. Die feinmechanischen Kunstwerke der reichen Bürger Genfs, der anspruchsvollen Hofschranzen in Madrid und Paris, ob Spieluhr oder erste Taschenuhren - sie alle stammen von einem genialen Erfinder, dessen Puls im immer selben Rhythmus schlägt, als gehorche sein Herz anderen Gesetzen als denen der Natur. Im Jahr 1786 wird in Gurteren bei Bern ein Findelkind geborgen. Der Junge wird Laurent getauft, doch scheint er mit dem Teufel im Bund: Er altert gespenstisch rasch, murmelt ständig mathematische Formeln und bringt Unglück, wohin er auch kommt. Als der berühmte Uhrmacher Pierre Jacquet-Droz das Genie des Kleinen erkennt und für seine Zwecke ausnutzen will, hat schon bald seine letzte Stunde geschlagen. Laurent aber wird zum Erfinder der verrücktesten Maschinen, mit denen er die Zeit beherrschen will. In einer furiosen Jagd ringt er um den Preis für die Konstruktion der ersten Dezimaluhr - und um die Liebe von Marie Grossholtz, die als Madame Tussaud in Paris ihr berühmtes Wachsfigurenkabinett eröffnet.
Frech, spannend und komisch: ein Roman ganz auf der Höhe der Zeit ... des 18. Jahrhunderts! "Wer Herr über die Zeit ist, Madame, wird die Welt beherrschen."
Ein mysteriöses Genie konstruiert in der Blüte des Uhrmacherhandwerks die erstaunlichsten Apparate. Die feinmechanischen Kunstwerke der reichen Bürger Genfs, der anspruchsvollen Hofschranzen in Madrid und Paris, ob Spieluhr oder erste Taschenuhren - sie alle stammen von einem genialen Erfinder, dessen Puls im immer selben Rhythmus schlägt, als gehorche sein Herz anderen Gesetzen als denen der Natur.
"Hansjörg Betschart versteht es meisterhaft, die Balance zwischen Witz und Ernst, Satire und Leben, Trauer und Glück zu halten."
DIE ZEIT
Autorenporträt
Hansjörg Betschart wurde 1955 in Basel geboren. Während des Studiums an der Schauspielakademie Zürich gründete und leitete er das Basler Jugendtheater. Danach arbeitete er als Theaterregisseur in Schweden und an namhaften Theatern im deutschsprachigen Raum. Betschart wohnt und schreibt in Basel und Fougerolles. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Luchs 87 von der Wochenzeitung 'Die Zeit'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2002

Die neue Zeit
Altväterlich erzählt von
Hansjörg Betschart: „Unruh”
Als erstes schlägt einem ausgesuchte Höflichkeit entgegen. Man wird umschmeichelt, umgarnt und umworben, als „Madame” tituliert, mit Anweisungen für die Lektüre ausgestattet und über die Beschaffenheit von Raum und Zeit im allgemeinen unterrichtet. Von Anfang an lässt Hansjörg Betschart in seinem historischen Roman „Unruh” einen beflissenen Erzähler agieren, der gewichtig das Wort ergreift, sich als Fädenzieher zu erkennen gibt und im Verlauf der Geschichte immer wieder kommentierend einschreiten wird. Man stellt ihn sich unweigerlich als einen korpulenten Gelehrten mit Brille und Stirnfalten vor, der sich in seinem Lehnstuhl ausstreckt und das 18. Jahrhundert wie seine Westentasche kennt. Bloß was will dieser altmodische Herr von uns?
Die Erzählerrede ist natürlich ein Witz. Eine augenzwinkernde Wiederbelebung der kommoden Institution, ein ironischer Kommentar altbekannter Erzählerfiguren, wie wir sie von Cervantes über Manzoni bis zu Thomas Mann gewohnt sind. Jene altväterliche Stimme aus dem Off, die sorgsam ihr Personal präsentiert und gleichzeitig den Leser mit allem Wissenswerten versorgt. Vermutlich wollte Hansjörg Betschart sein Buch mit einer gewissen Patina versehen, denn schließlich dreht es sich um einen historischen Gegenstand. Gleichzeitig wollte er dem Leser zu verstehen geben, dass er natürlich um das Wagnis einer Kopie weiß und seine Pappenheimer kennt. Damit schneidet er sich ins eigene Fleisch: Die kunstvoll einstudierte Imitation ruft die Erinnerung an die Klassiker erst wach, und irgendwie waren die doch besser. Auch die Geschichte, die uns der betuliche Erzähler zu berichten weiß, ist nicht sonderlich originell.
Der Coup der Dezimaluhr
Im Mittelpunkt des Historiengemäldes steht ein stummer Findling, der auf den Tag genau drei Jahre vor dem Sturm auf die Bastille in der Nähe von Bern geborgen wird und bei einer Bauernfamilie Asyl findet. Das rätselhafte Kind mit den gelben Pupillen verweigert zwar das Wort, kann aber hervorragend rechnen. Seine Rechenkünste bringen die Familie allerdings in Aufruhr, die Zeiteinteilung scheint aus dem Lot zu geraten: statt rechtschaffen seine Felder zu bestellen, berechnet der Bauer nur noch alle Tätigkeiten, schläft bei Tage und wacht in der Nacht, seine Frau verfällt dem Suff, die drei Töchter kommen um. Der eigentümlich rasch alternde Findling, inzwischen auf den Namen Laurent getauft, wird herumgestoßen, bis er eines Tages bei einem Uhrmacher mit revolutionären Umtrieben landet und sich sofort das Handwerk aneignet. Doch wohin das Genie in den armseligen Kleidern sich wendet, man neidet ihm sein Talent. Auch mit seinem späteren Förderer, dem europaweit gefragten Uhrmacher Jacquet-Droz, etabliert sich ein Unterdrückungsverhältnis, bis Laurent eines Tages im Paris der Septembermorde von 1792 zumindest ein Mal in seinem Leben das bekommt, was ihm zusteht. Denn trotz aller Widrigkeiten gelingt Laurent ein genialer Coup: auf sein Konto geht die Erfindung einer Dezimaluhr, mit der die neue Zeit im neuen bürgerlichen Zeitalter gemessen werden soll.
Wie ein braver Bruegel-Adept bemüht sich Hansjörg Betschart darum, das Landleben bunt auszupinseln und es in seiner Deftigkeit auferstehen zu lassen. Ob Züchtigungen, Hungersnöte, Bauernschläue, Teufelslisten oder Vergewaltigungen, alles fließt mit ein. Von blutsaugerischen Herrschern über geile Pfarrer bis zu mannstollen Damen wird einem jeder Topos geboten. Nur leider ist Betschart kein Bruegel und auch kein Boccaccio: seine Landszenen sind zäh und langatmig, das Personal ist überzeichnet bis zur Karikatur, Laurent bleibt eine leblose Figur. Die Geschichte seines weiblichen Gegenstücks Marie Grossholt, die wohl zur Belebung der Dynamik eingeführt wurde, fügt sich schlecht in das Handlungsgeflecht ein, und der gemeinsame Lebensabend am Schluss des Romans wirkt wie aus Verlegenheit hinzu erfunden. Gelungener sind die Genfer Stadt-Episoden: ein paar Seiten lang hat man das Gefühl, das 18. Jahrhundert tatsächlich von innen heraus kennen zu lernen. Doch dann verpufft der Eindruck. Der halb wissenschaftsgeschichtliche, halb philosophische Hintergrund über den Charakter der Zeit und ihre Bemessung erstickt schon bald die aufkommende Lebendigkeit.
Den Lebensweg einer absonderlich begabten Person nachzuzeichnen und mit einem Sittengemälde zu vermengen, galt in den vergangenen Jahren als Erfolgsrezept: nicht nur der Weltbestseller „Das Parfüm” von Patrick Süßkind ging in diese Richtung, auch Robert Schneider erzählte in „Schlafes Bruder” von dem Schicksal eines Musik-Genies, und Gunther Gross ließ in seinem überraschend populärem Debüt „Der Gedankenleser” einen Mann durchs 19. Jahrhundert taumeln, der direkt in den Geist seines Gegenübers schauen konnte. Hansjörg Betschart variiert zwar die Spielart der Begabung, aber sein Roman reicht nicht an die Vorgänger heran und ist kaum mehr als ein schales déjà-vu. Das 18. Jahrhundert mag noch so gründlich aufgearbeitet sein – wirklich ergreifen kann einen die Geschichte nicht. Da nützt alle Ehrerbietung des wackeren Erzählers nichts. Man schlägt seine Empfehlungen in den Wind und will ihn dorthin zurück schicken, wo er her kam: in die Gelehrtenkammer.
MAIKE
ALBATH
HANSJÖRG BETSCHART: Unruh. Roman. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2002. 350 Seiten, 19, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gieri Cavelty findet diesen Roman, in dem der absonderliche Werdegang des Uhrmachers Laurent Desept Ende des 18. Jahrhundert geschildert wird, viel zu wenig "stringent", um ihm mit Genuss folgen zu können. Der Rezensent erkennt in der gewählten Gattung der "History-Fiction" zwar die "phantastischen Möglichkeiten" für den Schweizer Autor und er attestiert ihm, diese auch mit "Lust und nicht ohne ironisches Augenzwinkern" angegangen zu sein. Zum Beispiel hebt er die Passage hervor, in der der Berner Uhrwart Curtius den Bernern derart geschickt die "Zeit stiehlt", dass sie heute noch in dem Ruf stehen, besonders langsam zu sein. Doch dass die Hauptfigur dafür das "Charisma einer Eieruhr" besitzt und von den Nebenfiguren völlig in den Schatten gedrängt wird, moniert Cavelty als groben Mangel des Romans. Für ihn ist das Buch insgesamt eine "unausgegorene Mischung" aus durchaus "originellen Einfällen, drögen Denksportaufgaben" und literarischen Anspielungen. Dazu ist ihm das ganze zu "comichaft-überdreht": nicht nur murmelt schon das aus der Saane gezogene Baby Desept Primzahlen vor sich hin und treibt jeden, der mit ihm zu tun hat in den Wahnsinn, am Ende löst Desept sich gar in Luft auf. Dies ist dem Rezensenten offensichtlich zu viel des Guten.

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